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Rr.lü.I Beiblatt zi»» „Chemnitzer Geiiernl-Anzetger" »nd zinn „Sächstsilien Landdoteu". I iggz. ^ Weil Du sv gut! Ich glaub' an Dich! —<Ls kann nicht trügen, Dies Auge seelenvoll und klar, Ich les' in Deinen offnen Zügen Dein ganzes Wesen rein und wahr! Sprichst Du beredt von Lieb' und Treue, Durchströint mich neuer Lebensmuth, Und deutlich fühl' ich stets auf's Neue: weil Du so gut, bin ich Dir gut! Ich glaub' an Dich! — Als ich erkannte, — Beim Abschied war's — daß Du mir hold, Schnell jeden Zweifel ich verbannte, Gewiß! Dein Herz ist laut'res Goldl Mein Lebensschiff, wie wär's geborgen In Deinem Schutz, in Deiner Hut, Mit Dir vereint in Freud' und Sorgen — Weil Du so gut, bin ich Dir gut! Adelaide v. Gottbcrg-Herzog. Znm Wohnungswechsel. Ein Klagelied einer gerührte» Hausfrau. Mein Mau», der ohnedies leicht dcsparat wird, ist ganz auseinander über alle die Wirth- schast, die wir die letzten Tage her gehabt habe», bis wir a»S der eine» Wohnung draußen und in der anderen glücklich drin» waren. Das ganze Jahr wannst Dich ans Deine Möbel oerlassen kannst und weißt, daß sie einen Puff anshallcn — sobald 's Ziel daher kommt, nachher meinst, Du hast lauter Marzipan- zeng und Bnltcrwcckcr!» in der Wohnung nmcinandcrsleh'n. Diese Angst, die man ansslchen muß, bis jedes Stnckl glücklich ans der Wohnung hin aus und ans dem Magen nnlcrgcbracht ist! Mein Mann ist den ganze» Tag über in der alten Wohnung halb über das Fcnstcr- brettel hinansgehängt, um zu sehe», ob drunten Alles ordentlich oor sich geht, und hat dabei mit den Füßen gczappclt — wie ein Sports- fahrer — dann wieder ist er hercing'fahren, hat dann den Leuten Anordnungen geben wollen und ist ihnen dabei blos i»> Weg «ingegangcn. Aber der See will seine Opfer habe», wie Schiller sagt, und der Auszug auch. Unser schöner, großer Spiegel — weinen könnt' ich, wenn ich d'ran den!' — war natür lich ovn Anfang an unsere Hauptsorge und wir haben alle Zwei Herzklopfen gekriegt, bis ihn die Träger von der Wand herunter und an der Hansthüre gehabt haben. Jede Stufe von der Treppe haben wir von oben ans miterlcbt und anfgeathnict haben wir erst, wie wir gehört haben, daß sic glück lich damit im Hausflur angelangt sind. „Wenn Ihnen »nr nicht ei» Hund zwischen die Fuß' kommt'!" hat mein Mann dann ge- rnfe >, zieht ein paar Mal ncrriös an seinem Tabakspfcifcrl und lanst ans's Fcnster zu. Ich steh hinter ihm; denn mben einander bei einem Fenster hinansznsehe», erlaubt uns Misere „Schlankheit" nicht. Vor lauter Unge duld kann's ich nimmer anöhallcn. „Sind's schon am Trottowac?" frag' ich „Ja!" sagt er — thnt einen Schrei, fangt mit die Hand'; aber es giebt schon eine» Krachen drunten auch: Ihm ist bei dem Ja- sagcn das Pfeifer! aus dem Mund gefallen und mitten in den Spiegel hinein, der an einander gefahren ist wie ein Spinnwebenetz Jetzt können Sie sich diese Szene vorstelle» die das gegeben hat! Er sagt alleweil: „Hälfst nicht gefragt!" und ich sag' alleweil: „Hälfst das Pfeiserl zuerst herausgetha», ehst red'st!" Der Spiegel ist aber nicht wicder ganz ge worden davon. Solche Leiden bleiben Einem beim U»n> ziehen nie erspart.