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Nr. 14. ^ Beiblatt zim, »Chcinuitzer^General-Anzetger" und zmn „Sächsischen Landboten". ^ i8SS^ Schau in Dich. was ist das Licht dem, der nicht sieht, was ist der Schall dem, der nicht hört? was ist die Welt dem, der sie flieht And ahnungslos sich selbst bethärt? wer nicht in sich die Welt entdeckt, Sieht sie von außen niemals klar; wenn Liebe nicht das Herz erweckt, wird nichts verborg'nes offenbar. Lin reiner Abglanz ist die Welt Des Geistes, der nie fehlt und irrt, Und, wenn sie trüb' in's Aug' Dir fällt, Dein Aug' ist's, das ihr Bild verwirrt. Du bist der Schleier Gottes hier, Die Welt ist ohne Dich nicht da Für Dich .. . Such' Deinen Zweck in Dir. Und selbst das Fernste siehst Du nah'. Dschelaleddin Rumi. Frühjahrs-Setrachtungen. Ja, ja, unser Thierschutzverein! Er meint es ja ganz gut mit den liebe» Viecherls, aber überall kann er sein' Nas' doch nicht neinstecken. Da seh n wir z. B. so oft das treue Hundert neben der „Elektrischen" herlaufen, während sein Herrlein oder Fräulein im Wagen den arme» Vierfüßler bedauert. Das ist doch auch „Thierquälerei"? Jst eS denn gar nicht möglich, daß man jetzt, wo das elektrische Netz sich immer mehr ausbreitet, wenigstens den kleineren Hundert» den Eintritt in den Wagen gestattet? Der Hund ist doch sonst des Menschen Begleiter auf Schritt und Tritt — schenkt den» das gar Niemand, wenn — besonders in der heißen Jahreszeit wieder — gefühlvolle Hundebesitzer ihre armen keuchenden, lechzenden Thiere durch die ganze Stadt hinter den mit Eilzugs- geschwindigkeit dahinsausenden Waggons darein- renncu lassen? Und weil schon einmal vom Hund die Red' ist, giebt'S denn auch dafür kein Mittel, daß sausende Radler und -innen die armen Viechertn im Galopp hinlerherrennen lasse», bis ihnen Lung' und Leber heraushängt? Es ist schon ein herzerhebender Anblick, wenn man di« sich immer mehrenden Karren betrachtet, an denen so ein armer treuer Vier füßler sich abquält, während der Lenker, der von ArbeitStheilung meistens noch keinen rechten Begriff hat, mit den Händen in den Taschen daneben herspaziert und den braven Hund bloß hie und da durch einen freundlichen Fußtritt aufmuntert. Allerdings werden es viele Menschen lächerlich finden, sich um Leiden und Freuden eine» Hundes zu kümmern. Das moderne Leben verlangt vor Allem die Rücksicht auf sich selber. Es giebt nur Einen, aus den man aufpaßt: Da- liebe Ich! Wann's nur dem gut geht, den Anderen kann'» gehe», wie will! In der Richtung sieht man jetzt wieder das rührende Schauspiel, wie unsere Damen — die zarten Seelen, die bei jeder Gelegenheit wie Butter zerfließe» — sich gar nicht genug Vögcrln, Vogelfcderln, Vogelflügerln auf ihre Hüt' hinaufkaufen können, bis das Ganze ausschaut wie eine Vvgelausstelluug und da verlangt man dann noch, daß die arme» Hinter bliebenen Vögerln draußen in Wald und Flur jubeln und jauchzen und den Frühling ansinge». Wann nur wenigstens Manche von diesen Gnädigen ein paar Gansflügeln auf den Hut hinaufstecken würde — die wären doch sicher groß genug und würden häufig auch am Besten zum Ganzen passe»! Die Welt ist voll Narretei! Besonders wann sich der Mensch aus seinem Winterklüstl herausschält und wieder frei daher- kommt, sieht man da» am Besten! Jetzt fangen's schon wieder an, die kleine» Kinder mit ganz kurzen Nöckerln und nackten Beiudeln herumlaufen zu lassen. Der Schutz kann nicht fei» genug und da» Strumpfe