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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020201016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902020101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902020101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-01
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
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1. BeilWW ZchM TaMt mi> AnzM Nr. N, öRmteiiS, l. Mrim IM. (Kttßr«'Äisßck.) Amtlicher Theil. Bekanntmachung, betreffend Die Manuschaftrn »es veurlaubtenstaude». Vom 1. April 1902 ab werden jeder Unteroffizier und Mann der Reserve, Landwehr I und II, sowie die Di-positiou-urlauber und einig« Mannschaften der Ersatzreserve ein» Mittheilung — K.iegSbeordernna oder Paßnottz — über ihre Verwendung im F»lle einer Mobilmachung, gilttg für da» nächste Mobilmachung», jahr (vom I. Avril bi» 31. März nächsten Jahre») bereits im Frieden auSgehändigt erhalten. 1) Die Zustellung der KriegSbeorderungen (auf rothem Papier) beziehentlich Paßnotizen (auf weißem Papier) erfolgt in der Stadt Leipzig durch Beamte de» Polizeiamts Leipzig, in den zum Landwehrbezirk Leipzig gehörigen Gemeinden durch die Gemeindebehörden in der Zeit vom I. bis 15. März d. I. 2) All« noch nicht zur Meldung gebrachten WohnungSverände. rungen sind sofort dem Bezirks-Kommando, Hauptmeldeamt, zu melden. 8) Die Mannschaften deS BeurlaubteustandeS, ausgenommen Ersatzreserve, haben in der vorstehend genannten Zeit — wenn sie nicht selbst zu Hause sein können — einen erwachsenen Anverwandten, Mitbewohner, den Ouartierwirth u. s. w. mit der Empfangnahme des Befehl- zu beauftragen. 4) Jeder Unteroffizier und Mann der Reserve, Landwehr I und II und jeder DlspositionSurlauber, der bi- zum 15. März noch keine Kriegsbeorderung bezw. Patznotiz er- halten hat, hat die- umgehend dem Bezirks-Kommando, Hauptmeldeamt, schriftlich oder mündlich zu melden. Die Ersatzreserve hat diese Meldung nicht zu erstatten. Leipzig, am I. Februar 1902. Königliches Bezirks-Kommando Leipzig. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmung in 8 35 der JmmatriculationS- und DiSciplinar-Ordnung, nach welcher die Legitimationskarlen der Studirenden allhier alljährlich einmal gegen andere dergleichen nm- zutauschen sind, werden di« Herren Studirendcu hierdurch aus- gefordert, ihre LegitiniationSkarten vom 1. bis längstens den 8. Februar 1902 persönlich in der Expedition des Universitäts-GerichtS zu produciren und sich deS Umtausche» derselben gegen neue dergleichen zu ge wärtigen. Hierbei wird zugleich bekannt gemacht, daß vom 9. Februar d. I. an die bisher ausgestellten Legitimationskarten ihre Gültigkeit ver- tieren und zur Legitimation irgend einer Art nicht mehr dienen. Leipzig, den 21. Januar 1902. Das Universitäts-Gericht. vr. Meltzer. Ausschreibung. Für den Neubau des Veterinär - Instituts und der Vc- terinär-Klinik der Universität Leipzig sollen die Schlosserarbeite» vergeben «erden. Die Preisverzeichnisse sind im UniversitäiS-Rentamte (Registratur) gegen Erlegung deS Selbstkostenpreise- zur Ausfüllung zu entnehmen. Di« Zeichnungen und Proben sür die Beschläge liegen im Bau- bureau (Ecke LionSstraßr und Windmühleaweg) zur Besichtigung aus. Die Angebote sind verschlossen und mit entsprechender Aufschrift versehen portofrei bis zum 8. Februar 1902 a» daS Universitäts-Rentamt einzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern, welche bis zum 15. Februar 1902 au ihre Angebote gebunden sind, bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 31. Januar 1902. UniversitätS - Rentamt. Riemer. Bekanntmachung. Der am I. Februar dieses Jahres fällige erste Termin der StaatSgrnndftrner ist nach zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu entrichten. Die Steuerpflichtigen werden hierdurch ausgefordert, ihre Steuer beträge nebst der städtischen Grundsteuer, welche nach 8 6 des Regulativs für die Gemeindeanlagen der Stadt Leipzig voni 26. März 1879 mit Gins vom Tausend des im Kataster eingestellten Grnndwerthes an demselben Tage fällig wird, von genanntem Tage ob bis spätesten- 14 Tage nach demselben an die bekannten Zahlstellen zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist tritt daS gesetzliche Beitreibungs verfahren ein. Leipzig, am 30. Januar 1902. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Dittrich. Koch. Ausschreibung. Für den Neubau deS 2. StaalsgymnaliumS an der Elisenstraße in Leipzig sollen vergeben werden: -te Glaserarbeiten. Die Bedingungen und ArbeilSverzeichnisse, sowie die Pläue können beim Hochbau-Amte» Rathhau», II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7 eingrsehrn oder gegen porto- und bestellgeldfreir Einsendung von 2 ^l, die auch in Briefmarken erlegt werden können, bezogen werden. Dir Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: ,2. StaatSghmnalinm, Glaserarbetten" versehen, bis zum 1t. Februar 1902, Bormittags 10 Uhr an obengenannter Stelle portofrei einzureichen Der Rath behält sich jede Entschließung vor. Leipzig, den 3l. Januar 1902. DeS Rathöder Stadt Leipzig Deputation zum Hochbauwesen. Der städtische Lagcrhof in Leipzig lagert Waare» aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager scheine werden von den meisten Bankinstituten beliehen. Leipzig, den 7. Januar 1899. Tie Deputation »um Lagerhose. Aufgebot. Die Aktiengesellschaft unter der Firma „Oberrheinische Bank" in Mannheim, vertreten durch den Direktor Grosch und den Prokurist vr. von Zuccalmoglio daselbst, hat da» Aufgebot eine- von der Firma C. Erhardt L Cie. in London al» Ausstellerin auf M. Hürügel in Leutzsch bei Leipzig gezogenen, von diesem angenommenen, an W. Wagner jun. in Plattenberg weiter begebenen, hieraus an den Barmer Bankverein, Hiusberg, Fischer L Co. in Barmen und von diesen« an die Oberrheinische Bank in Mannheim indossierten, am 30. Mai 1901 fällig gewesenen Wechsel- über 1000 .äl beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgesordert, spätestens in dem aus Mittwoch, den 7. Mai 1SV2, Mittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumrlden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Krastloserklärung der Urkunde erfolgen wird. Leipzig, den 19. Oktober 1901. Königs. Amtsgericht, Abth. II Nebenstelle, JohanniSgasse 5,1. Aufgebot. Bei dem unterzeichneten Gerichte ist das Aufgebotsverfabren zur Herbeiführung der Todeserklärung folgender verschollener Personen eingeleitet worden: 1. deS am 24. April 1852 in Eilenburg geborenen Klempners Friedrich Max Börckci, 2. des am 11. Juni 1858 in EckmonnSdorf geborenen Steinbild- Hauers Heinrich Richardt Baumgarten» 3. deS am 1. December 1848 in Sieglitz geborenen Droschken kutschers Eduard Hermann Müller, sowie 4. de» am 22. Mai 1846 in Leipzig geborenen Schriftsetzers Gustav Adolf Schenk und zwar auf Antrag zu 1. des Werkmeisters Fritz Georg Vörckel in L.-Reuduitz, zu 2. deS Monteurs Erust Otto Baumgarten in Halle o/S. und des Oswald Hugo Loibar Baumgarten in East Dedham, zu 3. des Lokalrichters Schaarschmidt in L.-Lindeuau — als Ab- wesenheitspsleger des Verschollenen —, zu 4. deS Lokalrichters Cail Heinel in L -Conuewitz — als Abwesenheitspsleger des Verschollene» —. Das Gericht hat den Anträgen stattgegeben. Als AufgebotStermin vor dem hiesigen Gerichte — Geschäftsstelle: Johannisgasse 5 — wird Mittwoch, der 24. September 1902, 12 Nhr Mittag bestimmt. ES ergeht hierdurch die Aufforderung: 1. an die Verschollenen selbst, sich spätestens im Aufgebots- termiae zu melden, widrigenfalls auf Antrag die Todes erklärung erfolgen wird, L. au alle, die Auskunft über Leben oder Tod der Verschollenen zu ertheilen vermögen, spätestens iin Aufgebotstermine dem Gerichte hierüber Anzeige zu machen. Leipzig, den 8. Januar. 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIL?, Nebenstelle Johannisgasse 5. Auf Blatt 11302 des Handelsregisters ist heule die Firma I. Lichtenstein in Leipzig (Schleußig, Könncritzstraße Nr. 21) Zweigniederlassung der in Berlin unter gleicher Firma bestehenden Hauptniederlassung, und als deren Inhaber dec Kaufmann Herr Adolph Lichtenstein in Berlin eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Betrieb eines Steppdecken- und Daunendecken-FabrikationsgeschäftS. Leipzig, Len 30. Januar 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIL. Auf Blatt 11215 des Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß Herr Heinrich Otto Reiche auS der Firma Reiche äk Schmivt in Leipzig als Gesellschafter anSgeschiedcn ist. Leipzig, den 30. Januar 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIL. Fei-illetsn. Aus Umwegen. Eine lustige Geschichte vvn PaulBliß (Berlin). Nachdruck verdoikn Bieder einmal, wie so oft schon, war Herr Albert Bräunlich in arger Geldverlegenheit. Erregt lief er hin und her, fuhr sich mit der Hand durch das lockige, braune Haar und zermarterte sich das Hirn, wie er es nur möglich machen sollte, seinen vielen und dringenden Verpflich tungen gerecht zu werden. Endlich warf er sich mißmuthig ans das alte Sopha. Er wußte keinen Nath, wie er diesmal sich Hilfe und Beistand schaffen sollte. Und nun lag er verärgert und verbittert da und haderte mit dem Geschick, das ihm so bös mitspielte. Plötzlich griff er nach einem alten Buche, das neben dem Sopha an der Erde lag. Es war ein Band aus der Leihbibliothek, ein vergessener Roman von Lonise Mühlbach, den ihm seine Wirthiu aus der Buchhandlung geholt hatte: in diesem Buche hatte er vorher ein paar Seiten gelesen, als ihm die Sache aber zu langweilig wurde, hatte er sich geärgert, daß er sich dies thörichte Buch hatte von der Wirthin aufschwatzen lassen, und dann war der dicke Band in die Ecke.Lcflogcn. Nun hob er ihn aufx nm ihn zuriickzuschickcn. Und eben, als er den vergilbten und verstaubten Band aus der Hand legen wollte, bemerkte er, daß auS der Mitte des Buches ein Zettelchen herauslugte: halb mechanisch, halb neugierig zog er das kleine Papier hervor und las zu seinem Erstaune»: „Ich bin eine Optimistin. Ich will meine Hoffnung auf einen glücklichen Zufall setzen. Vielleicht findet ein junger Mann diesen Zettel, und vielleicht hat dieser fuuge Mann den Muth, mich zu befreien. Ich lebe und leide unter der Tyrannei einer Tante. Ich möchte gar zu gern heirathcn, aber ich lerne fast gar keine Männer kennen, weil die Tante mich mit Argusaugcn beivacht. Ich bin eine „gute Partie", und ich glaube wohl, daß ich einen Mann recht glücklich machen könnte. Wenn sich also ein Muthiger findet, so möge er nur vertrauensvoll nach der Maricn- straße Nummer 3 kommen und dort im Parterre nach Fräulein Lydia Ebersbach fragen: bitte, aber nur in der Zeit von 2 bis 3 Uhr, weil dann die Tante schläft. Ich hoffe also!" Als Herr Albert Bräunlich diese Zeilen las, muhte er zunächst, trotz seiner grämlichen Stimmnng, lächeln über den Ulk, denn etwas Anderes konnte cs ja doch nicht sein; dann aber, als er den Inhalt noch einmal durchflog, fesselte ihn eine Naivität, die ihm echt zu sein schien, und da durchzuckte ihn plötzlich der (Äedanke: Und wenn cs nun kein Ulk, sondern ernst gemeint wäre! Und nun sprang er wie clektrisirt ans und eilte au den Schreibtisch, wo in einem Seitenfach das dicke Adreß buch lag. Mit zitternden Fingern blätterte er die Seiten um, bis er sein Ziel erreicht hatte — und siehe, da stand wirklich schwarz auf weiß zu lesen: „Lydia Ebersbach, Maricn- straße 3, parterre." Nachdenklich sank er in seinen Sessel zurück. Also cs war kein Ulk. Was nun? Was nun? Alles in ihm war in Aufruhr: dies seltsame Ereigniß erregte ihn derart, daß er seine kritische Lage vergaß und nur noch an die Schreiberin dieser Zeilen dachte. Selbstverständlich mußte er hingchen! Sehr umständlich und gewählt machte er Toilette, denn er wußte aus Erfahrung, daß oftmals der erste Anblick maßgebend ist. Um zwei Uhr trat er den Weg an. Das Herz pochte ihm, wie einem Secundaner, der sein erstes Stelldichein hat. Als er endlich die Klingel zog, zitterte seine Hand so stark, daß er alle Kraft zusammen nehmen mußte, um Herr der Situation zu bleiben. Ein älteres Dienstmädchen öffnete und fragte nach seinen Wünschen. „Ich möchte Fräulein Ebersbach sprechen, bitte, hier ist meine Karte", sagte er so ruhig, als ihm nur möglich war. „Das junge oder das alte Fräulein ?" fragte die Magd, indem sie ihn ein wenig erstaunt musterte. Kurz entschlossen antwortete er: „Fräulein Lydia Ebersbach, bitte." Jetzt lächelte die Magd ein wenig: „So heißen beide Damen, die Tante und die Nichte." „Also bitte, melden Sie mich dem jungen Fräulein, und sagen Sic, bitte, ich käme wegen des Mühlbach'schen Ro- manes." Er mußte warten. Indessen sah er sich im Vorraume um und bekam den Eindruck, daß die Wohnung einen gut bürgerlichen Geschmack nnd solide Wohlhabenheit verrieth. Dann kam die Magd zurück und sagte: „Das Fräu lein läßt bitten", - wobei sic ihn in den Salon führte. Als er eintrat nind sich umseheu wollte, kam durch eine andere Thüre ein junges Mädchen, das ihn erstaunt musterte, aber mit wohlerzogener Manier zum Sitzen ein lud und fragte: „Darf ich erfahren, was Sie zu uns führt?" Er sah sie an, init sicherem Blick und mit unverhehlter Bewunderung, denn er fand, daß sie nicht nur jung und hübsch war, sondern daß sie auch einen Zauber echt weib licher Anmuth auöstrahlte, der ihm das Herz pochen ließ. Endlich begann er: „Ich habe den Mühlbach'schen Roman „Aphra Rehn" gelesen, und ich bin dem Zufall dankbar, der inir dies Buch in die Hand geführt hat." Sie aber nickte nur lächelnd und sagte nichts. Etwas unsicher begann er wieder: „Sic sehen also, Ueber Leu Nacblaß der Marte Friederike Wilhelmine Perm. Aleischermeister Müller in L-Neuschüneield, Kouradstr. 26, ist heute, am 30. Januar 1902, Nachmittags Uhr, LaS Konkurs verfahren eröffnet worden. Verwalter: Herr RechiSanwalt Loeffler in Leipzig. Wahliermin am 17. Februar 1902, vormittag- II Uhr. Anuieldesrist bis zum 1. März 1902. PrüsuugSteriniu am 15. Marz 1902, vormittags 11 Uhr. Offener Arrest mit Anzrigefrist bis zum I. März 1902. Sönigl. Amtsgericht Leipzig, Abth. IIX', Nebenstelle, JohanniSgasse 5, de» 30. Januar 1902. Konkursverfahren. DaS Konkursverfahren über daS Vermögen kdes Kaufmann- Franz Eduard Hoffmann, Inhabers der Nutzholzhandlung unter der Firma: Franz Hoffmann in Leipzig, Blumenstraße 12, wird nack Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Leipzig, den 29. Januar 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. Iiz.', JohanniSgasse 5. Versteigerung. Montag, am 3. Februar 1902, vorn«. 10 Uhr, sollen iin Versteigerung-lokale deS hiesigen Kgl Amtsgericht» 1 Roll wagen, 1 Woarenregal, 1 Ladeniofel. 1 Sopha mit braunem Bezug, 2 Stühle, 1 Lehnstuhl, 40 Oeldruckbilder und eine Anzahl bess. Möbel meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 31. Januar 1902. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Dienstag, den 4. Februar 1902, Bormittags 11 Uhr soll im Grundstück L--Neuschöneseld, Conradstraße 18 1 Stcindrnckhandpresfe öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung der- steigert werden. Leipzig, den 31. Januar 1902. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Der Wein-Ausverkauf in Rissel's Konkurse wird täglich zwischen 9 und 12 u. 2 bis 6 Uhr in der seitherige» Weinstube zum Erdener Treppchen, Brühl 25, fortgesetzt. Vorhanden sind noch gute Rhein« und Mosel-, sowie die aus dem Zolllager entnommenen Bordeauxweine, weiße und roihe Port weine, Sderry, Madeira und Marsala, die zu bedeutend herab- gesetzten Preisen verkauft werden. Lokalrichier Vrumiulltr. Die zur Herstellung einer massiven Einfriedigung der Garnison- Bäckerei in Riesa erforderliche» Schlofferarbeiten sollen in öffentlicher Verdingung vergeben werden. Zeichnungen und Verdingungsunterlagen liegen im Geschäfts zimmer deS Unterzeichneten — Rie!a, Kaserne an der Meststraße — zur Einsicht aus und können BeidingungSanschläge daselbst gegen Erstattung der Selbstkosten entnommen bezw. bezogen werden. Angebote sind verschlossen und mit einer den Inhalt bezeichnenden Aufschrift versehen bis Freitag, den 14. Februar 1902, Vormittag 11 Uür postsrei an unten bezeichnete Stelle einzureichen. woselbst die Er öffnung in Gegenwart der erschienenen Bieter erfolgen wird. Zuschlagsirist 6 Wochen, Auswahl unter Bewerbern bezw. Zurück weisung säinmtlicher Angebote bleibt Vorbehalten. Königs. Garnison-Baubeamter Riesa. Kunst und Wissenschaft. Musik. Fünfzehntes Gewandhaus Eoncert am 30. Januar 1902. DaS vorgestrige Eoncert erbrachte den Beweis, daß bei geschickter Zusammenstellung daS Programm neuer und neuester Erzeugnisse zuweilen entbehren und dennoch viel Abwechselung bieten kann. Nichts spricht beredter für die Bedeutung und daS Vollgewicht der Symphonien von Johannes BrabmS, als die Thatsacbe, daß sie den Spielplan aller bedeutenden Concertinstiiute Deutschlands beherrschen, obne Umschweif der Symphonie Beethoven'S angegliedert worden sind und als Neuheiten so wenig empfunden werden, als ob ihre Entstehung ein halbes Jahrhundert zurückläge. Unserem Gewandhaus zumal, seinem ausgezeichneten Orchester und nicht zuletzt seinem berühmten Dirigenten Herrn Professor Artbur Nikisch gebührt die Ehre, den Sym phonien diese- Meisters von vornherein mit Ueberzeugung und Wärme entgegengekommen zu sein, ihren Siegeslauf zwar nicht veranlaßt, aber doch beschleunigt zu baben. Alle Bedingungen einer langen Lebensdauer tragen sie außerdem in sich. Ihr Gefüge ist so fest gezimmert, daß es weder durch Becken und Tamtam, noch durch die große Trommel der gnädiges Fräulein, daß Sie Ihr Optimismus nicht irre geführt hat, — cs geschehen auch heute noch Wunder, — man muß daran nur glauben!" Darauf erwiderte sic lächelnd: „Verzeihen Sie, mein Herr, aber ich verstehe nicht, auf was Sie da anspielen." Jetzt bekam er Mnth. Mit einer eleganten und sicheren Handbewegung sägte er: „Ich bin der Muthige, gnädiges Fräulein! Und wenn ich Ihnen nicht mißfalle, so —" weiter kam er aber nicht. Denn sie erhob sich und antwortete artig, aber bestimmt: „Ich glaube, mein Herr, daß hier ein kleines Mißverständ- niß vvrliegt." „Aber nein, meine Gnädigste!" bcthcncrte er, „ich habe Ihren Zettel gefunden!" „Welchen Zettel ? Ich weiß von keinem Zettel!" „Was!?" — Einen Augenblick sah er sie prüfend an, dann entgegnete er, heiter zwar, aber doch mit einiger Energie: „Sehen Sie, gnädiges Fräulein, das war nnn nicht nett! Wenn man schon 'mal so etwas thut, muß man auch die Consequenzcn seiner Handlung tragen! — Oder aber, wenn ich Ihnen denn absolnt nicht gefalle, dann ge stehen Sie es mir wenigstens offen ein, — dann nehme ich meinen Hnt nnd empfehle mich sofort wieder!" Lächelnd antwortete sie: „Ich wiederhole Ihnen, mein Herr, hier liegt ein Mißverstündniß vor. Ich weiß wirk lich von keinem Zettel!" Nun wnrdc er mit einem Male kleinlaut: „Also hat sich jemand Anderes mit Ihrem Namen einen sehr schlechten Scherz erlaubt! — Hier, bitte, dies Papier fand ich heute in dem alten Nvman!" — wobei er ihr das Zettelchen überreichte. Höchst erstaunt las sic, las wieder, lächelte dann, und sagte endlich: „Das ist aber wirklich sehr sonderbar!" — Dann klingelte sie, nnd als gleich darauf die Magd er schien, gab sie ihr leise einen Auftrag. Mit einigem Befremden hatte er ihr ganzes Gebühren mit angesehen, indessen wagte er nicht, zu fragen, sondern wollte warten, wie sich das Räthscl lösen würde. Schon in der nächsten Minute wurde die Thür geöffnet und eine alte Dame trat ein. „Liebe Tante", begann das Fräulein, nachdem sie vor gestellt hatte, „dieser Herr hat heute diesen Zettel in einem alten Romane gefunden: wenn ich nicht irre, hast Du das geschrieben, nicht wahr?" Herrn Albert Bräunlich wurde es plötzlich schwarz vor den Augen, — das ganze Gebäude seiner kühnen Hoff nungen sank in ein Nichts zusammen. Inzwischen hatte die alte Dame ihre Brille aufgesetzt nnd las nun den Inhalt deS kleinen Papiers. Dann lächelte sic mit leiser Wehmnth nnd sagte mit ihrer milden Stimme: „Ja, ja, das habe ich einst geschrieben. Aber vor vierzig Jahren. Jetzt dürfte es wohl zn spät sein, mich noch zu l entführen. Sic hätten das Papier früher finden müssen, Widersacher, kurz allein Schlagzeug der Welt erschüttert werden kann. Auch an schmachtenden Süßigkeiten und pikanten Leckerbissen üdersältigt man sich schnell, und der prunkvollste Aarbenglanz, der üppigste Faltenwurf erweist sich unvermögend, die Leere der Gedanken, die Armseligkeit und daS Mißverhältnis; des Gestells zu bemänteln. Und gerade weil BrabmS nicht schmeichelt, tändelt und blendet, ließ die warme Zustimmung, die rin jeder Satz seiner dritten, den Abend beschließenden Symphonie in kckur inmitten der Zuhörerschaft wiederum und in erheb lich gesteigerter Weise fand, darauf schließen, welch tiefe Wurzeln seine Kunst schlägt und wie sebr sie berufen ist, sich auSzubreiten. Die Wiedergabe der Symphonie durfte als eine vollendete bezeichnet werden, ein Lob, da- auch ans die Hebriden-Quverture von Mendelssohn bezogen werden soll. Die lichtvolle Darstellung, die hier in dem meisterhaften Durch- fübrungStheil dieses schönen Werkes Herr Professor Nikisch dem Drängen und Walten einer bei Mendelssohn ungewöhnlich starken ' dichterischen Erregung angedeihen ließ, sei besonders ge rühmt. — Die concertante Symphonie sür Violine und Viola von Mozart wird Wohl wenige» Zuhörern bekannt gewesen sein. Wie ich mir sagen ließ, ist sie in früheren Jahren von Joachim und Röntgen im Gewaudhause gespielt worden, bester gewiß nicht al» diesmal von Concertmeister Felix Berber und Herrn Bernhard Unke li st ein — eine Leistung technisch icklackeoloS, durchgeistigt und beseelt, kurz, auS einem Guß! Die Cadenz zum ersten Satz von I. HellmeSberger ist effectvoll, eine intime Kenntoiß der Instrumente verrathenv, wenn sie auch zu sehr in der Haupttonart verharrt. Wohlverdienter Beifall, wieder holte Hervorrufe wurden den wackeren Künstlern nicht vor- entbalten. — Eine hocherfreuliche, höchst anmuthenoe Er scheinung trat unS in einer jugendlichen Sängerin, Fräulein Tilly Hinken auS Köln a. Rb-, entgegen. Ihr Heller, leicht ansprechender und biegsamer Sopran ist zwar von geringer Tragweite und füllt kaum einen großen Raum, aber die mädchenhafte, lenzfrischc Klangfarbe ihrer gar woblgeschulten Stimme verbindet sich mit einer natür lichen und sinnigen AllSdruckSweise zu einem durch aus einheitlichen, poetisch verklärten, wenn auch zart umristenen Bilde. Der wohltbuende Eindruck ihrer Vorträge verstärkte sich noch wesentlich dadurch, daß sie in der von ebenso viel musikalischer Intelligenz al- Geschmack und Feinsinn zeugenden Erwägung und Abschätzung ihrer Mittel und künstlerischen Wesenheit eine Auswahl von Liedern traf, die ihr wundersam eigneten, so die Arie au» der Schöpfung von I. Haydn, in welcher von der Lerche frohes Lied, der Nachti gallen süße Kehle die Rede ist, wie auch „Die todte Nachtigall" von LiSzt, der sich mit Papa Haydn in der Nachahmung deS Nachtigallenschlags einmal auSnabmSweise begegnet, wobei Frl. Hinken eine bestrickende Trillerfertizkeit entwickelte; ferner „DaS Veilchen" von Mozart, „Ständchen" von Brahms, „Widmung" von Schumann. Obwohl sie, offenbar nicht so disponirt wie in der Hauptprobe, ihre Vorzüge weniger als in dieser geltend macken konnte, sab sie sich bei mehr und mehr steigendem Beifall zu einer Zugabe (eine Composition ihres Bräutigams) genölhigt. Anschmiegsam und ln jedem Puncte übereinstimmend entledigte sich Professor Nikisch der Begleitung am Blüthnerflügel. Adolf Ruthardt. * Für den morgen, Sonntag, den 2. Februar, statt findenden Brahms-Abend von vr. Ludwig Wüllner ist die Galerie bereits ausvcrkaust. Es sichert nur noch Saalplätze zur Verfügung. * Das Eoncert, welches Montag, den 3. Februar, zum Besten. des Schillerverba «des deutscher Frauen im Saale des Städtischen Kaufhauses statt findet, wird voraussichtlich den Anblick eines vollständig ausvcrkanftcn Saales bieten. Es sind nnr noch Saalplätzc vorhanden, die Galerie ist ausvcrkanft. * Der am 10. Februar n. c. im Pensionsfouds-Cvuccrt des Windcrstein-Orchestcrs auftretende königliche Hof- vpern'äuger Herr Ejnar Forchhammer aus Dresden hat gelegentlich seines vor zwei Jahren stattgefundcnen Auf tretens im Gewandhaus-Eoncert durch seine außerge wöhnlich schönen Stimmmittel Aufsehen erregt. Er hat erst kürzlich wieder als Conccrtsänger großen Erfolg er zielt im MuseumS-Concert in Frankfurt a. M., wo feilt Auftreten der Intendanz deS dortigen Opernhauses Ver anlassung gab, dem Künstler einen glänzenden Coutract, vorläufig für sechs Jahre, anzubietcn. Herr Forch hammer hat diesen Eontract angenommen und wird ab junger Herr! Aber die alte Tante, die mich dereinst ge fangen hier fcsthiclt, ist längst begraben, und, wie Sic sehen, bin ich nun selber eine alte Tante geworden!" Schmeichelnd kam die Nichte heran zu ihr, umfaßte sie und rief: „Aber Du bist mir keine Tyrannin geworden, Tantchen!" Herr Albert Bräunlich kam sich jetzt hier sehr über flüssig vor: er nahm seinen Hnt, bat vielmals um Ent schuldigung und wollte sich empfehlen. Aber Tantchen ließ ihn nicht so fort; er wurde zu einer Tasse Kaffee eingeladcn. Nnd er blieb. Und als man erst beim Kaffee saß, wurde die Stimmung so traulich und gcmüthlich, daß Herr Albert Bräunlich auch noch dablieb, als längst der Kaffee ausgetrunkcn war. Tantchen erzählte von ihrer Jugend — wie sie einst für die Romane der Mühlbach geschwärmt hatte, und wie sie in schwärmerischer Hoffnung dereinst sehnend auf den Retter gewartet hatte. Und während Tantcheu so flott erzählte, beobachtete Herr Albert Bräunlich unausgesetzt das junge Fräulein, an dem er immer neue Reize entdeckte, und dem er schließ lich auch ganz kühn und flott den Sos machte. „Als er sich endlich empfahl, lud Tantchen ihn ein, bald wieder zu kommen, was er denn auch sofort hocherfreut versprach; und als er fort war, fragte die alte Dame ihre Nichte, wie ihr der junge Mann gefallen habe, worauf die Kleine errötbcnd entgegnete: „Oh, ganz nett!" Dazn lächelte Tantchen stillvergnügt: bei sich aber dachte sic: vielleicht blüht der Kleinen das Glück, ans das ich vergebens hoffte! Und richtig! Herr Albert Bräunlich kam sehr bald wieder, und diesmal blieb er noch länger, weil er cs wieder riesig gcmüthlich fand. Und dann wollte cs der Zufall, daß sich die jungen Leute alle Tage trafen: und daß Herr Bräunlich daun stets das Fräulein nach Hause be gleitete, war doch ganz selbstverständlich; ebenso selbst verständlich war es dann auch, daß Tantchen bat, er möge noch ein wenig dableiben, was der galante junge Manu natürlich nie abschlagen durfte. Und sn kam cs, daß man ibn nach und nach wie einen alten Freund und wie zur Familie gehörig betrachtete. Eines Tages aber, als man wieder beim Kaffee zu sammen saß, machte Tantchen scheinbar ein Nickerchen, daö heißt, sic schloß scheinbar wohl die Angen, schlief aber nicht, — und da sah sie dann, wie die beiden jungen Leute, die sich unbeobachtet glaubten, dicht aneinander rückten n>;d sich küßten. Da lächelte die alte Dame gütig, machte die Augen vollends auf uud sagte: „Ich freue mich, Kinder, daß uuu mein Zettel von damals duck, einen guten Zweck gehabt hat!" — Und dabei legte sic die Hände der jungen Leute in einander zind drückte ihrer Nichte einen Knß aus die , Stixn.
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