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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 16.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188211162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18821116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18821116
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
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Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-16
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Monat
1882-11
-
Jahr
1882
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. Großenhainer Unterhaltung-- nnd Änzeigeblatt. Seite 2. Nr. 135 fertiggestellt ist. — Am Sonnabend Vormittags nach 11 Uhr ereignete sich in Chemnitz die gewiß seltene Naturerscheinung, daß während eines heftigen Schneegestöbers zwei Blitzschläge mit darauf erdröhnendem starken Donner erfolgten. Der Schneefall hielt bis V-l Uhr ununterbrochen an, die Tem peratur sank bedeutend. Ebenso wird aus Stollberg, Frei berg, Schneeberg rc. berichtet, daß der Winter unter Blitz und Donner seinen Einzug gehalten habe. Verhängnißvoll ist das Unwetter am vergangenen Sonn abend namentlich für Frankenstein bei Oederan geworden; hier schlug der Blitz Mttags in die Thurmspitze und legte den Thurm in Asche, wobei natürlich auch die Kirche ganz bedeutend gelitten hat, indem die herrliche Silbermann'sche Orgel total zusammenschmolz und der gegen Morgen ein stürzende Thurm einen Theil des Kirchendachs und der Decke durchschlug. Daß der zündende Blitzstrahl die schöne Kirche getroffen, wurde erst ^5 Uhr bemerkt, zu welcher Zeit Blitzableiter, Fahue und Knopf unter feuriger Begleitung zur Erde stürzten. Das Feuer verhielt sich sodann, ohne daß man ihm beikommen konnte, in der vom Thurme ziem lich isolirten Haube bis nach 12 Uhr, wo die gefräßige Flamme, die man ganz erloschen glaubte, durchbrach und ihr Zerstörungswerk vollendete. Der Gemeindevorstand zu Burkersdorf bei Burgstädt hat unterm 4. Novbr. eine eigenthümliche Bekanntmachung erlassen. Dieselbe lautet: „Nach einer hier eingegangenen Beschwerde unseres Kassirers, Herrn Oberländer, ist derselbe wegen Mangels an Geld nicht mehr im Stande, die nöthigen Ortsbedürfnisse decken zu können. Bei einer deshalb vor genommenen Revision der Bücher hat sich ergeben, daß 304 steuerpflichtige Zahler, und zwar 120 Ansässige und 184 Unansässige, auf das laufende Jahr noch keinen Pfennig bezahlt haben. Es ergeht an alle Diejenigen eine strenge Mahnung, ihre Abgaben sofort bei Vermeidung der Hilfs vollstreckung zu bezahlen." Im Bao Elster fand am 11. Novbr. das Hebefest des neuen Moorbadflügels in feierlicher Weise statt. Am Sonnabend früh 6 Uhr explodirteu in Oberritters grün auf der Eisensteinzeche „zum rothen Adler", als etwa 53 Bergleute in der Betstube versammelt und im Begriff waren, ihren Pulverbedarf an gefüllten Patronen in Em pfang zu nehmen, zwei hinter dem Ofen in einer Mauer nische, die mit einer eisernen Thür versehen gewesen, stehende Kästen mit gefüllten Patronen (mit circa 20 bis 24 Pfund Sprengpulver) und wurden infolge dessen einige 30 Berg leute, darunter 19 durch Brandwunden an Hänoen und im Gesicht, mehr oder weniger schwer verletzt. Die Fenster des Gebäudes sind durch den Luftdruck hinausgedrückt worden. (Nach einer weiteren Meldung sind nur etwa 16 Pfund Pulver, zur Hälfte iu Patronen, explodirt.) Aus Wurzen wird gemeldet, daß am 9. d. M. die am 12. October beim Uebersetzen über die Mulde bei Trebsen verunglückten, beim dasigen Brückenbau beschäftigt gewesenen zwei Maurer endlich aufgefunden worden sind. In einer Restauration zu Plauen i. V. hat am Sonn tag Nachts wieder eine Messeraffaire ftattgefunden, wobei ein Schuhmachergeselle eine schwere Verwundung am Kopfe erhielt; drei Personen wurden verwundet. Deutsches Reich. Bezüglich des Gesammtetats für das Reich auf die Rechnungsjahre 1883/84 und 1884/85 sind schon Mittheilungen dahin gemacht worden, daß die Ueberweisungen an die Einzelstaaten für das nächste Jahr so günstig auöfielen, daß die Matrikularbeiträge sich weit niedriger als im laufenden Jahre stellten; dagegen war das Verhältniß für 1884/85 ungünstiger angegeben. Damit wird aber, wie man aus Berlin schreibt, über das wirklich Uebersehbare weit hinausgegriffen. Die Berechnung der Matrikularbeiträge ist dem BundeSrathe noch nicht einmal zugegangen und trifft erfahrungsgemäß viel später als der Etat selbst ein. Was aber die allgemeine Abrechnung zwi schen dem Reiche und den Einzelstaaten betrifft, so wird sich die Sache nach einem Ueberblicke von sachverständiger Seite für 1883/84 etwa so stellen, daß die Ueberweisungen an die Bundesstaaten mit den Matrikularbeiträgen balanciren; für 1884/85 läßt sich die Rechnung noch in keinem Falle übersehen. Der Landtag der preußischen Monarchie wurde durch Se. Majestät den König am 14. Novbr. im Weißen Saale des königl. Schlosses mit folgender Thronrede eröffnet: „Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtages! Jud ein Ich die Gesammtvertretung der Monarchie am Ein gänge einer neuen Legislaturperiode begrüße, ist es Meinem Herzen Bedürfnis;, von dieser Stelle aus uochmals Meinem Volke zu danken für den einmüthigen Ausdruck der Liebe und Anhänglichkeit, welchen es Mir und Meinem Hause bei der Geburt Meines Urenkels dargebracht bat. Der durch die Gesetz gebung des Reichs angebahnte Aufschwung der Gewerbthütigkeit begründet gemeinsam mit einem für die meisten Landesthcile gesegneten Ausfall der Ernte die Hoffnung auf fortschreitende Entwickelung des Wohlstandes aller Volkstlasseu. Tas Miß verhältnis; zwischen dem Bedürfnis; und den Rütteln des Staates, welches seit Jahren Meine Regierung zu Anträgen auf Ein führung neuer indireeter Steuern beim Reich veranlaßt hat, besteht in Folge der bisherigen Ablehnung fast aller dieser An träge auch jetzt noch fort. Dasselbe ist ein io erhebliches, daß es ohne die endliche Eröffnung solcher Hilfsguellen nicht aus geglichen werden kann. Schon das beschränkte, in dem bisherigen Rahmen des Staatshaushalts-Etats uur zur Geltung gebrachte Ausgabebedürfniß hat nicht ohne außerordentliche Rüttel gedeckt werden können. Auch für den Etat des nächsten Jahres sind solche erforderlich und durch Benutzung des Staatscredits zu beschaffen. Ein Entsprechendes Anleihegesetz wird Ihnen zugleich mit dem Etat vorgeleqt werden. Was das weitergehende staats - bedürfniß anlangt, so wird Meine Regierung sich bemühen, durch besondere Gesetzvorlagen, welche die beabsichtigten Er leichterungen der Eommunal- und Schullasten, sowie die Ver besserung der Beamtenbesoldungen in Verbindung mit wünschens werthen organischen Neuordnungen bringen, die Tbeilnabme und Zustimmung zu gewinnen, welche dem wiederholt vorgelegten Entwürfe des Verwendungsgesetzes für die vom Reich zu er langenden Mehreinnahmen leider versagt geblieben ist. Hoffentlich wirb es so gelingen, dem Bedürfniß Anerkennung zu verschaffen und auch seinen Umfang gemeinsam mit Ihnen festzustellen, damit dann die Reichsgesetzgebung mit besserem Erfolge Mr die Abhilfe in Anspruch genommen werden kann. Mir in einem Punkte kann dieser zeitraubende Weg nicht Angeschlagen werden: Die Entlastung der ärmeren Klaffen der Bevölkerung von dem Drucke der Klassensteuer muß nach Meiner Ueberzeugung ohne Verzug herbeigeführt werden. Es ist Atem Wunsch, die mit dep Er hebung dieser Steuer verbundenen harten nnd die Noth steigernden Exekutionen bald beseitigt zu wissen. Es wird Ihnen ein Gesetz entwurf wegen sofortiger vollständiger Aushebung der vier untersten Skiffen der Klassensteuer vorgelegt werden, welcher daher auch die einstiveilige Deckung für den Ausfall vorzusehen hat. Das nunmehr in dem größten Theile der Monarchie zur Durchführung gelangte Staatsbahnsustem rechtfertigt zu Meiner Genugthuung schon durch die seitherigen Erfolge die Erwartungen, welche an diele große Maßregel geknüpft werden durften. Wegen Herstellung einer weiteren Reihe wichtiger Schienenverbindungen in verschiedenen Theilen des Landes wird Ihnen eine Vorlage zugehen. Der in der letzten Session nicht erledigte Gesetzentwurf zur Ausführung der ersten Abtheilung eines Eanals, welcher die großen Ströme in dem westlichen Theile der Monarchie unter sich verbinden soll, wird von Neuem vorgelegt werden. Es werden Ihnen Gesetzentwürfe zugehen, welche dazu bestimmt sind, die Organisation der Verwaltung in einer durch das Be dürfnis; gebotenen Weise zu vereinfachen. Dadurch wird zugleich die begonnene Reform zu einem Abschluß gebracht werden, welcher es gestattet, sie demnächst aus das gesammte Staats gebiet auszudehnen. Zur Beseitigung der Mängel und Härten, welche sich bei der Zwangsvollstreckung in unbewegliches Ver mögen herattsgestellt haben, wird Ihnen ein Gesetzentwurf vorgelegt werden. Die Wiederanknüpfung des diplomatischen Verkehrs mit der römischen Kurie ist zu Meiner Freude der Befestigung freundlicher Beziehungen zu dem Oberhaupte der katholischen Kirche förderlich gewesen, und hege Ich die Hoff nung, das; die versöhnliche Gesinnung, welche Meine Regierung zu bethätigen uicht aufhören wird, auch ferner günstigen Einfluß aus die Gestaltung nuferer kirchenpolitischeu Verhältnisse üben werde. Inzwischen fährt Meine Regierung fort, auf Grund der bestehenden Gesetze und der ihr ertheilten Vollmachten den Be dürfnissen Meiner katholischen Unterthanen auf kirchlichem Ge biete jede Rücksicht augedeihen zu lasse«, welche mit den Gesammt- Jnteressen des Staates und der Nation verträglich ist. Zur besonderen Befriedigung gereicht es Mir, Ihnen mittheileu zu können, das; die Beziehungen des deutschen Reiches zn allen auswärtigen Regierungen Mir die Ueberzeugung gewähren, das; die Wohlthaten des Friedens uns gesichert bleiben werden. Meine Herren! Wiederum ist der Landesvertretung ein aus gedehntes Feld wichtiger Arbeit eröffnet. Ich hege das Vertrauen, daß diese Arbeit durch Ihre bereitwillige Unterstützung Meiner Regierung auch in der neuen Session zu einer fruchtbringenden sich gestalten werde!" Von der Ostseeküste schreibt man unterm 9. Novbr.: Die während der kriegerischen Unruhen in Egypten an der dortigen Küste statiomrten Kriegsschiffe der deutschen Flotte, die Kanonenboote „Habicht" und „Möve" und der Avisodampfer „Zielen", sind nach Wilhelmöhafen und Kiel zurückgelehrt, die Eorvelte „Gneisenau" kreuzt noch im Mittelmeer, die Eorvelte „Nymphe" hat in Gibraltar den Befehl erhalten, nach Westindien zu segeln, das Kanonen boot „Cyklop" bleibt vorläufig im Canal von Suez stationirt. In den letzten Wochen gingen von Kiel ab die Glaltdecks- corvette „Olga" nach Südamerika nnd die Volldeckscorvette „Leipzig" mit 36 Seecadetten zu einer zweijährigen Reise um die Welt. Oesterreich. Die Arbeiten der Delegationen schreiten jetzt so rasch vor, daß der Schluß der Session wahrschein lich Ende dieser Woche wird erfolgen können. Die ungarische Delegation genehmigte am 13. November das Budget des Finanzministeriums uud des gemeinsamen Rechnungshofes, das Ordinarium und das Extraordinarium der Kriegsmarine und ertheilte betreffs der Schlußrechnung pro 1880 Decharge. Nach Schluß der Delegationssession wird der tiroler Landtag zu einer außerordentlichen Session einberufen werden, um über die anläßlich der Ueberschwemmungen nothwendig ge wordenen Maßnahmen, insbesondere über die Beschleunigung der Etschregulirungsarbenen, schlüssig zu werden. Alsdann tritt der Reichsrath zusammen, dessen erste Sitzung am 30. d. M., längstens am 1. December stattfinden soll. Wie verlautet, wurden aus Anlaß der letzten Wiener Straßencrawalle im Ganzen 72 Individuen von der Polizei an das Landgericht eingeliesert. Die behördlichen Erhebungen haben ergeben, daß die Crawalle theils auf socialistische, theils auf antisemitische Agitationen zurückzusühren sind. Das Militärappellationsgericht hat das vom Garnisonö- gerichte zu Triest gefällte Todesurtheil gegen Wilhelm Ober- dauk bestätigt. Schweiz. Die von der Genfer Regierung auf Weisung des Bundesraths eingeleitete Untersuchung, betreffend das Treiben der Anarchisten in diesem Canton, ist noch nicht zu ihrem Abschlusse gelangt. Wie man vernimmt, hat die dortige Untersuchungsbehörde zunächst die französischen Ge richte um die Zusendung der in Montceau vorgefundenen Briefe ersucht, aus denen sich zur Evidenz das Gestehen eines anarchistischen Centralcomites auf Genfer Grund und Boden ergeben soll. Bis jetzt ist auf dieses Gesuch noch keine Antwort eingetroffen; erfolgt die Vorlage jener Briefe nicht, darf man Genf und der Schweiz keinen Vorwurf machen, wenn bei der Untersuchung nichts herauskommt. Italien. Das amtliche Blatt der Regierung veröffent licht die Ernennung des Generals Menabrea zum italienischen Botschafter in Paris und in einer späteren Nummer die Ernennung Nigra's zum Botschafter in London. Das neue Organ des Vaticans, „Moniteur de Rome", erklärt, ermächtigt zu sein, die Behauptung des „Journal de Nome", daß die Verhandlungen zwischen Preußen und dem Vatican suspendirt wurden, zu dementiren. Frankreich. In dem am 11. November abgehaltenen Ministerrathe wurde beschlossen, daß das Budget nicht verändert und die fehlenden 100 Millionen Francs von der schwebenden Schuld beschafft werden sollen. — In der Budgetcommission erkürte am 13. Novbr. der Minister der öffentlichen Arbeiten, es seien nur 60 Millionen disponibel für noch nicht ausgeführte Arbeiten und nicht 153 Millionen. Der Fiuanzminister hielt seine früheren Berechnungen auf recht. Die Commission faßte keinen Beschluß, scheint jedoch geneigt, die öffentlichen Arbeiten zu reduciren, um das Gleichgewicht des Budgets herzustellen. Spanien. Die Königin ist am 13. Novbr. von einer Prinzessin entbunden worden. Nach einer der „Franks. Ztg." ans Marseille zugegan genen Mittheilung ist in Süd-Spanien eine Hungersnoth ausgebrochen. In Xeres wurden die Bäckerläden geplündert. Den Bäckerjungen wurden auf der Straße die Brodkörbe von der hungernden Menge weggerissen. In einem anderen Orte wurden die Mehllager ausgeplündert, sowie die Eß- waaren auf dem Markte sortgenommen. Die Polizei mußte einschreiten. Infolge dieser Umstände findet eine große Aus fuhr von Mehl aus Marseille nach Süd-Spanien statt. England. Im Unterhause erklärte am 13. Novbr. der Premier Gladstone, Lord Dufferin treffe keine endgiltigen Arrangements wegen der egyptischen Regierung. Derselbe sei jetzt damit beschäftigt, die Frage der Errichtung einer Repräsentation und der Institutionen zu erörtern, welche Egyplen die repräsentative Controle über die Gesetzgebung, die Verwaltung und die Staatsausgaben gewährten. Einstweilen sei eö noch verfrüht, auf die Frage betreffs Vorlegung eines Arrangements an die Pforte und die europäischen Mächte zur Sanction einzugehen. Der General-Inspektor des Befestigungswesens, Sir Andrew Clarke, ist plötzlich nach Egypten beordert worden und bereits am 10. Novbr. Abends dorthin abgereist. Die „Times" veröffentlichen einen Brief Arabi Beys, worin dieser erklärt, daß der Krieg in Gemäßheitt eines Decretö des unter dem Vorsitz des Khedive und im Beisein Derwisch Paschas versammelten Cabinetsconseils beschlossen worden sei. Reueste Rachrichtm. Berlin, 14. November. Die heute vom Kaiser ver lesene Thronrede wurde bei der Stelle, welche die schleunige Beseitigung der vier untersten Stufen der Klassensteuer als nothweudig erklärt, unv welche von Sr. Majestät Aller höchst nachdrücklich betont wurde, ebenso bei dem Passus, welcher die friedlichen Beziehungen zu den auswärtigen Mächten hervorhebt, von dem lautesten Beifall der Ver sammlung begleitet. — Dem „B. T." wird über die Collision des Dampfers „Westfalia" Folgendes gemeldet: Gestern, Montag, früh stieß in der tiefsten Finsterniß und bei schwerem Sturme in der Nähe des Caps Beachy Head der Hamburger Dam pfer „Westfalia" mit einem anderen Dampfer zusammen, welch letzterer sank. Die „Westfalia", selbst dem Sinken nahe, weil sie ein großes Loch im Bug davongetragen, ließ trotzdem sofort ein Boot mit sechs Mann herab, um die Ertrinkenden des andern Schiffes zu retten. Allein im Sturm verschwand dieses Boot, und die „Westfalia" mußte wegen eigener dringender Gefahr eiligst nach dem etwa 50 englische Seemeilen westwärts gelegenen Portsmouth zurück dampfen. Alle Passagiere, die Post und das Gepäck an Bord der „Westfalia" wurden gerettet. Heute, Dienstag; werden die geretteten Passagiere der „Westfalia" über London nach Hamburg befördert werden. Die Post wurde schon gestern Abend expedirt. Pest, 14. "November. Die ungarische Delegation nahm das Ordinarium und das Extraordinarium des Budgets des Kriegsministeriums ohne wesentliche Debatte an. Paris, 14. November. Die Deputirtenkammer nahm heute das Kapitel 3 des Budgets des Cultusministeriums, dessen Berathung die ganze gestrige Sitzung in Anspruch genommen hatte, mit 309 gegen 159 Stimmen an. Ein weiteres Amendement des Deputirten Reche zu Kapitel 4, welches die Herabsetzung der für die Gehälter der Geist lichen ausgeworfenen Summe von 40 Millionen auf 36 Millionen beantragt, wurde abzelehnt. Im weiteren Ver laufe der Sitzung wurden die Kapitel 4, 5 und 6 an genommen, und zwar Kapitel 6, betreffend die Seminar stipendien, mit der von der Negierung und der Budget commission beantragten Herabsetzung um 200,000 Francs. — Präsident Grffvy, welcher gestern Avend von einem leichten Unwohlsein befallen war, prafidirte heute Vormittag einem Ministerrathe; die Gerüchte von einer ernsthaften Erkrankung des Präsidenten sind völlig unbegründet. Konstantinopel, 14. November. Der neuernannte deutsche Botschafter v. Radowitz überreichte heute dem Sultan in feierlicher Audienz das Abberufungsschreiben des bis herigen Botschafters Grafen Hatzfeldt und seine eigene Creditive und hob in seiner Ansprache hervor, er werde seinen Instructionen gemäß Alles aufbieten, um die zwischen der Türkei und dem deutschen Reiche in so glücklicher Weise bestehenden Freundschaftsbande zu entwickeln und enger zu knüpfen. Er hoffe dieses Ziel mit der wohlwollenden Unter stützung des Sultans und unter der Mitwirkung der hohen Pforte erreichen zu können. Alexandrien, 14. November. Die internationale Sa nitätscommission empfing heute ein Telegramm des türkischen Jnspecteurs in Mekka, in welchem gemeldet wird, daß seit dem 4. d. keine weiteren Cholera-Erkrankungen in Mekka vorgekommen sind. Rochrichtm aus 81M und Amgegend. Großenhain, 15. November. "Nachdem sich bereits vorgestern Frost eingestellt, hält heute der Winter seinen Einzug mit starkem und anhaltenden Schneefall. — Eine wirklich sehr betrübende, die großartige Verwilderung der Jugend documcntirende "Affaire hält schon seit länger als Jahresfrist die Gemeinde Krakau bei Königsbrück in Erregung. Ter dasige Kirchschullehrer W. war iu der ersten Hälfte des Septembers des Vorjahres durch eiuige au ihu gerichtete Schmäh schriften , welche die Kinder theils auf dem Wege zur Schule liegend oder an einem Baume angeheftet gefunden und mit in die Schule brachteu, in abscheulichster Weile beschimpft wordeu. Obwohl die Schmähschriften unsittlichen Inhalts waren, so blieb doch kein Zweifel, daß nach der ganzen Form und der Handschrift der Schmähbriese leider der Thäter unter den Kindern deS LehrerS zu suchen war. Durch die Vergleichuug der Handschrift mit den Schreibebüchern siel der Verdacht schließlich, nachdem drei der artige PaSguille an den Lehrer gelangt waren, auf die damals zwölfjährige Emilie Pauliue Ellrich aus TürrröhrSdvrf, uud der Verdacht wurde schließlich zur Gewißheit, als sich herausstellte, daß der letzte Brief aus eine» Zettel geschrieben war, der aus dem Schreibhefte des Mädchens herauSgerissen worden. Diese scandalwe Sache kam vor das Schöffengericht Königsbrück, und da in den Briefen auch gedroht war: „Der Eautor wird ver giftet werden", „er wird cm heil. Abendmahl vergiftet werden", oder: „wenn der Cantor nur schon todt wäre", so wurde das Mädchen auf Grund des Paragraphen über die Bedrohung zu einer einmonatigen Gefängnißstrase verurtheilt. Trotz ihrer m verschmitztester Weise geführten Vertheidigung sah das Gericht ihre Schuld für erwiesen an. Als Motiv stellte sich ganz un zweifelhaft Rache heraus, weil nämlich das Mädchen kurz zuvor
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