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Großenhainer UnterhaltMgs- L AnzeiMatt. R»ä8k>kaü äer Römgs. Ainis^llupinmnn^ast, lieg Aönigs Alniggeric^ig unä äeg Hiaäirailig zu Kro^en^niil. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorder früh 9 Uhr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke sen. Nr. 127. Sonnabend, den 28. October 1882. 7V. Jahrgang. Bekanntmachung. In der Zeit vom 19. August 1881 bis heute sind die nachstehend aufgeführten hiesigen Einwohner zu Bürgern verpflichtet worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Großenhain, am 26. October 1882. Der Stadtrath. Herrmann. Buchwald, August Oscar, Fabrikant; Börner, Karl Ernst, Handelsmann; Estler, Herrmann Johannes, Amtsrichter; Gäbert, Carl Heinrich, Rentier; Gehre, Friedrich Wilhelm Ernst, Bahnhofswächter; Hautzmann, Carl Hermann, Maschinenbauer; Hanfland, Wilhelm, Güterbodenmeister; Hunger, Otto Bernhard, Fleischermeister; Hempel, Friedrich August, Briefträger; Hiller, Robert Herrmann, Handelsmann; Hillmann, Wilhelm Bruno, Restaurateur; Kretzschmar, Wilhelm, Rechtsanwalt; Kockel, Jacob, Briefträger; Krempe, Karl Heinrich, Schuhmachermeister; Lanzsch, Ernst Wilhelm, Obsthändler; Merkel, Eugen Lothar, Amtsgerichtsassessor; Münzengrnber, Friedrich Alexander Bruno, Güterexpeditionscassirer; Nitzsche, Oswald Herrmann Robert, Kaufmann; Oeser, August Theodor, Handelsmann; Opitz, Friedrich Alois Hermann, Maschinenheizer; Plasnick, Karl Friedrich Clemens, Buchdruckereibesitzer; Pietzsch, Friedrich Wilhelm, Rentier; Rötzsch, Ernst Moritz Rudolph, Bäckermeister; Rehfeld, Karl Hermann, Locomotivheizer; Redam, Eduard August Reinhold, Restaurateur; Schönitz, Friedrich Wilhelm, Baugewerke; Steudte, Friedrich Moritz, Bäckermeister; Schneider, Karl Gottlob, Schuhmachermeister; Schaarschmidt, Karl Robert, Restaurateur; Thomaschke, Karl Friedrich Louis, Nagelschmied; Werpupp, Ernst Ludwig, Buchhalter und Zschalig, Ernst Friedrich Julius, Bäckermeister. Abonnements aus das Großenhainer Unterhaltung^- und Anzcigeblalt für November und Deeember werden von allen Postanstalten nnd Boten, ! fowie in der Expedition dieses Blattes ent gegengenommen. Licht- und Schaltenseilen. Unter den großen Lebenskreisen, innerhalb welcher sich die Kraft der Erdenbewohner im Kampfe ums Dasein be- thätigt, ist jedenfalls die Industrie jeglicher Art einer der wichtigsten, ja, wenn wir auf die Zahl der Menschheit achten, die den Schwankungen derselben im günstigen oder un günstigen Sinne auf dem gesammten Erdenrunde unterworfen, die während ihres ganzen Lebens in ihren Kreis gebannt sind, müssen wir ihr die weitreichendste Bedeutung zuerkennen. Wir dürfen hierbei nicht blos an die Millionen von Arbeitern und Fabrikanten, Meistern und Gehilfen denken, welche Kopf und Hand in den Dienst der verschiedenen Gewerbe, die wir unter dem Gesammtnamen Industrie begreifen, stellen; sondern wir müssen uns auch vergegenwärtigen, wie ohne die Blüthe der Industrie ein Emporkommen des Handels in dem Umfange, welchen er heutzutage gewonnen hat, gar nicht denkbar wäre; wir müssen daran denken, welchen be deutenden geistigen Impuls die Industrie täglich und stündlich dem Geiste eines Volkes giebt. Speciell wir Deutschen haben uns dessen zu erinnern, daß die Entwickelung der deutschen Volksseele, wie dieselbe gegenwärtig in allen ihren Producten sich kundgiebt, bei weitem mehr dem Einflüsse der Industrie als dem Ackerbau zuzuschreiben ist Diese wenigen Andeutungen werden es genügend recht fertigen, wenn hier kurz auf einen Factor hingewiesen wird, welcher für die Entwickelung der Industrie von so wesent licher Bedeutung geworden ist, daß dieselbe mit all ihren modernen Licht- und Schattenseiten nicht gedacht werden könnte. Es ist die Maschine. Erklären wir uns die Maschine als ein mehr oder weniger zusammengesetztes Werkzeug, welches zur Unterstützung, Ersparung oder zum Ersatz von Menschenkräften der mensch lichen Arbeit dient, so reicht das Alter derselben in vor historische Zeiten zurück; denn sie wird z. B. in der Gestalt des Feuerbohrers gebraucht, als der Mensch Europas noch auf derselben niederen Culturstufe stand, wie heutzutage der Papua Australiens oder der Botokude Südamerikas. Und welch' ein ehrwürdiges Zeitalter hat die Spindel und die Drehscheibe des Töpfers! Selbst der Dampf wagen, der mit Allem, was für ihn geschaffen worden ist, als ein ureignes Kind unseres Jahrhunderts betrachtet wird, findet ein Vorbild in jenen Wagen, welche, allerdings ohne die bewegende Kraft des Dampfes, in Steingeleisen die riesigen Marmorblöcke zu gewissen Tempelbauten in Griechenland herbeischafften. Jene Völker des Alterthums aber, welche durch die uns gebliebenen riesenhaften Ruinen ihrer einst gewiß gigantischen Bauten ihre einstige Größe predigen lassen, hatten außer zweckentsprechenden Lastwagen auch Hebemaschinen, Flaschenzüge u. s. w. construirt, ohne welche eine Bewegung so riesiger Lasten nicht denkbar ge wesen wäre. Im Gefolge des Kriegswesens erschienen aller hand Wurfmaschinen; diejenigen Industrien, welche für die Befriedigung der nächstgelegenen Bedürfnisse sorgten, die aus dem Verlangen nach Ernährung, Bequemlichkeit und Schönheit entsprangen, vervollkommneten zuerst ihren Betrieb durch Einführung zweckentsprechender Maschinen. So über trug der Müller dem Wasser und dem Winde die Kraft leistung, die er bisher menschlichen oder thierischen Muskeln hatte zumuthen müssen; dieser Uebertragung mußte noth wendig die Erfindung des Wasserrades, der Windmühle, des Zahnrades u. s. w. vorausgehen. Jahrtausende lang blieb aber in aller derjenigen Arbeit, welche auf Herstellung von Kunstproducten gerichtet war, das einfache Werkzeug, welches überall die Kraft des Menschen selbst in Anspruch nimmt, gegenüber der Maschine in der Vorherrschaft; daher konnten sich im Mittelalter neben den Handwerkern nur wenige Fabriken entwickeln; denn letztere konnten dem Handwerker durch keine schneller, billiger und besser arbeitende Maschine Concurrenz bereiten. Das Gewerbe war in jener Zeit auf die manuelle Ge schicklichkeit und die Intelligenz des Einzelnen gestellt und entwickelte sich demzufolge nach der Richtung des Kunst gewerbes hin, bei welchem es nicht auf Massenerzeugung und auf ganz besondere Nützlichkeit der einzelnen Products ankommt. Da brachte der Dampf einen vollständigen Umschwung in der Industrie herbei. Zwar glaubte der Mensch in dem selben eine neue Kraft der Natur gefesselt und in das Joch seiner Arbeit gezwungen zu haben, und doch ist der Mensch durch diesen Niesen wiederum unaufhaltsam vorwärts ge trieben worden. Ein Heer von Maschinen Pflanzte sich in den Werkstätten der Gewerbetreibenden auf, die in dem Bestreben, die in ungeahntem Maße leistungsfähige Kraft des Dampfes gehörig auszunützen, letzterem immer mehr Arbeit aufbürdeten, d. h. immer mehr zum Maschinenbetrieb übergingen. Mit der Zahl der Maschinen wuchs aber auch der Einfluß derselben auf die Industrie, wie auf die Ge sellschaft überhaupt. In großen Fabrikgebäuden wurden Massen von Menschen vereinigt, die sonst in vielen Werk stätten zerstreut einzeln gearbeitet hatten. Die nur für einzelne Arbeitsleistungen eingerichteten Maschinen führten bald zu der jetzt allgemein als zweckmäßig erkannten Arbeits- theilung. Die GewerbSthätigkeit fand immer mehr in der Zweckmäßigkeit und nicht in kunstmäßiger Schönheit ihr Ziel. Dadurch wurde die industrielle Arbeit mehr Allgemein gut; denn sie forderte ja nicht mehr eine so große Summe von Kunstfertigkeit. Durch diese Occupation, welche die industrielle Arbeit in dem Volke auf Kosten der Land- wirthschaft machte, wuchs natürlich auch der Einfluß der Maschine auf die socialen Verhältnisse des ganzen Volkes. Verschiedene Handwerke sind in Folge der Maschine, welche dem Handbetriebe unermüdlich und unerbittlich Concurrenz macht, bereits verschwunden oder befinden sich auf dem Aussterbe-Etat. So ist die Spinnerei ganz, die Weberei zum großen Theile in den maschinellen Fabrikbetrieb über- gegangen. Obwohl die Aufsaugung vieler kleiner Handwerks meister durch die mit Maschine arbeitende Großindustrie im Interesse des Kleingewerbes zu bedauern ist, so muß doch andererseits auf den für die Allgemeinheit resultirenden Nutzen des Maschinenbetriebes hingewiesen werden, welcher in einer weit billigeren und wohl auch gleichmäßigeren Production begründet ist. — Zu leugnen ist allerdings nicht, daß durch die Ueberhandnahme des Maschinenwesens der Lohnarbeiter, zu welchem der sonst selbstständige Handwerker geworden ist, dem Großcapital überliefert wird; denn er selbst kann sich die Maschine nicht anschaffen oder kann höchstens kleine oder veraltete erwerben, dadurch aber mit dem Fabrikanten, der die Leistungsfähigkeit seiner größeren Maschine genügend ausnützen kann, auf die Dauer nicht concurriren. Aber noch nicht alle Gewerbe sind so ohne Weiteres dem Untergange geweiht; nur werden von diesen nicht oder nicht genug diejenigen Factoren benützt, welche diese Ge werbe der Großindustrie gegenüber concurrenzfähig machen könnten, nämlich die Menge von Kraftmaschinen, als Gas-, Heißluft-, Petroleumkraftmaschinen. Ferner muß sich der Handbetrieb der Gewerbe mehr und mehr dem Kunstgewerbe zuwenden; er wird damit ein Gebiet betreten, auf welches ihm die Maschinentechnik nur unter gewissen Bedingungen und nur bis zu einem gewissen Grade folgen kann. Mo Kegen die gefahren für den Brieden? Unsere Zeit zeichnet sich durch anerkennenswerthe Be strebungen, den Völkerfrieden zu erhalten, aus; doch wie das Ergebniß der in Brüssel versammelt gewesenen inter nationalen Friedensconferenz in drastischer Weise bekundet, ist eS eben so schwer, den Frieden durch internationale Maßregeln zu sichern, als es schwer, ja bekanntlich un möglich gewesen ist, den Stein der Weisen zu entdecken oder das Perpetuum mobile zu erfinden. Wie es nun heut zutage keinem Vernünftigen mehr einfällt, diesen beiden un lösbaren, auf die Voraussetzung eines Undinges beruhenden Problemen nachzueifern, so sollte man nun endlich auch allgemein begreifen, daß es mit allen internationalen Maß regeln und Vereinbarungen, den Weltfrieden zu erhalten, ganz ähnlich ist; solche Maßregeln und Vereinbarungen be ruhen eben auch auf gewissen Voraussetzungen, die, wenn auch nicht gerade im Handumdrehen, so doch binnen Jahr und Tag sich vollständig ändern können und in zehn Jahren sich sicher vollständig geändert haben, und dann fallen auch die den Weltfrieden stützen sollenden Verträge wie Sand haufen zusammen. Nach unserer Meinung gäbe es daher nur ein Palliativ mittel für den Frieden, und dies besteht darin, daß man über die Gefahren, welche dem Völkerfrieden drohen, richtige Anschauungen verbreitet und auf dem Wege der einfachen Vernunft diese Gefahren einzuschränken sucht. Wir sind in Europa doch wohl auch soweit vorgeschritten, daß der Ehr geiz der Regierungen und der Haß der Nationen nicht mehr als die treibenden Ursachen der Kriege angesehen zu werden brauchen. Ehrgeizige, waghalsige Streber mag es ja noch in manchem europäischen Staate geben; aber das dünkt uns als ausgemacht, wegen des puren Ehrgeizes oder wegen des puren Hasses führt keine europäische Regierung und keine europäische Nation einen Krieg mehr; denn dafür ist der Krieg als ein zu gefährliches, zweischneidiges, Gut und Blut grenzenlos verschlingendes Werkzeug bekannt geworden, ganz abgesehen davon, daß auch jede kluge Regierung sich scheuen wird, einen Krieg zu führen, der schon vor seinem Beginne moralisch verloren ist. Wo liegen daher in der gegenwärtigen Zeit die Gefahren für den Frieden in Europa? Offenbar nur in solchen Be strebungen, welche einen politischen oder socialen Umsturz herbeiführen sollen. Die Panslavisten Rußlands, welche die Welt, so weit eine slavische Zunge klingt, zu einem großen Slavenreiche vereinigen wollen, bedrohen den Frieden, weil sie einen politischen Umsturz anstreben, das Gleiche gilt von den Nihilisten und Irredentisten. Doch nicht nur von den politischen Revolutionären wird der Bölkerfriede bedroht, vielmehr läßt sich dies von den in Men Culturstaaten vor handenen socialen Revolutionären, den Socialdemokraten, den Communisten und Anarchisten sagen, denn deren Be strebungen sind dazu angethan, um in der Masse des Voltes die Rechtsbegriffe über Eigenthum und Erwerbsverhältnisse zu verwirren und auf diese Weise den inneren und äußeren Frieden der Völker zu gefährden. Gegen diese Friedens störer gilt es, in unserm Zeitalter, welches so vielen socialen Zündstoff erzeugt hat, überall durch Wort und Schrift, aber auch durch die socialen Gebrechen eindämmende Gesetze anzukämpfen, indem es räthlich erscheint, theils strafend, theils Wunden heilend einzuschreiten, damit dadurch die aufgeregten Gemüther beruhigt und den Demagogen das Handwerk gelegt wird. Tagesnachrichten. Sachsen. Ihre Majestät die Königin begab sich am 26. October Nachmittags im Salonwagen des um 2 Uhr 25 Min. von Dresden nach Leipzig abgehenden Personen zuges nach Dahlen, um von dort nach Wermsdorf zu fahren und am Sonnabend mit Sr. Majestät dem König nach Dresden zurückzukehren. Die Nähmafchinenfabrik von Biesolt L Locke in Meißen, welche gegenwärtig über 120 Arbeiter und außerhalb der Fabrik noch mehr als 50 Personen beschäftigt, vollendete am 25. October ihre 25,000. Maschine und fand aus diesem Anlasse Abends eine Feftfeier in der „Sonne" statt, deren ganzer Verlauf beredtes Zeugniß für das güte Einvernehmen zwischen Brodherren und Arbeitern ablegte. — Die dies jährige Weinernte im Meißner RathSweinberge, welche vom 19. bi- 25. October stattgefunden hat, ist quantitativ nicht