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Nr. 115. Großenhainer Unterhaltung-- und Anzeigeblatt. Gelte 2» Die politischen Parteien in Deutschland. Man muß weit ausholen, um einiges Verständniß für die Entstehung und seltsame Spaltung der politischen Parteien in Deutschland zu finden. Bis in frühere Jahrhunderte wollen wir dabei allerdings nicht zurückgreifen, sondern nur die drei oder vier jüngsten lehrreichen Jahrzehnte der deutschen Geschichte herausgreifen, um vielleicht dadurch auch etwas zur Hebung der unseligen Parteizerklüftung im Reiche bei zutragen. Die Anfänge unseres modernen politischen Partei lebens sind in den traurigen Zeiten zu suchen, wo Deutschland noch kein Nationalstaat, kein geeintes Reich war. Damals erwachten im Volke die liberalen und demokratischen Be wegungen, die nationale Fortschritte in ihrer allerdings oft sehr verkehrten Weise anstrebten, während die Anhänger der alten Ständeverfassung auf ihre überlebte Art dem deutschen Bunde vorwärts helfen wollten. Beide Partei richtungen erreichten in der Praxis nichts, sondern sie ge- riethen im Jahre 1848 und später nur sehr scharf aneinander und zeigten einigen erleuchteten deutschen Staatsmännern, daß ein ganz anderer Weg eingeschlagen werden müsse, um den verbesserten deutschen Nationalstaat zu gründen. Aber der einmal im Volke aufgetauchte politische Gegensatz dauerte fort und überall spalteten sich die Politiker in Liberale und Conservative, die sich wie Todfeinde bekämpften. Da kamen aber die großen Ereignisse von 1866 und 1870 und der genialste unter den deutschen Staatsmännern, Fürst Bismarck, gründete das geeinigte Reich in einer Weise, wie es weder die Liberalen geglaubt, noch die Con- servativen gehofft hatten. Damals aber auch war eigentlich schon die Zeit gekommen, wo die beiden Parteien ihre alten schroffen Gegensätze hätten in die Rumpelkammer werfen müssen, denn jetzt besaßen doch beide Parteien einen ge meinschaftlichen nationalen Ring, der hoch über der Partei politik stehen muß. Einsichtige Männer unter den Liberalen und Conservativen zogen daraus die betreffende Lehre und schoben die Parteigegensätze hinter den Nationalismus zurück, und es entstanden daher die Nationalliberalen, die Reichs partei und die Neuconservativen. Aber dieser Proceß ist leider in heillose Stockung in den letzten Jahren gerathen. Die Parteien haben sich gegenseitig Verrath an der guten Sache vorgeworfen und stehen nun wieder schroff einander gegenüber. Was soll aber aus diesem, keine Mäßigung und keine Vermittelung kennenden Gegensätze werden? Siegt schroff der Liberalismus, die doctrinäre Opposition, so läuft Deutschland Gefahr, in die reißenden Ströme des Radicalismus zu gerathen und schließlich wohl gar der noch nicht besiegten Socialdemokratie neuen Muth zu machen. Siegt aber der nackte Conservatismus, so treiben wir offen bar in eine politische, sociale und religiöse Reaction hinein, denn die Conservativen werden dann nur zu bald mit den reactionären und particularistischen Strömungen in ihren Reihen rechnen müssen, und schließlich wird die klerikale Centrumspartei, die in ihrer Tendenz und Zusammensetzung unmöglich als eine Stütze des deutschen Reiches betrachtet werden kann, zur Herrschaft gelangen und man wird in Deutschland dem Papste mehr gehorchen müssen, als dem Kaiser. Man könnte uns nun entgegnen, daß dies Schreckbilder, Uebertreibungen seien. Nun, wir wollen hoffen, daß die selben niemals zur Wahrheit werden, sondern daß unsere Parteien recht bald einsehen lernen, daß sie jetzt ein gemein sames Kleinod besitzen, den deutschen Nationalstaat, das geeinigte Reich, und daß sie zum Segen dieser das Vaterland groß machenden Institution ihre Begriffe von Freiheit, Fortschritt und Ordnung etwas einträchtlicher gestalten mögen. Dann wird wohl auch noch ein stärkerer nationaler Zug segensreich in unsern Parteien wirken, wie wir dies in Frankreich und England beobachten können, und die Krönung des Werkes des geeinigten Deutschlands ungehindert seinen Fortgang nehmen. Die Lage der Dinge in Egypten. Der Khedive hat am Montage Alexandrien verlassen und ist wieder nach seiner Residenz Kairo zurückgekehrt, um dort unter englischem Schutz sein Herrscheramt zu üben. Denn nachdem Damiette gefallen, gilt der eghptische Krieg und was damit unmittelbar zusammenhängt für beendet. Während in den übrigen egyptischen Städten der Fanatismus sich einigermaßen gelegt zu haben scheint, herrscht in Kairo immer noch große Erbitterung gegen die Fremden, die sich in häufigen Exceffen und bedrohlichen Belästigungen der dortigen Europäer Luft zu machen sucht. Man hat in den Arabervierteln es sogar gewagt, englische Soldaten mit Steinwürfen zu verfolgen und andere Fremde mit Stockhieben zu empfangen. In Folge dieser Pöbelausschreitungen hat der General Wolseley eine militärische Demonstration für nöthig erachtet. Um die Uebelthäter zu warnen und ein zuschüchtern, ist angeordnet worden, daß eine Cavallerie- Division der Engländer durch die «Straßen Kairos ziehen und den Arabern die Macht der Engländer zum sichtbaren Ausdruck bringen sollte: ein Auskunftsmittel, welches bei den durch allerlei Aufzüge und Schaustellungen am besten zu kirrenden Orientalen voraussichtlich einige Wirkung thun wird, zumal die Soldaten die bestimmte Instruction haben, im Falle der Noth auch zu zeigen, daß es mit der Absicht, Repressalien zu üben, voller Ernst ist. Ueber den Wiederzusammentritt der Conferenz ist selbstverständlich noch nichts festgesetzt; doch gilt es als aus gemacht, daß dieselbe ihre Beratungen bezüglich der Ge staltung der egyptischen Verhältnisse in nicht allzu ferner Zeit wieder aufnehmen wird. Bevor das geschieht, dürften aber die Mächte bestrebt sein, sich in vertraulicher Weise durch Verhandlungen von Cabinet zu Cabinet über die Hauptpunkte zu verständigen. Was die Forderungen Eng lands anbelangt, so ist man in den diplomatischen Kreisen Deutschlands und Oesterreichs der Ansicht, daß eine Ver ständigung über dieselben nicht allzuschwer sein wird. Viel mehr Schwierigkeiten, als von englischer, besorgt man von türkischer Seite. Zu Konstantinopel herrscht noch immer eine mehr als dünkelhafte Vorstellung von den Rechten und Machtbefugnissen der Pforte in Egypten, und man erachtet es in den dortigen Botschafterkreisen für sehr schwierig, diesen Wahn auf das richtige Maß herabzudrücken; bevor dies aber nicht geschehen, verspricht man sich von der Con ferenz nur Kirftige Resultate. In Konstantinopel ist man über die Erfolge der Eng länder begreiflicherweise nicht sehr erbaut, da man dort, trotz der officiellen Verurtheilung der Erhebung und der Brandmarkung Arabi's mit dem Stigma des VerrätherS, im Stillen nicht aufhörte, mit der nationalen Bewegung und ihren Führern zu sympathisiren. Wie weit dies ge gangen ist, lehrt ein nebensächliches, aber höchst bemerkens- werthes Vorkommniß, welches ein Correspondent der „Allg. Ztg." aus Pera meldet. Nach diesem Gewährsmann war am 4. September in Konstantinopel die Nachricht verbreitet, daß Arabi Pascha einen eclatanten Sieg über die Engländer erfochten, daß General Wolseley kriegsgefangen und un ermeßliche Beute gemacht worden fei. Ein gewisser Ahmed Bey, Mitglied der sogenannten Festungscommission, über brachte diese Ente, richtiger wohl dieses Krokodil, noch lebendig dem Palais, und der Sultan in seiner Herzensfreude schenkte dem Boten eine Last Goldes und die unvermeidliche Rang erhöhung. Später erkannte man mit einiger Beschämung im kaiserlichen Palais, daß die Freude über den Triumph verfrüht gewesen war. Daß die Haltung der Pforte gegen über der egyptischen Erhebung stets eine zweideutige gewesen ist, weiß man, wenn man sich der Verleihung des Medjidje- Ordeus an Arabi Pascha erinnert. Auch jetzt tritt dies wieder hervor in der offenkundigen Bestürzung und Miß stimmung über die Erfolge der englischen Waffen. Das Gefühl einer gewaltigen politischen und militärischen Nieder lage, welches in den Pforten-Palaiskreisen vorherrscht, wird übrigens auch in den Volkskreisen aufs Tiefste empfunden. Daß das herrliche Miffr, das Babylon des Mittelalters, den Gjauren in 24 Stunden zum Opfer gefallen, will den Leuten nicht recht in den Sinn, und man ist grimmig auf die Regierung, welche ein solches Ereigniß herbeigeführt. Das Prestige des Jildizkösk (des kaiserlichen Palais und seines hohen Insassen) hat in der muhamedanischen Welt einen schweren Schlag erhalten. Mit spöttischen Empfindungen wird man daher die Nachricht hinnehmen, daß der Sultan den Großscherif von Mekka, einen der höchsten religiösen Würdenträger des Islam, Abdul Mutailib, welcher der Unterhaltung heimlicher Verbindung mit Arabi bezichtigt wird, seines Amtes entsetzt und an seiner Stelle den Scheikh Abdullah zum Großscherif ernannt habe und daß Mutailib verhaftet worden sein soll. Tagesnachrichlen. Sachse«. Ihre Majestäten der König und die Königin sind mit Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Preußen am Mittwoch Vormittag in Wien eingetroffen und von Sr. Majestät dem Kaiser am Bahnhofe in sehr herz licher Weise empfangen worden. Die Königin begab sich alsbald nach ihrer Villa in Hacking, von wo aus sie am Donnerstag nach Mähren Weiterreisen wollte. Der König und Prinz Wilhelm fuhren mit dem Kaiser nach Schön brunn , von wo Nachmittags 2 Uhr die Abfahrt zu den bei Neuberg in Stehermark abzuhaltenden Jagden erfolgte. Am 30. Septbr. wird das seit October 1867 in Meißen garnisonirende 2. Jägerbataillon Nr. 13 nach Dresden in die neue Kaserne an der Albertbrücke übersiedeln. Aus die sem Anlaß wurde dem Commandeur desselben, Herrn Oberst lieutenant v. Raab, am Dienstag durch die Herren Bürger meister Hirschberg und Stadtverordnetenvorsteher Professor Or. Flathe eine ebenso prachtvoll als sinnig ausgeführte Votivtafel als Abschiedsgruß der Stadt Meißen überreicht, worauf ein zu Ehren des scheidenden Offiziercorps in dem Gasthause zur Sonne veranstaltetes Festdiner folgte. Die Leipziger Tuchmesse ist nach dem Berichte der „L. N." als eine gute Michaelismesse zu bezeichnen. An den ersten beiden Tagen war das Geschäft äußerst lebhaft und wurden namentlich in Mustersachen die Lager stark geräumt, so daß manche Fabrikanten ausverkauft hatten. Es gilt dies namentlich für die Fabrikate Forst, Cottbus, Crimmitschau, Peitz, Großenhain, welche theilweise sogar höhere Preise erzielten. In glatter Waare ließ das Geschäft zu wünschen übrig und war der Umsatz bescheiden, so daß sich verschiedene Fabrikanten, wie z. B. aus Kamenz, Sorau, Sagan, Schwiebus, Finsterwalde rc., um noch einigen Absatz zu haben, Einbuße gefallen lassen mußten. Dem „Dr. I." zufolge steht auf den Fluren vieler Ortschaften des oberen Erzgebirges, als beispielsweise bei Schellerhau, Hermsdorf, Holzhau rc., leider noch immer viel unreifer Hafer auf dem Halme, auch liegen vom Sommerkorn und von dem sogen. Gemenge ansehnliche Quanten noch ungeerntet auf dem Felde, da der fort während wiederkehrende Regen das längst gemähte Getreide immer aufs Neue durchnäßt. In Waldheim wurde am Mittwoch früh ein mehrere Jahre im Zuchthaus Detinirter (früher Restaurateur in Freiberg) entlassen und, wie üblich, von einem Aufseher nach dem Bahnhofe gebracht. Der der Freiheit Wieder gegebene sollte derselben aber nickt lange theilhaftig werden, denn auf dem Wege nach dem Bahnhofe starb er plötzlich. Die Masernkrankheit hat in Langenburkersdorf bei Neu stadt eine solche Ausdehnung genommen, daß der «Schluß von vier Schulklassen erfolgen mußte. Der Weberstrike zu Plauen i. V. ist beendet, nachdem den Arbeitern eine Lohnaufbesserung bewilligt worden. Mit Befriedigung wird constatirt, daß während des ganzen StrikeS auch nicht eine Ausschreitung seitens der Arbeiter vorgekommen ist. Die Frau des Kellermeisters K. in VolkmarSdorf, die, ihren Säugling tragend, sich in ihrer Wohnung befand, wurde dieser Tage durch einen Schuß in den Rücken ge troffen, so daß die kaum Genesene niedersank; glücklicher weise hatte indeß die durchs Fenster gegangene Bleikugel, welche den Umfang einer großen Erbse hatte, nur eine heftig blutende Streifwunde verursacht. Ob die That, der leicht ein oder zwei Menschenleben zum Opfer fallen konn ten, aus Unvorsichtigkeit oder Absicht verübt wurde, hofft man durch die eingeleitete Untersuchung zu ermitteln. Der vergangene Woche von einem Pferde an die Brust geschlagene Gutsbesitzer Thielemann in Olganitz bet Strehla ist am 25. d. an den erlittenen Verletzungen gestorben. Beim Abrüsten des Neubaues der Kratzenfabrik zu Mitt weida stürzten am Montag drei Maurer infolge Durchbruchs des Bretes, worauf sie standen, drei Stockwerke hoch zur Erde, haben dabei aber zum Glück außer einigen äußer lichen Verletzungen erheblichen Schaden nicht erlitten. Der noch höher auf einer Leiter stehende Maurerpolier wäre ebenso zum Fallen gekommen, hätte er sich nicht mit einem Arme so lange an einer Klammer festgehalten, bis ihm Hilfe ertheilt werden konnte. — Ebenso gnädig ist vor einigen Tagen ein dasiger Schieferdeckergehilfe davongekommen, der bei der Reparatur des Daches von einem Hause stürzte; derselbe hat nur einige Verletzungen davongetragen, welche aber bald gehoben sein werden. In einem sogen. Sumpfe bei der Weichold'schen Ziegelei zu Schellenberg ertrank am 27. Septbr. ein 9'/« Jahre alter Knabe, welcher seinem älteren Bruder das Mittagseffen gebracht hatte, dem Sumpfe zu nahe gekommen und wahr scheinlich hineingerutscht war. Wie die „Els.-Lothr. Ztg." meldet, ist durch Ministerial- Verfügung eine Commission zur Prüfung der Buch- und Kassenführung der Straßburger Tabakmanufactur unter Leitung des Ministerialraths v. Strenge eingesetzt und vr. Roller bis auf Weiteres von der Leitung der Geschäfte entbunden worden. Deutsches Reich. Die parlamentarische Lage, sowohl in Bezug auf den Reichstag, als auch auf den preußischen Landtag, bildet gegenwärtig einen Gegenstand eifriger Er örterungen seitens der deutschen Presse. Der Plan wird jetzt vielfach angeregt und besprochen, die bis zum 20. No vember währende Vertagungsfrist des Reichstages abzukürzen, nachdem der Gedanke einer Herbstsession des preußischen Landtages aufgegeben zu sein scheint. Für einen früheren Beginn der Reichstagsverhandlungen als ursprünglich be absichtigt, spricht namentlich der Umstand, daß der Reichstag bei seiner Vertagung ein umfangreiches Arbeitsmaterial unerledigt gelassen hat, so namentlich die Versicherungs gesetze und die Gewerbeordnungsnovelle, deren baldiges Zustandekommen dringend zu wünschen ist. Zum Mindesten könnte formell der Reichstag Anfang November einberufen werden und sich dann wieder vertagen, um den Commissionen für die genannten Vorlagen Zeit zur Beendigung ihrer Arbeiten zu lassen. Die „N. A. Ztg." schreibt: „Einige freihändlerische Handelskammern haben in ihren Berichten die Behauptung aufgestellt, daß durch den deutschen Zolltarif von 1879 andere Staaten veranlaßt worden seien, auch ihrerseits die Eingangs zölle als Repressalie zu erhöhen. Thatsache ist es allerdings, daß seit mehreren Jahrzehnten die meisten Staaten Schutz zölle eingeführt oder die bestehenden Zölle erhöht haben, so Rußland, Oesterreich, die englischen Colonien, ebenso Deutschland. Der Grund dafür war, daß diese Staaten die glänzenden Erfolge der Schutzzollpolitik in Frankreich und Nordamerika sahen und dem Rückgänge ihrer Industrie in Folge der englischen Concurrenz Einhalt thun wollten, aber ebenso ist es Thatsache, daß die Einführung resp. Er höhung der Schutzzölle von den Regierungen wie von den Volksvertretungen der genannten Länder nur im eigenen Interesse beschlossen worden ist, um den Wohlstand ihrer Bevölkerung zu erhalten und zu heben, nicht aber, um den anderen, meist befreundeten Ländern zu schaden. Wir brau chen nur die Geschichte der letzten Jahrzehnte zu studiren, um zu sehen, daß während der Herrschaft der Freihandels partei in Deutschland von 1865 bis 1879 alle großen Staaten ihre Zölle vielmehr erhöht haben, als es seit der Einführung des gemäßigten Schutzzollsystems im Jahre 1879 bei uns geschehen ist. Daß die hohen Zolltarife des Auslandes unsere Industrie und unsern Handel schä digen, das wird Niemand bezweifeln. Dagegen wird die Neichsregierung sicherlich stets bemüht sein, durch Handels verträge mit den anderen Staaten günstigere Zollsätze zu erreichen. Deutschland hat bei diesen Verhandlungen durch den Zolltarif von 1879 eine mächtige Waffe in die Hand bekommen, um Zollermäßigungen seitens des Aus landes zu erwirken, während es in der Periode von 1865—1879 dem Auslände gegenüber wehrlos war, weil es demselben ohne Gegenleistung schon eine fast zollfreie Einfuhr gewährt hatte." Oesterreich. Die Landtage von Böhmen, Mähren, Schlesien, Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Kärnthen und Vorarlberg sind am 26. Septbr. zusammengetreten. Der niederösterreichische Landtag wurde durch eine Ansprache des Landmarschalls Baron Felder eröffnet, in welcher der österreichische Staatögedanke und das warme Vaterlands gefühl für die Einheit und Machtgröße des Reiches ent schieden betont werden. — Im böhmischen Landtage gab es bereits in der ersten Sitzung eine ziemlich lebhafte Scene: auf die Mittheilung des Oberstlandmarschalls Karl Fürsten Auersperg, daß der Rector der deutschen Universität, Prof. Iw. Hering, nach Bestimmung der Landesordnung als viril stimmberechtigt «Litz im Landtage habe, wurde von tschechischer Seite Protest erhoben, dieser aber vom Oberstlandmarschall unter lebhaftestem Beifall der deutschen Abgeordneten ent schieden zurückgewiesen. — Im Landtage zu Laibach griffen die Slowenen das Wirken des „Deutschen Schulvereins" als germanisirendes und gesetzwidriges an, ebenso die Ent scheidung des Landesschulrathö wegen Errichtung einer deut schen Volksschule in Maierle; der Landespräsident vertrat aber den Standpunkt des Landesschulrathö als den factischen Verhältnissen angemessen. Durch eine kaiserl. Verordnung wird die Regierung er mächtigt, zur Unterstützung der hilfsbedürftigen Bevölkerung Tirols bis zu 500,000, Kärnthens bis zu 200,000 Gulden nach Maßgabe des wirklichen Bedarfs aus Staatsmitteln flüssig zu machen.