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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190202029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020202
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- Saxonica
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- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-02
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1902
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2. Mage zm Leipziger Tageblatt mb Anzeiger Nr. U sanntag, 2. Zeirnar IM. Amerikanische ätädtebilder und Städtetypen. Bon Otto Leonhardt. Nachdruck vtrboicu. ' Die Reise des Prinzen Heinrich, die gegenwärtig das allgemeine Tagesinteresse bildet, rvird sich, wie nunmehr feststeht, auf mehrere Städte der Union ausdehucn.' Alle diese Städte sind, an europäischem Mgßstabe gemessen, jung,' dennoch aber kann man die Ringe des historischen Wachsthums auch au ihnen bereits beobachten, und so ähnlich amerikanische Städte such im Allgemeinen (nicht zu ihrem Bortheilc) einander sind, so hat doch die Ver schiedenartigkeit -er geographischen und wirthschaftlichen Voraussehungen verschiedene Typen erzeugt, die zu stu- dircn schon darum von Interesse ist, weil sie uns in die Eigenart nordamerikanischen Gebens manchen tieferen Blick thun lassen. Gerade die von dem Prinzen zu be suchenden Städte vertreten einige der charakteristischsten Typen. ' Boston ist die historische Stadt der Union par oxosUenoo. Es war der Sitz der Regierung, als das Land noch englische Colonie war,' es war der Ausgangs- punet -er Erhebung gegen England,' hier fand jene be rühmte „tsa-psrtz?" statt, die das Signal zum Aufstande wyrde. Boston allein besitzt Denkmale, die man historisch nennen kann. Da ist die thürmereiche „Fancuil-Hall", aus dem Jahre 1742 stammend, stolz die „Wiege der Frei heit" genannt, weil in der Revolutionszeit hier wichtige politische Versammlungen stattfanden. Stuf dem Old Granary Burying Ground ruhen Franklin s Eltern und einige der alten Gouverneure des Landes. Das alte Staatshaus (das neue ist ein prunkvoller Bau mit vielen Säulen und üppiger Vergoldung) zeigt auf seinem Dache noch den Löwen und das Ein Horn -es britischen Wappens; es hat die Anfänge jenes Bostoner Massacrcs gesehen, das in der Geschichte des Unabhängigkeits kampfes eine so große Rolle spielt und dessen Opfer auf dem erwähnten Friedhöfe bcigesetzt sind. Das Alles will nun nach europäischen Begriffen nicht viel sagen; doch keine andere Stadt der Union hat sich gleicher Monumente zu rühmen, nnd so ist es begreiflich, daß Boston für den Amerikaner stets von einem ehrwürdigen Nimbus um woben ist. Auch in ihrer Anlage zeigt die Stadt mehr den Charakter des Gewordenen als des Gemachten. Trotz des großen Brandes im Jahre 1872, der in einer Nacht vierhundert Häuser vernichtete, stellt sich die Altstadt noch heute als ein unregelmäßiges Gewirr zum Thcil enger und winkliger Straßen dar, während die vornehmen Wohnviertel, die sich weiter hügelanf angesiedclt haben, einen recht monotonen und unerfreulichen Eindruck machen. Boston verdankte sein schnelles Aufblühen dem Vor züge, daß es an einer Europa besonders nahe gerückten Stelle des Landes liegt. Heute ist dieser Umstand nicht mehr von der Bedeutung, wie in den Tagen der Colonial zeit, und so hat denn auch Boston als Seestadt hinter der gewaltigen Rivalin New Bork zurücktrcteu müssen. Doch das Beste kann ihm New Bork nicht rauben. Hier ist die eigentliche Hcimath jenes zähen, nüchternen, entschlossenen Ncucnglandgeistcs, dem Amerika jedenfalls seine eigen- thümliche Entwickelung verdankt. Die fremdländischen Colonien spielen hier nicht die Rolle wie in Chicago oder New Bork; das Hankeethum ist hier geschloffener, reiner und mit der Cvnseguenz dieser Entwickelung hängt auch Bostons größter Ruhm zusammen: seine Bedeutung für die Pflege der Wissenschaft, Literatur, Kamst, Musik. Zwar ist es nicht mehr „Amerikas Leipzig" — der Con current am Hudson greift auch nach diesen Palmen —, aber in keiner Stadl -er Union ist doch die Cultur der geistigen Güter zu einem so bedeutsamen Charaktcrzuge geworden, wie hier. Boston ist die entthronte, Washington ist die regie rende Landeshauptstadt. Es ist die einzige Stadt Amerikas, die von vornherein nach einer Art festen, künstlerischen Planes angelegt wurde, und dieser Plan war in enormen Dimensionen gehalten, um der Union eine imposante Hauptstadt zu sichern. Doch nur äußerst langsam wuchs die Stadt in diese Dimensionen hinein und lange machte sie einen öden, leeren Eindruck, lange standen höchst un ansehnliche Häuser in -er unmittelbaren Nachbarschaft der öffentlichen Prachtbauten. Heute ist nun Washington endlich eine Großstadt, doch etwas Künstliches hat sie be balten, denn den Kern seiner Bevölkerung bildet immer noch das Heer von Beamten, Militärs, Diplomaten, Politikern ü. s. w., das hier seinen Sitz hat. Immerhin fehlt es den langen, breiten Straßen nicht mehr an Menschen, nnd da an den Staatsgebäuöcn nicht gespart wird, so tragen sie einen gewissen monumentalen Charakter. Das bekannte amerikanische rechtwinklige Blocksystem ist hier combinirt mit einer strahlenförmigen Anordnung von Straßen, die von drei verschiedenen Punctcn ausgehen. Als den schönsten Zug der Stadt darf man die beherrschende Lage des Capitols bezeichnen, dessen Kuppel von vielen Punkten aus sichtbar ist und so gleichsam ein Wahrzeichen der Stadt bildet, wie die Dom kuppel das von Florenz ist. So künstlich wie die Entwickelung Washingtons, so natürlich ist die von Chicago, -es Wunders des Westens. 1804 ließ die Bundesregierung hier an der Mündung des Chicagofluffes in den Michigansee ein Fort erbauen — damals wohnte keine weiße Seele in dem ganzen Ge biete. 1832 zählte ganz Illinois 700 Weiße; heute ist Chicago eine Stadt von etwa zwei Millionen Menschen. Woher das Geheimnis; dieses unerhörten WachSthnms? Weil Chicago eine Sammelstclle der Produkte und des Handels des ganzen Nordens, Ostens nnd Westens des Landes ist. Die landwirthschaftlichen Produkte des Westens, die industriellen und Import-Artikel des Ostens tauschen sich hier aus. Durch Eisenbahnen und Canäle glänzend mit Boston und vor Allem mit New Bork ver bunden, participirt cs an ihrem Handel. Durch die Seen streckt Chicago seine Arme weit nach dein Norden, nach Canada, zu. Chicago ist der größte Getreide- und Flcischmarkt der Welt. Es saugt Menschen gleichsam auf. Denkt man nur an das moderne erwerbende, hastende Amerika, so darf man Chicago die amerikanischste aller Städte nennen. Es ist die Stadt der Himmclskratzcr, des brausenden Gewühls, des Millionentanzcs. Es hat mehr Deutsche als Amerikaner tetwa eine halbe Million); es ist eine der größten irischen, schwedischen, norwegischen, polnischen, böhmischen Städte. Es ist von Eisenbahnen durchfurcht, wie vielleicht keine zweite Stadt der Welt; 33 Bahnlinien münden hier, über 1800 Kilometer Eisen bahnen durchziehen die Stadt. Alle Verhältnisse sind hier kolossal: Geschäft, Ncichthum, Gebäude, Unterhaltungen, Verbrechen. Doch verlangt die Gerechtigkeit, hinzuzu setzen, daß auch die öffentlichen Parkanlagen kolossal sind, die in einem Gürtel von fast 37 englischen Meilen rings nm die Stadt sich ziehen, und ebenso viele gemeinnützige Einrichtungen, wie z. B. jene Universität, die aus den wiederholten Riesenstistungen Rockcfeller's hervor gegangen ist. Man muß Chicago wohl ein Weltwunder nennen, doch ist es zweifelhaft, ob einem Europäer dies Wunder als ein schönes erscheinen wird. Chicago zeigt die rein amerikanischen Seiten New Borks in absoluter Reinkultur. Die Stadt am Hudson und am Michigansee sind natürliche Schwestern, „Partner desselben Geschäfts". Zn Wasser nnd zu Lande gehen Chieagos Waaren nach New Bork, New Borks nach Chicago. Ncw Bork ist Chicagos atlantischer Hafen, Chicago ist die Landstadt von New Bork. Wenn Amerika einmal ganz und gar ans sich selbst gestellt sein sollte, wird Chicago vielleicht Ncw Bork überflügeln; vorläufig aber bleibt freilich New Bork noch auf lange Zeiten hinaus die Sadt, wo sich der alte Osten und der neue Westen in einer gewaltigen Um armung berühren. Es ist nächst London der größte Hafen der Welt geworden, und in Wallstreet schlägt Amerikas Herz — der allgewaltige Dollar. Mit Chicago verglichen erscheint uns nun schon New Bork als etwas Historisches: die Statue of Liberty und Broadway sind Dinge, von denen feste Vorstellungen in unsere Phantasie über gegangen sind. Und doch wie neu, wie jung ist hier noch Alles! Selbst der Altstadt, deren uneinheitliche enge An lage unser Erstaunen erregt, da die Ansiedler es durch aus nicht nöthig hatten, diese europäische Art nachzu ahmen, — selbst ihr fehlt die Patina. Die Stadt meta- morphosirt sich unausgesetzt: siebenstöckige Häuser fallen, nm vierzehnstöckigcn Platz zu machen; jeder Zeitungs palast, jedes Waarenhaus soll alles bisher von der Con- cnrrenz Geleistete übertreffen. Aber daneben enthält Ncw Bork gemüthlichc Deutschenviertcl, schmutzige Juden städte, ganze Quartiere, in denen italienische Lebensweise herrscht. Keine andere Stadt der Welt ist ein solches Sammelbecken von Menschen- und Vülkerstrümen, und dennoch werden sie von dieser ungeheuren Stadt alle ver daut; bald sind sie newyorkistrt, amcrtkanisirt. Die schönsten Parkanlagen, die reichstdotirtcn Bildungs stätten, die üppigsten Museen, die prachtvollsten Biblio theken ändern nichts daran, daß New Borks Gott das kusiness, sein Bild der Dollar ist. In dieser Stadt haben die Amerikaner es gelernt, keine Zeit zu haben zur Ruhe, zur Betrachtung, zum Essen, zum Spazierengehen, hier aber haben sie auch den kolossalen Stil ihrer Unterneh mungen gelernt. Die ältere Entwickelung der Stadt hat sie immerhin zu einem bedeutenderen Cnlturcentrum ge macht, als es Chicago ist: mancher Cubancr oder Süd amerikaner schickt seine Kinder zur Ausbildung nach New Aork, aber Keiner schickt sie nach Chicago. Ncw Uorks Einfluß auf Chicago ist in der Art und An lage der Stadt unverkennbar. Philadelphia, die Quäkcrstadt, hat die Regelmäßigkeit seiner Anlage auf Cincinnati übertragen, und wie in Philadelphia, so herrscht auch in Cincinnati eine gewisse Vorliebe für schlichte Einfamilienhäuser. Längst freilich haben diese aus dem Kessel am Ohiofluffe sich zurückztehen müssen, den heute eine rauchende, brausende Geschäftsstadt mit Riesen häusern erfüllt. Doch auf den umliegenden lieblichen Höhen entfaltet sich Cincinnatis besserer Theil, und wer über den Miamicanal, „jenseits des Rheins", wandert, der trifft hier auf eine Dcutschen-Stadt, die vielfach noch an die alte Heimath erinnert Die Deutschen machen hier etwa ein Drittel der Bevölkerung aus; in Milwaukee aber bilden sie reichlich die Hälfte, und so hat Milwaukee mehr deutsche Züge aufzuweisen, als irgend eine andere amerikanische Stadt. Hier wird fleißig Bier gedränt und — getrunken, hier finden Musik und Kunst lebhafte Pflege, und die Stadt zeigt zum gute» Theile eine Ge- mllthlichkeit, nach -er man sich selbst in amerikanischen Städten vergeblich sehnt. Die Amerikaner selbst können wohl uiit dieser Sonderart der Stadt zufrieden sein. Ein Chicago, ein New Bork staunt man an, aber dehnt sich der übermächtige Einfluß dieser Städte noch weiter aus, so würden die Städte der Union bald eine ermüdende und unerfreuliche Aehnlichkcit zeigen, zn der heute schon Ansätze genug da siud. Mam Elsheimer, ein Lebensbild der deutschen Spätrenaissance. Den letzthin stattgefundcnen Vortrag, den der Leip ziger Kunstverein seinen Mitgliedern darbot, hatte Herr Professor vr. Weizsäcker aus Frankfurt a. M. übernommen. Er wies in der Einleitung darauf hin, das; der Name Adam Elsheimer bereits in einem im Jahre 1803 im Knnstvereinc gehaltenen Vortrage des Herrn Hofrathcs Steche über den Leipziger Künstler Nicolaus Knüpfer gestreift worden ist. Da Adam Els heimer nicht allein für die Frankfurter, sondern für die Entwickelung der deutschen Kunst der Spätrenaissance überhaupt von Bedeutung ist, wage es der Herr Vor tragende, die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf diesen Künstler hinzulenken. Um das Lebensbild eines Künstlers zu zeichnen, könne man sich zweier Arten bedienen. Einmal könne man eine Schilderung vornehmen, die von den Werken des Künst lers ansqeht, eine Methode, der sich der Fachgelehrte be dient, oder man könne die betreffende Persönlichkeit im Bilde -er Ort- und Zeitgeschichte betrachten, in dem sie gelebt hat. Die letztere Art biete eine breite Basis, die gleichzeitig ein festes Band darbiete, welches Künstler und Pilblicum miteinander verbinde. Als ein für die Denkweise und künstlerische Art Els- heimer's besonders charakteristisches Werk ist das unter der Bezeichnung „II aoutouto" bekannt gewordene Ge mälde anzuschen. Das Original ist verschollen und wir besitzen nur eine, freilich zweifellos sehr gute, Copie des Bildes von der Hand Nicolaus Knüpfer's, welche sich in der Münchener Pinakothek befindet. Es ist eine etwas moralisirende Darstellung und veranschaulicht das Streben der Menschen nach dem Glück, das sic schließlich doch nicht erreichen können. Dieser Gedanke wird ver sinnbildlicht durch die von den Menschen verfolgte und von Mercur zum Olymp entführte Fortuna, wobei den Menschen nichts weiter bleibt, als das Nachsehen. Zu den erregten Mcnschengrnppen bildet ein im Vordergründe dargesicllter lachender.Philosoph, der zu der Erkcnntniß gelangt zn sein scheint, daß alles Mühen und Jagen nach dem Glück vergeblich ist, den treffenden Gegensatz. Man sicht dem Werke auf den ersten Blick an, daß es in seiner Verbindung gefälligen, graziösen italienischen und ge- müthvollen, wenn auch schwerfälligen deutschen Wesens nicht in der Umgebung der hcimathlichcn Verhältnisse des Künstlers entstanden sein kann, sondern in einer süd lichen, farbenfrohen Welt ausgenommen ist. Geboren 1378 als der Sohn eines armen Schneiders, hat Elsheimer zunächst unter Uffcnbach gearbeitet, nm bereits im Jahre 1800 nach Rom zn wandern, von wo ans er nie wieder in seine Heimath zurückkehrcn sollte. Im Verkehre mit anderen Glcichstrebcnden, hauptsächlich niederländischen Künstlern, fand er hier, an dieser be deutsamen, weltgeschichtlichen Stätte, vcrmuth'ich eine andere Bewegungsfreiheit, als sie ihm die beschränkten hcimathlichcn Kreise gewähren konnten. Das Dürer'sche Wort: „Hier bin ich ein Edelmann, daheim ein Schma rotzer", mag sich auch an ihm bewahrheitet haben. Die B'ttthe des Barockzeitalters war angebrochen, als Els heimer sich in Rom cinfand, das damals die Residenz einer Reihe kluger Diplomaten war, die auf dem päpstlichen Stuhle saßen. Diese Päpste der Gegenreformation waren zwar im Guten, wie im Bösen, ihren Vorgängern keines wegs ebenbürtig, immerhin war doch ihr Streben daraus gerichtet, Wissenschaft und Künste zu pflegen. Carlo Matterna war hier als Architekt thätig und damit be schäftigt, den Ban von St. Peter zu Ende zu führen. Als Maler wirkten damals unter Anderem Guido Reni, Domenichino, Carravaggio, die zwar nicht über gleich große Gedanken nnd erhabene Darstellung, wie ihre Vor gänger, jedoch über eine seltene Arbeitslust und bedeuten des technisches Können verfügten. Inmitten dieser aus gebreiteten Knnstwelt hatte sich auch eine Colonie nieder ländischer Künstler angesiedelt, in welcher unser Els heimer verkehrte. Sind die Lebensnachrichten über den Künstler nur spärlich vorhanden, so wissen wir doch, daß er eine sehr geachtete Stellung einnahm, Laß ihn selbst Rubens bei einem Aufenthalte in Rom besuchte. Trotz dieses Ansehens suchte -er bescheidene Elsheimer nur für ' sich und seine Kunst zn leben und dem Treiben der Welt stadt so viel als möglich zn entfliehen. Aber trotz seines Fleißes und Ordnungssinnes gelang es ihm doch nicht recht, vorwärts zu kommen, und obgleich er bei seinen Zeitgenossen große Anerkennung fand und sich über den künstlerischen Erfolg nicht beklagen konnte, bereitete ihm die Erhaltung einer zahlreichen Familie viel Sorge. Welches Ansehen er genoß, geht schon daraus hervor, das; bei seinem im Jahre 1020 erfolgten Tode ihm außer einer reichen Zahl Landslente die Akademie San Luca das Ehrengeleit gab. -- Langsam arbeitend, nie mit sich selbst zufrieden, in der Vertiefung aller Einzelheiten die letzten Möglichkeiten der Ausdruckssähigkeit erschöpfend, war sein Schaffen hinsicht lich der Zahl seiner Werke nicht fruchtbar zu nennen. Immerhin läßt ihn seine vielseitige Thätigkcit als den ersten deutschen Landschaftsmaler ansehen. Die eigen artige elastische Schönheit der römischen Landschaft war es namentlich, die ihn fesselte. Thatsache ist, daß bei ihm die Anfänge der modernen Landschaftsmalerei zu finden sind. Anzunehmen ist, daß Elsheimer als fertig ausge bildeter Maler nach Rom kam und vornehmlich unter dem Einflüsse der niederländischen Landschafterschule stand. Sein von Goethe in einem Gedichte beschriebenes Bild „Aurora", welches sich in der Braunschweiger Galerie befindet, darf besonders als ein Vorläufer der modernen Landschaftsmalerei betrachtet werden. Im Allgemeinen war cs zur Zeit Elsheimer's noch immer üblich, die Land schaft durch figürliche Staffage, die gewissermaßen ver bildlichen Darstellung den Charakter der Erzählung auf drückte, interessant zn machen. Die Bibel sowohl, als Ovid's Metamorphosen boten zumeist die gewünschten Motive dazu. Eine gewisse Vielseitigkeit als Maler in der Beherrschung des Landschaftlichen und Figürlichen war also damals bedingt. Auch die Darstellung von Innen räumen, in Verbindung mit Figuren, war sehr beliebt. Ju seiner ganzen künstlerischen Erscheinung tritt uns Elsheimer als ein Eklektiker gegenüber. Obgleich er sich den Tendenzen der italienischen Meister angepaßt hatte, ist er jedoch keineswegs als ein Nachahmer der Italiener anzuschen. Auf die Anregung seiner zeitgenössischcnCol- lcgen, daß er seinen Stil ändern und nicht immer in so kleinen Dimensionen darstellen müsse, hatte er ge antwortet, das; er erst seine Art auszubilden habe, bevor er daran denken könne, diejenige Anderer zu verfolgen. Das Originale, Eigenartige und Selbstgeschaffene bleibt daher auch bei ihm die Hauptsache. Das besondere Kenn zeichen einer jeder starken künstlerischen Persönlichkeit, dasjenige, was bereits Andere von ihr gesagt haben, aufs Nene in eine entsprechende charakteristische Form zu kleiden, macht sich anch bei ihm geltend. Der Genius wird immer aufs Neue thätig sein, neue Formen und neue Aus- druckswcisen zu finden. Nnd so wie Dürer in Italien An regung und Befruchtung seiner Kunst gefunden hat, so wie neuerdings die deutsche Kunst von Frankreich an geregt worden ist, so hat auch Elsheimer in Rom sich von den älteren italienischen Meistern Anregung geholt, ohne dabei an seiner deutschen Eigenart Einbuße zu erleiden, denn ein echt nationaler Zug, das Wesen deutscher Gc- müthsticfe, macht sich in seinen Schöpfungen geltend. Sein Einfluß ans Andere war so groß, daß er in Rom förmlich Schule gemacht hat. Angesichts der Frage, was dieser Künstler der heutigen Zeit zu sagen hat, wies der Herr Vortragende darauf hin, daß vielleicht nichts die grundsätzliche Verschiedenheit alter nnd neuer Kunst so kennzeichne, als der in beiden zu Tage tretende Gegensatz zwischen autokratischem und subjcctivcm Charakter. Aber in dem Streit der Meinungen um den Werth alter und neuer Kunst, um diese oder jene Rich- Blick Räumungs-Verkauf. die 2V großen Schaufenster zeigt, welch' eine ungeheure Menge vortheilhafter Gelegenheitskäuse Volich's Näummrgsverkauf wiederum bietet in Wäsche jeglicher Art, in Kleiderstoffen für Haus, Promenade «nd Ball, in schwarzer und farbiger Seide, in Blnsen-Resten, in Posamenten, Spitzen nnd Kleiderzubehör, in Costnmen und Confections, Unterrötken, Cravatten, Fächern, Boas, Schleifen «nd Hüten, in Regen- und Sonnenschirmen, in Teppiche«, Gardinen nnd PortiLren u. s. w. n. s. w. Reste aus allen Lägern bis zur Hälfte des Preises und darunter. Mittwoch, den 5. Februar, Schluß des Räumungs-Verkaufes. ""HW vrsbäen » Lolprlx » Vdvwultr. UvKivn-vapitat IK. IS000000 kotsrsstrnsss 28, l. Lt. kstei-sstrssss 28, l. Lt. KMverem, stiurpMer M u- IN wlcnl M llMWtM, snlrmllulin Ulin IN Musin, Vvleikung von KSnsengLogigon Lttvvlon. uniß Voi-Moltung von Wvntkp»pioi«on unter Ovnrrols äsr tivrlovZunxev. Nv/äekiinir äer Oonpon« a. s. rv. VorsIvstormlS kekeii voarsrsrlnst im balle «1er zislvozoox. Llulilsiwr aller rnlllbnreo tlonpoa» uvä Virlckevckeivredeloe. von 6tleek8 uvä Oreäitbrieteil auf äa8 In- unä ^U8lan6. 0»i»lrU»teU« tNr HVeebsel. — Dluosntlrnnu von HVevNuvI».
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