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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190202029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020202
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-02
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1902
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4. Mze zm LchM WMI mi> ÄMM Nr. 48, smiltT L. Mrm IM. Sanft und Wissenschaft. Musik. -Ltt-jts, 1.Februar. Prof. vr. Salomo Iada-soh», einer der angesehrnsten und ältesten Lehrer unseres Confer- vatorium« für Musik, ist heut« Mittag um 12 Uhr gestorben. Erst seit einigen Tagen unterbrach der Unermüdliche seine Unterrichtsstunden, und da er des Oefteren kränkelte, trifft die Trauerkunde seines Todes seine Freunde, Schüler, kur, seinen weitverbreiteten Bekanntenkreis gänzlich unerwartet. Am vorigen 13. August noch feierte IadaSsohn seinen siebzigsten Geburtstag, und die zahlreichen Beweise der Der- ehrung, deren er sich bei dieser Gelegenheit von allen Seiten, in allen Leitungen und au« allen Welttheilen zu erfreuen batte, verjüngten und erfrischten ihn sichtlich, so daß er beim Wiederbeginn des Unterrichts nach den großen Ferien mit gestärktem Muthe und ohne Wanken aufs Neue eine Arbeit«, "last auf sich nahm, der manche jüngere und robustere Kraft nicht Stand gehalten hätte. IadaSsohn, geboren 1831 zu BreSlau, wurde 1848 Schüler des Leipziger ConservatoriumS, 184'3 von Franz LiSzt in Weimar, 1852 von Moritz Haupt mann in Leipzig, wo er, nachdem er 1867—1869 die Leipziger Euterpe-Concerte geleitet, als Lehrer des ClavierspielS und der Theorie an unser Conservatorium berufen wurde. Als Componist legte er eine Fruchtbarkeit an den Tag, davon zeugen Symphonien, Serenaden für Orchester, Kammermusikwerke aller Gattung, Clavierconcerte, Clavierstücke, Psalmen, Motetten, Lieder. Als ungemein gewandter Contrapunctist behandelte er namentlich die Form deS Canons mit einer virtuosen Leichtigkeit, Flüssigkeit, die schon Moritz Hauptmann be wunderte. Seine Lehrbücher über Harmonie, Contrapunct, die Formen werden Dank ihrer klaren, verständlichen Dar stellung viel benützt und sind in verschiedenen Cultursprachen übersetzt. Al- Mensch nahm er durch Wärme des Gefühls, Witz und Hilfsbereitschaft gefangen, und sein plötzlicher Heim gang wird Alle, die ihn kannten, ergreifend berühren. Kammermusikabcnd im Hotel de Pruffe. Leipzig, 1. Februar. Die neue Kammermusik vereinigung, zu der sich die Herren jk a r l R o e s g e r, Concertmeistcr Hugo Hamann, Curt Hering, Friedrich Heintz sch nnd Emil Robert- Hanscn zusammcngcschlossen haben, debutirte gestern im Saale des Hotels de Pruffe. Die Herren wollen der Kammermusik neue Freunde erwerben und durch mäßige Eintrittspreise die Aufführungen auch Minderbemittelten zugänglich machen — gewiß ein schönes, vollste Billigung verdienendes Beginnen! Daß es gelungen ist, Herrn Cvnccrtmeistcr Hamann zur Mitwirkung zu veranlassen, wird Viele erfreut haben und dürfte den Veranstaltungen nicht nur von vornherein größere Anziehungskraft sichern, sondern auch für die künstlerische Beschaffenheit des Ge botenen von Bedeutung sein. Bezüglich der Programm- anfstellung möchte ich eine Anregung, der ichon früher bei ähnlicher Gelegenheit Ausdruck gegeben worden ist, aufs Neue Vorbringen: ich meine die zeitweilige Berücksichti gung des Gesanges und natürlich insbesondere deS Liedergesangcs, der dem Rahmen der Kammermusik keineswegs widerstrebt, vielmehr inmitten des Abends, etwa zwischen zwei größeren instrumentalen Ensemble werken, ganz trefflich am Platze wäre, eine nicht gering zu achtende Mannigfaltigkeit in das Ganze brächte, auch in weiteren Kreisen des Publicums das Interesse für das Unternehmen wecken würde, und zudem die Möglichkeit gäbe, manch' junges GcsangStalcnt, dem sich die großen «begreiflicher Weise vor Allem auf Solisten von Ruf an gewiesenen) Conccrtsäle noch nicht erschließen konnten, der Oeffentltchkeit vorzustellen. Selbstverständlich dürfte man dabei nicht rvahllos verfahren, sondern mühte einige Vorsicht nnd Sachkenntniß walten lassen. Die gestrigen Darbietungen gipfelte» in Dvoräk's I'ckur-Streichguartett lc>p. 06), dem ein besonders starker Erfolg beschieden war und das in der That alle Vorzüge von DvorLk'S Schreibweise zeigt. Man spürt, wie dem Eomponisten das Schaffen Frende gemacht hat, und des halb erfreut auch das Anhörcn deö Werkes, oas nirgends Ausblicke eröffnet in die Welt, wo man sich langweilt, wohl aber (und vornehmlich in seinen ersten beiden Lätzen) viel reizvolle, mit eigenartigen Klangcombtna- tionen ausgestattete Musik enthält. Dazu wurde das Werk von -en Herren Hamann, Hering, Heintzsch und Robert- Hansen sehr schön gespielt, nicht nur in tadellosem Zu sammengehen , sondern auch bereits in hohem Grade ab gerundet und verfeinert: namentlich der Schluß des Leuto stellte eine kammer-musikalische Filigranarbeit sorgfältigster Art -ar. In Schumann's Trio für Pianvfortc, Violine und Violoncello (vckur, op. 80) vereinten sich sodann die Herren Hamann und Robert-Hansen mit Herrn Nocsger zu temperamentvoller Durchführung des Werkes; gut be lebt war auch die Wiedergabe von Bcethoven's Sonate für Ptanoforte nnd Violoncello f^ckui-, c>p. OS). Einiges wurde bei dem letztgenannten Werke allerdings zu kräftig angefaßt, und zwar nicht allein von Herrn Rocsgcr, son dern auch seitens des Herrn Robert-Hansen, dessen Ton gebung hier in Folge recht festen Striches einigermaßen gedrückt erschien. Beide Herren werden die akustischen Verhältnisse des Saales, der schon seiner geringen Aus dehnung wegen eine nachdrückliche Kraftcntfaltung nicht angebracht erscheinen läßt, noch mehr in Rechnung ziehen müssen, zumal ja gerade das Kammermusikspiel ein Gebiet ist, auf dem zarteste Ausgestaltung und das Mitsprechen kaffen der feinsten psychischen Momente als ganz besondere Tugenden gelten. Wenn dies von alle» der mitmirkenden Herren gleichmäßig beherzigt wird, darf man sich von der neuen Kammermusikvereinigung noch manchen genuß reichen Abend versprechen. . F. Wilfferodt. * I)r. Ludwig Wulluer giebt heute Abend 7'4 Uhr im Kaufhaussaale seinen zweiten Lieder-Abend, dessen Programm ausschließlich den Werken von I o- Hannes Brahms entnommen ist. Die Begleitung übernimmt der hier bereits als vortrefflicher Künstler be kannte Co cur ad B. Bos. Saalplätze sind an der Abendcaffe zu haben- Cialerieplätzc sind nicht mehr vor handen. * Das Concert des SchillerverelnS deutscher Frauen, welches am Montag, den 3. Februar, im Städtischen Kaufhaus« stattfindet, bietet ein ungewöhnlich reizvolles Programm, das ins besondere durch die Mitwirkung der ausgezeichneten Künstlerinnen Fran Hedwig Nie mann-Raabe und Frau Erika Wedekind eine starke Zugkraft autzüben wird. Erwähnt sei noch, daß für die letzte Pro- arammnummer, die Brahm s „Liebe-lieder" bringt, Herr Moers sich in liebenswürdigster Weise bereit erklärte, für -en behinderten Herrn Urlus einzutreten. * Mittwoch, den 5. Februar, Abends 8 Uhr, soll im kleinen Saale -es Künstlerhauscs der dritte Ver sa m m l u n g S a b e n d der Ortsgruppe Leipzig der Internationalen Musikgesellschaft stattfindeu. Herr Ehr. Geisler, Organist an der reformirten Kirche in Kopenhagen, wird einen Vortrag halten über -as Thema: „Ertheiluug des a oappelia-Gesangsunter- richtes in Dänemark nach deutschen Mustern". Nach dem Vortrag soll Diskussion stattfindeu. Gäste sind, wie immer, bestens willkommen. * Alfred Reiseuauer wird an feinem letzten diesjährigen Clavierabend, Montag, den 1V Februar, im KaufhauSsaalc, unter Auslastung der in den drei ersten Programmen aus schließlich vertretenen Meister Beethoven, Schumann und Chopin, eine Art Entwickelung der deutschen Clavierliteratur deS letzten Jahrhunderts in ihren ersten Repräsentanten geben. Das Programm umfaßt die Namen Bach, Händel, Haydn, Mozart, Schubert, Weber, Mendelssohn und Liszt. — Die Altistin Fräulein Elisabeth Verasch giebt Dienstag, den 11. Februar im KaufhauSsaale einen Liederabend. Der Componist Robert Kahn, dessen Ge sänge zum Vortrage gelangen, wird am Clavier sitzen. — Raymund van 8ur-Mühlcn, der zu den ersten Gesangs künstlern der Gegenwart gehört und als einer der intelligen testen Interpreten der klassischen Liedliteratur gefeiert wird, unternimmt e« zum ersten Male, den gejammten .Magellonen- CykluS* von IohaüneS BrahmS vorzutragen. Diesem' Unternehmen müssen wir die höchste Anerkennung zollen, und wir empfehlen unserem kunstsinnigen Publicum, sich^ diesen Kunstgenuß am Mittwoch, den 12. Februar, im Saale deS städtischen Kgufhauses nicht entgehen zu lassen. Auch die Clavierbegleituna erfordert einen Meister und be findet sich daher in den Händen von Otto Hegner. Den verbindenden Text zu sprechen, hat sich Herr Greder mit Vergnügen bereit erklärt. Karten zu 4, 3, 2 und 1 sind bei C. A^ Klemm zu haben. — Julius Klengel hat sein zweites Concert mit Rücksicht auf Eugen oÄlbert, der sein Concert selbst zu di'rigiren wünscht, auf Sonnabend, den 15. Februar verlezt. — Teresa Carrells giebt ihren Clavier- Abend Dienstag, den 18. Februar im Kaufhaussaale. Karten zu 4, 3, 2 und 1 sind bei C. A. Klemm zu haben. * Unsere altehrwürdige Leipziger Singakademie begeht in diesem Jahre die seltene Feier ihres 100jährigen Be stehens. und veranstaltet aus diesem Anlässe Freitag, den 14. Februar, Abends.?'!, Uhr, in der Albert-Halle ein großes Fest-Cvncert. Gestaltet sich dasselbe nun schon an sich zu einem bedeutsamen Ereignisse unserer Musikstadt, so verdient es noch erhöhte Aufmerksamkeit durch sei» interessantes Programm. Gelangt doch ein seit Jahr zehnten hier nicht gehörtes klassisches Werk, nämlich Händel s Alexandcrsest, und zwar in der Einrichtung Fr. Chrysandcr'S, zur Aufführung. Die Soli liegen in -en Händen namhafter Künstler. Frau Rose Ettinger aus Berlin, eine hochgeschätzte Concertsängerin, die erst vor Jahresfrist vom Leipziger Publicum mit reichem Beifall überschüttet wurde, hat die Sopran-Partie übernommen, während die Tenvrsoli unser ausgezeichneter heimischer Tenorist, Herr Emil Pinks, singen wird. Mit der Baß- Partie ist ein gleichfalls sehr geschätzter, hiesiger Künstler, Herr Ernst Hungar, betraut worden. Der Abend wird eingelettct mit dem 6 moll-Orgelconcert von Händel, vor getragen von unserem tresflichftu GewandhauSorganisten Herrn Paul Homener. Außerdem geht dem Oratoriuki noch ein von Herrn Albiu Mittclbach gedichteter und gleich falls von ihm gesprochener Prolog voraus. Wir kommen in einigen Tagen nochmals auf das Fest-Conccrt zu sprechen und verweisen heute auf die bezüglichen Inserate und Plakate, ans denen alles Nähere ersichtlich. * Leipzig. 1. Februar. Es sind nicht immer die edelsten Blülhen deS Humors, die die gegenwärtige CornevalSzrit in unseren Männergesangvereinen zeitigt. Um io mehr verdienen die inusi» kalischen Fastnachts-Unterbaltungen aller jener Vereine lobende An- »rkennuug, die höheren Zielen zustreben und sich nicht in platten, geist- und witzlosen Exvectoratione» gefallen. Der Humorabend der aufs Bortheilhafitstt bekannten Mannergesangvereins ..Concordia", der kürzlich in den oberen Sälen des Krhstakl- Palastes staltgefundeu hat, war durchaus originell in seiner Anlage und vorzüglich in seiner Durchführung. Neben allerhand Ulk und Kurzweil kam dabei der musikalische Humor nicht zu kurz. Composinonen wie Jos. Koch v. Langenireu's „Am Grenzwall" („Ein Römer stand in finstrer Nacht") oder der „Schweineschlacht- sißmarsch" von C. B. gehören nun nicht gerade zu den besseren und werthvollen Bereicherungen der gesegneten deutschen Männer« chorliteratur; doch verfehlten sie bei diesem Anlaß — unter Leitung deS ChormeisterS Herrn Geidel von der „Concordia" trefflich vor« getragen — keineswegs ihre launige Wirkung. Im Mittelpunct Le» Interesses stand indessen die Aufführung der einactigeii Operette „Die Wilddiebe" vou Hugo Pollack (Musik von F. Th. Cursch-Bühren), deren durchschlagender Erfolg als ein glänzender Beweis der musikalischen und darstellerischen Leistungsfähigkeit der Concordianer anzusehen war. Der Componist hat es in diesem Werk den Sängern durchaus uicht leicht gemacht; er stellt an das musikalische Ver mögen der Aussühreuden nicht uobedeutende Anforderungen, di« weit über den Nahmen sogenannter Liebhaber-Siagspiele oder GesangverriuS-Operetien hinauSgehen. Das zeigt sich sogleich in der großen EioleitungSsceue, deren ganze Anlage! hart die Grenze deS Spiel-Opern^Lnsembles streift, desgleichen da» breit auSgesührte Finale und das vielleicht etwas zu sehr ausgesponmne Trink - Terzett. ES gereicht dieser Musik zum Vortheil, daß sie sich nirgend» auf dar Gebiet des Trivialen begiebt, sondern in allen ihren Theilen in der That „anständige Musik" bleibt. Ein« wichtige Rolle ist darin dem Orchester zuge- wiesen, mit dessen Klangeffecten der Componist sichtlich aus'» Ern« geheadste vertraut ist. ES sei nur an die charakteristische Verwendung deS Fagotts, der gestopften Trompeten, der großen Trommel rc. erinnert. Auch für tiefere GemiithSerregungen wußte der Tonsetzer die rrchtra Töne zu treffen (die Lieder Simpels und des Ober« sörfterS). Die Ausführung selbst trug alle Zeichen sorgfältiger Lor« berrttung und gewissenhaften Studium» an sich. Daß di» Darsteller der beiden geckenhaften Radfahrer, der unfreiwilligen Wild diebe, an jenem Abend den Bogel abschossen, geht au« der Beschaffenheit ihrer Rollen unschwer hervor. Sehr gut war der Vertreter de« „NaturtölpelS" Edi, dessen namentlich in der Höhe glänzender Tenor sich sieghaft gegenüber dem Ansturm deS Or chester- behauptet». Eine gelungene Bühneufigur war der stimm gewaltig« Darst«ll«r deS grotesken AmtSdi«n«r- Etup-; auch di« kleineren Parlieu — Oberförster Grambow, Schul meister Simpel, Gastwirth Friedel — wurden recht an- erkeanenswerth darstellerisch wie gesanglich durchgeführt. Leben digen Authril an den scenischen Vorgängen nahm der Chor der Bauern und Knechte, der eS in seinen nicht immer ganz einfachen Einsätzen nicht au Präcision und Ton- und Tactsestigkeit fehlen ließ. Recht wacker hielt sich im Allgemeinen das Orchester, LaS seine ziemlich umfangreiche, aber auch dankbare Aufgabe mit Eifer und nach bestem Vermöge,, zu lösen bemüht war. Der die Ausführung mit Umsicht nnd Gewandtheit dirigirende Componist durst« aus dem lebhaften Beifall de- zahlreich erschienenen Audi toriums wohl aus de» durchschlagenden Erfolg seines in allen Theiien wohlgelungrnen Werkes schließen. Die „Wilddiebe" würden nach unserem Dafürhalten auch öffentlichen Bühnen nicht znr Unehcc ge reichen; eS käme hierbei lediglich auf »inen Versuch an. * Fräulein Clara Strauß-Kurzwelly, unsere hochgeschätzte einheimische Concert- und Oratoriensängerin, hat sich kürzlich in Wilhelmshaven in einer Ausführung von M. Bruch s „Glocke" hervorgethan. Das „Wilhelmshavener Tageblatt" berichtet hierüber Folgendes: „Für die plötzlich erkrankte Sopranistin drei Stunden vor der Ausführung, ohne ;ede Probe, unter völlig fremden Ver hältnissen, nach langer, anstrengender Fahrt eiutrelend — allerdings «in Wagniß, waS nur eine ausgereifte und in allen Sätteln feste Künstlerin wagen darf — eroberte sich Frl. Strauß-Kurzwelly aus Leipzig im Fluge alle Herze». Die Künstlerin imponirle durch ihre Helle, klang- und ausdrucksvolle Sopranstimine und tadellose Sicherheit, mit der sie ihre Parlie wahrhaft glänzend durch- sührte. Eine ihrer entzückendsten Leistungen war besonders die Nummer „Holder Friede, süße Eintracht", der schonen Gesänge „Lieblich, in der Bräute Locken" und „Heil'ge Ord nung, segensreiche HinunelStochter" nicht zu vergessen". Nicht minder hervorragend betheiligte sich auch an dieser Ausführung Herr. Ernst Hungar als Interpret deS „Meisters". Dasselbe Blatt berichtet hierüber: „Wie schon früher, so bot uns auch diesmal Herr Ernst Hungar aus Leipzig eine Glanzleistung. Die Baßstimme dieses Künstlers, welche selbst die Höhe des Baritons spielend er- reicht, ist bei aller Kraft und Fülle doch stet» edel und rein. Wie der Künstler die Meistersprüche in seiner Abtönung ntid immer neuer Charakteristik zu Gehör brachte, wie er in den Necitativen dramatisches Leben entfaltete, wie er in den Ensemblesätzen sich mit lobenswerther Mäßigung onschiniegte, wie er üesotrders in dein Wohllaut der langgrzogenen Töne geradezu schwelgte, das werden ihm die Hörer nie vergessen. „Schwingt den Hammer", „Freude hat mir Gott gegeben" waren Glauzpuncte des ganzen Abends. Wir haben kaum einen Oratorienjänger gehört, der Krast und Wohllaut in so edler Harmonie zu vereinigen weiß, als gerade Herr Hungar." * Bremen, 1. Februar. (Privatteleara m in.) Wols- Ferrari'S ürciactige Märchenoper „Aschenbrödel" fand bei ihrer ersten Aufführung an, gestrigen Abend eine enthusiastische Aufnahme. Franz Wulluer. Man schreibt der „Frankfurter Zeitung" aus Köln vom 30. Januar: Die letzten Tage standen in, Zeichen der Wüllner-Ehrungen: der 70. Geburtstag (am 28. Januar) unseres städtischen Capellmeisters hielt alle musikalischen Kreise Kölns in Athen,. Das ist weiter kein Wunder, den Franz Wulluer darf von seiner Kölner Wirksamkeit sagen: „l.u muLigno, o'e-N moi!" Er ist gleichzeitig Director des Conservatorinms, Dirigent der Gnrzenich- Concertc und der Musikalischen Gesellschaft, kurz, das gesammte musikalische Leben Kölns ist in diesem einen Manne concrutrirt. Eine Vorfeier LeS Geburtstags bildete die Matinee, die am Sonntag im Conservatorium stattfand und bei der von Schülern des Con- servatoriums mehrere Wüllner'sche Compositionen aufgesührt wurden. Lehrer Ernst Wolff hielt eine geistvolle Ansprache, in der er „Wulluer als Erzieher" charakterisirte. Am 28. Januar, den, eigentlichen Festtag, ver'anstalleten die Schüler des Cvnservatoriums eine Feier, die einen glänzenden Verlauf nahm. Im großen Saal der Philharmonie waren wohl an 2000 Hörer versammelt; man bemerkte u. A. auch den Erzbischof Dr. Simar. Bon den künstlerischen Darbietungen verdient das Festspiel von Adelheid Wette hervorgehobei, zu werden. In sinniger Weise wurden hier die neun Musen mit den neun Beethovcn'scheli Sinfonien parallelisirt, die sich zuletzt vereinigen, um Wüllner, ünter Len Klängen deS Liedes an die Freude, den Kranz aus» Haupt zu drücke». Den Beschluß der Festlichkeiten bildete endlich gestern ein Bankett im Gürzenichiaal, bei dem u. A. auch der Kölner Mäniiergesangverein sich mit Wüllner'jchen Liedern producirte. Wer das Geburtstagskind gestern in voller Frische und Rüstigkeit sah, der konnte constatiren, daß es' an' der Reihe von guten Tagen nicht allzuschwer zu tragen hatte. Musik-Verlagsbcricht vou Breitkopf -c Härtel. Leipzig, 1901. — Das schmuck ausgestattete Octavhest, Las alljährlich eine sorgsällige Uebcrsicht über die Verlagsthätigkeit des Wellhauses Breitlops L Härlel ermöglicht, ist soeben in zwei Theilen — einem alphabetischen und einem systematischen — erschienen. Wir haben nun aus Lieser interessanten Publication die folgenden Angaben ent- noinmen, die ei» lebendiges Bild vou der steten Wirksamkeit der Firma geben. Im Jahre 1901 veröffentlichten Breitlops sc Härtel 128 Werke der Instrumentalmusik und 172 Werke der Vocal- musik. Diese beiden Hauptgruppeu zerfallen wieder in die folgenden Unterabtheilungen und zwar 1) Musik für Orchester: Symphonien, Phantasien ü. s. w., Ouvertüre», Bühnenwerke, kleinere Werke 30, für Blasorchester (Har monie- rcsp. Blechmusik) 14, Concertanten für Soloinstrumente mit Orchester 6; Hausmusik (Symphonien, Ouvertüren) in der Be setzung für Harmonium, Clavier, Streichquintett und Flöte oder Clavier, Streichquintett nnd Flöte 3. 2) Kammermusik 7. 3) Musik für Streich-, Blas-, Schlag- u. a. Instrumente: Für Violine und Pianosorte 1ö, für Bratsche und Pianosorte 2, für Violoncell und Pianoforte II, für Violoncell solo 3, für Blas- Instrumente 1. 4) Musik für Pianoforte: Für zwei Claviere 1, für Piano zu vier Händen 3, zu zwei Händen 30. ö) Musik für Orgel 2. Ter Gesangmusik gehören zu: Geistliche Gesangwerke 30, Opern und Operngcsange 13, Concert- gesangwerke 4, Lieder und Gesänge für gemischten Chor 12, Lieder und Gesänge für Männerchor 10, Arien mit Orchesterbegleitung 6, rinstimmige Lieder und Gesäuge mit Orchesterbegleituug 7, jür zwei Singstinimeil 1, einstimmige Lieder und Gesänge mit Piauofortebegleitung 89. — Weiterhin sind zu registriren die großen, ungemein werthvollen Gesammtansgaben, umfassend die Werke von Joh. Seb. Bach (Ausgabe der Neuen Bachgesellschast), Hector Berlioz, Joh. Kaspar, Ferd. Fischer, A. E. M. Gkötry, Orlando di Lasso, Henry Purcell, I. PH. Rameau, Joh. Herrn. Schein, Josef Strauß und I. P. Siveelinek, sowie die UrtextauSgaben klassischer Meisterwerke mit 13 Bänden, musikgeschichtliche Sammelwerke und Forschungen (Deutschland, Oesterreich, England, Frankreich, Niederlande, Portugal und Spanien) 10 Bände, musikalische Bücher, Zeit schriften, Verzeichnisse, Portraits und Büsten mit ins- gesaimnt 47 Nummern. Literatur und Theater. Neues Theater. Lchittervorstrllung. ES muß für den erwachsenen Theaterbesucher wie für die Schauspieler eine Lust sein, die weiten Räume unsere» Neuen Theater» bis auf den letzten Platz mit einer fröhlichen, hellstrahlenden, erwartungS- und andachtsvoll lauschenden Kiaderschaar erfüllt zu sehen, die da alles, was ihr durch wiederholte-, wochenlanges Lesen und Erläutern allmählich fast in Fleisch und Blut überzeganaen ist, einmal auf der Bühne, wie im wirklichen Leben sich abspielend, schauen soll. Und e» muß eine Lust sein für den Schauspieler, vor solchen andächtigen, naiven Lauscher» zu spielen; es muß ihn reizen und anspornen, dem so dankbaren linvlichen Gemiithe sein Beste» zu bieten. In früheren Jahren ist bei solchen Schülervorstellungen wohl oft mit Recht geklagt worden, daß eher daS Gegentheil, ein nachlässiges Spiel, eine unzulängliche Aufführung zu be- merken sei. Um so erfreulicher ist es für den, der wiederholt Gelegenheit hatte, diesen Darstellungen beizuwohnen, feststellen zu können, das; sich jetzt hierin Vieles außerordentlich gebessert bat. Wenn noch nicht alles ganz nach Wunsch geht, sich besonder» hier und da, wie z. B. gleich in der ersten Scene LeS ersten Actes, noch eine übertriebene Hast sowohl im Spiel wie namentlich im Sprechen ein zelner Darsteller bemerkbar machte, wodurch den Kindern manches sonst vertraute schöne Wort des Dichters verloren geht, so liegt das allerdings vielleicht nicht allein an den Spielern, sondern zum Theil mit an dem Stück, d. h'. an der Länge desselben. ES giebt gewiß wenige Dramen unserer Ciassiker, die ihrem Inhalte nach so für eine Scbüler- aussübrung geeignet sind, wie Schiller's „Tell", und doch ist seine Länge gewiß mit ein Grund dafür, daß er in einer solchen Nachmittagsvorstellung nur allzuschnell gespielt werden muß. Man muß dies also wohl oder übel mit in den Kauf nehmen, da von einer etwaigen größeren Streichung dringend abzurathen ist, und gerade hcrvorgehoben zu werden verdient, daß mit Ausnahme der ganz zu billigenden Kürzung im letzten Act, den Kindern nahezu der ganze „Tell" geboten wird, wie sie ihn im Gedächtniß haben. Befürwortet man aber dies und entschuldigt damit naturgemäß auch das theilweise etwas allzu rasche Spiel und Sprechen in einzelnen Scenen, so ist zur Ausgleichung dieses Fehlers um so eifriger ein etwas deutlicheres, ausdrucksvolleres Sprechen mehrerer Milwirken den zu wünschen, damit gerade den Kindern so wenig wie möglich entgeht und der Zusammenhang nicht gestört wird. Außer einigen Spielern in der ersten Scene, möchte ich das besonders siir die vielfach bedeutungsvolle schöne Rolle des Stausfachcr wünschen, den Herr Krause sonst angemessen und würdig spielt. Glauzpuncte in dieser Beziehung sind nament lich die Scenen im Edclhofe des Attinghauseu, dessen treffliche Verkörperung durch Herrn Körner ich schon früher rühmend hervorheben konnte. Er wird jetzt übrigens durch Herrn Feistel als Rudenz höchst lobenSwerth unterstützt, dessen Darstellung durch schöne Mäßigung außerordentlich gewonnen hat. Im klebrigen kann ein Eingehen auf die einzelnen Leistungen erspart bleiben, da die Besetzung seit langer Zeit nicht nur in allen Hauptrollen, sondern auch in den meisten kleineren unverändert geblieben und wiederholt gewürdigt worden ist. ' vr. Max Mcndhei m. Krhstall - Palast - Theater. Leipzig, 31. Januar. Wenn wir dem „Grafen Walde mar" A u g u st G r u b c ' s , namentlich in der Erinne rung an die glänzende Wiedergabe dieser Rolle durch Barnay und Lvnnenthal, keine Anerkennung zu zollen vermochtet!, so war sein Philipp Derblay in Ohnet's „ H ü t t e n b e s i tz e r ", den er gestern dem „Grafen Wal demar". folgen ließ, eine ungleich wcrthvollere Leistung. Wir wohnten dem Stück nur theilweise bei, aber in den großen Lceiicn Dcrblay's mit Claire, in dem Ailftritt vor dem Gang zum Duell insbesondere, hatte der Tmrstcllcr glückliche Momente, die von einem verständnißvollen Ein dringen in den Geist der Rolle Zcugniß ablegten. Dieselbe lag ihm augenscheinlich besser, als der Frcytag'schc Graf, für dessen Blasirtheit und Xil ackinirari-Lttmmung er den rechten Ton nicht finden konnte. Sein Derblay hatte Festigkeit, edle Männlichkeit nnd Tiefe der Empfindung. Bei ihm tritt das Gemüth in den Vordergrund, und da fand sich Grube in seinem Elemente. Für HerzenStönc hat er -as rechte Organ. Sie quellen aus der Tiefe. Das Einzige, was an diesem Derblay vielleicht auszusctzen war, Ivar der Umstand, daß er zu viel Cavalier und zu wenig „Hüttenbesitzer" war. Er konnte den Letzteren noch etwas mehr im Aenßeren hcrvorkchren. Die Claire der M inna T h o m war namentlich in der Scene, wo sie den ersten Schritt zur Versöhnung thut, lobenSwerth. Auch die Athcnais Marianne Marion.'s verdiente An» erkennnng k. Notizen. Ueber Gottschall's „Rahab" und seine Auf führung in Hamburg schreibt das „Hamburger Fremdenblatt" noch: Einer der ältesten Veteranen ans dem Kampsgefilde der Literatur hat gestern in unserem Stadttheaier einen Sieg «stritten, dessen sich auch eine weit jünger« Kraft wirklich nicht zu schämen brauchte. Der Dichter konnte sich wirklich keine bessere Der- körperung seiner Rahab wünschen, al» durch Frau PoSpischil. Die Künstlerin in der großen Rolle, die das ganze Stück beherrscht, zil sehen, lohnt allein den Besuch des Theaters. Die „Neue Ham burger Zeitung" schreibt: „DaS Werk wurde von dem Publicum sehr beifällig ausgenommen, so brisällig, daß Gottschall vom zweiten Acte an bei jedem Fallen deS Vorhangs wiederholt zum Daok vor die Rampe treten mußte. Frau PoSpischil stellte eine höchst beifalls würdige, echt Gottschaü'sche Gestalt vor uns hin. Vortrefflich war Herrn Otto'S König, eine Art HoloserneS mit modernen Anwandlungen." Die „Neuesten Hamburger Nachrichten" schreiben: „Es ist ein gewaltiges, von großer Gestaltungskraft und idealen! Schwünge zeugendes Gemälde, welche- uns der Dichter in seiner Rahab entrollt. Zu dem unbestrittenen großen Erfolg des Stückes trug die vortresstlche Darstellung und die von Herrn Jelenko meisterlich besorgte Jnscenirung einen großen Theil bei. Die durchaus im Mittelpuncte deS Interesses stehende Frau PoSpischil sand in der Rolle der in der Liebe wie im Hasse gleich leiden schaftlichen Rahab Gelegenheit, ihre Kraft durch die glänzende Be wältigung einer würdigen Aufgabe zu bethätigen. Der Verfasser wurde uebst den Darstellern durch wiederholte Hervorrufe, die sich zu einer herzlichen Ovation für Leu um das deutsche Geistesleben so mannigfach verdienten, berühmten Dichter gestalteten, ausgezeichnet." — Carl Costa, der bekannte österreichische Dichter, feiert, wie der „B. B. C." meldet, am 2. Februar seinen 70. Geburtstag, Costa ist ein Wiener von Geburt. Als ganz junger Mann schrieb er sein ErstlingSsiück, ein einaktiges Lost- spiel, in gereimten Jamben. Laube, dem er es eingereicht hatte, schickte es ihm mit der Bemerkung zurück, „daß Stücke in Versen nicht zeitgemäß seien". Seinen ersten Ersolg erzielte Costa mit dem Stück „Maler und Farbenreiber" im Fürst-Thratcr. Später folgten „Ein Blitzmädel" und „Ihr Corporal". Costa hat 88 Bühnen- werke geschrieben und arbeitet gegenwärtig wieder an einem Schwan!. Durch drei Jahre leitete er das Theater in der Josefstadt Wissenschaft. * lieber das vefinben de» Pros. Rudolf Virchow während der letzten Woche ist der „Berl. Klin. Wochenschr." folgender Beriet zogegangen: „Herr Geb. Rath Virchow wurde am 28. Januar für einige Stund«» in einen Stuhl gesetzt und fühlte sich wohl darin; Neuheiten in MerWn Wahr 1883 L Noi*niIIs, Markt 17
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