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3. MW W 8ch,M Ägcbllilt m!> An,Ml Nr. W, ZomtU, L Kdmr IM. Volkshochschulvorträge. vr. Hofmann: Uebcr das Blut und seine Bedeutung für das Leben des Organismus. IV. Leipzig, 31. Januar. In seinem gestrigen, letzten Bortrage beschäftigte sich Herr vr. Hofmann in der Haupt sache mit dem Kreisläufe des Blutes, dessen Ge säße ein geschlossenes Canalsystem bilden. Das Blut wird aus den größeren Gefäßen in die Haarröhrchen und, da diese schließlich zusammentreffen, schließlich wieder in größere Gefäße getrieben, die es aus den einzelnen Organen wieder herausführen. Da bei wctdcn diejenigen Gefäße, die es zum l5entralorgan, dem Herzen, leiten, als Venen, und die aus dem Herzen entspringenden als Arterien be zeichnet. Das Herz ist der eigentliche Motor des Blutes. Durch Zeichnung veranschaulichte der Vortragende Bau und Thätigkeit lZusammcnziehen und Ausdehnen) eines einfachen Herzens, wie cs auch die Wirbelthiere in ihrer ersten Entwickelung haben (zu sehen an dem „springenden Punct" eines angcbrllteten Eies). Das aus zwei oder drei solchen Hvhlräumcn bestehende 8-förmig gebogene Herz der Fische ist eine Theilung in Vorhof und klammer. Bei den höheren Thieren spaltet sich dann das Herz in zwei gleichartige Thcile mit Vorhof und Kammer, so daß nun ein doppelter Kreislauf des Blutes eintritt, der kleine läuft durch die Lungen lbci den Fischen durch die Kiemen), wo die Lungenvcncn Sauerstoff aufnchmen, den die Lungenarterien zum Herzen führen. Durch die hier entspringende Aorta wird null das sauerstoffreiche Blut in den Körper und, nachdem eü den Sauerstoff auf dem großen Kreislauf abgegeben hat, durch die Venen sauerstoffarm wieder in das Herz getrieben. Es wurde dann die Lage und Größe des Herzens beim Menschen beschrieben und das Schlagen des Herzens, das durch Zu- sammcnzichcn der . Vorhöfe und Kammern erfolgt, an entsprechenden Gummischläucheu gezeigt. Ausführlich ging der Vortragende auf die äußerst wichtigen Ventile, die sog. Herzklappen, ein! schilderte Anlage, Ban und Thätigkeit der verschiedenen Systeme ldcr Taschen ventile und der Segelvcntile) und zeigte am Schluß des Vortrags deren natürliche Beschaffenheit und Thätigkeit an einem eigens dazu präparirten, innerlich elektrisch be leuchteten und künstlich bewegten Ochseuycrzen. Sehr interessant war auch das gelungene Experiment, durch das gezeigt wurde, wie die Gleichmäßigkeit der Blut strömung in den Haarröhrchen zu Stande kommt. Es wurde ferner darauf hingewiesen, daß die starken, elasti schen Wände der Blutgefäße, die einen großen Druck aushaltcn müssen, im Alter oft brüchig werden und leicht platzen, was eine Blutung in die Gewebe zur Folge hat und in einzelnen Organen gefährlich werden kann (Schlaganfall). Den Puls erklärte der Redner als eine Welle der Arterie, sprach über die Zahl der Pulsschläge und über die eventuelle Gefährlichkeit, die aus über mäßiger Anstrengung bei schwachen Gefäßwänden nnd Klappenfehlern erwachsen kann. Der Grund für den außerordentlich großen Unterschied der Schnelligkeit des Blutstromes in den großen Arterien nnd den Haargefäßen liegt, wie gezeigt wurde, darin, daß der Querschnitt aller Haarröhrchen znsammeu viel größer ist, als der aller Arterien. Die Dauer des ganzen Kreislaufes beträgt 27 Herzschläge oder 23 Sccunden. Mit diesen hochinter essanten, vielfach durch anschauliche Demonstrationen er läuterten Ausführungen schloß Herr vr. Hofmann seine lehrreichen Vorträge und beantwortete zum Schluß noch kurz einige an ihn gerichtete Fragen über Entstehung des Blutsturzes, Wirkung von Mtgränin, Antipyrin und dergleichen, Entstehung der Blasen- nnd (Gallensteine nnd über Ausscheidung des Stickstoffs aus dem Körper. Äus Leipziger Künstler-Werkstätten. Carl Sefsner. Im besten Mannesalter stehend und mit Hilfe einer ausgesprochen spartanischen Lebensweise und Abhärtung seines Körpers in die Lage versetzt, die Bewältigung großer Aufgabe» auch von einer weuiger starken Evn- stitution verlangen zu können, tritt uns die energievolle Persönlichkeit unseres heimischen Künstlers Professors CarlSeffner entgegen. Welche Kraft unser Meister Sefsner zu entfalten hat, lehrt uns ein Blick, den wir in seine Werkstatt thun. Außer an mehreren Denkmälern, ist der Künstler zur Zeit an ver schiedenen Einzelfiguren und einer ganzen Reihe Pvr- trätbtistcn beschäftigt. Die beiden für Leipzig bestimmten Standbilder, das Goethes und Sebastian Ba ch's, sind im Modell nahezu vollendet. Die in voller Jugend frische erscheinende Gestalt Goethc'S hat, verglichen mit der Auffassnug des ersten Entwurfes, wesentlich ge wonnen; denn während in dtr ersten Fassung der Dichter noch mit dem über dem linken Arm gehängten Mantel dargestellt ist, ist die Gestalt jetzt von dem die Körperfvrmen beeinträchtigenden Beiwerke befreit nnd die frisch aus schreitende, von Iugendkraft und Jugendmuth erfüllte Fignr erscheint in Haltung und Bewegung noch leichter nnd graziöser. Beachtenswerth ist hierbei, wie oftmals, so auch hier, daß das in Aussicht genommene Material bei der Gestaltung mitspricht. So war die erste an dem Körper herniederfallcnde Masse des Mantels für die Aus- führnng in Marmor unerläßlich, um der unteren Partie der Figur mehr Halt zu verleihen; bei der jetzt in Aus sicht genommenen Ausführung in Bronze ist dieser -Stütz punkt nicht von Nöthen. Schon das jetzige Stadium des Goethe-Standbildes läßt erkennen, welchen bedeutsamen künstlerischen Schmuck dasselbe für unsere Stadt bilden wird. Wie ernst unser Sefsner cs mit seiner Kunst nimmt, und mit welcher Hingabe er die höchste Vollendung erstrebt, geht daraus hervor, daß er das ebenfalls im Modell nahe zu vollendete Standbild des großen Thomas-Cantors, trotz der vortrefflich getroffenen Charakteristik, einer völligen Umarbeitung unterziehen will, welche gleichbedeutend ist mit einer völlig neuen Schöpfung. Sefsner hofft, in der neuen Gestaltung der Bach-Figur einen noch intensiveren Ausdruck verhaltener Leidenschaftlichkeit, Willensstärke nnd Lcbenswahrhcit zu erreichen. Ein wahres Cabinetstücl der Kleinplastil verspricht das köstliche Portraitfigürchen eines ungefähr vierjährigen Knaben zn werden. Um die für diese Figur gewählte Nacktheit auch bildmäßig zu mvtivircn, hat der Künstler die in übersprndelnder Lebenskraft, von einem unbe schreibliche» Reize einer gcradzn classischen Schönheit der Formen verklärten Gestalt, als einen mit Bogen nnd Köcher ausgerüsteten Amor anfgcfaßt. Diese Verschmel zung von Natnrwahrhcit und Fvrmenschönheit darf als eine Mnstcrlcistnng ersten Ranges angesehen werden. Welchen Nnf als Portraitkünstlcr Professor Carl Sefsner sich erworben hat, ist bereits hinlänglich bekannt. Pflegt doch im Laufe eines Jahres eine ganze Reihe charakteristischer Büsten aus seiner Hai cd hervvrzngcheu. So finden wir denn auch jetzt wieder Gelegenheit, in seinem Atelier eine Anzahl Portrait-Büstcn entstehen zu sehen, deren Lebenswahrheit geradezu fascinirend wirkt. Unter den Darstellungen sehen wir unter Anderem eine in doppelter Lebensgröße, als Denkmal projectirte Büste des Geh. Bergrath Leuschncr in Eislebcn, Director der Mansfelder Bergwerke, sowie die Büsten des Oberbürger meisters vr. Stübel-Dreöden und MusikalicnverlegerS Simrock-Berlin und die der verstorbenen Fürstin von Schönburg-Waldenburg. Daß zu der Bewältigung dieser verschiedenartigen Auf gaben eine seltene Schaffenslust und andauernde Schaffenskraft gehört, ist zweifellos, daß unser Meister Sefsner Beides besitzt, dafür spricht am deutlichsten die Thatkraft und Lebensfreude, die ihm auS den Augen leuchtet und die uns noch manches hervorragende Kunst werk seiner Hand verbürgt. Ernst Kiesltng. herein für Innere Million. „Wie willst dn sein, gesund oder krank?" Uebcr diese Frage sprach am Mittwoch Abend U. Hilbert vor sehr zahlreicher Zuhörerschaft im großen Saale des Evan gelischen Vcreinshanscs. — Selbstverständlich will Jeder gesund sein. Denn Krankheit ist ein Schmerzenbringer und des Todes Vorbote. In ihrem Gefolge finden sich Arbeitslosigkeit, allerhand Sorgen, ja selbst Verzweiflung nnd Selbstmord. Sie hemmt Arbeit und Genuß. Darum meinen so Viele, Gesundheit sei das Höchste. Doch es gilt, sein Leben vom Ende ans anzuschauen. Gewiß ist Kranksein zunächst nicht Freude, sondern Traurigkeit; aber es ist doch ein Beweis der Liebe Gottes, der ja sogar seinen eigenen Sohn ins tiefste Leid hingegeben hat. Krankheit kann nnd soll zum Segen werden. Sie hemmt das äußere Leben nur dazu, um uns ans das innere auf merksam zu machen. Gott nimmt uns in Krankheitsfällen gleichsam bei Seite nnd spricht: Rettet Eure Seelen! Da gewinnt man Zeit, sein Inneres zu betrachten nud über seine Bestimmung nachzndenken. In der Krankheit wird man seiner Ohnmacht inne, lernt sich ans Iesnm stützen nnd diesem Arzt der Seele vertrauen. So wird der Kranke zur Gottseligkeit erzogen, geläutert, und vollendet. Ten Christen macht die Krankheit bester, frömmer, heiliger. Tie ist ein Heilmittel gegen den Hochmuth und hat den wesentlichen Zweck, das Vertrauen auf die eigene Kraft zu zertrümmern, damit Christi Kraft mächtig werde. ES lohnt üch also wohl, krank zu sein, wenn man nur dadurch Iesnm gewinnt. Denn besser, krank seine Seele retten, als gesund sie verlieren. Die Kranken, die im Herrn Trost ge sunden, sind die besten Zeugen von seinem Erbarmen. So kann ein Kranker mehr Segen stiften, als viele Ge sunde. Die rechte Antwort auf die Frage: Wie willst d» sein, gesund oder krank? ist: Des Herrn Wille geschehe! Denn er legt nicht mehr auf, als wir tragen können. — Künftige Mittwoch wird v. Dietrich die Reihe der Vor träge über das Thema: „Wie willst dn sein ? Wühle!" mit einer Ansprache über die Frage „Lebendig oder todt?" zum Abschluß bringen. Vermischtes. — Vor der Strafkammer in Köln hatte sich wegen fahrlässiger Körperverletzung der Destillateur Heinrich Pickartz aus Lövenich, der mit dem Heilverfahren des 1860 in Münster verstorbenen Karl Baunscheidt, dem sogenannten Bau li sch cidtiSmuS, seit Jahren „prakticirt", zu verantworten. Das Verfahren besteht darin, daß dem Patienten die Krank heitSstoffe durch Ritzen der Haut, die dann mit dem Bläschen bildenden Crotonöl bestrichen wird, entzogen werden sollen. In zwei Fällen hat nach der Anklage diese Cur gefährliche KrankheitScrscheiuungen erzeugt, was von dem Polizeiarzt vr. Bliesener, dem ein Patient zugesührt worden war, angezeigt wurde. Pickartz bestreitet jegliche Schuld. Ein Ladenmädchen giebt als Zeugin an: Ich kam, da ich an Flechten litt, zum Angeklagten. Er bearbeitete mich mit dem aus dem GerichiStische liegenden Instrumente, dem sogenannten LrbenS- wecker; dann wurde ich mit Oel eingeschmiert. Nach der vierten Visite schwollen mir die Ohren und der Rücken furcht bar an. Daß Pickartz dieses Instrument vor dem Gebrauch gereinigt hätte, habe ich nicht gesehen, eS lag im Zimmer auf dem Tische. Zu meiner Krankheit war die Rose hinzu getreten. Ein zweiter Zeuge schildert in ähnlicber Weise seine Behandlung. Der Angeklagte behauptet, daS Instrument stet gereinigt zu haben und zwar wie Baunscheidt in seinem Buche vorschreibe, mit Speck, Hübnerfedern und Leinen. Schutzzeuge Bureauvorstehcr Jean Reuter bekundet: Ich batte einen HautauSschlag seit 15 Jahren; vier Kölner Aerzte ver schrieben mir Mittel und nichts half, nach einigen Besuchen bei Pickartz verschwand der Ausschlag nach und nach und jetzt spüre ich wirkliche Besserung. Ich theilte dies den Aerzten mit, welche meinten: Versuchen Sie'S weiter. Der Sachver ständige Sanitätsratb vr. Klein erklärt: Rose sei allerdings eine Infektionskrankheit, aber hier könne sie durch das Nicht reinigen des Instruments entstanden sein, sie entstehe 95mal unter hundert Fällen durch Einrisse an Nase und Obren, auch durch Kratzen. Das Gericht erkannte auf 300 Geld buße mit der Begründung, Pickartz habe eS strafbarerweise unterlassen, bei dem abweichenden Verlaufe des Krankheits- processeS einen approbirten Arzt zur Hilfe beranzuzieben. — Künstlerstolz. Von gekränkten Künstlern und ihrer Rache erzählt die „Independance belge" zwei Anekdoten, die den Vorzug habeu, in jedem Puncte auf Wahrheit zu beruhen. Es ist bekannt, daß in den sogenannten vor nehmen Kreisen die Künstler zwar häufig „zu Tisch" ge laden, aber nur selten mit dem nöthrgeu Tact behandelt werden. Wenn der berühmte Geiger während oder rrach der Tafel sein Solo heruntcrgespielt, wenn der Sänger oder die Sängerin die ausbedungenen Lieder zu Ende ge sungen haben, läßt man die Herrschaften sehr oft achtlos bei Seite stehen und kümmert sich nicht weiter um sie, denn sie gehören ja nicht zur „Gesellschaft" und sind nur bezahlte Gäste. Derartiges geschah vor Kurzem auch auf einer glänzenden „Soiröe", die einer der bekannten Brüsseler Financiers veranstaltete. Er lud Prinzen, Edelleute, Bankiers und hohe Beamte ein. Er bat einige Künstler, eine Sängerin, einen Tenor, einen berühmten Violinisten und einen sehr geschätzten Pianisten, sich in seinem Hause hören zu lassen, natürlich für Geld und gute Worte. DaS Fest hatte einen wunderbaren Erfolg und der sehr be kannte Financier war höchst zufrieden. Er sagte den Künstlern mit belustigender Ungeschicklichkeit einige Schmeicheleien und stellte sie dann in die Ecke. Die Künstler bemerkten bald, daß die „offictelle Welt", die die Salons füllte, ihnen vorsichtig aus dem Wege ging, ob wohl sie ihnen soeben erst Beifall zugejubelt hatte. Die Künstler machten sich nicht viel daraus und plauderten in ihrem Saalwinkel miteinander. Plötzlich sahen sie, wie der Herr des Hauses sich ihnen näherte, begleitet von dem Prinzen Victor Napoleon. Sich an den Violinisten wendend, sagte der sehr bekannte Financier: „Mein lieber Meister, der Prinz wünscht Sic kennen zu lernen; konnnen Sie, ich will Sie vorstellen." Da erwiderte der „liebe Meister" mit seinem bezauberndsten Lächeln: „O, ich be- daurc sehr, Herr X., aber sagen Sie dem Prinzen, daß ich Republikaner bin!" Sprachs, drehte sich um und ging Alsge WMg, - °c llimtsg, < °c Mmcli, - L Lür Rteläerstvffe, Damen- nml Rmäe^-Vvnfeeüvn. 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