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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020124014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902012401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902012401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-24
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
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5Ü8 treibende, um den Bestrebungen der Regierung auf Unter stützung der deutschen Handwerker entgegenzuwirken. Jena, 23. Januar. (Privattelegramm.) Der Prorector der Universität, Professor Stintzing, richtete in einer Ansprache an die Chargirten der hiesigen studentischen Verbindungen eine ernste Mahnung betreffs der Zweikämpfe. * BreSlau, 23. Januar. Wie die „Schles. VolkSztg." meldet, wurde in einer gestern Abend abgehattenen Ver sammlung des Vorstandes des hiesigen Vereins der Cen- trum Spartet einstimmig beschlossen, für die am 20. März stattfindende ReichStagSrrsatzwahl in BrcSlau-West von der Aufstellung eines eigenen Candidaten abzusehen und den von den Conservativen aufgestellten Justizrath Beile rode zu unterstützen. L. Karlsruhe, 23. Januar. (Privattelegramm.) Staatsminister v. Brauer erklärte in der Zweiten Kammer gegenüber falschen Auslegungen seiner letzten Rede, die Regierung betone durch ihn nochmals, sie werde fest- balten an gemäßigtliberalen Grundsätzen. Die Ernennung eines katholischen Mitglieds des StaatS- ministeriumS bedeute keineswegs eine Eoncession an das Centrum, eine solche Behauptung sei falsch. Die Stellung der Regierung außerhalb der Parteien bedeute keinerlei Ein schränkung ihres konstitutionellen Charakters; für ein parla mentarisches Ministerium sei aber staatsrechtlich kein Raum, gleichviel wie sich die Stärke der einzelnen Parteien in der Volksvertretung gestalte. * Karlsruhe, 22. Januar. Bei der Neuwahl in Lörrach wurde heute der nationalliberale Candidat Dreher wiedergewahlt. Seine frühere Wahl war bekanntlich für ungiltig erklärt worden. * Aus Bayern. Die erwähnte Schilderung, welche die „Pfälzische Rundschau" von einem Besuche des General adjutanten v. Freyschlag beim VaterlandS-Redacteur vr. Sigl gegeben hat, gilt hier für nur theilweise zutreffend. Richtig ist, daß der bayerischen Regierung, als sie nach Ein setzung der Regentschaft aufs Heftigste und Erbittertste vom Centrum und allen CentrumSblättern befehdet wurde, die Unterstützung Sigl's keineswegs gleichgiltig gewesen ist. Richtig ist auch, daß Herr v. Freyschlag, der seinem Herrn, dem Regenten, der nicht nur als Chef der Geheimkanzlei, sondern auch als persönlicher Freund nahestand, sich über die Haltung deS Vaterlands gefreut und dieselbe vielleicht belobt haben wird. Als unrichtig gilt dagegen, daß Freyschlag Sigl um Unterstützung gebeten und daß letzterer sie sozusagen um der schönen Augen des Herrn v. Freyschlag willen gewährt haben sollte. Nachdem beide Männer todt sind, laßt sich derartiges leicht behaupten. In Wahrheit hat Sigl Wohl nur, wie das seine Gewohnheit war, dem Centrum Opposition machen wollen. Oesterreich - Ungarn. Vermählung. * Wien, 23. Januar. (Telegramm.) Heute Vor mittag fand in der Josephs-Capelle der Hofburg die Trauung der ErzherzoginElisabeth Marie mit dem P r inzen Ottozu Windischgrätz durch den Bischof Mayer unter Assistenz zahlreicher Geistlicher statt. Der Trauung wohnten der Kaiser, die Erzherzöge und die Erzherzoginnen, die übrigen Fürstlichkeiten und der Minister des Aeußeren Graf Goluchowski bei. Nach der Trauung empfing der Kaiser die Neuvermählten in Audienz. (Wdhlt.) Frankreich. Die Missionen im Orient. * Barts, 23. Januar. (Telegramm.) Deputirten- kammer. In der heutigen VormittagSsitzung wurde über Capitel 9 deS Budgets deS Auswärtigen betr. die Sub vention für die katholischen Missionen imOrieut und im äußersten Orient berathen. Deieante verlangt Streichung dieses CreditS, der nach dem Anträge der Com mission auf 100 000 FrcS. herabgesetzt werden sollte. Der Mi nister deS Auswärtigen D elca ssö tritt für das betr. Capitel deS Budgets ein und appellirt an die Vaterlandsliebe der Kammer. WaS wir im Orient und im äußersten Orient anstreben, er klärte der Minister, ist die Verbreitung der französi schen Sprache. Wir dürfen nicht vergessen, daß die andere» Nationen ungeheuere Opfer bringen, um unseren Einfluß dort zu beeinträchtigen. Diese Bemühungen haben nicht unseren Ein fluß verringert. Die Zahl der Kinder, welche die französischen Schulen im Orient besuchen, wächst immer mehr. Jeder Schüler kostet uns. Dank den religiösen Niederlassungen, 8 Franken. Um den Unterricht zu verweltlichen, wären mehrere Millionen Franken nöthig. Vergessen wir also nicht, daß wir der Religion unseren Einfluß verdanken! Seien Sie überzeugt, daß es dem Auslande zur größten Freude gereichen würde, wenn die Kammer die von der Commission vorgeschlagene Herabsetzung deS Budgets an nähme! Nach der sehr beifällig aufgenommenen Rede deS Ministers wird Capitel 9 des Budgets deS Auswärtigen mit 312 gegen 203 Stimmen und sodann auch die übrigen Capitel des Budgets angenommen. Italien. San Gtrolamo. Man meldet der „Polit. Corresp." aus Rom: Die An gelegenheit der Congregation von San Girolamo kann nunmehr, nachdem zwischen der österreichischen Re gierung und den hierbei in Betracht kommenden Dal matinern ein vollständiges Einvernehmen erzielt worden ist, als ganz abgeschlossen angesehen werden. Ein Theil der Presse hat zwar auf die weitere Erörterung deS Gegen standes noch nicht verzichtet, und es ist vorauSzusehen, daß es auch in der Deputirtevkammer zu neuen Auseinander setzungen hierüber kommen wird. Eine Rückwirkung dieser Discussion auf die geregelte Angelegenheit wird jedoch nicht eintreteu können. Spanien. Politischer Protest Erkrankung des Sohnes Don LarloS'. * Madrid, 23. Januar. (Telegramm.) Die Regierung bat die gerichtliche Verfolgung des Abgeordneten Molinier beschlossen, der als Professor der Universität Valencia die Studenten aufgefordert hat, den Vorlesungen ferozubleiben, um gegen die Regierung zu protestiren. * Paris, 23. Januar. (Telegramm.) „Agence HavaS" berichtet aus Nizza: Das Befinden Don JaimeS, deS SohneS Don Carlos', giebt von Neuem zur Besorgniß Anlaß. Don Carlos weilte gestern wiederholt am Kranken lager seines Sohnes. Großbritannien. Die Concurrenz tu» Orient. * London, 23. Januar. (Telegramm.) Die Blätter aller Richtungen heißen die von Lord Cranborne im Unter bause abgegebenen Erklärungen willkommen, rühmen ihre Festigkeit und erklären zustimmend, England dürfe die Errichtung eines fremden FlottenvorposteoS an den Thoren Indien» nicht zugeben. „Daily Cronicle" schreibt: Der einzige Grund, abgesehen von der Vertheidiguns Indiens, warum wir uns der Ausdehnung der deutschen und russischen Eisenbahnen und deS Einflusses dieser Länder in Persien widersetzen sollten, ist der, daß, wenn diese Mächte eine offene Thür finden, sie sie zuschlagen. Port Arthur und die Mandschurei sind unerfreuliche Erinnerungen für un-, wir wollen kein zweites China. — Die „Times" sagen: Da Rußland große Anstrengungen macht, seine Interessen in Persien zu wahren, so müsse» wir auch große Anstrengungen machen zur Wahrung unserer Interesse». ES würde ein straf würdiger Berrath am britischen Reiche sein, wen» wir zugäbe», daß unsere Vorherrschaft zur See in einer Gegend von so vitaler Wichtigkeit durch die Errichtung ausländischer Flottenstütz punkte geschwächt werde. — Die „Morning Post" schreibt: Die Bewegung zu Gunsten de- Abkommen» mit Rußland sei der feindlichen Haltung Deutschlands zuzuschreibeu, dock könne sie, fügt die Zeitung hinzu, nicht glauben, daß irgend welche Nachgiebigkeit Rußland gegenüber in Persien oder anderswo Rußland bewegen würde, einen Druck auf Deutschland zu Gunsten Großbritannien» auSzuüben. Die einzige feste Grundlage der nationalen Politik sei der Ent- chluß, jeder Beeinträchtigung der Rechte Großbritannien» Widerstand zu leisten. Dänemark. Die westindischen Inseln * Kopenhagen, 23. Januar. Nach der Zeitung „Politiken" ist der Abschluß de» Verkauf-Vertrag» betreff» der dänisch- westindischen Inseln in Washington in den nächsten Tagen zu erwarten. Rußland. Trockendock». 8. Petersburg, 20. Januar. Die außerordentliche Ver- tärkung der russischen Marine im Stillen Ocean hat den Mangel geeigneter Trockendocks immer fühlbarer hervortreten lassen. Man war bisher genöthigt, die japanischen Docks in Anspruch zu nehmen, was nicht nur bedeutende Kosten verursachte, sondern auch die politischen Actionen des Zarenreiches im fernen Osten hemmte. In Folge dessen hat sich die Regierung entschlossen, drei neue Docks in Ostasien zu bauen, nämlich eines in Port Arthur und zwei in Wladiwostok. Für das erstere sind drei, für die beiden letzteren je zwei Millionen bestimmt. Die Pläne sind im Marineministerium auSzearbeitet und für gut befunden worden; der Bau dürfte demnach bald beginnen. Dadurch wird dann die schwer empfundene Abhängigkeit von Japan endlich L>e- eitigt. Die Machtstellung des Zarenreiches im fernen Osten wird durch die neuen Docks eine erhebliche Verstärkung erfahren. Orient. Innere Unruhen; Empfang des deutschen Botschafters. * Konstantinopel, 23. Januar. (Telegramm.) In der Nähe des Districts Kotschana im Vilajet Kossowo kam es zwischen einer bulgarischen Bande und türkischen Trup pen zu einem Zusammenstöße, bei dem 10 Bulgaren getödtrt wurden. — Im Vilajet Wan kam es zwischen dem sogenannten Scheri- und dem Milan-Stamm« zu einem blutigen Zusammenstöße; auf beiden Seiten wurden mehrer« Personen oetödtet und verwundet. (Wiener Tel. Corr.- Bureau.) (Wdhlt.) * Pera, 22. Januar. (Telegramm.) Der deutsche Botschafter Marschall v. Bieberstein war gestern Abend zum Diner nach dem Mdiz-Palais geladen und wurde danach vom Sultan in Audienz empfangen. (Wdhlt.) Asten. AntrittSaudteur der Gesandten in Peking. * Peking, 2l. Januar. („Reuter'» Bureau".) Die neu ernannten Gesandten, der deutsche, englische, französische, russische, portugiesische und japanische, überreickten heute ihr Beglaubigungsschreiben. Chinesische Officiere und Soldaten, sowie kleine Abtheilungen fremdländischer Soldaten gaben ihnen bis zum Kaiserthore der Verbotenen Stadt da» Geleite. Die Gesandten und Attaches wurden in Sänften in den Audienzsaal getragen. Afrika. Marokko. * Paris, 23. Januar. (Telegramm.) Der „Matin" berichtet auS Toulon: DaS Panzerschiff „Charle- magna" hat Befehl erhalten, in einer geheimen Mission nach Tanger abzugehen. Man vermuthet, daß diese Mission mit der Ermordung der beiden Hauptleute der Fremdenlegion zusammenhängt. Amerika. Besuch des Prinzen Heinrich. * New Kork, 22. Januar. (Telegramm.) Die „New Aorker Staats zeitung" schreibt: Da während der kurzen Zeit, die Prinz Heinrich in den Vereinigten Staaten zu bringen wird, keine Möglichkeit vorhanden sein dürfte, ihn mit einem großen Theile des amerikanischen Volkes bekannt zu machen, so lag der Gedanke nahe, letzteres auf einem kleinen Umwege zu erreichen, nämlich durch die tägliche Presse. Die „New Aorker StaatSzeitung" unterbreitete daher dem deutschen Botschafter v. Holleben den Plan, den Prinzen Heinrich bei einem ihm zu Ehren zu veranstaltenden Banket Gelegenheit zu geben, die hervorragendsten Ver treter der amerikanischen Presse kennen zu lernen. Der Plan wurde gut geheißen und die Einladung der „New Iorker StaatSzeitung" angenommen. DaS Banket wird voraussichtlich am 26. Februar im Hotel Waldorf-Astoria (New Jork) statlfindeu. Die Chefredacteure und Herausgeber aller Tageszeitungen, welche in den Vereinigten Staaten erscheinen, haben Einladungen erhalten; die hervorragenden Vertreter der Presse werden gebeten, Reden zu halten. Wenn auch die Einladungen von einer in deutscher Sprache gedruckten Zeitung ergehe», und die deutsche Tagespreise de» Landes gleichfalls vertreten sein wird, so versteht eS sich doch von selbst, daß bei dieser Gelegenheit die englische Sprache von allen Rednern gebraucht werden wird. Auch Prinz Heinrich wird die» thun, fall» er einige Worte an die Versammlung zu richten wünscht. Die „New Aorler StaatSzeitung" glaubt auf diese Weise da» ganze amerikanische Volk auf die Wichtigkeit de- Be suche- de» Prinzen aufmerksam zu machen und für die ihm zu Grunde liegende Idee erwärmen zu können, WaS in gleichem Umfange kaum mit anderen Mitteln zu erreichen wäre. Indem sie da» thut, glaubt sie auch ihre Pflicht dem hiesigen Deutschthum gegenüber am besten und vollkommensten zu erfüllen. Selbstverständlich wird die „New A°rker StaatSzeitung" auch die höchsten Beamten der Vereinigten Staaten, de» Staate» und der Stadt New Hark, sowie das Gefolge deS Prinzen, den deutschen Botschafter und den hiesigen deutschen Generalkonsul einladen; aber im Uebrigen blerbt die Theilnahme auf die Vertreter der Presse beschränkt. Marme. G Berlin, 23. Januar. (Telegramm.) S. M. S. „vineta", Commaudant Capita» zur See Stiege, ist am 22. Januar in Willem- stad eingetroffen und beabsichtigt, am 24. Januar nach La Buayra in See zu gehen., Preußischer Landtag. Abseorduetenhau». T Berlin, 23. Januar. (Telegramm.) Zur Lerathuug steht der Etat der Domäaenverwaltunsg. Abg. Ehler» (fress, vg.) führt au», au« der Zabl der pachtlo» gewordenen Domämea könne man keinen Schluß aus di« Notblage der Laodwirthschast ziehen, wen» er auch nicht bestreit«, daß di« Landwirthlchaft sich in einer schwierigen Lage befinde. LandwirthschastSminister v. PodbielSki erwidert» daß die Nach weise über di« Pachterträgutsse von weit über 1000 preußischen Do mänen sehr wohl «ine» Lewei» sür die Beurtheilung der landwirth- chastlichen Verhältnisse abgebeo müsse. Seit dem Jahre 1888 seien, von Osten beginnend, allmählich di« Pachtgebote zurückgegangrn, bi» im fahr« 1894 der Niedergang auch di« besten Bezirke, Magdeburg, Merseburg uud Hildethrim, erfaßt habe. „Da» ist da» traurige l M, da» ich Jhuen zu zeigen habe. Dem Großgrundbesitzer geht »S noch lang« nicht so schlecht, wie dem bäuerlichen Grundbesitze, der auf fremde Arbeiter angewiesen ist. Wer für diesen rin Herz besitzt, muß da» Bestreben habe«, ihn im Kampfe um die Scholle zu unterstütz«»." Abg. Menge (freiconi.) bittet, besonder» auf sanitäre Maß- »ahmen bedacht zu sein und eine» wirksamen Schutz gegen die Ein uhr von Lieh zu ermöglichen. Abg. Meodel-Steinfel» (cons.) führt au«, der Rückgang der Domänen sei um so bedeutungsvoller, als die meisten Muster- wirthschasten und ihre Pächter mit genügendem Capital versehen eie». Man solle mit allen Mitteln die Landwirthschaft im Interesse )r» gesammtru Volke» zu erhalten suchen. Abg. Lüder»-Gronau (aatl.) bemerkt, man solle sich hüten, den Bauernstand zu Gruude gehen zu lassen. Abg. Hirsch (fr. Bp.) glaubt nicht, daß die Notblage der Land- wirthschaft so groß sei; die Landwirthe wollten ihre Rente aus Kosten de» Arbeiter» erhöhen. LandwirthschaftSminister v. PodbielSki erwidert: Es giebt Tausende von Besitzern, denen e» Viel schlechter geht, als den Arbeitern; Mancher möchte gern verkanfen, kann«» aber nicht wegen seiner Hypo theken. Ich bin kein Anhänger einer absolute» Erhöhung der Getreidrzölle, ich halte sie nur für vorübergehend er- forderlich, bi» die Landwirthschaft selber wieder im Stande ist, den Wettbewerb au» eigener Kraft wieder aufzunehmen. Ich möchte den Herren der Landwirthschaft bemerken: Der neue Zolltarif ist in seiner vorliegenden Gestalt ein« wesentliche Verbesserung gegen die bisherigen Tarife, und ich hege die berechtigt« Hoffnung, daß wir unS auf gemeinsamer Basis zusammenfindeo werden, in der rechten Politik, die nicht auf Haß, Neid und Mißgunst aufgebaut ist. Abg. v. Savigny (Centr.) führt aus, ihn habe die Mittheilung >eS Ministers, daß die Getreidezölle nur vorübergehend seien, sehr befremdet, da» werde beunruhigend wirken. Die Noth er- heische eine sofortige und auSgiebtge Hilfe. Die Anschauung, daß der Zolltarif eine solche voll und ganz gewähre, halt« er nicht für zutreffend. Abg. Crüger (sreis. Bp.) erkennt di, schwierige Lage der Land- wirthschast an, er ist nur über den Grad derselben anderer Meinung. Redner wendet sich gegen die Behauptung de» Ministers, daß «S Tausenden von Grundbesitzern schlechter gehe al» den Arbeitern. Crüger weudet sich sodann gegen den Zolltarif. LandwirthschaftSminister v. PodbielSki erwidert: Ich bescheide mich gern vor diesen weisen Männern, die viel gelernt, aber in der Praxis noch nicht» geleistet haben. Der Vor- redoer meinte, der Landwirth werde vor die Wahl gestellt, doch lieber Landwirth bleiben, al» Arbeiter zu werden. DaS ist's ja eben, was mir den Landwirth so lieb und werth macht. Ich freue mich stets über ihn, der an der Scholle srsthält; er wird nicht in das Lager Derjenigen übergehen, die eigentlich heimathlos geworden sind, jener vibrirendrn Masse, die Ihnen (zu den Freisinnigen) heute Hosiannah singt und Sie morgen mit Siemen schmeißt. Aber Sie, die Sie durch die etwa- blau angrlaufeu« städtische Brille daS Land betrachten, können ja kein Berständniß dafür haben! Abg. Barth (fress. Bg.) führt auS: Wäre bei unS der Grund und Boden billiger, fo würde nicht das capitalistische Interesse vor handen sein, unter dem die Landwirthschaft am schwersten leidet. Die Getreidezölle dienen den Capitalisten, nicht den anderen Land- wirthen. Wir sind die Vertreter deS landwirthschaftlichen Gewerbes, Sie die der landwirthschastiichen Capitalisten. (Stürmische Heiterkeit.) LandwirthschaftSminister v. PodbielSki erwidert: Ich will dem Herrn Vorredner nicht wünschen, daß ihm durch Erbfall rin Gut zusällt; er würde mit seiuer Theorie und Wissenschaft nicht weit kommen. Sie Haffen das platte Land, weil Sie dort Ihre politischen Interessen nicht auSüben können. (Großer Lärm.) Jeder Arbeiter ist seines Lohne» werth. Wenn Sie sagen, Sie wollen billiger einkausen, al» zu productrrn ist, was ist daS anders, als ein Borenthalten des Lohnes? Stellen Sie sich auf einen gesunden Bode«, da werden wir unS zusammen finden; aber mit der Theorie hat man noch nie einen Hund hinter dem Ofen hervorgelockt. Weiterberathung morgen 11 Uhr. Mittheilungen aus der Nathsplenarfihung am 18. Januar 1902. Vorsitzender: Herr Oberbürgermeister Justizrath vr. Tröndlin. 1) Die Stadtverordneten haben zugestimmt: s. der Einrichtung einer Baumschule in der Flur Leipzig- Crottendorf mit der Maßgabe, daß an Stelle der geplanten Holz einzäunung ein Drahtzaun mit Gasrohrsäulen treten soll, b. der Anschaffung eines vierten Pferdes für die Heilanstalt Dösen, c. der Zahlung eines Beitrags von 15 000 an die hiesige Ortskrankcncasse für die Erledigung der Jnvaliditäts- und Altcrsversicherungsgeschäste, ck. dem Berkaus einer Arealfläche an der Ecke der Lützner und Hohen Straße in Leipzig-Lindenau, e. dem Ankäufe von Areal in der Flur Threna, k. dem Verkaufe eines kleinen Theils vom Schlotzweg in Leipzig-Kleinzschocher, x. dem Umbau der alten Leichenhalle auf dem Rcudnitzer Friedhöfe zu einem Unterkunfts- und Gerätheraum, Ii. der Beschaffung eines neuen Dampfkessels für die Dampf spritze Nr. 2, i. der Erneuerung des Kochherdes in der Restaurationsküche des Schlachthofcs, k. der Vornahme baulicher Veränderungen in den Gebäuden des Ritterguts Cunnersdorf, l. der Aufstellung eines Wasserleitungsständers im Haupt zollamtsgebäude, m. der Veränderung der Abortanlagen im Freibade in Leipzig-Kleinzschocher, n. der Nachverwilligung von 106 276,82 für Schneebeseiti- aung im vergangenen Winter und der Anschaffung von Kipp karren. Zu 2 bis n ist das Erforderliche zu besorgen. 2) Die Stadtverordneten haben der Vorlage, betreffend die Anrechnung des Werthcs der Wohnung, Heizung und Beleuch tung bei den Gehaltsbezügen der städtischen Beamten, mit der Maßgabe zugestimmt, daß die Normen über Anrechnung von Wohnung, Heizung und Beleuchtung erst mit der Neubesetzung oder Versetzung einer Stelle in eine höhere Gehaltsclasse oder Gruppe Anwendung finden sollen. Man beschließt, hiergegen vorstellig zu werden. 3) Die Stadtverordneten haben abgelehnt: s. den Verkauf des Bauplatzes 3 an der verlängerten Quer straße in Leipzig-Eutritzsch. Der Bauplatz ist zu versteigern. d. die Ermäßigung des Kaufpreises für die an die Kirchen gemeinde Möckern verkaufte Orgel. Dem Kirchenvorstande Möckern ist Mittheilung zu machen. 4) Man nimmt Kenntnitz: 2. von den Dankschreiben des Herrn Justizraths Liebster und der Firma C. G. Naumann für die ihnen zugcgangenen Beglückwünschungen; b. von einem Berichte über den Einfluß des Schweinecinfuhr- verbots auf den Antrieb von Schweinen im hiesigen Schlachthof und den geringeren Verbrauch von Schweinefleisch, sowie über die Abnahme des Fleischverbrauchs überhaupt. 5) Die Gartenverwaltung hat sich zu dem Anträge der Stadtverordneten, die Herstellung von Baumanpflanzungen in Straßen in Submission zu vergeben, gutachtlich ,n ablehnendem Sinne geäußert. Auf Vorschlag der Anlagedeputation beschließt man, insbesondere mit Rücksicht auf die beschlossene Einrichtung einer städtischen Baumschule, diesem Gutachten beizutreten. 6) Ter Durchführung der Jnselstratze durch das Areal der Milchinsel in einer Breite von 14 m stimmt man nach den An trägen der zuständigen Deputationen zu. 7) Die Abänderung deS Ortsgesetzes über die Bebauung eines Theils von Schleußig wird in der vorgclegten Form ge nehmigt. 8) Die Unterhaltung der Pappdächer auf den städtischen Grundstücken während der nächsten zehn Jahre wird nach dem Anträge der Deputation zum Hochbauwesen vergeben. 9) DaS Abkommen mit der wnigl. sächsischen Eisenbahnver waltung über den Bau einer Strecke der Vorfluthschleuse ,n der Antonienstrahe in Leipzig-Kleinzschocher wird mit einer Acnde- runa genehmigt. 10) Der Verkauf von Uvei Bauplätzen an der Koch- und Kronprinzstraße wird genehmigt. Zu den Beschlüssen unter 6, 7 und 10 ist Zustimmung der Stadtverordneten einzuholen, zu 5 ist ihnen Mitthcilung zu machen. "M^aukon 8t« kein« „Lcdreib-llakckill«* H- obn« vorder ckis keprM ru baden! «iuris« Llasebillö mit sicbtbarsr Scbrilt uuck grossen u. kleinen Luebsladenkasleu. Naed baldstünäirvr Lrklilrunx schreibt .IsckermLnn vis mit cker kecker! Llasedinsn rur krebs. - »existrstvr - Oo. kentrale: Lvrlln V., I-vlprlxer 8tr. 126. vep-t bei Ik. W. Sllzftt«», I-vlprlx. ^i»LU5Mi.tcie Fsro/ickecs Ä« clurc/r «/.'s liet/r/i a/rcllunAe/r. smn - Srttttl Die mrlvoKcn Heilkräfte der Kräiter auch der Pflege von Zähne, Mund und Rachen nutzbar gemacht zu haben, ist das Verdienst eines schweizer. Zahnarztes, dem die Erfindung des ersten Kräuter-Mundwassers „Trybol" nach jahrelangen Versuchen gelungen ist. Dasselbe verdankt den größten Teil seiner einzig dastehenden Wirkung dem hohen Gehalt von Pflanzenstoffen, die sich sowohl desinfizierend, als auch conser- vterend äußert. 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Ter Verkehrs-Verein Leipzig, Städtisches Kaufhaus, ertheilt unentgeltlich Auskunft über Leipzigs Verkehrs« und Aufenthalts- Brrhältnisse, Gasthöfe, Wohnungen, Kunst- und Bildungsanstalten, Bergnügungen und Ressegelegenheiten. AuSkunflSstelle Ser königlich sächsischen Staatseisenbahnen in Leipzig lGrimmaischr Straße 2, Telephon Nr. 6721) und die AuSknnstSstelle der köntgi. preutz.StaatSeisenbah»verwaltu»g lBrühl 75 u. 77, Kreditanstalt, pari, im Laden), Teleph. 6704, beide geöffnet an Wochent. v. 8 Ubr Bonn, ununterbrochen bi» 6 Uhr Nachm., Sonn- u. Festtag» 10'/,—12 Uhr Borm„ geben unent geltlich Auskunft a. im Personenverkehr über Ankunft und Abgang der Züge, Zuganschlüsse, Reiserouten, Billetvreise, Reise erleichterungen, Fahrpreisermäßigungen rc.; d. im Güterverkehr über allgemeine Transportbedingungen, Frachtsätze, Kartirungen rc. Aundbureau der tSntgl.sächs.StaatSeisen bahnen (LinienLeipzig. Hof, Lripzig-Chemnitz u. Leipzig-Meusrlwitz) Bayer. Platz 2, Part. lBaNrr. Bohnh., AbganqSseite. I. Geb.) in d. kgl. Bahnhoss-Jnspection. AuSknnstSstelle für See-SchififahrtS- und Neise-Verkehr. Relief-Weltkarte der Hamburger Rhed«reieu:R. Jaeger, AugustuS- Vlatz2. Unentgeltlich« AuSkunstSerthu Wochent. 9-12 u. 3-6 U. Haupt-Melde-Amt de» Veztrts-Eommandos Leipzig, Nicolat- tilnhhvs 2, I. Stock, Zimmer 1. Meldest.: Wochentag» 9—1, Sonntag» 11—12. Ao Len hohen Festtagen, sowie an den Geburts tage» de» Kaiser» und König» bleibt da» Hauptmeldeami geschlossen. AriedhofS-Expedttton und Taffe für de» Süd-, Nord« unv neuen JohonniSsriedhos, Georgenhalle, 1. Et. recht» (Eing. Ritterstr. 28). Bergebung der Grabstellen auf voraedachten Friedhöfen,Vereinnahmen der Concessiousqelder und dir Erledigung der soustigen auf den Betrieb bezüglichen Angelegenheiten. Geöffnet Wochentag» von 9—'/,1 und 3—5 Uhr. Sonn- und Feiertag-, jedoch nur für dringlich« Fälle, von 11—12 Uhr. Tchlnstzett für den Besuch des Neuen JohanuiS-FriedhofeS 4 Uhr, de» Süd- uud NordfriedhoseS 4 Ubr. Die städtische TeStnfrcttouS-Anftalt, Gustav Adolph-StraßeNr.2, übernimmt dir Desinfektion von Pferde« und Rinderhaareo^ Schweinsborsten und SchwetnSwolle gemäß der vom BundeSrathe am 28. Ian. 1899 »rla ssenen Berordnun g. Patent-, Gebrauchsmuster- u. Waarenzeichen-AnStunftftelle, Vrdbl2 (Tuckbolle), I. Exved. Wochentag» 9-12,3-6. Fernspr.682. Oesfentliche vibliothetenr Un iversitütr-Bibliothek. Die Bibliothek ist an alle» Wochen- tagen geöffnet: Früh v. v—1 u. (mit Ausnahme de» Sonn abend») Nachm. v. 3—5. Der Lesesaol ist geöffnet: Früh v. V—1 u. Nachm. von 3—k. Die Bücher-AoSgab« o. -Annahme erfolgt täglich früh v. 11—1 u. (mit Ausnahme des Sonnabend») Nachm. von 3—v Uhr. Stadtbibliothek. DerLesesaal ist geöffnet täglich lO—1 Uhr, außerdem Dienstag» und Freitag-3—6 Uhr, Mittwoch» und Sonn abend» 4—8 Uhr. VLcheraoSgab« Mittwoch» und Sonn abend» 4—7, an den übrigen Tagen 11—l Uhr. Bibliothek der Handelskammer (Neue Börse, Tr. H l.): BlicherauSgobe ». Benutzung de» Lesesaol» v. V—12 o. 3—7 U. Vorlegung der Patentschriften v. 9—12 u. 3—7 U. ebenda. vo IkSbib li othek m.(IohanniSplatz11,pt.) 7'/«—9'/« Uhr Abd«. «o lkSb ib lioth.k IV. lArndtstr. 60, V-) 7'/«—9'/, Uhr Abend«, «oIk« bIbliothekV. (Reudnitz, RalhbauSstr. 29, p.) 7'/.-S'/, U.«. vo Ittbibliothek VI. (Aeußere Löhrstr. 2, p.) 7'/.-9'/. Ubr Abd«. Pädaaoa1scheTentral»idltotyekfComeniu»sttstung),Kramerjtr.4,1. gtönn.Mtttw.u.Eonnab.v.2'/,—4'/» Leseballe v. 2'/,—8U. geüffn. Musikbibliothek Peter» (KönigSstr. 26) ist wochentags v. s—12 v. 3—6 Uhr geöffnet. Bücher, Mnfikalien u. Musikzettunar» können im Lesezimmer unentgeltlich studirt, resp. gelesen wrrdrn.
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