Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000921015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900092101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900092101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-21
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
l. Beilage zim LeiWgcr Tageblatt aab Aageiger Nr. üll, Keitag, ül. Segtember IRK. (Mslgm-ÄiisPde.) Amtlicher Theil. Bekanntmnchinig, Dte An- und Abfahrt für die am 22. »nd 23. September dieses Jahres stattfindcndcn Renne» betreffend. 1) An vorgenanntem Tage bleibt Nachmittags von 1 Uhr ab bis zum Schluß der Rennen der Rennbahnweg von der Carl» Tauchnitz-Straße bis zum Kettensleg, die Carl-Tauchnitz-Straße von der Nobert-Schumannstraße bis zur Schwägrichen-Straße und die Pestalozzi-Straße von der Schwägrichen» bis zur Carl-Tauchnitz-Straße für Len durchgehenden Reit», Fahr» und Fußverkebr gcsverrt. 8) Auf der Carl-Tauchnitz-Ttraste zwischen dem Schleußiger Weg und der Beethoven-Straße, sowie auf dem Nennbahn- wcg habe» sowohl bei der Anfahrt wie bei der Abfahrt fämintliche Geschirre ausnahmsweise die linke Straßenseite innezuhalten. 8) Auf dem Rennbahnwcg haben sämmtliche Wagen in der Reihe zu fahren. Ausbiegen und Borfahren wird aus drücklich untersagt. 4) Sämmtliche Wagen, anch diejenige», für welche Wagen karte» gelöst sind, haben links von der vor der Tribüne errichteten Einfriedigung hintereinander vorzusahren. b) Ans dem hinter der Tribüne befindlichen Wagcnvlatz und ans dem Tchcibcnholzwcgc dürfe» nnr zur Rück fahrt bestellte Wage» anfahrcn. Die Kutscher haben sich von dem an der (Lasse poslirlen Polizeibcamten eine Platzkarte geben zu lassen und dieselbe sichtbar am Hute zu tragen. Die Platzkarte wird kostensrei verabfolgt. Der an derselben befindliche Abschnitt ist für die.Herrschaft bestimmt und dient zum leichten Ausfinden deS Wagens. Wagen ohne Platzkarte werden auf Len bezeichneten Plätzen unter keinen Umständen zugelassen. 6) Das Ciusteigen in die mit Wagenkarten wie mit Platz, karten versehenen Wagen darf nur aus dc» betreffenden Wagcnplätzc» selbst erfolgen. Kein Wagen darf, bevor er seine Passagiere ausgenommen, von dem Wagenplatze abfahren oder nach erfolgter Abfahrt an der Tribüne behufs Aufnahme weiterer Passagiere halten bleiben. 7) Das Vorfahren vor der Front der Tribüne, sowie das Ausstellcu von Wagen auf dem Rennbahnwcg ist untersagt. 8) Alle nicht mit Platzkarte versehene» Wagen, gleich viel ob dieselbe» znr Rückfahrt bestellt sind oder nicht, haben ihre Aufstellung aus der Carl-Tauchnitz-Siraße zu nehmen. 8) Während der Rennen dürfen Wagen auf dem Schleußiger Weg nicht halten bleiben. 10) Nach Beginn des vorletzten Nennens darf der Nennbahnweg in der Richtung nach der Tribüne von den großen Eichen an nicht mehr befahren werden. Herrschaften, welche sich Wage» znm Abholen be stelle», wolle» mit Rücksicht auf vorstehende Bestim mung ihre Kutscher wegen rechtzeitige» Anfahrens mit entsprechender Weisung versehen. 11) Für Fahrten nach der Rennbahn haben sich die Kutscher der Droschken II. El. das Fahrgeld im Borans bezahlen zu lassen. Die Kutscher der Droschken I. El. haben schon vor Erreichung des Ziels den Fahrgast darauf aufmerksam zu machen, daß dieser daS Fahrgeld bereit halte, damit jeder unnötdige Aufenthalt beim Ausüeiaen vermieden wird. 12) Für Benutzung der auf der Earl»Tauchnitz»Straße haltenden Droschken II. El. ist der in Fahrtaxe II des Droschkentarifs für den Rennplatz festgesetzte Fahrpreis zu entrichten. Für Benutzung von Droschken I. El. hat der Droschken» sichrer nur den Lurch die Fahrprcisscheibe angezcigtcn Fahr» preis zu verlangen. Zuwiderhandlungen werde» mit Geldstrafe bis zu 30 ./L oder entsprechender Haft bestraft. Leipzig, am 19. September 1900. Ter Rath «ud Vas Polizciamt Scr Stadt Leipzig. Lr. D ittrich. In Stellvertretung: v. R. 4870. Lr. Schmid. Gefunden oder als herrenlos angemcldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bis 15. September 1900 folgende Gegenstände: 1 Brillant, Geldbeträge von IO ,/i und 0 ./L. Porte monnaies mit 3 ./L 47 3 ./L und 2 >1 33 1 goldene Tamen-Rcmontüir-Uhr mit Kette, verschiedene goldene Ringe, darunter Trauringe mit und ohne Gravi- rung und ein seit Februar herrenloser Kettcuring, 1 Mechanik- Armreif, 1 Granalbrosche, 1 lila Beutel mit Opernglas, 1 Hornkleinmer mit Kettchen, 1 Herrenbild (Cabinct), 1 Damen- gürtel, 1 Beutel mit Portemonnaie und Schlüssel, 1 Täschchen mit Näherei, 1 Brieftasche mit LeihhauSschciii, I Centenar- Medaille, 1 Sonnenschirm, mehrere Regenschirme, darunter ein seit 1899 herrenloser Tamenschirm mit silbernem Griff, eine Anzahl Schlüssel, 1 schwarzer Damenhut, 1 grauer Herrenhut, 3 Ttzv. >ic»c Taschentücher, I Packet mit verschiedenen Wäschestücken, I brauner Tommcrübcr- zicüer, 5 Carlo» Seife, 1 Sack Tabakrippe», ca. 1000 Stück verfchirdcue Btcrmarkc» (vermuthlicb gestohlen) mit den Bezeichnungen „k. L.", „k. VV. L." und „L. L. L", 1 großer Drahtmaulkorb, 1 Kohlenträger-Kissen, 1 wollene Pferdedecke, 2 «e»c Spalctt-Lädc», seit Juni herrenlos, 2 alte eiserne Träger und 1 Gasposten, eine Partie »kttcs vleirohr. Zur Ermittelung der Eigentümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig wird daraus hingewiesen, daß gefundene Gegen, stände im Werthe von mehr als 3 der Polizeibehörde deS Fund» ortes bei Verlust deS Anspruchs aus Finderlohn und aus den Gegen» stand sofort anzuzeigen sind, sowie, daß die im Juli und August 1899 eingrlieserten Fundobjecte von den Findern gegen gehörige Legitimation in unserem Fundbureau wieder in Empfang genommen werden können. Leipzig, den 18. September 1900. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: Lr. Schmid. Ml. Stadtbibliothek. Um die Stadtbibliothek während des Winterhalbjahres auch Abends zugänglich zu machen, haben wir beschlossen, den Lesesaal vom 1. Oktober bis zum 3l. März Mittwochs und Sonnabends statt, wir bisher, von 3 bis 6 Uhr vo» 4 bis 8 Uhr offen zu halten. Bücher werden aber nur bis 7 Uhr ausgegeben. An den übrigen Tagen bleiben die bisherigen Oeffuungsstunden unverändert. Leipzig, den 19. September 1900 Der Ratb der Stadt Leipzig. Bekanntmachung. Anmeldung zum Co»firma»ven-tt»terricht in der TrinitatiS- parochie (Leipzig-Anger-Crottendorf). Die Schüler und Schülerinnen, welche znm hiesigen Kirchspiel gehören und Ostern 1901 confirmirt werden sollen, sind, möglichst durch ihre Eltern, unter Beibringung eines TanfzengnisscS hier anzumelben. Die Mädchen sind bei dem unterzeichneten Pfarrer am 1., 2. und 3. Oktober in der Zeit von II—V2I Uhr in der Kirchen- Expedition (Gartenstraße 12, vart ), die Knabe» bei Herrn Diak. Lio. Markgras am 8. und 9. October von 5—6 Uhr in dessen Wohnung, Gartenslraße 35, anzumelben. Leipzig»A.»Cr., am 20. September 1900. Pfarramt St. Trinitatis. Reinhardt, Psr. In das GntcrrechtSrcgistcr ist heute eingetragen worden, daß zwischen Herrn Ernst Otto Richter, Buchhalter zu Leipzig, und seiner Ehegattin Frau Linda Marie geb. Reinwarth durch Vertrag vom 13. Septbr. 1900 Gütertrennung vereinbart ist. Leipzig, Len 19. September 1900. König!. Amtsgericht, Abth. IIL. Schmidt. Auf Blatt 10 865 des Handelsregisters ist heute die Firma Leipziger Metlnanerci Roth L Co., Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Leipzig (Sidonienstraße Nr. 45) eingetragen und weiter Folgendes verlautbart worden: Ter Gesellschastsvertrag ist am 24. Juli 1900 abgeschlossen und am 28. August 1900 abgeändert worden. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung von Getränken aus der Gesellschaft gehörigen Receptcn. Das Stammkapital beträgt 93,000 ./L Zum Geschäftsführer ist benellt der Kaufmann Herr Heinrich OSkar Noth in Leipzig, zum Stellvertreter des Geschäftsführers der Kaufmann Herr Friedrich Alwin Noth daselbst. Aus dem Gescllschaftsvertrage wird noch Folgendes veröffentlicht: Dem Gesellschafter Herrn Friedrich Alwin Noth wird von dem Kaufpreise für die von ihm in die Gesellschaft eingebrachte, seither unter der im Handelsregister nicht eingetragenen Firnia Leipziger Metbranerei Noth k Haubold betriebene Brauerei der Betrag von 20,000 .Xk, dem Gesellschafter Herrn Heinrich Oskar Noth dagegen für die von ihm in die Gesellschaft eingebrachten, noch nicht aus» gebeuteten 3 Recepte der Betrag von 13,000 ./6 auf seine Stamm einlage angerechnet. Den Gesellschaftern Hermine Pauline und Otto Moritz, minder jährige Geschwister Haubold, wird für daS von ihnen in die Gesell schaft eingebrachte, bisher schon ausgenutzte Leipziger Metrecept je 10,000 ./L auf ihre Stammeinlage ungerechnet. Leipzig, de» 19. September 1900. Köttiglichcs Amtsgericht, Abth. IIL. Schmidt. Auf Blatt 10 866 des Handelsregisters ist heute die Firma Alfred Krieger in Leivzig (an der alten Elster Nr. 3) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Gustav Alfred Krieger daselbst eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Maaren», Agentur» und Kom missionsgeschäft. Leipzig, Len 19. September 1900. Königliches Amtsgericht, Abth. IIL. Schmidt. Aus Blatt 8542 des Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß aus der Firma Btlchdrilckcrci »nd Vcrlagüanstall Ser Leipziger Volkszeitung. G. Heinisch, in Leipzig der Gesellschafter Herr Karl Gustav Gaudig ausgejchieden ist. Leipzig, den 19. September 1900. Königliches Amtsgericht, Abth. IIL. Schmidt. Neber das Vermögen der Commanditgesellschaft unter der Firma: Max Faßbender L Co. in Liqu. in Leipzig, Berlinerstr. 69, Betrieb: Fabrik elektrotechnischer Artikel, ist heute, am 19. September 1900, Nachmittags °/«6 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden. Verwalter: Herr Rechtsanwalt Lr. Gottschalk hier. Wahltermin am 9. Oktober 1900, Vormittags II Uhr. Anmeldefrist bis zum 22. October 1900. Prüfuugstermin am 1. November 1900, Vormittags 11 Uhr. Offener Arrest mit Anzeigevslicht bis zum 19. October 1900. Königliches Amtsgericht Leipzig, Abt. IIL.', den 19. September 1900. Bekannt gemacht durch den Gcrichlsschrciber Sckr. Beck. In den, Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Carl Gottlieb Scheller, Inhabers der Posamenten», Schneider artikel» und Kurzivaarenhandlung unter der Firma Carl Häuser in Leipzig soll eine Abschlagsvertheilung erfolgen. Dazu sind 37 000 ^4 verfügbar. Zu berücksichtigen sind 209 387 19 nicht bevorrechtigte Forderungen. Das Berzeichniß der zu berück sichtigenden Forderungen kann auf der Gerichtsjchreiberei Les Kvnig- jichen Amtsgerichts Leipzig eingesehe» werden. Leipzig, den 19. September 1900. RcchtSattwalt v. L. krextux, Konkursverwalter. SlALLri SN -^NSllNN heute Freitag, de» 21. S. a. c., vo» früh '/.,1O Uhr in Leipzig, Zcitzrr Straße 3«, im Garte». Lokalrichtcr. Konkursmasse - Verkauf. Die Bestände des U. Schmcrzler'schcn Konkurses, bestehend auS Bettüberzügen, Enten-, Hühner», Gänse- und gemischten Federn, Taxe 2562,32 X, ferner Inventar 44 und Außenstände 11 553 ./ä, sollen im Ganzen meistbietend gegen sofortige Zahlung verkauft werden. Die Besichtigung der Masse ist am Freitag, dc» 21. September 1800, früh von 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr im Geschäftslocale Leipzig, Aorkstraße 10, II. gestattet. An demselben Tage Nachmittags '/z4 Uhr findet ini Gasthof „Zum weißen Schwan", Gerberstraße 30, Bietungstermin, und wenn ein dem Gläubigerausschuß genehmes Gebot abgegeben wird, sofortiger Zuschlag statt. Jeder Bieter hat 1000 ./L Caution zu deponiren; die besonderen Berkaussbedinguugen werden im Termin bekannt gegeben. Leipzig, am 18. September 1900. Paul Gottschalck, Konkursverwalter, Floßplatz 24. Die drei berechtigteisHrivatschulen in Leipzig. Beginn des Winterhalbjahres: Dienstag, de» 2. Oktober. Die Unterzeichneten sind zur Entgegennahme von Anmeldungen und zur Ertheilung jeder gewünschten AuSkuust täglich (außer Sonntags) 11—12'/, Uhr bereit. Dir. Lr. Lr. Lotst (Teichmann-Vr. Roth'sche Privatschule), Real schule mit Proghmnasial- »nd Elementarclassen (Ecke der Uuiversitäts» und Schillerstraße. Fernsprecher Nr. 2059). Dir. Lr.L. Larili, Realschule mit Progymnasial» u. Elementar» clossen (Querstr. 19 u. Georgiring 5). Fernsprecher Nr. 4080. Dir. 0. Toller, Realschule (Centralstraße I). Arbeiterschutz auf Lauten. Das königliche Ministerium des Jnnnern hat mittels Verord nung vom 16. August 1900 den Kreishauptmannschaften gemäß 8 31 Absatz 2 der Ausführungs-Verordnung zum Allgemeinen Baugesetz in Anlehnung an den Entwurf des preußischen Mi nisteriums der öffentlichen Arbeiten nachstehende ausgearbeitete Grundzüge für Polizeivirordnungen, betreffend den Arbeiter schutz auf Bauten, zugehen lassen. Grundzüge für Polizeiverordnungen, betr. den Arbeiterschutz auf Bauten. 1) Die Bestimmungen unter Ziffer 2 bis 6 finden An wendung: a. bei Hochbauten, wenn einschließlich der Poliere und Lehr linge mehr als 10*) Personen zur Zeit der Rohbauausführung gleichzeitig auf dem Bau beschäftigt sind; während der Rohbau ausführung vorübergehend beschäftigte Arbeiter, wie Zimmer leute und dergleichen, werden nicht in diese Zahl eingerechnet; l>. bei Tiefbauten, welche von Unternehmern ausgeführt wer den, wenn an einer bestimmten Stelle des Baues mehr als 10 *) Personen länger als 1 Woche gleichzeitig beschäftigt sind. 2) Zur Unterkunft für die an Bauten beschäftigten Arbeiter bei ungünstiger Witterung und in den Ruhepausen müssen Räume geschaffen werden, welche im Mittel mindestens 2,20 Meter im Lichten hoch, mit Wänden umschlossen, und mit einem Dache ver sehen sind, und deren Grundfläche derart bemessen sein muß, daß auf jeden am Bau dauernd beschäftigten Arbeiter (vergl. Ziffer 1) eine Fläche von wenigstens 0,75 Quadratmeter entfällt. Der betreffende Raum muß einen festen, trockenen Fußboden haben und auf besonderes Erfordern der Polizeibehörde vom 15. October bis 15. März heizbar sein. Für die dauernd auf dem Bau beschäftigten Arbeiter (Ziffer 1) sind in den Unterknnftsräumen Sitzplätze zur Ver fügung zu stellen. Baumaterialien irgendwelcher Art dürfen in diesen Räumen nicht gelagert werden. Bei Tiefbauten müssen die Unterkunftsräume so belegen sein, daß der Beschäftigungsort eines jeden Arbeiters von der Unter kunftsstätte der Regel nach höchstens 750 Meter entfernt ist. Für schwimmende Unterkunftsräume findet die Vorschrift über die notbwendige lichte Höhe keine Anwendung. 3) Bereitet in dicht bebauten Ortstheilen die Herstellung be sonderer Unterkunftsräume unverhältnißmäßige Schwierigkeiten, so kann auch in anderer Weise für die nöthige Unterkunft gesorgt werden. Auf Schankwirthschaften dürfen die Arbeiter jedoch nur dann verwiesen werden, wenn ihnen der Aufenthalt daselbst auch ohne Entnahme von Speisen oder Getränken gestattet wird. 4) Bei Hochbauten müssen für die in Ziffer 1 bezeichneten Personen Aborte in solcher Zahl vorhanden sein, daß ein Abort für höchstens 25 Personen dient. Die Aborte müssen derart eingerichtet sein, daß von außen nicht hineingesehen werden kann. Erforderlichen Falles sind vor den Thllren Blenden anzubringen. Für Tiefbauten kann die Polizeibehörde die Herstellung solcher Aborte fordern. 5) Für die nach Ziffer 3 herzustellenden Aborte dürfen keine durchlässigen Gruben angelegt, sondern die Aborte müssen ent weder an eine öffentliche Entwässerungsanlage vorschriftsmäßig angeschlossen werden, oder es müßen wasserdichte Tonnen, welche nach Bedarf rechtzeitig fortzuschaffen und durch leere, mittels Kalkanstrichs desinficirte Tonnen zu ersetzen sind, aus gestellt werden. Diese Tonnen sind durch Sitz- und Stoßbretter zu verdecken. Bei Tiefbauten in freier, von Wohngebäuden entfernter Lage kann die Herstellung einer Erdgrube gestattet werden. 6) Die Unterkunftsräume für die Arbeiter und die Aborte müssen genügend erhellt sein und sind stets in reinlichem Zustande zu halten. 7) Vom 15. November bis 15. März dürfen Stuckateur-, Putzer- und Töpferarbeiten in Neubauten nur dann ausgefllhrt werden, wenn die Räume, in denen gearbeitet wird, durch Thüren und Fenster verschlossen sind. Die nur vorläufige Anbringung derartiger Verschlüsse ist für genügend zu erachten. *) Nach Lage der örtlichen Verhältnisse kann auch bereits für weniger als 10 dauernd beschäftigte Personen die Herstellung von Unterkunftsräumen gefordert werden. 8) In Räumen, in denen offene Coaksfeuer ohne Ableitung der entstehenden Gase brennen, darf nicht gearbeitet werden. Solche Räume sind gegen andere, in denen gearbeitet wird, dicht abzuschließen. Sie dürfen nur vorübergehend von den die Coaks- törbe beaufsichtigenden Personen betreten werden. 9) Arbeiterinnen dürfen nur auf solchen Gerüsten Beschäfti gung finden, deren Stockwerke durchaus dicht mit Brettern belegt und unter einander nicht Lurch Leitern, sondern durch schiefe Ebenen verbunden sind. Kunst und Wissenschaft. Mnsik. Der erblindete Pianist Th. Braun veranstaltet unter Mit wirkung der Concertsängerin Frau Anna Greiner-Gold schmidt von hier, sowie der Eapelle des 7. Infanterie-Regi ments Nr. 106 unter persönlicher Leitung des Herrn Musik directors I. H. Matthey, heute um 8 Uhr im Theatersaal des Krystall-Palastes ein Concert, auf das wir hiermit aufmerk sam machen wollen. Dresden, 19. September. Soeben sind die Programmentwürse für die in die beiden Serien H. und L zerfallenden LieSwinterlichen 12 Syinphonieconcerte im königl. Opernhause veröffentlicht worden. Serie.4, deren Einzelabende lediglich Orchesterdarbietungen bringen, verheißt folgende Neuheiten: Dramatische Phantasie (preisgekrönt vom Allgemeinen Deutschen Musikverein) von Philipp Scharwenka, eine Suite „Vasantasena" von Johan Halvorsen, „ep^oäos ckovale- resgues" von Christian Sinding und als „alte Novitäten" die bisher hier noch unbekannte Ouvertüre zu Carl Maria v. Weber's Jugendoper „Peter Schmoll", sowie die Mozart'sche „Ouvertüre im italienischen Stile" und drei Stücke aus Becthoven'S Musik zu den „Ruinen von Athen". Außerdem ist Beethoven in Serie noch mit den Symphonien L äur (Nr. 4) und Ls ckur (pastorale) ver treten; neben ihm stehen als Symphoniker I. S. Bach mit der L clui-Suite, Josef Haydn mit der 6 clur (Oxford) und BrahmS mit der 2. Symphonie (L cknr), denen sich Berlioz mit der „s^mpüonis pdaukastigus" und Schumann mit seiner Lsckur an reihen. Auch Cäsar Franck, der Meister der „bäatituäes", ist mit seiner symphonische» Dichtung „Der wilde Jäger" vertreten. Die Concerte der Serie L haben ihr charakteristisches Merkmal in der Mitwirkung berühmter Solisten und in der etwas moderneren Ge staltung Les Programms. Als Mitwirkende werden Eugen d'Albert Joses Hofmann, Marcel Herwegh, Eugen Ajaye und Elia Burgger genannt; doch bietet auch der instrumentale Theil des Programms sehr bemerkenSwerthe Werke. Da ist es zunächst mit Freuden zu begrüßen, daß unseres heimischen Meisters Felix Draeseke ge waltige „sintovia tragica" in Aussicht genommen ist, die man so lange vermissen mußte; außer Draeseke ist von Dresdner Campo- nisten nur noch AdolfGunkel berücksichtigt, ein talentvolles Mitglied der kgl. Capelle, von dem eine Suite aus der komischen Oper „Jan Barl" zur Aufführung kommen soll. An Novitäten verzeichnet die Conccrtanzeige für die Serie L: die symphonische Dichtung „Die Nonne" von Leo Blech, das Vorspiel zum 3. Act des „Pfeifer tags" von Max Schillings, eine Ls clur-Symphonie von Felix Wein» gärtner, Smetana's symphonische Dichtung „Sarka" (aus dem Cyklus „Mein Vaterland") und Sphärenmusik und Ballet aus der Oper „Der König von Lahore" von Massenct. Beethoven ist in Serie L mit den Symphonien .4 clur (Nr. 7) und Omoll vertreten; neben ihm steht als einziger von den andern Clajsikern Händel mit dem Concerto für Streichorchester und 2 Bläserchöre (bäur). DaS vollständige Fehlen von Schubert erklärt sich vielleicht aus den Um ständen, dagegen kann die abermalige Jgnorirung Anton Bruckner's kaum absichtslos sein. Für das Aschermittwochs» und das Palm- ionntagS-Concert ist LaZ Programm noch nicht angekündigt. — Der Mozarts erein, dessen ausgezeichneter Dirigent Herr Hof- capellmeister a. D. Alois Schmitt während der Ferienzeit einen ziemlich schweren Jagdunfall erlitt, von welchem er noch nicht ganz wieder hergestellt ist, eröffnet seine Thätigkeit Mitte October mit einer Matinöe, zu der Joseph Joachim seine Mitwirkung zu gejagt hat. F. A. Geißler. Notizen. Herr Richard Schmidt, welcher daS Dresdner Con- servatorium am I. September mit dem Preiszeugniß der höchsten Auszeichnung Lieser Anstalt verließ, ist als Correpetitor für die königliche Hofoper verpflichtet worden. — Mit einem Ballabile unter dem Titel „Ein Volksfest auf Guinea" hat sich am Freitag der neue Balletmeister deS königlichen Opernhauses in Dresden Herr Berger eingeführt. — Der Dresdner Hosoper hat sich Fräulein Gertrud Adam vom 1. Octobcr ab verpflichtet. Fräulein Adam ist auf dem königl. Conservatorinm zu Dresden ausgebildet worden. — Im Residenztheater zu Dresden geht am Sonnabend Heinrich Platzbecker's Operette „Der Wahrheits mund" erstmalig in Scene. — In Dresden ist der Hof- cantor a. D. Friedrich August Lorenz gestorben. — Dem Componisten Professor Georg Vierling verlieh der Käfter zum 80. Geburtstage den Kronenorden 3. Classe. — Am 1. September blickte der königliche Kammermusiker Karl Hüll weck in Dresden auf eine 30jährige Thätigkeit als Violoncellist an der königlich musikalischen Capelle zurück. — Marcella Sem brich wird im Verein mit ihrem Gatten, dem Professor Stengel im Neuen Berliner Opernhause (Kroll) in der Zeit vom 15. October bis 20. November eine italienische Opern- stagione großen Stils veranstalten. Für dieselbe sind eine Anzahl der besten italienischen Sänger und Sängerinnen engagirt. Das Orchester stellt die Generalintendantur der königl. Schauspiele in Berlin. — Im Berliner königl. Opernhause wird außer „Samson und Dalila" noch Pfitzner's „Armer Heinrich" und eine Neueinsiudirung vo» Berlioz' „Benvenuto Celliui" vorbereitet. Auch Massenet's „Weither" soll in dieser Spielzeit zur Ausführung kommen. — Professor Julius Schäffer in Breslau, seit 1861 Dirigent der dortigen Singakademie, tritt demnächst, 77 Jahre alt, von diesem Posten zurück und in den Ruhestand. Von yaus aus Theologe und Philologe, ist er in den 1840er Jahren in Halle mit Robert Franz in Berührung gekommen, der in ihm die schlummernde Liebe zur Tonkunst wachrief. Aber erst mit 27 Jahren wurde er in Berlin Schüler Siegfried Dehn'S und nach mehrjährigen musikalischen Studien 1855 als Musikdirector nach Schwerin berufen. Seine künstlerische Heimath hat Schäffer aber in Breslau gesunden, wohin er 1860 (als Nachfolger Karl Reinccke'S) als Universitätsmusikdirector und Leiter der Singakademie berufen wurde. 1868 wurde er zum Professor ernannt; bereits 1872 verlieh ihm die Universität den Titel eines EhrendoctorS. — Die Berliner Stadtverordneten bewilligten dem Ausschuß für das Haydn-Mozart-Beethoven-Denkmal Len ganzen noch FrrriHrton. Memoiren eines Revolutionärs. i. <H» In der menschlichen Natur liegt ein ThatigkeitSdrang verborgen, wie in jedem andern Erbenwesen. Nur äußert sich dieser Thatendrang einmal mehr oder minder, einmal nach dieser, einmal nach jener Richtung. Dadurch entstehen die Reibungen zwischen den einzelnen Menschen, zwischen den Völkern, zwischen Regierung und Unterthanen. Der Eine wünscht das so, der Andere so, die Regierung aber wünscht r« anders. Kein Wunder, wenn die Einen und die Anderen die Regierung kritisiren, wenn sie ihren Weg für falsch halten — wenn sie ihrem inneren Drange entsprechend die Regierung in andere Bahnen zu zwingen suchen. Schließt man nach einigem gegenseitigen Sträuben rin Compromiß, »nd geht der Staatskarren ruhig weiter, so nennt man daS Entwickelung, kümmern sich aber die Lenker deS Wagens nicht um die guten Rathschläge der Anderen, machen sie gar die Anderen mundtodt, scheuen sie sich nicht vor Unebenheiten und Löchern auf dem Wege, vor Gruben und Verhauen, sondern fahren sie mitten durch, selbst auf die Gefahr hin stecken zu bleiben oder umzuwerfen, so werden die Andern versuchen ihnen in die Zügel zu fallen und daS nennt man Revolution. Bisher sind alle Revolutionen blutig gewesen und das Bemühen, dem Worte Revolution eine unschuldige Deutung zu geben, bleibt erfolglos. Im Worte selbst liegt der ^Entschluß auSgedrückt, ob biegen oder brechen, die StaatSeinrichlung zu Luder». Unter Umständen waren Revolutionen nothwendiz und heilsam. Für den Augenblick hält die unterliegende Partei eine Revolution für daS größte Verbrechen und straft, wieder zur Herrschaft gelangt, die Personen der anderen Partei aufs Empfindlichste, aber an die Errungenschaften selbst legt sie nur selten Hand an, sie hat sich danach einzurichten gelernt. Auf diese Art ist die Befreiung deS dritten Standes gelungen, auf diese Art haben die Völker eine Constitution erhalten, eine Verfassung, in deren Rahmen sie mitrathen und tbaten können. Von allen europäischen Völkern ist nur Rußland hiervon ausgeschlossen, und eS ist daher kein Wunder, daß dort alle möglichen Mittel angewendet werden, um ein Mitbestimmungsrecht deS Volkes zu erlangen und einer sehr großen BevölkerungSschicht ein menschenwürdiges Auskommen zu verschaffen. Wenn man dem Fürsten Krapotkin, der sein Streben und seine Ziele, seine Arbeit und sein Leben in einem Buche*) jetzt dargelegt hat, in alle» seinen Ausführungen Glauben schenkt, so wollten er und die Nihilisten zuerst weiter nichts als den Bauern und Arbeitern in Rußland durch vermehrte Bildung, durch Genossenschaften, durch dörfliche Verfassung, durch Milderung oder Abschaffung der LoSkaufsteuern ein besseres L00S bereiten. Erst spater, als diese unverfänglichen, dem Staate selbst nützlichen Bestrebungen durchEinkerkerungund Verschickung unterdrückt wurden, als eine reaclionäre Partei * Fürst Peter Kropotkin, Memoiren eine- Revolutionärs. 2 Bände. Verlag von Robert Lutz, Stuttgart. ganz daS Ohr Alexander'« II. für sich gefangen nahm und den sonst von edlem fast fortschrittlichem Geiste beseelten Mann zur Umkehr bewog, bäumte sich das junge Blut der russische» Jugend dagegen aus und aus den Reformatoren wuroen Nihilisten, die an einer Aenderung der Zustände auf friedlichem Wege mit dieser Regierung und Staatsform ver zweifelten und deshalb zu Dolch, Kugel und Gift griffen, freilich ohne damit etwas zu erreichen. Krapotkin, dessen Name auch beute noch einen guten Klang bei den Nihilisten hat, schildert diese Entwickelung in höchst anschaulicher Weise. Er selbst drängt sich in seinen Memoiren nicht in den Vordergrund, sein Buch entspricht seiner eigenen Charakterschilderung, bescheiden, genügsam, unverdrossen, treu und — kann man hinzusügen — kritisch objektiv. Er ist Socialist, Nihilist, Anarchist — aber daS sind nur leere Worte für seine Thätigkeit, für sein Wollen. Er ist daS alles und doch keines davon, er erscheint in seinem Buche als ein Mann, von der Sorge um daS Glück seiner Mitmenschen beseelt, von der inneren Güte und Reinheit aller Menschen überzeugt, von dem menschen unwürdigen Dasein eines TheilS der russischen Bevölkerung ergriffen. DaS Bild, daS er unS in schlichten Worten auf rollt, ist eine Geschichte Rußlands von 1850 bis 1880, einer Zeit, die die großen Gegensätze in sich barg und in der manches Samenkorn gepflanzt wurde, dessen Aufgehen noch zu erwarten ist. Nicolau«, der fürchterliche Despot, hatte dafür gesorgt, daß sich in gebildeten Kreisen, beeinflußt durch die Fortschritte Westeuropas, ja selbst in Hoskreisrn, eine Partei bildete, die sich gegen die Despotie auflehnte, und die für sich selbst einige I Freiheit in Anspruch nahm, Die Anhänger dieser Partei schämten sich der Zustände in Rußland und wünschten andere herbeirusübren. Insbesondere war eS die Leibeigenschaft, die jede Entwickelung der Industrie und der Landwirthschaft hinderte. Man sprach das offen aus und als Alexander II. zur Regierung kam, umgab er sich mit Männern, die fort schrittlich dachten, und führte mit ihnen die Abschaffung der Leibeigenschaft durch, freilich, wandelbar wie er war, ge drängt von der Reaction, nicht in dem Maße und Sinn, wie zuerst beabsichtigt. Die LoSkaufSsummen, auf 49 Jahre vertheilt, waren fast unerschwinglich und sie sind eS, neben dem Mangel an Volksbildung, welche die russische Bauern schaft die Frucht der Abschaffung der Leibeigenschaft nicht genießen lassen. Man kann sich in der Tbat kaum eine Vorstellung machen, wie damals die Verhältnisse waren. In jener Zeit bemaß sich der Reichthum eines Grund besitzer» nach der Zahl der ihm gehörigen „Seelen*. So viele Seelen bedeutete so viele männliche Leibeigene, denn die Frauen zählten nicht mit. Mein Vater, erzählt Krapotkin, der in drei verschiedenen Provinzen fast zwölfhundert Seelen sein eigen nannte und außer den LehnSgütern seiner Leute große Strecken Lande» besaß, die von diesen Leuten bestellt wurden, galt für einen reichen Mann. Dementsprechend lebten wir auch, da» heißt, unser Hau» übte em» fast schrankenlose Gastfreundschaft, und der Haushalt war i» großem Stile eingerichtet. Unsere Familie bestand au« acht, zeitweise au» zehn oder zwölf Personen. Aber in Moskau fünfrig Dienstboten und auf dem Lande noch fünfundzwanzig mryr zu halten, schien nicht zu viel. Bier Kutscher zu zwölf Pferden, drei Köche für den Herrentisch und zwei Köchinnen für die Dienerschaft, ein Dutzend Aufwärter bei Tische (hinter de«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)