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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000921015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900092101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900092101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-21
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
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7472 Wegen vorgerückter Saifo» u lieber- füllung meines Ltofslagers liefere ich bis auf Weiteres elegante Herrengarderobe zu kedeulend herabgesetzten Preisen, wobei ich bemerke, Laß mein Lager fortlaufend durch Lafou-Netihkite» coinpletirt wird Bekannt- lich >st mein seit vielen Jahre» befolgter Ge- fchäftSgrnndsatz: nur gegen Vanrzahluug zu arbeiten, meinen werthen Kunden injosern von nicht zu unterschätzendem Nutzen, al- ich bei meiner Calculation keine Berlnfte in Anrechnung zu bringen habe. Bei Srlbüliese- ru»g les Stosses rechne für einen Anzug nur 30 Lieferzeit: Auf Verlange»! in 24 Stunden. llolnrivd Uliossvo, Schneidermeister. Teleph.2221.PlauenfcherHof, Treppet, II. WM-WirMkii. Die Berlobung unserer Tochter Helene mit dem Kaufmann Herrn Hermann Hexer beehren wir uns hiermit ergebenst anzuzeigen. Leipzig-Piagwitz, 18. September 1900. t-ustav Slllxr» und Frau lleckvix geb. Kexkvrtli. ttvlvnv »ügge ttvnmsnn Vvzfei« Verlobte. ^Ikreä ^nna. xed. S»n8»ittllvr Vvrwülilte. DeixriZ, 17. Leptembsr 1900. Die glückliche Geburt eines kräftigen jungen zeigen hocherfreut an Leipzig-Plagwitz. den 19. September. Karl komm und Frau geb. Lto^or. Die glückliche Geburt eines stramme» Jungen zeigen hocherfreut an Leipzig, Auenslr. 26, den 20. Sept. 1900. kau! Miller und Frau llecknlx geb. I/ösek. Die glückliche Geburt eines 8«8NN«I«» beehren sich ergebens» anzuzeigen L.-Plagwitz, den 19. September 1900. L1nlt»t8v» und Frau geb. 2lnlio1«en. Der Unterfertigte erfüllt hiermit die schmerz liche Pflicht, seine verehrten Ehrenmitglieder und Ehrengäste, sowie seine lieben A. H. A. H. und Inaktiven vom Tobe seiner lieben N. H. A. H. Sr. Exccllenz des Fürst!. Regierungs- und Consistorialpräsidenten Milcht» kcheiniku Rats IlmS»» von lliotol aas kreiz und deS Hem RPthckeadesitzerS Hiciiaeil Llsaiils ans Münstedt (Bezirk Magdeburg) geziemend in Kenntnis zu setzen. Leipzig, den 20. September 1900. Vor le. .,^rtoa» ». DaS Ferienpräsidium. Für die herzliche Theilnahme beim Hin- scheiden unseres geliebten Gatten und Vaters Johann Wilhelm Klose sagen Allen unseren innigsten Dank. Iklsriv LLIsvv und die trauernden Hinterbliebenen. vi« gMclcliebe 6edurt «io», tcMiion, lsirnailna Mslr rvixsa boedertreut au uuck krau god. Ilex. I-eiprix, äen 20. 8optewdvr 1900. Hillerstrasse 9. und Bekannten nur Gatte nnS Kind berg. Herr Karl Heinrich Gräber, Privatier in Werdau. Fräul. Marie Thümmler in Bennewitz. Fräul. Helene Sohlmann in Dresden. Herr Carl Heinrich Grunwald, Stellmacher in Dresden. Frau Elisabeth Monn geb. Berger in Dresden. Herr Herrn. Theodor Gaeßner, Klempnerinrister inPlauen- DreSden. Fräul. Laura Delling in Dresden. Frau E. Wilhelmine Klemm geb. Wustlich in Dresden. Frau Ida Schramm geb. Lötsch in Schirgiswalde. Herr Hermann Heine, GUrllermeisier in Dresden. Frau Anna Keiling geb. Heinitz in Dresden. Frau Wilhelmine Großmann in Großenhain. Herr Wilhelm Karsch in Pirna. Herr Richard Sache, Kauf, mann in Görlitz. Fran Marie Antonie Klotzsche geb. Friedel in Limbach. Herr Julius Baumqärtel in Crimmitschau. Herr Michael Ncuuübel, GutsauSzügler in Thonhausen. Frau Henriette Ernefline Knoll geb. Müller in Schübel. Herr Paul Sommer, Steinsetz- meisler in Bautzen. Herrn Lsw. Melzer'S in Anuaberg Tochter Elsa. Herr Wilh. Hermaun Probst, Stalions-Assistent I. El. in Annaberg. Herrn Lehrer Nühlmanu's in Körlitz Sohn Rudolf. Frau Kunigunde Winkler in Plauen i. Bogtl. Herr Karl August Helbig, Musiker in Freiberg. Frau Josepha Beger geb. König in BräunSdorf. Frau Anna Löwe geb. Zeuner in Stetzsch. Frau Louise Ernestine Heinicke geb. Barth in Zwickau. Frau Christiane Lindner geb. Senf in Untermhaus. Herrn Alfred Strobel'- in Untermhaus Tochter Mariechen. Frau Emilie Plärre geb. Queren» gajjer in Langenberg. beiprixer Rusikerverviii. Am 20. September starb unser langjährig., treues Mitglied Km Mldolw Lums im Alter von b8'/, Jahren, was hiermit geziemend kund gethan wird mit dein Be- merken, daß die Beerdigung Sonnabend, den 22. September, früh '/,10 Uhr aus dem Südsriedhose erfolgt. Er möge eine selige Ruhe finden! II. II«rtu»r»nii. Heute früh '/-6 Uhr entschlief nach Gottes unersorschlichem Rathschluß sanft und ruhig nach kurze»» schweren Leiden meine innigstgeliebte, treue, brave Frau, untere gute Mutter, Tochter, Schwester und Schwägerin Frau Marie Helene Handel geb. Walther im 33. Lebensjahre. Jin tiefste» Schmerze zeigen Lies allen Freunden hierdurch an Otterwisch, den 20. September 1900. der trauernde zugleich im Namen der trauernden Familie Steinjetzmeister in L.-Reudnitz. Tie Beerdigung findet Sonntag Nachmittag '/«2 Uhr vom Trauer hanse ans statt. Berlobt: Herr Rob. Brückner in Reichenau mit Frl. Sidonie Sandt in Löbau i. Sa. Herr Bruno Wolf in Dittmannsdorf mit Frl. Elsa Zeuner in Brand. Herr Wilhelm Rotermund aus Springe b. Hannover mit Frl. Margareta Kohl in Blaiewitz b. Dresden. Herr Ernst Käppler, Äaslhofsbeiitzcr in Pot- jchappel, mit Frl. Helene Bischofs in Dittersbach. Vermählt: Herr Fritz Muller in Kamenz i. Sa. mir Frl. Margarete Naumann daselbst. Herr Ernst Mittag in Riesa mit Frl. Rosa Poppitz daselbst. Geboren: Herrn Georg Holzapfel in Brandenburg a. Havel ein Sohn. Herrn Paul Ehrhardt in Mügeln b. Pirna ein Sohn. Gestorben: Herrn Pfarrer vr. Ltinpe's in Kieritzsch Sohn Gotthold Robert Walther. HerrKarl Trübst, Handelsmann in Naumburg. Frau Johanne Wilhelmine vermittw- Hänsel in Kötzschenbroda. Frau Rosine Barbara Köhler geb. Schmidt in Hohndorf b. Elster- Heute früh Uhr verschied nach kurzem Leiden meine innigstgeliebte, brave Frau, Schwägerin und Tante Sopdis krisLorlka Sodlössor geb. I'l»»i»«8 in ihrem 7l. Lebensjahre, was in tiesstem Schmerze mit der Bitte um still« Theilnabmr anzcigt L.-Plagwitz, Klein« und Groß-Zschocher, den 80. September 1900. kvrrllvnnS Letilllsser nebst Hinterlassenen. Die Beerdigung findet Sonntag, den 23. September, Mittags '/»I Uhr vom Trauerhaust, Weißenfelser Straße Nr. 2, aus statt. Islepkov: 7SS. IvlSptlOQ 7SS. L66l»äi§unA8an8taIt. TS. Ausführung von Beerdigungen aller Art, sowie Uebersührung Verstorbener nach und von auswärts. Reichhaltiges eigenes Pferde- »nd Wagenmaterial. Filialen: Leipzig, Sophien,traße 1, Eingang Seitzer Strotze, Gohlis, Hauvtktratzc 1. Liißastaa-LLL k»8t-tr»88v l ä. VVaunenbLck.; 8ämmll. meckivill. ttacksr, > Oawptdääor. i'aelrun^en. dlasaa^ea. Litubäcksr slc. ck0dLI»lL-vLS. Blüchcrstr. 18. Rufs. Dampf-, irisch-röm., Kastendampf-, Saud«».Wannenbäder. Massage.Packungen. Krustallkl.Wasser. INRrd s! » Schwimmbassin. Damen: Montag,Mittwoch, Sonnabend2-'/»5U. »»<»1 IvRIVSK'lL « Wannenbäder: Dienstag, Donnerstag, Freitag '/,9—11 Uhr. Russische, Röm.-Jrische, Bankdampf- u.Svecial-Cur-Bäderjed.Form. Massage. Damen: 1-4 Nm. keiilrslbsll KrhjtaUkl. Wasser Dampfbad f. Damen Montag, Mittw., Freit. Bonn V,9—11 U. f. » DienSt., Donnerst., Sonnab. N.'/-2—5U. f. - Montag, Mittwoch, Freitag N. 1—4 U. TtlNI'Krb lD Gcrbcrstratze»»t«» I'»Iiuit»r»ui», für NckvtpLiLtzvL »UL kohlcnsanre Thermal-, Stahl», Soolbädcr Ersatz der natürlichen Quelle» von Kissingen, FranzenSbad, Nauheim, Marienbad re. Lpecralkur für Frauenleiden, Bleichsucht, Herz-, Leber-, Nieren-, Magenleidea, Gichst Rheumatismus, Ischias, Nervenleiden in den verschiedensten Formen u. deral. M Ir«i88l8vt»v Idrriupr-, Irl8«I> IttL- WEckNFl Uii8«ll«; u I><»nvti«-I»it«I. Für Herren von8-'/,Iu.4-9 Uhr. Damenv. 1-4Uhr täglich. » Wannen- u. Hausbäder zu jeder Tageszeit. SHIIO Damen: Dienst., Donnerst. u.Sonnab. v. V.,9- ILULLL-L»«LSsLLL süV . '/.I1 u. Montag. Mittw., Freit, v. '/,2-ä Uhr. i. Sonnabend: Kartofselstückchen u. Schöpsenfl. TB. Krieger. «AjsHflUllftlll» KU. f . Weiße Bohnen mit Schwärzst. D. B. v. Schindler. Nene Leipziger Speisc-Anst.. Zeitzer Str. 43 45. Freitag: Pfefferfleisch u. Salzkartosf' Theatralische Rundschau. Wie bereits telegraphisch mitgetheilt worden, ist das neue Schauspielhaus in Hamburg mit der Auf führung von Goethe'S „Jphygenie" eröffnet worden, unter Leitung des BaronS von Berger, welcher als Sekretär des Burgtheaters nach vr. Förster's Tod die meiste Anwart schaft daraus hatte, zum Direclor desselben ernannt zu werden. Alfred von Berger, der Sohn eines österreichischen Ministers, hatte sich vielfach literarisch betbätigt und in seinen Gedichtsammlungen eine anerkcnnenSwerthe lyrische Begabung bewährt. Leider scheiterte seine Berufung als Director an einer Bestimmung der Hostheaterverordnungen. Seine Gattin, Stella Hohenfels, war Mitglied des Burgthealers und wollte ihre künstlerische Thätigkeit nickt aufgeben; der Direktor darf aber unter den cngagirtcn Kräften keine Familienmitglieder haben. Bei Du. Wilbrandt lagen die Verhältnisse ähnlich, doch Frau Wilbrantt-Baudius, lange Zeit eine Zierde des Burgtheaters, räumte das Feld. Es ist bekannt, raß statt Les BaronS von Berger ve. Burkhard, ein tüchtiger Jurist, Docent an der Universität und Verfasser eines Werkes über das österreichische Landrecht, in die Stelle einrückte, welche bis dahin lauter Fachmänner, Laube und Dingelstedt, Wilbrandt und Forster, bekleidet halten, und daß nach seinem Abgang ein Schüler Wilhelm Scherer'S, der Theaterrecensent der Berliner „Vossischen Zeitung", der Ostprcuße Paul Schlenther, der Mann der Berliner Freien Bühnen, ein fanatischer Anhänger Gerhart Hauptmann's, die Direktion deS Burgtheaters er hielt. Alfred v. Berger bat sich an der Alster ein Künstler heim gegründet, in Gemeinschaft mit hervorragenden Schau spielern, Frau Franziska Elmenreich, Robert Nihl, Karl Wagner und Ludwig Marx, die bei dem Unternehmen mit betheiligt, aber wohl nicht Socictäre sind, wie diejenigen des TheLtre Frantzais und die deS Deutschen Theaters hei seiner Gründung durch L'Arronge. DaS Theater ist ein eleganter Bau im Stadttheil St. Georg, erbaut von den Wiener Architekten Füllmer und Helmer. Der Fayade sind die Porträtbüsten Goethe'S, Schiller's, Lessing'S, Kleist's, Shakespeare'S und Grillparzer'S eingefügt, ein Beweis dafür, daß das Theater die Meisterwerke der großen Dichter pflegen will. Darauf deutet auch der SiegeSzug Apollos, den Ham- monia erwartet — die Deckengemälde des neuen Theater- raumeS. DaS Theater hat 1900 Plätze, die sich auf daS Parket und zwei Logenreihen vertheilen; die innere Aus schmückung macht einen durchaus heiteren Eindruck; alles Einzelne ist leicht und zierlich, in lebhaftem Barock. Die Generalprobe zur ersten Ausführung hatte ein zahlreiches Publicum versammelt: Intendanten, Direktoren, Künstler und Schriftsteller nicht bloS ans Berlin, sondern auch aus der Donaustadt. Einer kurzen Anrede deS Herrn von Berger folgt« die Aufführung der „Iphigenie" mit Frau Stella-HohenfelS, welche sonst auf dem antikisirenden Kothurn sich selten zeigt. Der Aufführung ging ein Prolog Berger'S voraus, der die große Kaufmanns- und Weltstadt Hamburg verherrlichte. Zwischen den Toasten deS FestbanketS ging die Debatte hin und her: man stellte dem neugeborenen Kunstinstitut daS Horoskop. Hamburgs Stadttheater bat Jahrzehnte trostlosen Niedergangs erlebt; erst durch die kühne Unternehmungslust Pollini'S hateS sich zu glänzenderBedeutung ausgeschwungen und diese Erbschaft haben die jetzige» DirectorenBitkong und Bachur angetreten; sie nehmen drei Viertel Millionen feste Abonne- meutSgelder jährlich ein und werden durch rin neues Theater darin kaum Einbuße erleiden. Nun ist aber freilich daS Hamburger Stadttheater im Wesentlichen ein Opernhaus. Schauspiele, die eine große Ausstattung verlangen, wie die Historien Wildenbruch'», werden wohl hier aufgeführt und erleben auch häufige Wiederholungen, ernste Dramen aber ohne glänzenden dekorativen Rahmen müssen sich hier mit einer prewiöre begnügen und werden dann an die Filiale deS Hamburger StadttheaterS, das Theater in Altona, verwiesen, oder sie erscheinen von Hause au« drüben im SchleSwig- Holsteinschen. Hier kann nun allerdings daS neue Schau- spiethaus einsetzen: rS kann ernsten Novitäten eine Reihe von Wiederholungen gewähren, ohne daß dieselbe» in einen anderen Theatrrraum auSzuwandern brauchen. Frei lich für daS leichte Genre macht ihm die altbewährte Lust spielbühne des ThaliatheaterS, die ebenfalls von den Herren Bittong und Bachur für die Pollini'scheo Erben verwaltet wird und von dem Stadttheil St. Georg nicht allzuweit entfernt ist, eine immerhin bedrohliche Eoncurreuz. Doch wenn Hamburg auch nicht rin neues Theater verlangt, so verträgt r« doch jedenfalls ein solches und e« kann neben den anderen prosperiren; es bedeutet immerhin eine Bereicherung des KunstlebenS einer Großstadt, deren viel seitigen Neigungen und Interessen durch rin solche« von einem neuen Geiste beseelten Kunstinstitut von Neuen» Rccknung getragen wird. Dem Vernehmen nach hat Alfred von Berger einer Zahl namhafter Autoren verschiedener Richtung feste JahreSgebälter bewilligt, unter der Bedingung, daß sie ihre neuen Werke ausschließlich dem neuen Hamburger Theater überlassen. Es rnden sich darunter, neben Modeschriftstellern wie Blumen thal, die ihre Tantiemen mit voller Sicherheit cinheimsen, auch mehrere der jüngeren Vertreter der Modernen, bei denen es unsicher ist, wie oft sie mit Treffern begnadigt werden und die neben manchen Fehlgeburten auch öfters Stücke zur Welt bringen, die theils mit der Polizei, theilS mit der Weltanschauung der Mehrheit deS Publikums caramboliren. Da wird cs an Eollisionen nicht fehlen; ein JahreSgehalt für unfruchtbare Jahrgänge aus gezahlt, wird auf dem Etat des Theaters immerhin einen melancholischen Posten bilden. Auch hört man, daß Herr von Berger ein überaus zahlreiches Personal engagirt hat, welches auf ein dauerndes Ensemble nicht berechnet sein kann. Die Gagen, die er ü toucls poräu zahlt, sollen offenbar ihm die Möglichkeit sichern, die Mitglieder genau kennen zu lernen, um dann bei dem nothwendigen AnSrangiren diejenigen bc- ;alten zu können, die sich als die besten bewährt haben. Die Theatercensur macht wieder von sich sprechen. Blumenthal und Kadelburg, deren Muse sich bisher nickt als feuergefährlich gezeigt hat, haben mit ihrem neuen Stück: „Die gestrengen Herren" bei der Berliner Polizei kein Glück gehabt. Die Aufführung ist nickt gestattet worden. Natürlich werden die Verfasser den üblichen Instanzenweg nicht unbenutzt lassen. DaS Stück soll die lex Heinze be handeln, allerdings ein heikles Thema, und noch mehr Tan tiemen versprechen, als daS schwerbcpackte „Weiße Rößl" nach Hause trug. Die Wiener Bübnencensur spielt vermuthlich insgeheim eine Rolle bei dem Conflict, in welchen der Burgtheaterdirector Schlenther mit den Wiener Journalisten gerathen ist. Er lehnte Arthur Schnitzler'S neuestes Schauspiel: „Der Schleier der Beatrice" im September ab, nachdem er eS, wie diese Journalisten in einer veröffentlichten Zuschrift behaupten, im Februar zur Aufführung angenommen habe. Unter diesen Theaterkritikern fehlt weder Hermann Bahr, noch Ludwig Speidel, der gefürchtete Necensent der „Neuen Freien Presse". Schlenther bestreitet in seiner Erwiderung die definitive Annahme des Stückes. Allgemein indeß wird angenommen, daß er damit nur die Hospartei decken will, welche die Ablehnung deS Stückes wünsche, weil eiu früheres Schauspiel Schnitzler'S, „Der grüne Kakadu", in dem rin revolutionärer Pulsschlag unverkennbar war, bei ihr Anstoß erregt hatte. Schlenther selbst hat dies indeß in Ab rede gestellt. Was Novitäten betrifft, so beginnen die Bühnen mit Plänkeleien, sie schicken Einakter voraus inS Treffen. So hat die Berliner Hosbühne einen Einacterabend arrangirt, bei welchem, außer dem hier bekannten lustigen Einakter „I lovs >ou", ein Märchen „JohaoneSnacht" von Marx Moeller, dessen Held ein in einen Bären verzauberter Prinz ist und ein anderer Einakter „Bei Buchholzen'S" in Scene ging, in welchem Julius Stinde versuchte, seine Frau Buchholz auf die Bühne zu bringen. DaS war nun eine Rolle für Anna Schramm — doch die gute Frau Buch holz nahm sich in den Büchern besser aus als auf der Bühne. Von den Einaktern, welche das Wiener VolkStheatcr brachte, wird eine kleine Tragödie braver Leute: „Die Bild schnitzer" von einem Tiroler Dichter Earl Schoenherr gerühmt, eine Ehebruchstragödie aus den Alpen. Ein ver- heiratheter und ein lediger Bildschnitzer arbeiten zusammen: der Letztere hat ein Verhältniß mit der Frau de- Ersteren; daS kommt zu Tage, als dieser in Folge einer Blutvergiftung sich die rechte Hand abnehmen lassen soll; doch jetzt weist er den Arzt zwück und stirbt. Rudolf von Gottschall. 72. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. rr Aa-en, 19. September. Nach den Satzungen der Ge sellschaft sind die geschäftlichen Angelegenheiten tn einer be sonderen Bersammlung zu erledigen. E« werden dieselben von d«m Vorstände rn Gemeinschaft mit dem wissenschaftlichen Aus schuß vorberathen. Di« in üblicher Weif« heute in der Aula der Technischen Hochschule abgehalten« Geschäftssitzung war, wie dies zumeist zu sein pflegt, nur schwach besucht, da nur bei wenigen Mitgliedern Interesse für die geschäftlichen Ange legenheiten vorhanden ist und die Nachwirkung des längeren Fest mahle» bei frühzeitig anberaumten Sitzungen sich stet» bemerk bar macht. Di« von dem ersten Vorsitzenden, Geheimrath Prof. vr. v. Leube (Würzburg) geleitete Geschäftssitzung erledigte ziemlich schnell ihre Tagesordnung. Auf Empfehlung des Herrn Geh. Admiralitätsraths Prof. Neu mayer, welcher eine Ein ladung des Senats überbrachte, wurde als Ort der nächst jährigen Versammlung Hamburg erwählt und zu Geschäftsführern Prof. Voller, Direktor des physikalischen Staatslaboraioriums, und Geh. Med.-Rath R r i n ck e in Ham burg ernannt. An Stelle des ausscheidenden Geh. Medioinal- raths Prof. I)r. Heubner (Berlin) wurde zum zweiten stellver tretenden Vorsitzenden Prof. Dr. van t'Hofs Eharlotten- burg) erwählt, während in den Vorstand eintreten für die Jahre 1901—1904 Prof. vr. Chun (Leipzig), vr. inx. v. Hafner- Alteneck (Berlin) und Prof. vr. Ziegler (Freiburg i. B-). In den wissenschaftlichen A u s sch u tz wurden nach folgende Herren berufen: In die naturwissenschaftliche Haupt gruppe: Die Professoren VOr. Emil Fischer (Berlin), Karl von Lin'de (München), Lintner (München), Wilh. Wirtinger (Inns bruck), Geh. Regierungsrath Kohlrausch (Charlottenburg), Stahl (Jena), Geh. Regierungsrath Schwendener (Berlin), Goett: (Straßburg) und Schweinfurth (Berlin), sowie in die medi- cinische Hauptgruppe: Die Professoren Rumpf (Hamburg), Orth (Göttingen), Verwarn (Jena), Bezold (München), Schäch (München), Brieger (Berlin), Geh. Rath Leber (Heidelberg), I)r. Unna (Hamburg), Griesbach (Mülhausen i. E.) und Sa nitätsrath Or. Thiem (Cottbus). Aus dem von Herrn Dr. Lampe - Vischer (Leipzig) vorgetragenen Kassenbericht ist zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl auf 2042 am Ende vorigen Jahres angewachsen war, das Vermögen von 28 200 cA im Jahre 1890 aus 108 000 Mark in diesem Jahre sich gehoben hat, während das Vermögen der Trenkle-Stiftung gegen 90 000 beträgt. Eine längere Debatte veranlaßte nur die Besprechung der von Prof. Edinger gestellten Anträge, welche eie Aenderung der Gesellschaftsorganisation bezwecken und auf eine Äb- minderung der Specialvorträge durch Zusammenlegung der Ab teilungen hinausgehen. Geh. Rath Prof. H i s (Leipzig) machte darauf aufmerksam, daß während seiner Geschäftsführung schon ähnliche Versuche gemacht worden seien, aber einen Erfolg nicht gehabt hätten. Schließlich wurden diese Anregungen einer C Im mission von 5 Mitgliedern überwiesen, welche dem V>rstand und wissenschaftlichen Ausschuß Vorschläge für ein: bezügliche Aenderung der Satzungen unterbreiten soll. An demselben Vormittag wurde ebenfalls in der technischen Hochschule die gemeinschaftliche Sitzung der naturwissenschaft lichen Hauptgruppe unter Vorsitz des Prof, oan t'Hoff ab gehalten. Hier sprach Prof. vr. Klein (Göttingen): Zur 8 n c y k l o p äd l e der m a t h e m a t h i s ch ? n Wissen- fchafien. Wie die Specialistrung der Naturwissenschaften in viele Einzelfächer wieder geführt hat zu einer Wiedervereini gung, so ist dies auch eingetreten und erforderlich geworden für die mathematischen Wissenschaften. Zu diesem Zweck ist auch eine Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften bei B. G. Teubner (Leipzig) im Erscheinen begriffen. Ihre Ein richtung wurde vom Vortragenden näher erläutert. Auch die Akademien der Wissenschaften haben sich zu diesem Zwecke ver bunden und zunächst drei deutsche wissenschaftliche Gesellschaften geeinigt zur Herausgabe von fachmännischer Bearbeitung der Algebra, Analysis und Geometrie; die Bearbeitung der an gewandten Mathematik (Mechanik und Physik) wird sofort in Angriff genommen. Auch eine französische Bearbeitung ist be reits in Arbeit; später soll Geodäsie, Geophysik und theoretische Astronomie zur Bearbeitung gelangen. Die Eintheilung des Stoffes bot manche Schwierigkeiten, da man die einzelnen Ge biete in verschieden« Haupttheile einreihen kann, auch 4ine Ver ständigung der theoretischen Mathematiker mit den praktischen Mechanikern und Ingenieuren erforderlich wurde. Hierbei wurde auch des vom Jahre 1901 ab in Aussicht genommenen Er scheinens eines internationalen Kataloges der gesammten natur wissenschaftlichen Literatur (London) Erwähnung gethan. In dieser Sitzung hielten hierauf noch Vorträge Prof. vr. Bakhhuis - Roozeboom (Amsterdam) über die Bedeu tung der Phasenreg«!, und Prof. vr. PLetzter (Nordhausen) über Sachunterricht und Sprach unterricht vom naturwissenschaftlichen Standpunkte. Im Letzteren wurde der Nachweis geführt, daß der naturwissenschaftliche Unterricht bei feinen zahlreichen und mannigfaltigen Anknüpfungspunkten an die allgemeinen Lebensverhältniff« in stärkerem Maße als bisher an der Lösung der allgemeinen Bildungsaufgabe der Schule betheiligt werde. Die Schul« muß sich auf daS Geben von Anregungen beschränken, «in zufanrmenfassender systematischer Fachunterricht muß der Fachschirl« verbleiben. In 'der gleichzeitig abgehaltencn gemeinsamen Sitzung der medicinischen Hauptgruppe unter Vorsitz des Geh. Raths Prof. vr. Winckel (München) wurde der neueste Stand der von Geh. Rath v. Waldeyer aufgestellten Theorie der Neuronen, eines GshirnbestandtheileS mit den Ganglienzellen be handelt, und zwar besprach Prof. vr. Verworn (Jena) das Neuron in Anatomie und Physiologie, während Herr Privat docent Or. Nissl (Heidelberg) über die Neuronlehre vom pathologisch-anatomischen und klinischen Standpunkte aus einen längeren interessanten Vortrag hielt. Diskussionen konnten in beiden Sitzungen nicht stattfinden, da um 2 Uhr bereits Besichtigungen bezw. technische Exkursionen anb:- raumt worden waren. Vermischtes. V. Ilmenau, l9. September. Bei der gestern ab» gehaltenen Bürgermeisterwabl wurde der bisherige Bürger meister Eckardt nicht Wiede rgewäblt. Einem an den Genicinderath von Eckardt gestellten Antrag, schon vor Ablauf seiner jetzigen Wahlperiode die Bürgerschaft durch Abstimmung zu befragen, ob sie ihn auf fernere 6 Jabre wählen wollte, war stattgegeben worden. Gestern stimmten 161 Wähler für und 407 gegen die Wiederwahl. Eckardt war auch weimarischer LandtagSabgeordnetcr. (Wiederholt.) ----- Hciligenstadt, 19. September. Versuchsobjekte für die Barbier lchrlinge werden die hier durchziehenden HandwerkSburscken abgeben. Die hiesige Barbierinnung bat nämlich beschlossen, vom 1. December an eine Fachschule für die Lehrlinge zu gründen. Cs sollen Karten ausgegeben werden, die zu kostenfreier Gesichtsverschöneruiig durch die Lehrlinge berechtigen. Während Len hiesigen Waisenknaben das Haar unentgeltlich geschooren werden soll, sollen die in der Herberge verkehrenden Sonnenbrüder mit ihren üppigen Stoppeln unter das Messer der angehenden VcrschönerungS- räthe kommen. Nach Eröffnung der LekrlingSschule dürfte Heiligenstadt das Dorado der „armen Reisenden" werden, d. h. wenn ihnen nicht bangt vcr dem Barbiermesser der Lehrlinge! (S.-Z.) — Elbing, 19. September. Die „Clbinger Zeitung" schreibt: Auf Automobil-Fahrten muß der Kaiser bei seiner Anwesenheit in Kabinen verzichten. Der Motorwagen war am Sonnabend hier glücklich mit der Eisenbahn eingetroffen und die Probefahrt nach Kabinen gut verlaufen. Am Montag wollte daS Automobil mit der großen Uebersetzung einen Kadiner Berg hinanffahren; dabei stürzte der Motorwagen um und wurde so erheblich be schädigt — der Mechanismus selbst soll heil geblieben sein —, daß er heute zur Wiederherstellung nach Stuttgart zurück gesandt werden mußte. ----- Tiisseldorf, 19. September. Der Wirtb Ploum unterhielt seit dem Tode seiner Frau ein Verhältniß mit einer in der Bilkerallee Nr. 102 wohnenden PastorSwitlwe Schubert. Sein Schwiegersohn Friseur Busch befand sich in drückender Geldverlegenheit und hatte seinen Schwieger vater gebeten, ihm 4000 zu geben. Dieser hatte ihm die Bürgschaft zugesagt. Da aber der Gläubiger mit der Bürg schaft nicht zufrieden war, begab sich Busch in die Wohnung der Braut» um dort den Schwiegervater um rin baareS Darlehen anzusprechen. Als die Wittwe Schubert ihm den Eintritt verweigerte, drohte Busch mit Erschießen; die Frau ließ darauf die Tbürc los und Busch trug nun seinem Schwiegervater sein Anliegen vor. Als er kein Gehör fand, gab er einen Schuß ab, der den Ploum tödtlich traf. Auf dem ersten Stockwerk feuerte der Mörder auf die ihn verfolgende Wittwe noch einen Schuß, ohne indeß zu treffen, und einen zweiten auf sich selbst, durch den er schwer verletzt wurde. ------ vrnfsrl, 18. September. Die Klagen über Un ordnung in der E isenbahnverwaltung mehren sich in erschreckender Weise. Verspätung und Nachlässigkeit sind an der Tagesordnung. Letzten Sonntag war der Löwener Bahnhof Schauplatz einer wüsten Scene. Der von Hasselt angelangte Zug hatte in Folge Verspätung de» Anschluß versäumt. Lächelnd, beibahe schadenfroh wurde die» den Reisenden mitgetheilt. Darüber empört, suchte die Menge sich zu rächen, riß die Laternen aus den Lokomotiven und schlug sie in Stücke. Die Bahnhofsvorsteher waren nicht zu sehen, und eine johlende, betrunkene Menge eilte bald hierhin, bald dorthin. Alles vor sich niederwerfend. Als endlich der nächste Zug für Brüssel aukam, wurde er gestürmt, und in den Harmonikawazeu befanden sich doppelt so viel Personen wie Plätze. (Boss. Ztg ) Verantwortlicher Redakteur vr. Herm. üuchliNO la Leipzig. Für den musikalischen Theil Adolf Rnthardt in Leipzig.
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