Volltext Seite (XML)
205, 3. September 1912. Nichtamtlicher Teil. vvrsendlatl f. » Ltschn. Buchhandel. 10133 Die Firma Albert Bonnier besitzt außer dem im Vorjahre in, Leipzig eröffneten Zweiggeschäft, das zum Hauptzweck die Ver breitung von deutschen Übersetzungen wertvoller Werke des Bonnier'schen Verlages hat, auch eine Filiale in New Pork, die sich mit dem Vertrieb schwedischer Werke befaßt. Außerdem wurde Anfang 1SI2 eine Interessengemeinschaft mit der Ver lagsbuchhandlung Wilhelm Bille-Stockholm geschaffen, mit der der Ausbau des eigenen Schulbücherverlags bezweckt wurde. Seit Anfang diese- Jahre- wirkt auch ein Enkel Albert Bonniers, der eine Sohn des gegenwärtigen Seniorchefs, Tor Bonnier, als Teilhaber in der Firma mit. E- hieße ein Stück schwedischer Kultur- und Literatur geschichte schreiben, wollte man eine auch nur einigermaßen ein gehende Würdigung der Firma Albert Bonnier geben. Ihr Name ist mit der schwedischen Literatur aufs engste verknüpft, so daß diese kaum ohne jene denkbar ist. Von den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts an wurde es zur Selbstver ständlichkeit, daß sich die jüngeren literarischen Talente mit ihren Geisteserzeugnissen an Albert Bonnier wandten. Es mag daher genügen, hier nur einige der bekanntesten Namen zu nennen, die mit dem Bonnierschen Verlag in Verbindung traten. Bon den älteren finden sich darunter C. I. L. Almquist, August Blanche, Frans Hedberg, G. H. Mellin, Viktor Rydberg, Marie Sophie Schwartz, Elias Sehlstedt und Zacharias Topelius. Noch zahlreicher vertreten ist natürlich die jüngere und jüngste Gene ration, aus der folgende Namen genannt seien: Gustaf Fröding, Gustaf af Geijerstam, Verner von Heidenstam, Tor Hedberg, Ellen Key, Sonja Kovalewsky, Selma Lagerlöf, Sven Hedin, Oskar Levertin, Axel Lundegard, Mathilde Mailing, Anna Char lotte Leffler und nicht zuletzt August Strindberg. Außer diesen einheimischen Schriftstellern zählt der Verlag eine große Zahl ausländischer Autoren zu seinen Förderern, da er die besten Werke der hervorragendsten und bedeutendsten aus ländischen Dichter in schwedischen Übersetzungen herausgegeben hat. Der Verlag beschränkt sich jedoch nicht nur auf die schöne Literatur, sondern hat auch eine große Zahl Jllustrationswerke. Nachschlagebücher, Reiseschilderungen, Theaterstücke und anderes verlegt. In der letzten Zeit hat er noch weitere Ausdehnung er fahren, da Bonnier unter seinen Neuigkeiten auch solche Werke gebracht hat, die seiner Verlagsrichtung bisher fern lagen. So ist denn die Jubelfirma im Laufe der Zeiten dank der energischen und zielbewußten Arbeit ihrer jeweiligen Inhaber zu einem bedeutenden Faktor im literarischen und buchhändlerischen Leben Schwedens emporgewachsen, und sicherlich sind ihr am Festtage von allen Seiten aufrichtige Glückwünsche für ein ferneres Wachsen, Blühen und Gedeihen zuteil geworden, denen wir uns gern anschließen. Das 50jährige Jubiläum kann am heutigen Tage die angesehene Firma Ad. Spaarmann in Mülheim (Ruhr)- Styrum feiern. Am 3. September 1862 gründete der am 24. Januar 1911 verstorbene Ad. Spaarmann in München- Gladbach eine Sortimentsbuchhandlung unter der Firma seines Namens. Neben dem Sortiment widmete er sich auch eifrig dem Verlag. Schon 1865 verkaufte er das erstere, um kurz darauf nach Oberhausen (Rhld.) zu übersiedeln, wo er in einem neuerbauten Geschäftshause sich lediglich dem Verlag und der Druckerei widmete. Während der Oberhausener Tätigkeit er- schienen in seinem Verlag das Pierersche Konversationslexikon, Schlossers Weltgeschichte und viele andere wissenschaftliche Werke. Nach Verkauf der sämtlichen wissenschaftlichen Literatur verlegte er seinen Betrieb nach Mülheim (Ruhr) - Styrum und verlegte ausschließlich, mit großem Erfolg, populäre Literatur, speziell Liederbücher. Vom König Oskar II. von Schweden, der einige Werke seiner Feder in deutscher Sprache bei ihm erscheinen ließ, wurde die Firma zur Hofbuchhandlung ernannt. 1909 setzte sich Ad. Spaarmann zur Ruhe und verkaufte seinen gesamten Verlag, mit Ausnahme der Soldatenliederbücher mit der Schulterklappe. Nicht lange konnte er sich der wohl verdienten Ruhe erfreuen, denn wie schon oben erwähnt, starb er anfangs 1911 im Alter von 73 Jahren. Nach seinem Tode führte bisher die Witwe im Verein mit einem langjährigen Mitarbeiter das Geschäft für Rechnung der Kinder Ad. Spaarmanns weiter. Mögen die kommenden Jahre einer weiteren gedeihlichen Entwicklung der Firma günstig sein! Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7d. Jahrgang. Karl MayS Gelbftbiographie. — Wie aus dem Anzeigenteil dieser Nummer hervorgeht, ist der Verkauf der neuen Ausgabe von Mays Selbstbiographie »Mein Leben und Streben« verboten worden Das Werk soll angeblich Beleidigungen gegen vr. Gerlach, den Rechtsbeistand der Erben des Verlagsbuchhändlers Münch meyer, enthalten, gegen die Karl May zu Lebzeiten noch einen Prozeß auf Herauszahlung einer größeren Summe mit nur teil weisem Erfolge geführt hat. Es handelte sich um eine Ent schädigung, die Karl May verlangt hatte, weil einige seiner bei Münchmeyer veröffentlichten Romane in einer das Ansehen Mays schädigenden Form herausgebracht worden seien. Den Be- mühungen vr. Gerlachs soll es damals gelungen sein, die von May verlangte Entschädigungssumme um ein Beträchtliches herabzusetzen. Der Entwurf des ReichStheatergesetzeS. — Nach einer Mitteilung der Tagespresse dürfte der Teil des Theatergesetzentwurfs, der sich im besonderen mit den sozial politischen Verhältnissen befaßt, die Bühnenangestellte und Direk toren betreffen, im wesentlichen fertiggestellt sein. Es handelt sich hier um die entsprechende gesetzliche Festlegung einer Materie, die auch sonst schon in der sozialpolitischen Gesetzgebung des Reichs eine Regelung erfahren hat. Hierzu gehört u. a. die Dauer der Arbeitszeit, die Gewährung von Ruhepausen usw. Die einschlägigen Bestimmungen, die hier in Betracht kommen, liegen auf dem Gebiete der Reichsgewerbeordnung. Dagegen schweben noch Erwägungen über die Regelung des Engagementsvertrages, für die die Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches über den Dienstvertrag im wesentlichen als Grundlage dienen. Der Deutsche Apotheker-Vereirr hält in den Tagen vom 3. bis 6. September seine Hauptversammlung in Nürnberg ab. Personalnachrichten. »estorbeu: am 31. August in Gautzsch bei Leipzig der Buchhändler Herr Bernhard Liebisch, Inhaber der Firmen Bernh. Liebisch und K. F. Koehler'sAntiquarium in Leipzig. Mit dem nach langem Leiden Verstorbenen ist einer der kenntnisreichsten und tüchtigsten Leipziger Antiquare dahin- geschieden Schon in seinen jungen Jahren kam er aus seiner Vaterstadt Breslau, wo er in L. F. Maske's Antiquariat unter Wilhelm Koebners Leitung den Buchhandel erlernt und noch einige Zeit Gehilssndienste geleistet hatte, nach Leipzig, um eine Stellung in der Redaktion des Börsenblattes anzunehmen. Mehrere Jahre stand er dem damaligen Redakteur Julius Kraust als wohl- unterrichteter und sehr brauch barer Mitarbeiter zur Seite. Mit Beginn des Jahres 1880 kehrte er dann zum praktischen Buchhandel zurück, indem er einem Ruse von Alsred Lorentz in Leipzig folgte. In dessen ausstrebendem, lebhaftem Geschäft hat er als Prokurist und Leiter des Antiquariats sehr fleißig gearbeitet und seine Kenntnisse nach allen Richtungen hin erweitert, so daß er wohlvorbereitet am l. Januar I8SS den Schritt zur Selbständigkeit durch Gründung der Buchhandlung Bernh. Liebisch in Leipzig wagen konnte. In kurzer Zeit verstand er es, sein Geschäft, das sich in Universitäts- und Gelehrten-Kreisen bald einer großen Kundschaft erfreute, zu einem der bedeutendsten wissenschaftlichen Sortiments, und Antiquariats- geschäste der Welt zu erheben. Seine Antiquariatskataloge, die in rascher Folge erschienen, fanden in der wissenschaftlichen Welt gute Ausnahme, und überallhin gingen seine wertvollen Bücherlieferungen, in noch größerem Maße, nachdem er im Juni 1891 durch Über- nähme der von dem verstorbenen Hugo Koehler hinterlassenen Firma K. F. Soehler's Antiquarium in Leipzig und des reich haltigen naturwissenschaftlichen, medizinischen, theologischen und juristischen Antiquariatslagers seinen Wirkungskreis bedeutend erweitert hatte. Außerordentlich zahlreich sind die Gelehrten bibliotheken, deren Bestände durch Liebischs Vermittelung wieder vereinzelt wurden und ihren Weg zu neuen Liebhabern genommen haben. Allgemein wurden immer beim bücherkausenden Publikum lobend anerkannt die große Reichhaltigkeit seines Lagers und die damit im Zusammenhang stehende schnelle Bedienung. Dem Börsenblatt hat er seine Anhänglichkeit stets be- I32l