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4 3 1 nem Bestehen Hort und streng getadelt wurde, und auch! jetzt noch von Kurzsichtigen mit den schmählichsten Worten erwähnt wird, das aber zu einer der größten Wohlthaten ge-! worden ist— die Kontinentalsperre. Sie hat die zarte Kind heit der deutschen Industrie gepflegt, hat die deutsche Nation gezwungen, ihre Bedürfnisse von ihren Landsleuten zu rieh-! men, hat die Fabrikanten veranlaßt, um der auf einen engen Kreis verwiesenen Eoncurrenz nicht zu unterliegen, ihre Kräfte zu gebrauchen, um ihren Industrie-Erzeugnissen eine höhere Vollkommenheit zu verleihen. Sie hat ferner das Voructheil der Deutschen gegen die Waaren ihrer Landsleute vernichtet, sie hat dem Fabrikanten Mulh zum Rivalisiren verliehen und ihm zugleich die Wege zum Rcichthum eröffnet, um mit Glück rivalisiren zu können. Die große Zeit der Eontinentalspcrrc hat die deutsche Industrie von den Kinderschuhen erlöst und sie zum kräftigen Jünglinge herangezogcn, so daß sie bereits, als mit dieser Sperre die Fesseln sielen, welche Europa um schlangen , auf ihren eigenen Füßen nicht nur stehen, sondern auch sicher umhergehcn, ja selbst Hindernisse mit Gewandtheit überspringen konnte. Sic war der Schutzgeist, welcher über der Wiege der deutschen Industrie schwebte und Alles ab- wchrte, was dem zarten Kinde verderblich werden konnte. Die Eontinentalsperre war der erste große Impuls, der zur Bildung unscrs jetzigen industriellen Zeitalters mächtig wirkte. Die Idee der Gleichheit und Freiheit, welche eine Tochter der französischen Revolution war, blieb nicht ohne Einfluß auf andere Länder, und namentlich auch auf Deutschland. Wirkte sie hier auch nicht in politischer Rücksicht, so regte sie doch die Kräfte der Nation gcnmltig auf. Sie lehrte den Niedrigsten seine Würde als Mensch kennen, und wenn er sich dieser Würde auch nicht deutlich bewußt war und vermöge seiner ungeübten Geisteskraft die wahre Natur der Menschenwürde nicht erfaßt hatte: so dachte er sich doch wenigstens etwas dabei, und schon dieses Denken weckte seine schlummernden Kräfte, und gab ihm einen Sporn, durch den er zum Handeln ange- tricben wurde. Wenn sich der wenig gebildete Mensch einer Idee bemächtigt, deren wahres inneres Wesen er noch nicht zu ergründen vermag, so zieht er sie gewöhnlich in seinen Nie dern Kreis herab und weist ihr eine Sphäre an, für die sie ursprünglich nicht bestimmt war. So geschah cs auch mit dieser Idee. Das Bestreben der Niedern, sich den Höhecn glcichzustellen, nahm zuerst seine Richtung nach dem bloßen Aeußern hin. Konnten sie ihnen sich auch nicht geistig gleich stellen , so wollten sie doch wenigstens mit ihnen in äußerem Schmucke auf gleicher Stufe stehen. Dadurch entstand ein un geheures Bedürfnis nach Manufacturwaaren, was nothwcndig aufdie Vermehrung der Production wirkte. Auch in körperli chen Genüssen wollten die untern den obern Elassen der Gesell schaft nicht nachstehcn, und wasdahec früher ausschließliches Gc- nußmittelhöherer Kreise gewesen war, das trat später auch in den Kreis der niedern Gesellschaften ein. Bei den frühe ren hohen Preisen sowohl der Manufacurwaaren als der verschiedenartigen Gcnußmittel war es für den minder Be güterten unmöglich als Rival der höheren Elassen aufzu- trcten. Sobald aber vermehrte Concurrenz die Preise etwas hecabdcückte, drängte auch er sich zu den Gütern, zu denen der Weg ihm vorher verschlossen war. Als sich nun das allgemeine Bedücfniß nach denselben den Fabrikanten kund gab, mußten sie dadurch Mittel zu ergreifen veranlaßt wer den, um diesen entstandenen Bedürfnissen abzuhelfen. Es entwickelte sich dadurch der wichtige Grundsatz der neuern Industrie, mit einem geringen Gewinne, aber in großen Massen zu verkaufen, statt des früheren, in geringenMassen mit großem Gewinne zu verkaufen. Man sann ferner dar auf, die Productionskosten möglichst zu vermindern, um den möglichst geringsten Preis fordern zu können. Die Wissenschaft führte bald auf Wege, um diesen Zweck errei chen zu können. Aber wie wäre cs für England möglich gewesen, mit Deutschland auch dann einigermaßen die Eoncucrenz hin sichtlich der Wohlfeilheit der verschiedenen Artikel aushalten zu können, da in England der Arbeitslohn um vieles be trächtlicher als in Deutschland war und ist! Aber für den menschlichen Geist, der seine Zwecke zu erreichen strebt, giebt es keine andern Schranken, als die er sich selbst setzt. Man mußte daher darauf sinnen, die Arbeit auf andere Weise als durch Menschenhände verrichten zu lassen. Dies war die Veranlassung, das Maschinenwesen bis zu einem solchen hohen Grade von Vollkommenheit zu bringen, den cs jetzt in England erreicht hat. Wie viel Menschenhände werden nicht jetzt in diesem Lande erspart, und welche ungeheure Masse von Arbeit wird durch leblose Maschinen verrichtet! Und alle diese Wirkungen konnte eine einzige Idee haben, die geboren in einem Lande, welches durch innere Zerrüttun gen zerfleischt wurde, sich von da über einen großen Theil der Erde verbreitete! Sie war daher der zweite große Im puls, welcher zur Bildung des jetzigen industriellen Zeit alters diente. (Fortsetzung folgt.) Zu dem Dorschlage des Hrn. K. Bädcker in Coblen; in Nr. 103 des Börsenblattes. Herr Bädekec hat sehr Recht einen Gegenstand zur Sprache zu bringen, welcher alle Soclimenkshandlungen, insbesondere diejenigen benachtheiligt, welche von Leipzig weit entfernt, noch weiter entlegene Kunden zu versehen haben, an welche oftmals nur dann Sendungen gemacht werden können, wenn alle Bestellungen angesammelt sind. Wie störend und unangenehm es ist, die Expedition solcher Sendungen oft we gen ein paar Nachzügler von einer Woche zur andern verschie ben zu müssen, blos weil cs diesem oder jenem der Herren Verleger nicht gefällig ist, das Verlangte in Leipzig ausliefern zu lassen, weiß Jeder, welcher in solchem Falle sich befindet. Es ist aber mit dem bloßen „Aus liefern lassen" nicht abgcthan, es ist nicht minder wesentlich, auch die Ver lagslager in Leipzig möglichst vollständig zu erhalten; damit auf Verschreibungen, welche dem Eom- missionair empfohlen werden, nicht wie häufig der Fall ist, die Antwort folge: „fehlt hier auf dem Lager!" Ich gestehe, daß ich oft schon in die Versuchung gekom men bin, sämmtliche Handlungen, welche in Leipzig nicht ausliefern lassen, von meiner Auslieferungsliste zu streichen, die Zettel derselben mir heraus senden zu lassen, und deren Auslieferung von hier zu beordern, um solche Handlungen fühlen zu lassen, wie cs thut warten zu müssen. Ich habe cs bis jetzt nicht gelhan, allein,—- und Herr Vädeker