bleiben; Zart- und Ehrfurchtsgefühl verbieten mir, in dieselben einzeln einzugehen. Es erhebt mich aber zu einem gewissen Stolze, von meinem Lehrer rühmen zu können: Er war über viele menschliche Schwächen erhaben. Dahin will ich nicht einmal rechnen, daß er sich nicht unter das harte oder sanfte Joch der Ehe beugte, daß er weder dem Bachus, noch dem Vulkan opferte, daß er öffentliche Orte gar nicht und Privatgesellschaften nur selten besuchte, daß er überhaupt an sich und seinen auserwählten Freunden, in seinen gelehrten und unfern ungelehrten Büchern die liebste und Unterhaltung genüg fand: wohl aber, und darauf bin ich als sein Schüler stolz: daß er sich nie durch die Persönlichkeit eines Schülers bestechen ließ, oft war ein Polyphem, weil der hoffnungsvollste Secundaner, sein Liebling; daß weder Stand noch Vermögen des Vaters sein Verhalten gegen den Sohn als Schüler bestimmte; daß er, den guten Ruf der Schule achtend, doch auch ihre Mängel nicht verschwieg; daß er den Flor der Anstalt nicht in der Zahl, sondern in der sittlichen und geistigen Tüchtigkeit ihrer Zöglinge suchte; daß er nach äußerer Ehre nie geizte; daß er die Macht des Geldes nicht kannte; daß Luxus und Mode für ihn nicht vorhanden waren. Er war kein Sonderling, wohl aber ein Weiser im rechten Sinne des Wortes. Es bleibt mir nur noch übrig, mit wenigen Worten die edelste und schönste Seite seines trefflichen Wesens zu schildern. Das ist seine Rechtschaffenheit und gewissenhafte Berufstreue. Geben beide dem Menschen in jedem Berufe und Stande erst den wahren Werth, so sind sie auch der schönste Schmuck unseres Klemm, seine wenigen Eigenheiten mildernd, seine Bescheidenheit verherrlichend, seine Gelehrsamkeit krönend. Nicht ein Beispiel von ihm ist bekannt, daß er gegen Vor gesetzte, Collegen, Freunde oder Schüler unredlich gehandelt; viele aber, sein ganzes Leben giebt Zeugniß, daß Biederkeit und Recht schaffenheit der Grundton seines Charakters waren. Darum kannte er weder Haß noch Neid, weder bloße Menschengefälligkeit noch