15 Es ist mir nämlich aufgetragen worden, geschichtliche Rückblicke auf das ehemalige Chemnitzer Lyceum zu werfen und die Resultate der geehrten Versammlung vorzulegen. Eine wirk liche Geschichte der Schule zu geben dürfte kaum mehr möglich sein, da es zu sehr an Quellen fehlt, ja selbst die wenigen vor handenen tief im Staube vergraben liegen. Dieß bezieht sich namentlich auf die ehemalige Schulbibliothek, welche, weil es an jeder Einrichtung fehlt, fast gar nicht zu benutzen ist. Es wäre aber auch eine vollständige Geschichte gewiß kein geeigneter Gegen stand für einen mündlichen Vortrag in unserer heutigen Versamm lung, indem sie neben Interessantem sehr viel Unerquickliches geben müßte. Lassen Sie mich deshalb über die Zeiten, welche mir von weniger Interesse zu sein scheinen, schnell hinweggehcn und nur bei Einzelnem länger verweilen. Die Namen der Rektoren mit Angabe ihres Antrittsjahres haben Sie bereits auf dem Programme abgedruckt. Es hat jedoch schon vor der Reformation in Chemnitz eine lateinische Stadtschule gegeben, ja selbst das noch jetzt stehende Gebäude ist für seinen spätern Zweck bereits im Jahre 1486 erbaut worden, und höchst wahrscheinlich ist damals Paulus Aiavis Rektor gewesen, derselbe, der später, als Docent in Leipzig, seine lateinischen idiomstn schrieb und in der denselben vorausgeschickten Dedikation dem Chemnitzer Stadtrathe den Vorschlag macht: „partein vonnti aus der Schule entweder gänzlich abzuschaffen, oder nur auf einen Tag, etwa auf .den Sonnabend zu verlegen, und die Knaben lieber ad elo^ukutinin anführen zu lassen, da mit die Zeit nicht in der Schule in re vnnn et revern lutü! angewendet werde." — Wirklich organisirt und zwar für die damalige Zeit gewiß trefflich organisirt wurde die Schule erst durch den Rektor Adam Sibcr 1549. Dieser hat uns den Lektions plan sowie die Gesetze der Schule in einem zu Straßburg gedruckten Programme, das den Titel führt: „I^uäus literari'u« »jiuck Ossemnitillin Uissnirtk", hinterlassen. Ich theile hier einen mit Bemerkungen versehenen Auszug von der Hand eines alten Com- militonen und Chemnitzer Stadtkindes, des Annaberger und dann