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.k 97, 29. April 1913. Redaktioneller Teil. an. 4Ü27 ler Bedeulung smd noch eine Reihe Verbesserungen und Klar stellungen vorgenommen worden, die uns näher beschäftigen wer den, wenn die Verkaufsordnung in ihrer neuen Gestalt im Druck vorliegt. Dann wird sich auch Gelegenheit bieten, auf die An träge vr. Lehmanns, R. v. Böttichers und Genossen zur Verkaufs ordnung einzugehen. Die von derselben Stelle ausgehenden Anträge zur Verkehrsordnung und den Satzungen, unter denen besonders der Antrag auf Verpflichtung des Verlegers, »an jeden wirklichen Sortimenter, welcher seinen Verpflichtungen gegen den betr. Verleger, sowie den Pflichten gegen seinen Stand nach kommt, seinen Verlag unter den regulären Bedingungen und rechtzeitig zu liefern«, hervorgehoben sei, wurden dem Vorstande des Börsenvercins nach eingehender Begründung durch Herrn Dr. Lehmann auf Vorschlag des Herrn Kommerzialrats Müller- Wien zur Prüfung und Berichterstattung überwiesen. Rach die ser Stellungnahme der Versammlung wäre es anmaßend von uns, wenn wir ein Urteil über diese Anträge abgcben würden, die zudem im Lichte der Erfahrungen eines neuen Vereins jahres ein anderes Gesicht als heute tragen könnten. Jedenfalls ist es nur zu begrüßen, daß Herr vr. Lehmann sich in der Hauptversammlung des Bärsenvercins für seine An träge einen wirksamen Resonanzboden schuf und seitens des vcrhandlungsleitenden 1. Vorstehers alles getan wurde, um ihm in weitestgehendem Maße das Recht, von der Versammlung ge hört zn werden, zu sichern. In enger Verbindung mit der Börsenblatt-Reform, über deren Wirkung sich Herr vr. Ruprecht verbreitete, indem er seinen alten Plan, das Börsenblatt zu einem Abendblatte zu machen, wieder zur Erörterung stellte, stand der Antrag des Herrn Otto Mcitzner- Hambnrg aus unentgeltliche Lieferung des Adreßbuches unter gleichzeitiger Erhöhung des Vereinsbeitrags von «kk 20.— auf ,// 30.—. Die Annahme möchte man eine logische Konsequenz der Stellungnahme der Versammlung vom Vorjahre zur Ein beziehung des Börsenblattes in den Mitgliedsbeitrag nennen, da dem einen buchhändlcrischen Hilfsmittel recht sein mutz, was dem anderen billig ist. Auch beim Adreßbuch wird aller Wahr scheinlichkeit nach der Effekt derselbe sein, wie ihn die Gratis lieserung des Börsenblattes an die Mitglieder gezeitigt hat: nicht, wie einzelne fürchteten, ein Sinken, sondern ein Steigen der Mitgliederzahl. .Höher noch als der materielle Erfolg, den man mit der Annahme dieses Antrages zu erreichen hofft, scheint uns indes der moralische Gewinn für den Börsenverein zu stehen, wie er überall da zu erwarten ist, wo die Mitglieder dadurch in engere Beziehungen zu ihrem Verein gebracht werden, daß ihnen seine Publikationen regelmäßig zugehen und sie so in stärkerem Matze auf die Arbeiten des Vereins hingewicsen werden, als dies geschieht, wenn es jedem überlassen bleibt, wie er sich zu den Ver- cinsvcröffcntlichungcn stellt. Auch diese können nur bei einer Praxis gewinnen, die, wenn sie sich bewähren soll, doch in letzter Instanz darauf abzielcn mutz, jedem Mitglieds etwas Brauch bares zu bieten und so tunlichst die Interessen aller zu berücksich tigen, indem sic sich deren Anteilnahme und Mitarbeit zu sichern suchen. Auf diese kann auch weder das eine noch das andere Unternehmen des Börsenbereins verzichten, am wenigsten Wohl das Börsenblatt, dessen vielseitige Aufgaben in befriedigender Weise nur gelöst werden können, wenn cs von der Anteilnahme aller buch- händlerischen Kreise getragen wird. Denn die Notwendigkeit stän diger Information tritt bei einem Vereinsorgan viel stärker zu tage als bei einem Pribatunternehmen, weil ein wesentlicher Teil seiner Aufgaben auch darin liegt, das Leben und die besonderen Verhältnisse der einzelnen Vereine widerzuspicgeln und in Bezieh ung zu dem Gesamtorganismus zu fetzen. Sie zeigt sich besonders auch bei den Vorbereitungen für die Kantateversammlungen und könnte, wenn sic in stärkerem Maße von den Berufsgenosscn er kannt würde, den Gang mancher Versammlung in ruhigere Bahnen lenken und manchen Anträgen oder Anregungen eine größere Beachtung sichern, als dies bei der gegenwärtigen Praxis der Fall ist, wo sehr oft Anträge in die Versammlung hinein- geworfen werden, die schon deswegen unter den Tisch fallen müssen, weil sich ihre Tragweite bei der kurzbemessenen Zeit gar nicht absehen läßt. Wenn z. B. Vorschläge rechtzeitig zur Erörte rung im Börsenblatt gestellt und erst im Falle der Zustimmung eines größeren Kreises der Berufsgenossen zum Antrag erhoben würden, so könnten die Debatten in vielen Beziehungen frucht barer sein, als sie es heute oft sind. Über dieser kleinen Abschweifung darf ein anderes Moment nicht übersehen werden, das mit der Lieferung der Vereinspubli kationen an alle Mitglieder in engster Beziehung steht und das man kurz wenn auch nicht gerade schön — die Vereinheitlichung und Rationalisierung der Geschäftsbetriebe nennen könnte. Wer je einmal in einer Adreßbuch-Redaktion tätig gewesen ist, weiß, daß die Veränderungen innerhalb der Firmenwelt, Zugang und Abgang so bedeutend sind, daß kaum ein Fünftel der Firmen unverändert in den neuen Jahrgang übernommen wird. Es ist daher natürlich, daß die Benutzung eines alten Jahr gangs des Adretzbuchs nicht nur Verlust an Zeit und Arbeit, sondern oft auch andere Unannehmlichkeiten im Gefolge hat, von denen freilich nicht immer derjenige betroffen wird, der sie verursacht. Daß hier Wandel geschaffen worden ist, indem jedem Börsenvereinsmitglicd ein Exemplar der neuesten Ausgabe zu gängig gemacht wird, kann als ein unzweifelhaftes Verdienst des Meitznerschen Antrags angesehen werden, das feinen Ausdruck in einer rascheren und zuverlässigeren Abwicklung des buch händlerischen Verkehrs finden wird. Ein weiterer Vor teil der Gratislieserung des Adretzbuchs liegt in der dadurch bedingten gänzlichen oder teilweisen Ausschal tung des Müllerschen Unternehmens aus dem Kreise der Mitglieder des Börsenvereins, die insofern von Belang ist, als der Börsenverein sowohl im Interesse des Sortiments als auch in dem des wissenschaftlichen Verlags Wert darauf legen muß, daß als buchhändlerischc Betriebe nur diejenigen Firmen gelten, die den von ihm als Voraussetzung für die Aufnahme in das Adreßbuch gestellten Bedingungen entsprechen, unbeschadet, wie sich der Einzelne zur Frage des Auchbuchhandels stellt. Vielleicht wird man, in Verlegenheit um eine Definition des »wirklichen« Buchhändlers, wie Herr vr. Lehmann sagt, ein wesentliches Krite rium für diese Bezeichnung in Zukunft darin erblicken können, daß sich bei diesem die neueste Nummer des Börsenblatts und der letzte Jahrgang des Adreßbuchs finden. Über die weiteren Anträge und die Neuwahlen sind die Leser in der Lage, sich aus dem in Nr. 92 veröffentlichten Protokoll zu orientieren, das seine Ergänzung in dem Abdruck des Steno gramms finden wird. Wir können uns daher jetzt mit den Teilneh mern am Kantatcmahl zu Tisch setzen, zu dem diesmal eine bc- sonders grotze Zahl hochgestellter Ehrengäste erschienen war. Neben den Vorstandsmitgliedern des Börsenvereins hatten an der Ehrentafel von links nach rechts Platz genommen: Syndikus vr. A. Orth, Stadverordnetenvorsteher Justizrat vr. Rothe, Poli- zeidirekior vr. Wagler, Kaiser!. Bankdirektor Ernst Frenkel, Direk tor der Universitätsbibliothek Geheimer Hofrat vr.Boysen, Geheimer Regicrungsrat vr. Schmaltz vom Kultusministerium, Geheimer Rat vr. Waldow vom Finanzministerium, Exzellenz Staats- Minister Graf Vitzthum von Eckstädt vom Ministerium des In nern, Stadtkommandant Generalleutnant Exzellenz Krug von Nidda, Kommandierender General Exzellenz General der Ar tillerie von Kirchbach, Oberbürgermeister vr. Dittrich, Kom merzienrat Carl Engelhorn, das Mitglied der Ersten Stände kammer Albert Brockhaus, Ministerialdirektor im Finanzmini sterium Exzellenz Wirkl. Geheimer Rat vr. Schroeder, Ministe rialdirektor Geheimer Rat vr. Roscher vom Ministerium des In nern, Landgerichtspräsident Paul Reinhard, Amtshauptmann Kammerherr von Nostitz-Wallwitz, Direktor der Kgl. Bibliothek in Berlin Prof. vr. Paalzow, Syndikus des Börsenvereins vr. Orth, Direktor vr. Curt Frenzel, Direktor der Deutschen Bücherei vr. Gustav Wahl, Direktor der Kgl. Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe Geh. Hofrat Prof. Max Seliger, Archivar und Bibliothekar des Börsenvereins vr. Johann Goldsriedrich und der ehemalige Redakteur des Börsenblattes Max Ebers. Auch beim Festmahl gab die Deutsche Bücherei den Grund akkord ab, der das Gespräch beherrschte, die Ansprachen der Fest redner durchzog und in den gesungenen Liedern wiederklang. Begeisterung ist keine Heringswarc. »Korl Sicgismund up de Lammerstraat kann maken, Wat he will«, sangen die Festgäste der: Mb»