Volltext Seite (XML)
5650 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 105, 7. Mai 1912. zur Post eingeliefert, daß sie leicht zu Fallen für kleine Sendungen werden. Als besonders gefährlich in dieser Beziehung erweisen sich, wie wiederholte Feststellungen bestätigen, die häufig zur Versendung von Drucksachen benutzten offenen Brief- Umschläge, bei denen die Absender die am oberen Rand oder an der Seite vorhandene Klappe nach innen einschlagen. In den dadurch entstehenden Spalt verschieben sich unbemerkt Briefe, Postkarten usw., die dann in der Drucksache oft weite Irrfahrten machen. Im eigensten Interesse des Publikums muß eindringlich davor gewarnt werden, die Klappe solcher Um schläge nach innen einzuschlagen; viel besser ist es, die Klappe über die Rückseite des Umschlags lose Überhängen zu lassen. Als recht zweckmäßig haben sich Umschläge bewährt, die an der Verschlußklappe einen zungenartigen Ansatz haben, der in einen äußeren Schlitz des Umschlags gesteckt wird. Sie sichern den Inhalt vor dem Herausfallen und verhindern das Einschieben anderer Sendungen; ihre möglichst ausgedehnte Verwendung ist im allgemeinen Interesse zu wünschen. Verhältnismäßig häufig verschieben sich auch Briefe usw. in Zeitungen, die unter Streif band verschickt werden. Es ist dringend zu raten, die Streifbänder so fest wie möglich um die Zeitungen zu legen, nachdem diese umschnürt worden sind. DaS deutsche Buch im AuSlaude. — Wie das »Literarische Echo« mitteilt, erreichte der deutsche Buchabsatz nach dem Aus lande bei Berücksichtigung nur derjenigen Länder, nach denen wir für mindestens 120000 Bücher exportieren, im Jahre 1910 einen Gesamtwert von rund 61 Millionen Mark Davon entfielen auf: Oesterreich-Ungarn 20849000 ^ Schweiz 6841000 „ Rußland 4827000 „ Bereinigte Staaten 3373000 „ Frankreich 2544000 „ Großbritannien 1616000 „ Italien 992000 „ An der Spitze steht, wie nicht anders zu erwarten, das zur Hälfte deutsche Österreich. Die anderen germanischen Länder: die Schweiz, Schweden, Norwegen, Dänemark und Großbritannien nahmen zusammen für 13 760 000 Auffallend ist, daß Frank reich bei einer kleineren Bevölkerungszahl bedeutend mehr Bücher bezogen hat als England. Bezeichnend ist es auch, daß nach dem aufblühenden Japan für 818 000 ^ deutsche Bücher gingen, da gegen nach dem einst die Welt beherrschenden Spanien nur für 189 000 Argentinien, Brasilien und Chile zusammen nahmen für 960 000 X Bücher aus Deutschland auf. Berichtigung. — Auf die im Buchhändler-Börsenblatt vom 18. April 1912 abgedruckte Warnung des Berliner Polizei präsidenten, die sich gegen mich als den verantwortlichen ärzt lichen Leiter des Sanatoriums Silvana zu Genf richtet, ersuche ich unter Bezugnahme auf die §§ 11 und 19 Nr. 3 des Reichs gesetzes über die Presse vom 7. Mai 1874 um Aufnahme folgender Berichtigung: Das von mir geleitete Sanatorium Silvana zu Genf gehört zu den angesehensten Heilanstalten der Schweiz. Seine medi zinisch-therapeutischen Einrichtungen stehen vollkommen auf der Höhe moderner Wissenschaft. Es werden von mir in der Anstalt und außerhalb derselben ausschließlich funktionelle Nerven leiden mit den Mitteln modern-medizinischer Wissenschaft be handelt. Die Honorarforderungen sind nicht höher als diejenigen anderer angesehener Anstalten. Eine Fernbehandlung wird von mir nur in denjenigen Fällen übernommen, die hierzu besonders geeignet sind, alle anderen Fälle werden abgelehnt. Die Kosten brieflicher Behandlung sind mäßig und meist niedriger als die jenigen mündlicher Konsultationen. Meine Patienten gehören allen Volksschichten, insbesondere auch dem Adel, der hohen Beamtenschaft und angesehenen Kaufmannskreisen an. Ich selbst, der ich als staatlich approbierter Arzt die Anstalt Silvana seit Jahren leite, verwahre mich aufs ent schiedenste dagegen, jemals schwindelhafte Versprechungen ge macht oder Honorar für eine Tätigkeit bezogen zu haben, die nicht auf medizinisch-wissenschaftlicher Basis beruhte. Ich habe meinen Anwalt beauftragt, gegen die Verbreitung der Warnung auf gerichtlichem Wege in Deutschland vorzugehen, um die voll kommene Haltlosigkeit der in der Warnung behaupteten Tatsachen öffentlich nachzuweisen. Genf, den 2. Mai 1912. vr. meä. S. Kaplan, ärztlicher Leiter des Sanatoriums »Silvana«, Genf. Vorstehender Berichtigung geben wir Raum, da uns die Be stimmungen des Preßgesetzes für das Deutsche Reich zu einer vorherigen Nachprüfung der mitgeteilten Tatsachen keine Zeit lassen. Auch daß die betreffende Warnung von einer hohen Be hörde, dem Berliner Polizeipräsidium, ausgegangen ist, enthebt uns nicht der Verpflichtung, den Bestimmungen des Preßgesetzes nachzukommen. Red. Der große Literaturpreis von Dhnrean-Dangiu in Höhe von 10000 Frcs. jährlich wurde am 2. Mai von der Französischen Akademie zum ersten Male verliehen. In der Akademie hatten sich zwei Parteien gebildet, von denen die eine den Preis als Krönung einer ganzen Schriftstellerlaufbahn angesehen wissen wollte, während die andere mit ihm einen vielversprechenden An fänger zu ermutigen wünschte. Diese zweite Partei siegte, und der Preis wurde dem 29jährigen Hilfslehrer am Freien, d. h. Geistlichen Gymnasium zum Heiligen Kreuz in Neuilly-fur-Seine Andre Lasen für seinen Roman »Der Schüler Gilles« zuerkannt. Der diesjährige preußische Richtertag tritt Pfingsten in Hannover zusammen. Er wird sich u. a. mit dem dlumsrus olLU8uz für Richter, oder wie die Tagesordnung besagt, mit der »Einschränkung des Zuganges zum Richteramt«, sowie mit der »Haftpflicht des Richters« beschäftigen. Zum Gedächtnis Ernst von WildeubruchS. — Die Witwe Ernst von Wildenbruchs hat ihre Villa, die den Namen »Jthaka« führt und am Horn in Weimar liegt, der Deutschen Schiller stiftung vermacht. Die Villa wird nach dem Tode der Stifterin als Schriftstellerheim eingerichtet. Es sollen sich darin bedürftige Schriftsteller mit ihren Angehörigen auf längere oder kürzere Zeit zur Erholung aufhalten können. Zwei Zimmer der Mitte werden als ein Ernst von Wildenbruch.Museum eingerichtet werden. DaS Dresdener Körner-Museum hat, wie Dresdener Blätter melden, die Fachbibliothek des am 20. April v. I. verstorbenen Herrn Bernhard Arke in Oliva bei Danzig durch Vermittlung feiner Brüder zum Geschenk erhalten. Es handelt sich um eine von dem Verstorbenen in langen Jahren unter großen Mühen und Geldopfern zusammengebrachte Sammlung von Büchern und sonstigen Drucksachen zur Geschichte der Freiheitskriege, um deren Erlangung sich der Leiter des Körner-Mufeums, Hofrat vr. Peschel, seit langem bemüht hatte. Henri Lauge-Stiftung. — Seit Jahren hat die Gesell schaft für Erdkunde zu Berlin es als schmerzlichen Mangel empfunden, daß sie den Reifenden, wenn sie aus ihren Forschungs gebieten zurückkehren, nicht die Mittel zur Ausarbeitung ihrer Forschungsergebnisse gewähren kann. Durch eine hochherzige Stiftung, die jetzt in Kraft tritt, ist sie nunmehr in der Lage, diesen Mangel zu beseitigen. Professor Henri Lange, der bekannte Karto- graph, hat vor einem Bierteljahrhundert mit seiner Gattin ein gemeinsames Testament aufgesetzt, wonach sie die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin als Erben ihres Vermögens einfetzen. Daran ist die Bestimmung geknüpft, daß die Zinsen des Ver- mögens zur Veröffentlichung der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungsreisen verwandt werden sollen. Professor Lange ist vor ungefähr 20 Jahren, seine Gattin vor zwei Jahren ver schieden. Die Stiftung, deren Kapital ungefähr 150 000 ^ be trug, hat die landesherrliche Genehmigung erhalten; vorläufig müssen aus ihr noch einige Renten an entfernte Verwandte ge zahlt werden. Immerhin verfügt die Berliner Gesellschaft für Erdkunde über 4000 jährlich, die sie stiftungsgemäß verwenden wird. Personalnachrichten. »cftorbe«: am 3. Mai nach schwerem Leiden Herr Buchhändler Johann Emil Bormann, Mitinhaber der Firma Bormann L Greiner in Leipzig-Plagwitz.