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«SrscMitt für d!N Dmtschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. ^ 164. Sigeuthum »e» »ltrsenderein» der Deutschen «uchtzllahler. —— Leipzig, Mittwoch den 17, Juli. »« 1872. Nichtamtlicher Theil. Aus den Papieren der Weidmannschcn Buchdandlung. Neue Folge, Christian Gottlob Heyne und Johannes Müller, (Fortsetzung aus Nr. 156.) Der Wiirler verstreicht, Reich hat wieder einmal nach Valeires geschrieben, dort aber brütet Müller in tiefer Einsamkeit über seine» Manuscripten. Eine kurze Reise abgerechnet, hat er die ganze Zeit bei seiner Arbeit gesessen und „vom Anbruch des Tags bis mehrere Stunden i» der Nacht keine andere Zerstreuung noch Beschäftigung" sich erlaubt, „Es war nöthig, sonst würde ich nie oder spät oder gewiß viel unvollkommeneres vollendet haben," „Ich hoffe", fährt Müller in seinem Briefe vom 25, April 1785 fort, „Sic werden mir genügsame Sachkcnntniß und Selbst- erkeuntniß Zutrauen, um das letztere Wort nicht zu deuten, als glaubte ich meine Arbeit nun fehlerfrey, im Gegentheil bin ich von ihrer Mangelhaftigkeit im Fortgang meiner Beobachtungen so über zeugt worden, daß ich mich auch nicht entschließen kann, sie eine Ge schichte der Schweiz zu nennen; wir wollen ihr den schicklicher« Namen eines „Versuchs über die Geschichte der Schweiz" geben und Kennern wird dieser dieselbe besser empfehle», Beh dem allem hat Helvetius wohl gesagt, ei» Hirsch könnte sich nicht ohne Eitelkeit für den ge schwindesten der gesammten Hirschengescllschaft Hallen, und indessen doch ohne Unbescheidenheit fühlen, daß er schneller läuft als eine Schildkröte, Soweit meine Arbeit unter dem Ideal ist, welches ich mir aus der Natur der Historie und aus den großen Mustern der alte» Griechen und Römer gebildet, so kann ich Ihnen doch wohl im Vertrauen saget!, daß ich keine bisherige Schweizerhistorie lieber als die »willige möchte geschrieben haben. Hievon mehr nicht; ein Mei ster werde gelobt oder getadelt von seinem Werk; und nicht nur ich selbst, vielleicht auch meine Zeitgenossen in diesem Lande könne» hier über nicht so richtig urtheilen, als die Auswärtigen und besonders die Nachwelt," Wenn nur das Manuskript zum ersten Theil, das Müller an der» Tags »ach Leipzig abzusenden gedenkt, nicht unterwegs durch die Wasser aufgehalten oder gar weggenommen wird. Und dann der Uebelstand mit den Druckfehlern I „Ist nicht ein Vater immer bekümmert, wenn der sorgsam auferzogene Sohn endlich in der gro ßen Welt erscheinen soll? In einer mir zur Natur gewor denen gedrängten Schreibart (welche ich doch nach bestem Vermögen so zu sagen amplificirt habe), in einem Buche, wo nicht ein Wort ist, welches nicht in irgend einem Canton oder von einer Familie, oder von einem böswilligen Benachbarten aufmerksam gewogen werde» wird, und ost, best Anlaß der ganz alten Zeiten über die gegenwär tige Lage der Staatsgeschäfte, ohne jemanden zu neunen, ein Wort mit Nachdruck gesagt worden ist, beh diesen Umständen lasse ich Sie ' 'Neununl-örelßiaster Jahrgang selbst urtheilen, ob gewisse Druckfehler nicht äußerst unangenehm wären Ost war ich nahe bei dem Entschluß, nun da ich so viel vorausgearbeitet habe, nicht nach Leipzig zu gehen (denn Leipzig dürfte ich doch noch nicht genießen), aber etwa eine halbe oder ganze Stunde von Ihrer Stabt beh irgend einem Landprediger mich bis zur Vollendung dieser ganze» Arbeit, bis aus die Michaelismesse in Pension zu setzen; hiebey dachte ich, bliebe mir alle Freiheit und ich könnte wenigstens einmal die Bogen durchsehen; einige wenige Bücher würden Ihnen leicht sein, mir aus der Stadt- oder aus der Univer- sitäts - Bibliothek zu verschaffe». Aus der ander» Seite ist mein Glanbe an das Geschick Ihrer Leute sehr stark. Daher ist nun mein Schluß solgender c Sollten Sie meine Handschrift unleserlicher finden, als daß meine Gegenwart füglich ermangelt werden könnte, so mel den Sie es mir baldmöglichst und sodann werde ich alles andre hint- ansetzen. Ist hingegen das nicht, so bestimme ich mein bleibe» oder gehen gemäß den anderweiten Vortheilen öder Bequemlichkeiten, die sich etwa dabei zeigen," Jetzt, wo Manuscript nach Leipzig abgeht, erscheinen dann noch einige Wünsche, die Druckeinrichtung betreffend, am Platz, und Müller vergißt sie nicht, ebensowenig das wiederholte Ersuchen um lheilweise Vorausbezahlung des Honorars, Nun wird Müller für würdig befunden, im Hauptbuch der Leipziger Firma zwei Seiten zu erhalten, und abgesehen von der kleinen in Leipzig beorderte» Zahlung gehen dreißig Schildlouisdor in einem Wechsel nach Genf ab. Aber die Sendung findet Müller nicht mehr zu Baleires; er verbrachte den April beiBonnet inGenf, ging dann nach Olten zur helvetischen Gesellschaft und von da nach Schasshausen, Daher erklärt fick, warum er erst am 25, Mai Herr» Reich antworten und den Eingang des Geldes bescheinige» kann. Er verbindet mit dieser Nachricht die weitere, daß er täglich wenigstens acht oder zehn Stunden an seinem Werke arbeitet; die Schicksale des helvetischen Landes und Volkes bis nach dem letzten mit Oesterreich um die Freiheit geführten Krieg (1500) oder bis aus die Epoche der gegenwärtigen Verhältnisse mit Frankreich (1516) hofft er zuversichtlich, wenn Gott will, innert wenigen Monaten, gut geschrieben Reich zum Druck zu übersenden. Weiter hat auch der Herr von Wattenwhl die Histoiro (io In oonkLstörntion klelvö tiqno nicht fortgesetzt. Doch hat Müller durchaus nicht die Absicht hierbei stehen zu bleiben; er jagt dies nur, damit Herr Reick " ch Einpsang dieser Lieferung die Herausgabe nicht für lunpig halte länger zu verschiebe», die Käufer des Guthrie haben kein Recht, mehr zu fordern, denn von dieser Epoque bis aus uns hak die helvetische Nation sich weder durch Eroberungen ausgebreitet, noch i» ihre» gegenwärtigen Verhältnissen verändert; alles Neuere gehört i» die ' Landeshistvrie und nicht in die allgemeine Welthistorie, Sobald 353