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GrHtlihmer MMWMMnMM äie kwmgkieklM mä MPwn Keswräen zu Kro^enslain Rult8^utt sür Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter 1 M., durch den Boten ins Haus t M. 25 Pf., durch die Post t M. 2b Pf., durch die Post frei ins Haus l M. 50 Pf. Inserate für die am Abend vorher auSzugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn bie der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. —-h— - Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Druck und Verlag von Herrmann Starre m Motzenyam. Rr^yz Dienstag, den 19. August 1886. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Die auf den Monat Juni 1886 im Hauptmarktorte G r o ß e n h a i n festgestellten Durch schnittspreise für Marschfourage betragen: 7 M. 86 Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 „ 25 „ „ 50 „ Heu, 3 „ 1 „ „ 50 „ Stroh. Großenhain, am 7. August 1886. Die Königliche Amtshauptmannschast. 1024 O. v. Weisseubach. Tn. Bekanntmachung, die Feuerlösch-Ordnung für die Stadt Groszenhain betreffend. An Stelle der gegenwärtig giltigen, mit dem 1. März 1875 in Kraft getretenen Feuerlösch-Ordnung ist eine neue Fenerlösch Ordnung für die Stadt Großenhain vom 23. December 1885 . aufgestellt worden, welche den Charakter eines Polizei-Regulativs im Sinne von Z 68 Absatz 2 und Z 102 der Revidirten Städte-Ordnung trägt. Die Feuerlösch-Ordnung vom 23. December 1885 tritt mit dem I. Oetober 1886 in ihrem vollen Umfange in Wirksamkeit, dergestalt jedoch, daß die vorbereitenden Maaß- nahmen zur Einstellung dienstpflichtiger männlicher Einwohner der hiesigen Stadt in die Pflichtfeuerwehr bereits nach den vom 1. October d. I. ab geltenden Bestimmungen zu be- urtheilen sind. Jedem, der zum Eintritt in die Pflichtfeuerwehr verpflichtet ist, wird ein Druckexemplar der neuen Feuerlösch-Ordnung durch den Branddirector Wagner zugestellt werden, außerdem liegt ein Druckexemplar gedachter Ordnung in der Anmeldestube zur Rathskanzlei 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht aus. Großenhain, am 7. August 1886. Der Städtkäth. Herrmann. Bekanntmachung. Es sind diejenigen Einwohner, welche in der Zeit vom 1. December 1885 bis 30. Juni 1886 in hiesige Stadt neu zugezogen sind, in den 1. Nachtrag zum Anlagencataster auf den Jahrgang 1886 ausgenommen und als Beitragspflichtige zu den communlichen Anlagen ab geschätzt worden, auch wird denselben in den nächsten Tagen eine schriftliche Notification über ihre Abschätzung und den zu zahlenden Anlagenbetrag zugestellt werden. Beitragspflichtige, welche eine solche Notification nicht erhalten sollten, werden aufgefordert, solche vor Ablauf der Reclamationsfrist in der Stadthauptkasse in Empfang zu nehmen. Reelamationen gegen die erfolgte Abschätzung sind bei Verlust rechtlicher Wirkung derselben bis längstens den 31. August dieses Jahres mündlich oder schriftlich bei uns anzubringen und ist dabei Name, Stand und Wohnung des Reclamanten genau anzugeben. Großenhain, am 9. August 1886. Dkl Stäötlät!). Bogel, Stdtr. politische UMschau. Während sich jetzt die allgemeine Aufmerksamkeit nach Bad Gastein richtet, wo der greise deutsche Kaiser unmittelbar vor seiner Abreise den Besuch des Kaisers vou Oesterreich empfängt, und wo bereits die Kaiserin von Oesterreich und seit Montag auch der deutsche Reichskanzler und seine Ge mahlin weilen, beschäftigte sich vorher die gesammte deutsche Presse aufs Lebhafteste mit der Person des deutschen Kron prinzen. Der Kaisersohn war am Montag in Bahreuth, wo er der Parsifal-Aufführung beiwohnte und einen Kranz für das Grab des verstorbenen Tonmeisters Liszt nach der Billa Wahnfried sandte, der Gegenstand zahlreicher Huldigungen. Noch größer schien die Begeisterung in Heidelberg, wo der deutsche Kronprinz am Dienstag Vormittag eintraf, um bei dem fünfhundertjährigen Jubelfeste der dortigen berühmten Universität, der „Ruperto - Carola", der letzteren die Glück wünsche des deutschen Kaisers zu überbringen. Die Festwoche, welche die schöne Neckarstadt durchlebt hat, wird in den Annalen derselben unvergänglich glänzen; sie wird aber auch allen den Theilnehmern an dieser seltenen Feier, die von Nah und Fern nach Heidelberg geströmt waren, unvergeßlich sein. Das Fest war überreich an großen Eindrücken, unter welchen die Theilnahme eines besonderen Delegirten des Papstes Leo XIU., der eine werthvolle Gabe aus dem Vatican über brachte, sowie des letzten französischen Rectors der Straß burger Universität, des Professors Jules Zeller aus Paris, hervorragte, welcher letztere in tactvollster Weise als General redner der ausländischen Universitäten und Akademien auftrat. Den Glanzpunkt des Festes bildete nicht die Begrüßungsfeier in der großartigen Festhalle, nicht die wiederholten prunkhaft ernsten Feierlichkeiten in der Heiligengeistkirche zu Heidelberg, nicht die feenhafte Beleuchtung der einer deutschen Alhambra vergleichbaren Schloßruine, nicht die rauschende Festtafel im Museum, nicht der am Donnerstag veranstaltete historische Festzug, sondern die erhebende Feier in der Aula der Jubel- Universität, bei welcher sowohl der Großherzeg von Baden wie der deutsche Kronprinz Reden hielten, deren Kernsätze in der Brust jedes deutschen Patrioten Widerhall finden mußten. Begeistert und begeisternd pries der Sohn des greisen deutschen Heldenkaisers, ^daß der Ehrenschild Heidelbergs glänzender strahle in der Sonne des einigen Vaterlandes, daß ihr Uoot-a luaguitl'.-igi-ämus, der Erste gewesen sei, der dem Führer unseres sieghaften Volkes mit dem ehrwürdigen Namen des Kaisers gehuldigt. Als die schönste Pflicht seiner Sendung bezeichnete es der Kronprinz, rühmend zu bekennen, wie treu gerade Heidelberg beflissen war, die geistigen und sittlichen Bedingungen der Wiedergeburt unseres Volksthums zu pflegen, wie dort im Südwesten des Reiches, nahe der ehemaligen Grenze und nahe der Gefahr, der Sohn des Nordens den Sohn des Südens lieben lernte, um, heimgekehrt, den schönen Glauben der Volksgemeinschaft auszubreiten, der Deutschlands Hort und Stärke ist. Der Wunsch, mit welchem der Redner schloß, „daß aus dem Geiste des Freimuthes und der Fried fertigkeit die Kraft zu der heilsamen Arbeit wachsen möge, die Lebensformen des deutschen Volksthums gedeihlich auszu bilden", wird sicher nicht unerfüllt bleiben, dafür bürgt der tiefe Eindruck, den diese fürstlichen Worte in zahllosen vater landsliebenden Herzen erzeugten, ß Wenn für die auswärtige Politik der österreichisch - ungarischen Monarchie die Ministerzusammenkunft in Kissingen bedeutungsvoll erschien und wenn von der jetzigen Kaiserbegegnung in Bad Gastein hocherfreuliche Ergebnisse erwartet werden, so mißt man der Reise des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza nach Wien und Ischl und dem auf die Vertragspolitik zurückgreifenden Erlaß des Handelsministers Bacquehem an die österreichischen Handelskammern eine ähn liche Wichtigkeit für die innere Politik Oesterreich-Ungarns bei. Die Wellen des Mißmuths, welche die Edelsheim- Jansky-Affaire erregte und die besonders am 1. August in einer Volksversammlung in Pest bemerkbar wurden, dürften durch die Ergebnisse der Reise Tisza'ü beschwichtigt werden. Derselbe kehrte am Donnerstag sehr befriedigt von Ischl zurück, nachdem ihm der Kaiser sein unbedingtes Vertrauen ausgesprochen hatte und ihm seine eigene Stellung gefestigter als jemals erscheinen mußte. Ein Handschreiben des Kaisers an den neuen Landescommandirenden von Ungarn, Graf Pejacsevics, wird diesen auffordern, stets die Einigkeit der Armee und der Nation vor Augen zu halten. Ueberdics soll Tisza vor dem ungarischen Parlament erklären, daß die von demselben als kränkend empfundene Ernennung des Generals Janöky lediglich einen mililärdienstlichen Charakter besaß. Für die Ausgleichsverhandlungen zwischen beiden Reichs- Hälften eröffnet das in dem erwähnten Erlaß enthaltene handelspolitische Programm des Ministers von Bacquehem die besten Aussichten, da sich die freihändlerischen Ungarn mit seinen Vorschlägen weit eher befreunden werden, als mit dem früheren österreichischen provisorischen Handels minister von Pußwald, der zu den Schutzzöllnern strengster Observanz zählte. In der italienischen Hauptstadt hat der Candidat der Ultraradicalen, Cocapieller, den regierungsfreundlichen Candidaten, Fürsten Colonna, verdrängt, was immerhin kein unbedenkliches Symptom ist, wenn man diese Wahl mit der für ungiltig erklärten Doppelwahl des Sträflings Capriani in Zusammenhang bringt. — Der seit dem 27. v. M. vor dem Schwurgerichte in Rom verhandelte Hochverrathsproceß gegen die Brüder Becchi und den Grafen Charles des Dorides — die Genannten sollten Geheimnisse der Kriegsmarine an französische Agenten verkauft haben — ist nunmehr zum Abschluß gelangt und hat mit der völligen Freisprechung der Angeklagten geendigt. Bei den für die künftige Zusammensetzung des französischen Senats entscheidenden Generalrathswahlen sind 839 Republi kaner und 409 Monarchisten gewählt worden und haben die ersteren nur drei Sitze verloren. Da jedoch noch 179 Stich wahlen erforderlich sind, von denen die meisten republikanisch ausfallen dürften, so geben sich die republikanischeu Journale der Hoffnung hin, daß die Wahlen auch in materieller Be ziehung für ihre Partei mit einem Gewinn abschließen werden. Selbst die monarchistischen Blätter gestehen es ein, daß ihre Partei bei diesen Wahlen keinen Vortheil errungen hat. Dafür erlitt jedoch die republikanische Partei eine tiefe und sicher folgenreiche Niederlage in der Person des Kriegs- Ministers, General Boulanger, auf den sie so große Hoffnungen gesetzt hatte, der aber durch die Veröffentlichung seiner Briefe an den fitzt verbannten Herzog von Aumäle schwer belastet worden ist. Nichts kennte das Streberthum des französischen Kriegsministers deutlicher kennzeichnen, als die neueste „Affaire Boulanger", welche sich an die von ihm an den Herzog von Aumale gerichteten kriechenden Briefe knüpft. Der Vertrauens mann des Herzogs, der ehemalige Präfect Limbourg, welcher die Briefe veröffentlichte und deshalb von Boulanger per sönlich beleidigt wurde, erklärte den letzteren einfach für nicht satisfactionsfähig, weil derselbe erst in der Kammer jeden Einfluß des Herzogs auf sein Avancement ableugnete, dann sich aber zu dem Inhalt der erwähnten Briefe bekennen mußte. Trotzdem nahmen die radikalen und entschieden republikanischen Organe, darunter „Siöcle", „Lanterne", „France" und „Voltaire" sich Boulanger's mit Wärme an. Das „Petit Journal" bemerkt sogar, der Kriegsminifter selbst habe die Bedeutung der Veröffentlichung seiner Briefe übertrieben. Auf diese Weise flickt man den Rrß in die Ehre eines fran zösischen Kriegsministers wieder zusammen und sucht den un liebsamen „Zwischenfall" zu vertuschen. Mit der Ersetzung des zurückgetretenen spanischen Finanzministers Camacho durch den bisherigen Staatssecretair im Finanzdepartement Lopez Puigcerver ist, allem Anschein nach, die spanische Ministerkrise beendigt, welche einen Augen blick nicht nur den Bestand des liberalen Cabinets Sagasta be drohte, sondern auch die Gefahr einer Spaltung der ganzen liberalen Partei heraufbeschworen hatte. Man glaubt, Puig cerver werde die Finanzpolitik seines Vorgängers Camacho fortsetzen, gegen die Steuerzahler jedoch etwas weniger streng sein. Am Mittwoch trat das neue englische Parlament zu seiner ersten Sitzung zusammen, wobei im Oberhause die Vereidigung der neuen Pairs, im Unterhause die Sprecher wahl erledigt wurde. Die wichtigste Frage ist jetzt diejenige, welche Stellung die Regierung Irland gegenüber einnehmen wird. Seltsamer Weise hofft das Organ Gladstone's, der neue Premierminister werde, ehe er sich für ein endgiltiges irisches Programm entscheide, außer seinen Amtsgenossen auch andere Politiker zu Rathe ziehen. „Lord Salisbury", sagt das liberale Blatt, „kann kaum hoffen, irgend einen Plan für die bessere Verwaltung Irlands ausfindig zu machen, der von den Führern des irischen Volkes angenommen werden würde, falls er nicht die Häupter sämmtlicher Parteien im Hause freimüthig und vollkommen zu Rathe zieht. Freilich setzen wir voraus, daß Lord Salisbury die irdische Frage zu lösen und nicht nur die irische Unzufriedenheit unter die Ober fläche zu treiben wünscht. Gladstone nahm die Frage erst in seine Hände, nachdem Lord Salisbury sie in Verzweiflung auf gegeben hatte und auf eine Unterdrückungs-Gesetzgebung allein zurückgegangen war. Lord Hartington ist davon abgestanden, irgend welche eigene Vorschläge zu machen; er hat es jedoch in seinen Reden völlig klar gemacht, daß er England und Irland in Zuneigung vereinigt zu sehen wünscht. Chamber lain hat eigene Pläne zum Nutz und Frommen der Schwester insel entworfen. Es scheint sicherlich beklagenswerth zu sein, daß alle diese hervorragenden Staatsmänner nicht im Stande sein sollten, sich über irgend eine Reform der irischen Ver waltung zu einigen." Als am vorigen Sonntag der türkische Großvezier in seinem Wagen vor der hohen Pforte in Konstantinopel vor fuhr, feuerte ein älterer Mann drei Schüsse aus einem Re volver auf ihn ab, die jedoch ihr Ziel verfehlten. Der von dem Kutscher des Großveziers sestgenemmene Attentäter ist