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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 30.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188601306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18860130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18860130
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-30
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Monat
1886-01
-
Jahr
1886
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. - , Nr. IS. Katastrophe. Die Rettungsarbeiten sind sehr schwierig. Da die Einwohner sich weigern, ihre Wohnungen zu verlassen, müssen die Delegtrungen theilweise durch Gendarmerie erfolgen. In Canterbury starb vorigen Dienstag ein Geizhals, der nicht allein ein enormes Vermögen in baarem Gelde, sondern auch eine große Anzahl höchst werthvoller Gemälde, darunter mehrere von Raphael und Van Dyck, hinterlassen hat. Er hatte fast sämmtliche Fenster und Thiiren seines Hauses vermauert. Den Gipfel der Unverschämtheit erreicht wohl ein Londoner Dieb, der jüngst gegen eines seiner Opfer obendrein eine Klage angestrengt. Mr. Chapman, Stallmeister des Herzogs von Cambridge, verließ am 5. Januar die Oper in London, als er Plötzlich einen gewaltigen Ruck an seiner Uhrkette verspürte und bald darauf einen Mann grimmig sluchend fortrennen sah. Am 20. kam der Flüchtling von dazumal und verklagte Mr. Chapman aus schwere körperliche Beschädigung. Die Uhr, die der Gauner gestohlen, war nämlich mit einem künstlichen Mechanismus ver sehen und als sie der Dieb ergriffen, fuhr ihm eine haarscharfe Feder in die Handfläche und versetzte ihm eine Wunde, deren Folge Lähmung der Handmuskeln ward. Trotzig rief der Dieb: »Man mag mich strafen, doch ihn gleichfalls. Dieser fromme Wunsch ward nicht erfüllt, Mr. Cbavman hatte das Recht, sein Eigenthum nach Gutdünken zu schützen. Der Gauner hin gegen erhielt 6 Monate Zwangsarbeit. Wis zur letzten Klippe. Original-Roman von E. Heinrichs. l22. Fortsetzung.) Katüra warf sich wieder unter das Sonnendach, stützte den Kopf und begann aufs Neue: „Ich hörte in dem Boudoir meiner Frau eine Stimme, Lie mir das Blut zu Eis erstarren ließ. Halbrock redete auf meine Hedwig ein, indem er mit leidenschaftlichen Worten sie beschwor, mit ihm zu entfliehen, ihre Antwort blieb mir un verständlich, doch als er immer heftiger in sie drang, an ihren Schwur, den sie ihm einst geleistet, erinnerte, das Recht des Herzens geltend machte, da schluchzte sie laut auf und rief: „Wie kannst Du mich so quälen — ich liebe meinen Gatten nicht, werde aber keinen Schritt vom Pfade der Ehre und Pflicht weichen." — Rasend vor Wuth und Schmerz schlug ich die Portiere zurück und stand vor dem Berräther; das Waidmcsser blitzte in meiner Hand — doch be vor ich den Stahl in seine Brust senken konnte, lag ich röchelnd am Boden. Der Judas war mir zuvorgekommcn. — Ich lag lange darnieder — er war natürlich entflohen, doch meine Frau konnte ich nicht ansehen — sie durste meinem Lager sich nicht nahen, obwohl keine eigentliche Schuld die Aermste treffen konnte, da sie den Versuch- - von sich abgcwicsen, ob auch ihr Herz noch immer für ihn schlagen mochte." „Als ich soweit genesen war, um einen Spaziergang durch den Park zu machen, wurde ich eines Tages in aller Stille verhaftet, in einen verschlossenen Wagen gesetzt und nach Si birien transportirt, weil man mich in Petersburg als Ver schwörer denuncirt und die Beweise dafür erbracht hatte. Meine Verurtheilung war summarisch und nur der Fürbitte meines Vaters gelang es, mein Leben zu retten. Das sind jetzt gerade achtzehn Jahre her! — Jenem schwedischen Graf Altors verdankte ich nach drei Jahren schwerer Gefangenschaft meine Freiheit. Meinen Vater hatte der Kummer dahinge rafft, meine Mutter war ihm bald gefolgt, Lie reichen Güter wurden confiscirt. — Ich war ein elender, heimathloser Flüchtling auf Erden. — Der Schwede brachte mich übers Weltmeer, er sorgte wie ein Bruder für mich und wollte mich in Amerika aufsuchen: — er ist nicht gekommen, ich sah ihn niemals wieder. Nach Jahren traf ich einen Mann, dem ich einst Wohlthaten erzeigt; er erkannte mich und weinte vor Freude, — der arme Mensch folgte mir wie ein Hund, bis er für mich in einem Mcfferkampf sein Leben ließ. — Er erzählte mir, daß Haibrock die Nachricht von meinem Tode verbreitet, und dann, als meine Eltern kurz hinter einander gestorben, auf den Wunsch meiner Schwiegermutter meine Gattin geheirathet habe. Wie er dann plötzlich gc. flüchtet, weil man in Petersburg ihn verdächtigt haben soll. Was weiter aus ihm und der unglücklichen Hedwig geworden, konnte er mir nicht sagen." „So starben Ihre Eltern bald nach Ihrer Wegführung schon?" fragte Felix tief aufathmend. »2a, — ich war auf Lebenszeit nach Sibirien begnadigt", versetzte Katüra dumpf, „mein Vater durste mich nicht be freien, meine Mutter stand ebenfalls auf der Liste der Ver dächtigen, — man sagt, daß Beide freiwillig aus dem Leben geschieden sind —." „O, wie furchtbar!" rief Felix entsetzt. „Es war Alles sein Werk, es ist gut, daß ich diese Geister aus ihren Gräbern heraufbeschworen, — um wieder ein Mann zu sein, und das Werk der Rache unerbittlich zu vollbringen, anstatt mich wie ein Feigling zu den Thieren des Waldes zu flüchten, und die Erinnerung zu bannen. Hüte Dich, Verräther, die Nemesis wild Dich packen und ihre Geisel unbarmherzig über Dich schwingen. Nur ein Gedanke erfüllt mich stets mit Zagen", scßte er nach einer Weile fchwerathmend hinzu, „der Gedanke an sie, Lie ich einst ge liebt und dann an ein Kind, welches ein halbes Jahr nach meiner Einkerkerung geboren worden ist —" „Barmherziger Gott! Ihr Kind —" rief Felix. „Mein Kind", tönte cs dumpf von Les unglücklichen Mannes Lippen, „wo werde ich cs finden? Es hat noch ge lebt, als Halbrock und Hedwig bei Nacht und Nebel ver schwanden, wie jener Mann mir erzählte. Ein kleines Mäd chen, — mein Kind, er nannte mir sogar den Namen und ich Elender ließ cs in den Händen eines Mörders und ver grub mich im Urwald." Er verbarg sein Gesicht, um die Thräncn der Reue und Verzweiflung nicht sehen zu lassen." „Sie dürfen sich deshalb keine Vorwürfe machen", trö stete ihn Felix, „waren Sie doch ein Flüchtling, der seinem Kinde keine Heimatd, kein Glück bieten konnte. Jetzt mag uns Beide, welche Gott zusammengeführt im Wcttergraus des Urwaldes, um das Werk der Vergeltung zu vollenden, nur ein Gefühl, eine Hoffnung leiten, — jenen Verräther zu finden, und seinem verbrecherischen Treiben ein Ziel zu setzen. Mag dieses ernste Ziel sich mit der beglückender. Hoffnung verbinden, daß für Sie, wie für mich eine Blüthe reiner Erdensreude in der alten Heimath vielleicht noch winkt, — Groheuhaiuer Unterhalt«»«-- ««d Auzeigeblatt. Seite S. Ihnen Lie Tochter, mir die alten FreunLe und das Eltern haus , welche ich mit versöhntem Herzen gegen die Todten be grüßen werde." „Illusionen!" lachte Katüra spöttisch auf, „sind Sie so knabenhaft noch geblieben? Wie lange haben Sie die Heimath nicht gesehen?" „Es werden bald siebzehn Jahre sein —" „Bah, so lange in Amerika und noch Illusionen? — Was wollen Sie in Ler Vaterstadt? — An Gräbern beten? — Scien Sie kein Thor, mein lieber Rodenburg, Rachcgeister und Friedensengcl sind Gegensätze, welche sich niemals ver einen lassen. Es ist mir nicht recht, Laß der Judas mit einem Hamburger Schiffe fortgekommen, daß er drüben seinem Geschick entronnen, — ich empfand bereits eine grimmige Freude, ihn mit dem Strick am Halse zu begrüßen. Aber der Bube hat Gold gehabt und damit seinen Kerker geöffnet. Wenn wir nicht zufällig jenen schuftigen Indianer trafen, welcher Sie im Urwald verließ und bei der Flucht jedenfalls geholfen hat, so tappten wir im Dunkeln und hatten das Nachsehen." „Ich fürchte nur, daß die treulose Rothhaut uns be logen hat." „Unbesorgt, mein guter Felix! die Sorte kenne ich zu genau, — stehe mit den Eingeborenen auf einem Fuß, der keine Treulosigkeit mir gegenüber zuläßt. Der Bursche hätte ihn mir unbedingt überliefert, wenn er Alles gewußt, er ist mir wie ein Hund ergeben und zitterte bei Ihrem Anblick wie ein Verbrecher. — Nun, wie bemerkt, es wäre mir um Ihretwillen lieber gewesen, wenn ihn ein englisches Schiff heimgeführt hätte; die Vaterstadt ist für Sie kein Friedens- Port." — Felix schwieg, Vor seinem inneren Blick stiegen die Thürme der alten Hansestadt empor: — der Hafen mit seinem Masten wald, Las Getreide Ler Handelswclt, die Binnen-Alster mit ihren Palästen und jenseits derselben die Uhlenhorst von Villen umrahmt. Dort das alte Vaterhaus und hier die Marzipan-Villa. — Er seufzte schwer und wandte sich im Geiste Lem Kirchhof zu, wo die Mutter schlief, die Mutter, — deren Andenken der Vater entweiht, als er das junge Mädchen zur Herrin seines Hauses gemacht hatte. Ob der alte Mann glücklich geworden? Unmöglich! eine solche Un natur trägt ihre unerbittliche Vergeltung in sich selber. Wie hätte das junge Weib mit der eitlen, goldgierigen Seele irgend einen Menschen beglücken können? Gott hat mich gnädig vor dem Elend einer solchen Ehe bewahrt, dachte er, ich hätte im Grunde dem Later dankbar sein müssen, anstatt ihm des halb zu grollen. So kreuzten seine Gedanken durcheinander, während das Schiff pfeilschnell die Fluth durchschnitt und sich immer mehr dem alten Europa näherte. Katüra betrachtete ihn still, — er hatte den deutschen Ge fährten mit den tiefen blauen Augen und dem braven Herzen liebgcwonnen wie einen Bruder und wollte ihn so gern vor bitteren Enttäuschungen bewahren. Und doch trug auch er, der finstere Menschenfeind, unbewußt noch eine Illusion im Herzen, — den Gedanken an sein Kind, welcher in all' den langen Jahren trostloser Verbannung ihn niemals verlassen und das geheime Band zwischen ihm und der Menschheit trotz alledem noch immer verknüpft hatte. (Forts, folgt.) lieber Froschzucht macht F. v. Thümen in dem „Oesterr ldw. Wchbl." nähere Mittheilungen, denen das Folgende entnommen ist: Am fettesten und schmackhaftesten sind die Frösche vom September an, doch kann man sie auch, mit Ausnahme der Schonzeit (vom Ver lassen der Winterverstecke bis Anfangs Juni) in den anderen Mo naten für den Verkauf fangen. Es geschieht dieses mittels großer aus Leinwand angefertigter Hamen; man tödtet das Thier schnell durch Zerschlageu des Kopses mit Hilfe eines Holzstückes auf einem Steine, dann trennt man die beiden Hinteren Beine, die sogenannten „Froschschenkel", vom Rumpfe, jedoch dergestalt, daß sie noch zu- sammenbleiben; schließlich häutet man sie ab, und die Waare ist marktfähig. Von allen unseren europäischen Froscharten eignet sich znr menschlichen Nahrung und folgerichtig auch zur künstlichen Zucht nur eine einzige. Es ist dies der sogenannte grüne oder Wasserirosch (Kana eseulenta bin. — Kana virickis Küsel). Der gelblichgrüne, dunklere Flecken tragende Rücken hat drei gelbe Längsstreisen, an den Seiten ist der Körper gefleckt und marmorirt, das Männchen hat einen ganz weißen, das Weibchen einen etwas grauflcckigen Unterleib. Dieser Frosch ist der größte Europäer aus der Gattung Kana und auch dec einzige, dessen Fleisch zart nnd wohlschmeckend ist. HeffentLiche Sitzungen der Stadtverordneten. Die l. Sitzung, am l3. Januar, war von sämmtlichen Mitgliedern des Collegiums, mit Ausnahme des entschuldigt ausgeblichenen Herrn Gutmann, besucht; auch waren die neugewählten Herren Ersatzmänner Gravenhorst, Jahn und Wilhelm erschienen. Herr Stadtverordneten. Vorsteher begrüßte die in das Collegium neu eingetretenen Mitglieder, widmete den im Jahre 1885 durch Tod ausgefchiedenen Mitgliedern warme Worte des Andenkens und gab sodann einen geschäftlichen Rückblick auf die letztverflossenen sechs Jahre, in denen er den Vorsitz in dem Collegium geführt; besonders gab er eine Uebersicht über die wesentlichsten Theile der betreffenden Haushaltplänt, worauf er noch auf die Aufgaben hinwieS, die der Stadt Großenhain in den nächsten Jahren bevorstehen werden. Herr Schuldirector Hardtmann sprach hierauf Herrn Rechtsanwalt Keyßelitz, als dem derzeitigen Vorsteher, namens deü Collegiums herzlichen Dank für die tüchtige, taktvolle und gewissenhafte Leitung der Ge schäfte in dem verflossenen Jahre aus und erhob sich das Collegium einmüthig zustimmend von den Plätzen. Hierauf beschäftigte sich da- Collegium mit der Wahl des Vorsitzenden, des Stellvertreters desselben und der Deputationen und ständigen Ausschüsse, die meist dieselben Resultate ergab, als die vorjährige. Damit aber bei künftigen Wahlen die Stimmzettel nicht mehr wie bisher in einem Hute oder einer desecten Pappschachtej eingehoit werden wüßten, dedicirte Herr Stadt verordneter Schwedler dem Collegium eine sehr geschmackvoll ge arbeitete, kupferne Urne mit Widmungsschrift, wofür das Collegium durch einmüthigeö Erheben seinen freudigen Dank ausdrückle. 2. Sitzung, am 20. Januar. Anwesend: Herr Stadtverordneten-Vorsteher Rechtsanwalt Keyßelitz, dessen Stellvertreter Herr Echuldirector Hardtmann, die Herren Stadt verordneten Frommhold, Hofmann. Kämpte, Kretzschmar, Lochner, Messerschmidt, Reinhardt, Richter, Noch, Sckmidt, Schmirk und der für den entschuldigt ausgebliebenen Herrn Stadtv. Feldmann cinbc- rufene Ersatzmann Herr Gravenhorst. Zuerst gelangte ein Dankschreiben für Bewilligung von Stellver- tretungSkosten und zwei dergleichen für Gewährung einer Gratifikation und einer Gehaltszulage zum Vorträge. Hierauf referirte Herr Stadtv. Kämpfe namens des Prüfungsausschusses über die Jahresrechnungen pro 1884 der Armen-Anstalt, der Legaten- und Stifts- und der Stadtschuldentilgungs-Casse, worauf doS Collegium in gesonderter Abstimmung jeder dieser Rechnungen die Justification zuerkannte. DaS Collegium trat sodann einstimmig dem Rathsbeschlusse bei, daß unter Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs der katholischen Gemeinde auch ferner Localitäten de« Mädchenschulgebäudes zu Kirchen- und Schulzwecken unentgeltlich überlassen bleiben sollen, wie es auch nach Verlesung einer Erklärung der Herren PlaSnick und Starke der vom Rathe beschloffrnen Verbreiterung und Regulirung der Kasernenstraße gegen 1 Stimme zustimmte. Weiter trug der Herr Vorsitzende eine Verordnung des König!. Ministeriums deS Innern, das revidirte Statut der städtischen Sparkasse betreffend, vor und trat das Colle gium einstimmig dem Rathsbeschlusse bei, in 88 39 und 40 zu streichen: 1) „Ein Theil der nicht zum Reservefonds fließenden Ueberschüffe kann auch zur Bildung eines Special-Reservefonds für Cours- und andere Verluste verwendet werden", 2) „soweit er nicht zur Bildung eines Special-Reservefonds verwendet wird." Nachdem man weiter Ueber« schreitungen des HauShaltplanes 1885 als nothwendig anerkannt hatte, verwies man zwei Baugesuche zur Prüfung und Begutachtung an den Bauausschuß in Verbindung mit dem Cultur- und FlurauS- schuffe, genehmigte dir Verwendung einer Wiesenparcelle als Ablade platz für Erde, nahm Kenntniß von der stadträthlichen Geschäfts- Uebersicht auf 1885, willigte in die Streichung eines Schulgeldrestes, ermächtigte den Herrn Vorsitzenden zur Mitvollziehung des Vertrages über Abtretung des Traktes der Elsterwerdaer Straße zwischen Straße Nr. XlV und dem Radeburger Platze an die Stadtgemeinde und stimmte einmüthig der erbetenen Naturalisation des Herrn Spinn- meisters Rubitzky zu. Ende der Sitzung: 7 Uhr. Ser „laubvirUchaMche Verein zu Prißemtz" hat in letzter Zeit zwei wichtige Sitzungen gehalten: die letzte im alten und die eiste im neuen Verwaltungsjahr. In der letzten des alten Jahres, im Deeember 1885. welche als „Generalversammlung" abgehalten wurde, erwies zunächst der Verein seinen gemeinnützigen Sinn: Auf einen Vortrag hin, den k. Müller von Strießen über „Arbeitercolonien", und speciell über „die neue sächsische Arbeitercolo- nie Schneckengrün" gehalten hatte, bewilligte die Generalversammlung aus ihren Mitteln einen jährlichen Beitrag von 25 Mark auf drei Jahre für Schneckengrün. Es ist diese Bewilligung um so werth voller. da einerseits die Mittel des Vereins nicht stark vorhanden und doch sehr in Anspruch genommen sind, und da andererseits schon zu- vor eine freiwillige Sammlung unter den anwesenden Mitgliedern desselben Vereins 20 Mark ergeben hatte. Wenn andere Corpora, tionen in demselben aufopfernden Sinne das edle Werk der Grün dung einer Arbeitercolonie unterstützen möchten, so dürfte das „Co- loniecomite" erleichterte Arbeit haben. Ferner gab in der General- versammlnng der Herr Vorsitzende einen ausführlichen Bericht über die vorher stattgesundene „KreiSvereinssitzung" und referirte, daß es sich dabei hauptsächlich um einen Antrag gehandelt habe, der unter Zugrundelegung der bekannten Schrift von vr. Calberla auf Grün dung einer „landwirthschaftlichen Berussgenossenschaft" abzielte. Der Kreissecretär Münzner habe dabei jene Calberla'sche Schrift in einer längeren Rede zerpflückt und damit auch jeden Antrag auf Gründung der Berussgenossenschaft von vorn herein abweisen wollen. Dieses Referat erweiterte aber der Herr Vorsitzende durch eine längere Er klärung und Ausführnng zu obigem Antrag, zeigte vor allem die Nothwendigkeit, daß gleich den Handwerkern in Innungen und gleich dem Handelsstande in den Handelskammern auch dis Landwirthschaft in ..Berufsgenossenschosten" sich viel enger als jetzt zusammenschließen müsse. In dieser Zusammenschlirßung erst werde die Landwirthschaft die Macht gewinnen, welche ihr zu ihrer Selbsterhaltung nöthig sei. Auf Grund dieser Ausführungen beantragte der Herr Vorsitzende selbst, daß der bisherige Mitgliedsbeitrag auf 2 Mk. herabgesetzt werde. Dieser Antrag ward einstimmig angenommen, in der Hoffnung, daß immer mehr auch kleine Landwirthe. die bisher noch fern stehen ge blieben waren, zum Zusammenschluß und gemeinsamen Handeln her beikommen würden. Nach anderen nebensächlichen Erörterungen wurde in der Generalversammlung zum Schluß der bisherige Vorstand mit großer Majorität wiedergewählt, so daß auch in diesem Vereins jahr 1886 Herr Rittergutspachter Lämpe, Zschieschen, als Vorsitzen der. Herr Gutsbesitzer Kcrst, Porschütz, als Stellvertreter, Herr Guts besitzer Uebigan, Pristewitz. als Cassirer und Herr Reif, Pristewitz, als 1., wie Herr Moritz Zschätzsch. Pristewitz, als 2. Schriftführer fungiren werden. In der 1. Sitzung des neuen Jahres nun, am 21. Januar, wurde nach Vorlegung der Eingänge der Vorsitzende aus der Versamm lung heraus interpellirt wiederum in Bezug auf jenen Antrag auf Bildung der Berussgenossenschaft. Es ist nämlich unterdeß in der landwirthschaftlichen Zeitung, herausgegeben vom Kreisvereinsvor stand, ein Bericht gekommen über jene Kreisvereinssitzung, dem, wie man versicherte, die Unparteilichkeit mangelte; zudem ist ferner in derselben Angelegenheit eine Broschüre erschienen. Alles dies zu sammen bewirkte eine sehr lebhafte Debatte, in welcher Alle, die das Wort ergriffen, einig waren in der Ueberzcugung. wie sehr wichtig gerade diese Genosseruchaflsangelegenheit für die gesammle Landwirth- schaft sei. Es wird aber noch manche Klärung nothwendig sein, ehe es zum endgültigen Abschluß kommt. Darauf hielt k. Klemm-Zeit- Hain einen Dortrag über „Acclimatisalionsfähigkeit der Europäer und speciell der Deutschen in tropischen Ländern." Dec Herr Vorsitzende dankte dem Referenten, konnte aber eine Debatte darüber nicht zu Stande bringen, da die Gedanken der Mitglieder zu sehr beschäftigt waren mit den Interessen der künftigen Berufsgenossenschaft. Zum Schluß wurde beschlossen, am 23. Februar ein Winterfest abzu halten wie jedes Jahr; doch diesmal so, daß aus der Casse nur die Musikkosten getragen, die sonstigen Ausgaben aber von den Theil nehmern bestritten werden sollen. DI. Dank. 8chn6ll unck unerwartet, ach, viel ru früh wurcke mir im blükencken ^lter ckes 39. Debensjabres mein inniggeliebter Oatte Lrast MorltL Luckviß durch cken unerbittlichen lock entrißen, lief' gebeugt kolbte iek mit trauerncken Oesebwistern, 8ehwager unck 8ehwägerin ckem 8arge ckes Oabingescbieckenen und meinend saken vir unsern guten Oatten, Drucker unck 8cbwager in ckie Kühle Oruft senken. 6ross ist unser 8ekmerr, doch demlltlrig beugen wir uns unter ckie ge- waltige Dand ckes Herrn, ckenn was Dott t!mt, das ist wolckgethan. >Vir können nielit unterlassen, Derrn Pastor Dieters, sowie Derrn Delmer Drummer, Mr ckie trostreichen ^Vorte unck Oesänge, ebenso allen lieben Dreunden unck Nachbarn für 8elimückung ckes 8arg6S, für ckas freiwillige Dragen unck ckie überaus Zahlreiche Degleitung rur letzten Dubestatte hiermit unsern innig sten Dank ausruspreehen. Dobn es Dott Ihnen Klien, was 8ie rum Droste für ein betrübtes Oattin- unck Uutterberr getban. Oer Onttin hist vu uuu entrissen, Oem Lincker- null Oesebvister-Dreis, Wo KUe srtunerrtieb Oieb vermissen, tzuült nun vom Kug' ckie 'Hüne beiss. Kcb, leiebt sei Dir cker Ornbeshügel! 8<'blak' süss, ruh' aus in Deiner 6rnft Lis still ein Luget sprengt ckeu flieget Duck Oieb sur Auferstehung ruft. 0, nimm von uns ckie letzte Lpencke Oer Diebe hin, sie soll bestehn, Lie bat mit ckiesem Dock kein Ducke: tu bessrer Welt auf Wieckersebu! 6olmnitr, am Degräbnisstage, cken 27. ^an. 1886. Oie Irrmeraäe 6sttia «ebst Oinlerissseven.
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