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14480 «Srl-nria» I. d. Dts4n. «uchhandet. Nichtamtlicher Teil. 272 24. November 1210. verringert und die Herstellung^daher^weniger kostet. Bis jetzt hat nur ein Verleger, und zwar der" jüngste'auf^dem Gebiete der billigen Kollektionen, die Formatsrage richtig lösen können, und zwar gleich in so glänzender Weise, daß sich ein näheres Eingehen aus diesen Punkt lohnt. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Bände der K o l l e k t i o n Nelson, die erst seit diesem Sommer erscheinen, und die große Ähnlichkeit mit den Ullsteinbüchern haben, auch in Deutschland bekannt sind. Diese Kollektion vereinigt alle Vorteile, die man von billigen Büchern überhaupt verlangen kann: sehr hübsches, angenehmes Format, klaren Druck, das leichte englische Dünn druckpapier, und einen geschmackvollen, soliden Leinenband. Dies alles für den Preis von 1,25 Frcs. Dabei hat die Kollektion den großen Vorteil, daß sie jedermann mit ruhigem Gewissen empfohlen werden darf, auch jungen Mädchen, was sich leider nicht von allen billigen französischen Kollektionen behaupten läßt. Die Auswahl der Werke ist zwar weniger gut, oder richtiger gesagt, weniger zugkräftig, als z. B. bei Fayard; es ist eben nicht mehr viel zu holen: entweder hat sich Fayard das Nachdrucksrecht schon gesichert, oder die anderen Verleger, deren Werke in Betracht kommen, wie Calmann-Lövy, Ollen- dorfs, Lasitte u. a. haben selbst schon billige Kollektionen ver anstaltet. So blieb denn von großen Firmen nicht mehr viel anderes übrig als der Verlag von Plon-Nourrit L Cie., aber dieser ist denn auch reichlich vertreten: von elf kürzlich ange zeigten Werken gehören sechs in den Planschen Verlag. Ich glaube bestimmt, daß die neue Kollektion be deutenden Erfolg haben wird; einzelne ihrer Bände sollen in den paar Monaten eine Auslage von 100 000 Exemplaren erreicht haben. Schon allein durch ihr schmuckes äußeres Gewand und den billigen Preis reizen die kleinen Bände die Kauflust in hohem Grade, sie eignen sich vorzüglich zu kleinen Gelegenheitsgeschenken und ermöglichen es auch Leuten mit beschränkten Mitteln, sich mit der Zeit eine hübsche, gediegene Bibliothek anzuschasfen. Was mich betrisst, so Habs ich mir schon manchen Band in dieser Kollektion gelaust, der mir in in der Originalausgabe zu teuer war. Leider ist der Verleger mit seiner Idee etwa fünf Jahre zu spät gekommen. Wenn er in seiner hübschen Sammlung dieselben Werks hätte bringen können wie Fayard, so wäre dies aller Wahrscheinlich keit nach ein Erfolg gewesen, wie er im Buchhandel selten vorkommt. Unter dem Titel »Oe gu'ou lit en ^.Ilsmagne« gibt die Libiiograxbis äe In Kranes in einer ihrer letzten Nummern den Bericht eines französischen Journalisten wieder, der in Deutschland gereist ist und der seine Landsleute darüber aus klärt, welche Literaturgattung zurzeit dort vorherrschend sein soll. Vorsichtigerweise lehnt die Bibliographie jede Verant wortung sür die Richtigkeit dieser Mitteilungen ab und gibt auch deren Quelle an: »I« Telegramme cke Toulouse«. Beides ist gut, denn wenn man dem Südsranzosen etwa die Hälfte von dem glaubt, was er erzählt, und zwar die kleinere Hälfte, so wird man damit ungefähr das Richtige treffen. Nachdem der Berichterstatter festgestellt hat, daß in den Schaufenstern deutscher Buchhandlungen derjenige Bestandteil der in den sranzösischen vorherrschend sei, säst gänzlich fehle, nämlich der Roman, und diesen Umstand darauf-zurücksührt, daß »die Männer nur wenig lesen, während die Frauen sich mit den Fenilletonromanen, die die Zeitungen bieten, begnügten, sährt er fort: »Was am meisten aufsällt, ist die große Menge solcher Werke, die wieder bei uns fast gänzlich sehlen.« Hier einige auss Geratewohl herausgegrissene Titel: »Gibt es einen Gott?« »Hat Jesus gelebt?« »Planetenbewohner«. »Die Entstehung der Welt«. »Ein letztes Wort über die Marskanäle«. »Ist der Mensch für seine Handlungen verantwortlich?« »Aber glauben und Verbrechen «.s»Die Geisterwelt«. «Im Reich "der vierten Dimension«. »Die Kunst des Kartenlegens« usw. Also in solchen Sachen, so sagt der Berichterstatter, gefalle sich die deutsche Volksseele, darin suche sie die Befriedigung ihres Lesebedürsnisses. Glücklicherweise gibt er zu, daß neben diesen »halbwissenschastlichen« Werken, die wir Fachleute mehr unter dem Kollektivnamen Varia zusammenfassen, auch solche von wirklichem, dauerndem Werte vorkämen, ja sogar, daß diese letzteren in Deutschland häufiger gekaust und gelesen würden als bei ihm zu Hause. Im Grunde genommen kann man dem Berichterstatter seine Entgleisung nicht einmal übelnehmen; er hat eben die Schaufenster von Buchbindern und Auchbuchhändlern mit denen wirklicher Sortimenter verwechselt, und das ist ihm, dem Franzosen, um so eher zu verzeihen, als es gerade in Frank reich sehr schwer ist zu unterscheiden, wo der Bücherkrämer aufhört und der wirkliche Sortimenter ansängt. Etwas über den Papierverbrauch großer Zeitungen. Als größte Tageszeitung der Welt kann wohl ohne Frage der »keilt karisien» mit einer Auflage von rund l*/r Million gelten. Zwischen dieser Zeitung und dem ebenfalls in Paris erscheinenden «I-e ckourual«, das kürzlich noch eine Auflage von 800 000 druckte, heute dagegen eine Million schon über schritten haben soll und sich dem »ketit ksrisien« mit schnellen Schritten nähert, hat sich nun ein eifriger Wettkampf ent wickelt. »Iw ckournul« erscheint in einem Umfang von acht Seiten, der »kstit karisieu«, der bis jetzt nur sechs Seiten brachte, hat sich der Konkurrenz wegen entschließen müssen, nun auch aus acht Seiten überzugehen. Dieser Mehrverbrauch an Papier, an Satz- und Druckkosten bedeutet für den »ketit karisiell« eine Summe von rund 6000 Frcs. täglich. Bis jetzt erschien der »ketit knrisisu, wenigstens in seiner Sonntags nummer auch aus acht Seiten, von denen die beiden letzten säst ausschließlich durch Inserate ausgefüllt wurden; die Ein nahmen aus diesen Inseraten in der Nummer vom 2. Oktober sollen rund 27 000 Frcs. betragen haben. Um ihre Auslage in die Höhe zu treiben, veröffentlichen große Pariser Zeitungen von Zeit zu Zeit einen besonders zugkräftigen Feuilletonroman und lassen, um neu hinzutretenden Lesern auch den Anfang des Romans zu bieten, etwa die fünf ersten Abschnitte in einem besonderen Folioblatt von vier Seiten <was also einem Hest von sechzehn Oktavseiten entsprechen würde) und mit Illustrationen in Dreifarbendruck aus der Straße verteilen. So wurde für einen eben im »ckournai« erscheinenden Volks roman »Llies vont st I'uinour« kürzlich das oben beschriebene Propagandamaterial in einer Auflage von fünf Millio nen Exemplaren verbreitet, mit anderen Worten: auf jeden achten Einwohner in Frankreich je ein Exemplar. Aus diesen Angaben, die ich dem »Ivurnul ckes Oöpositsiros« entnehme, wird man sich einen Begrisf davon machen können, in welchen Zisfern sich die Jahresumsätze moderner großer Tageszeitungen bewegen müssen. Ernst Waldmann. Kleine Mitteilungen. Zwei Ministerialerlasse sür die Preußischen Biblio theken. - Das Zentralblatt sür Bibliothekswesen, November I9lO, gibt die nachfolgenden beiden Ministerialerlasse bekannt: I. Erlaß betreffend den Leihverkehr zwischen preußischen Bibliotheken. Unter Aushebung der bisher erlassenen Vorschriften bestimme ich über den Leihverkehr zwischen preußischen Bibliotheken hiermit nachstehendes: 8 l. Die Königliche Bibliothek zu Berlin, die Universitätsbiblio. lheken seinschließlich der Lhzealbibliothek in Braunsberg) und die