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135. 1. Juli 1919. Redaktioneller Teil. Izur Verfilmung des Werkes enthalten ist. Der Verleger der Mas- Icagnischen Oper teilte diese Ansicht und verkaufte die Konzession an eine ^Filmgesellschaft. Der Schriftsteller Verga aber, der ans dem entgegen gesetzten Standpunkt steht, übertrug seinerseits die Rechte der Ver filmung an eine andere Filmgesellschaft. Wer darf nun den Film Herstellen? Zn den beteiligten Kreisen sieht man dem Prozeß mit großem Interesse entgegen. > In den letzten Jahren haben sich auch in Deutschland die Fälle gemehrt, daß Werke der Literatur, Romane und Bühnenstücke, ver filmt wurden, ohne daß hierbei die Rechte der Autoren berücksichtigt wurden. Noch viel schlimmer als das ist die unerlaubte Benutzung des Inhaltes eines Literaturwerkes, die oft eingehend nachgewiescn werden konnte, ohne daß man die berechtigten Ansprüche der Autoren anerkannte. Im Interesse der auf diese Weise ausgebeutcten Schrift steller wäre es endlich an der Zeit, auf dem Wege eines Neichsgesetzes Abhilfe zu schaffen. Walter Thielemann, Berlin. > Der Papicrmangcl hat in Budapest derart Angenommen, daß die dortige kommunistische Negierung zu dem Entschlüsse kam, die Herausgabe aller Zeitungen bis ans je zwei deutsche und zwei ma gyarische einzustellen. »Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung«. — Sehr häufig findet inan jetzt in Tagesblättern diese Worte als Überschrift zu po litischen Aufsätzen benutzt. Es wird dabei meist an den Titel jener Broschüre erinnert, wegen deren Verbreitung 1806 der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm als ein Opfer der napolconi- schen Gewaltherrschaft in Braunall von französischen Kugeln zu Boden gestreckt wurde. Diese Flugschrift, in der die allem Völkerrecht hohn- sprechenden Ungerechtigkeiten und willkürlichen Gewalttaten des fran zösischen Kaisers, sowie das empörende Verhalten seiner Truppe,! in Bayern gebührend beleuchtet und gegeißelt wurden, wird aber stets mit falschem Wortlaut des Titels zitiert. Sie hat nicht den Superlativ l i e f st e« auf dem Titel getragen, sondern dieser lautet richtig »Dentsch- laud in seiner tiefen Erniedrigung«. Die tiefste Erniedrigung Deutschlands ist aber jetzt zur Tatsache geworden und die Wahl einer solchen Überschrift leider jetzt angemessen. Einschrcibpakcte wieder zugclasscn. — Auf Grund des 8 50 Ziffer 1 des Paßgesetzes vom 28. Oktober 1871 wird vom 1. Juli an die Ein schreibung (8 13, I der Postordnung vom 28. Juli 1917) bei Privat paketen wieder zngclassen. Deutscher Verein für Buchwesen und Schrifttum. Der Verein hatte sich an den Rat der Stadt Leipzig um Erhöhung des Jahres beitrags gewandt. Bei der Bedeutung, die dos von dem Verein unter haltene Deutsche Kulturmuseum für die Stadt Leipzig hat, beschloß der Rat, dem Verein zunächst für das Jahr 1919 die Beihilfe für das Deutsche Kulturmnscum von .// 10 000.— ans.// 20 000.— zu erhöhen. Fachvcrband von Papicrwarcnfabrikantcn. — Tic Geschäfts bücher-, Notizbücher-, Schreibhefte- und Zeichenlehrmittel-Fabrikanteu haben sich innerhalb des Arbeitgeberverbandes der Papier verarbei tenden Industriellen zu einem Fachverband zusammengeschlosscn. Hauptzweck ist der Abschluß eines für alle Fabrikanten dieser Branchen gültigen Neichstarifs, in dem die Lohn- und Arbeitsbedingungen aller in dem vorgenannten Fabrikationszwcig beschäftigten Arbeiter ge regelt werden sollen. Vorsitzender ist Herr Paul Ashelm (Firma: Ferdinand Ashelm, A.-G., Berlin), Syndikus: Herr vr. Fcldgen. Die Geschäftsstelle des Verbandes befindet sich in Berlin W. 35, Pots damerstraße 36, II. Schweizerischer Buchhändlervercin. — Trotz der schlechten Zngvcr- bindnngen hatte sich eine stattliche Zahl von Mitgliedern aus allen Landesteilen zur I uni- M esse in Züri ch cingefunden, um an den Generalversammlungen des Vereinssortiments und des Bnchhändler- vereins teilzunehmen. Die erstere fand am Sonntag, den 1. Juni, vor mittags im Znnfthaus »Zur Zimmerleuten« statt. Nach Abnahme des Jahresberichts und der Rechnung 1918/19 wurde die Verwendung des Reingewinns behandelt, Herr Heinrich Keller in Chur an Stelle des zurückgetretenen Herrn Bäschlin in Bern als Schriftführer gewählt und der Entwurf für die neuen Statuten genehmigt. Auf das gemein same Mittagessen folgte eine Fahrt auf die Forch, wo in Egg der Zür cher Bnchhändlerverein seine Gäste vortrefflich zu bewirten wußte. — Am folgenden Tage (2. Juni) vereinigte man sich morgens 8 Uhr zur 71. Generalversammlung des Schweizerischen Bnchhändlervereins wie derum auf »Zimmerleuten«. Nachdem der Präsident Herr Hclbing- Basel über das Geschäftsjahr 1918/19 Bericht erstattet und der Ncch- nungsbcricht des Kassierers genehmigt worden mar, wurde der Jahres beitrag wiederum auf 20 Fr. festgesetzt. Darauf verlas Herr Max Rascher-Zürich seinen Bericht über den Besuch der Ostermesse in Leip zig. Es folgte die Beratung und Abstimmung über den bereinigten Kommissions-Entwurf der neuen Verkaufsbestimmungen. zu welchem Gegenanträge seitens des Vereins Schweizerischer Verlagsbuchhändler und der Herren Ebell und Franckc eingcreicht worden waren, und der Liste der Nichtmitglieder. Nach längerer Debatte und gegenseitigen Zu geständnissen wurde der Entwurf mit entsprechenden Abänderungen gutgeheißen. Zu den »Satzungen« wurde die Aufnahme einiger Er gänzungen beschlossen, und die Vorlage eines Gesamtarbeitsvertrages mit den Verbänden der Angestellten einer vom Vorstand zu wählenden Kommission überwiesen. Die drei satznngsgemäß ausschcidcndcn Vor standsmitglieder, die Herren Otto Fehr, St. Gallen, G. Helbing, Basel, und G. A. Bäschlin, Bern, wurden wieder und letzterer als Vereins- präsident für 1919/20 gewählt. Als Abgeordneter für die nächste Leip ziger Osterniesse wurde Herr E. Bachmanu, Zürich, und als Ersatz mann Herr Max Nascher bestimmt. Schließlich wurde Herr C. M. Ebell zum Friedensrichter des Vereins ernannt. Ein gemeinsames Mittagessen im Zunfthaus zur »Meise« und ein Abschicdsschoppen auf dem Bauschänzli beschlossen die Tagungen, welche vom herrlichsten Wetter begünstigt waren und von echt kollegialem Geiste der Vereins- mitglicder ein erfreuliches Zeugnis abgaben. (Anzeiger für den Schweizer. Buchhandel.) Gottfried Keller-Haus. — Wie iu der Jahresversammlung des Lesezirkels Hottingcn in Zürich bekanntgegeben wurde, hat der Vorstand dieser Gesellschaft sein Projekt der Gründung eines Gottfried Keller-Hauses als eines Hauses der schweizerischen Dichtung zur Erinnerung an den hundertsten Geburtstag von Gottfried Keller am 19. Jnli d. I. in einem endgültigen Programm nicdergelegt und dem Stadtrat, der Negierung und der Bibliothekskonimission der Zür cher Zentralbibliothek Eingaben unterbreitet, um die Mitwirkung dieser Behörden zu erlangen. Personalnlnhrilyten. Jubiläen. — Auf 5 0 Jahre unermüdlicher und ehrenvoller Ar beit blickt am heutigen Tage Herr E. M. Ebell in Züri ch zurück, der noch rüstig tätige Gründer und Inhaber der im ganzen deutschen Buchhandel hochangcsehenen Firma seilles Namens. Carl Moritz Ebell, aus Deutschland gebürtig, erblickte als neuntes unter zehn Geschwistern in Neuruppin in der Mark Bran denburg am 22. Oktober 1844 das Licht der Welt. Mit dem 7. Jahre trat er in die städtische Bürgerschule ein, die er 1854 mit dem Gym nasium vertauschte, das er bis zur Oberseknnda durchlief. Ausschlag gebend für die Wahl des Buchhandels als Berufs waren seine große Leselust und der Umstand, daß sein Onkel mütterlicherseits der Buch händler Wilhelm Schnitze war, Inhaber der Firma I. A. Wohlgemuch in Berlin. Am 1. April 1861 trat er in die genannte Buchhandlring in die Lehre, die nach damaligem Brauche vier Jahre umfassen sollte, doch wurde ihm in Anerkennung seines Fleißes und seiner Leistungen das vierte Jahr erlassen. Auf Empfehlung von Wilhelm Hertz (Besser'sche Buchhandlung) in Berlin wurde er von Max Mälzer, der die Hirt'sche Sortimcntsbuchhandlung in Breslau käuflich erworben halte, am 1. April 1865 als junger Gehilfe eingestellt. Aber der romantische Zug nach einer Gebirgsgegend, geweckt durch die Lektüre eines Buches über die Tiroler Befreiungskriege, ließ ihn nicht lange in Breslau rasten, und so folgte er schon Mitte Juli 1865 einem Engagement der Firma Franz Hanke in Zürich, nicht ahnend, daß Zürich ihm zur zwei ten Heimat werden sollte. Anfang Februar 1866 bot sich unerwartet eine in jeder Hinsicht günstige Stellung in der hochangesehenen Firma Meyer L Zeller in Zürich, deren damaliger Inhaber August Neimann als Flüchtling 1848 in die Schweiz gekommen war und hervorragende Männer aus der Revolutionszeit, wie Georg Herwegh, Johannes Schere und später auch Gottfried Kinkel um sich versammelte. De? interessante Geschäftsverkehr und die angenehme Stellung hielten den jungen Gehilfen über drei- Jahre fest, dann erwachte der Drang in ihm, sich selbständig zu machen, wozu ihm die rege Bautätigkeit Zürichs in dem Stadtteil links der Limmat die gewünschte Gelegenheit bot. Am 1. Juli 1869 wurde das Eröffnungs-Zirkular versandt; als Kom missionär in Leipzig war vr. Wilhelm Engelmann gewonnen worden, dem der Jubilar noch über das Grab hinaus dankbar geblieben ist für seine vielfachen Bemühungen, dem jungen Anfänger den Weg zu ebnen. Durch den unerwarteten Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870 und durch das später einsetzendc Schlenderunwcsen wurden zwar die hochgespannten Erwartungen auf rasche Entwicklung des Geschäftes 639