Volltext Seite (XML)
Bekanntmachung. Wir bitten, alle Änderungen der Ftrmenverhältntsse, ins- besondere auch der Adressen, Telegrammadressen, sowie der Nummern der Postscheckkonten uns gef. umgehend mitzuteilen, damit sie noch in dem Adreßbuch des Deutschen Buchhandels 1917 und in seinen Nachträgen berücksichtigt werden können. Leipzig, den 21. September 1916. Geschäftsstelle des Böksenvereins »er Deutsche» Buchhändler zu Leipzig. Or. Orth, Syndikus. Bekanntmachung. Aus Anlaß des 50 jährigen Bestehens der Verlagshand' lung Franz Goerlich in Breslau überwies uns Herr Josef Goerlich den Betrag von 300 Mark. Unserm Dank für die freundliche Gabe verbinden wir den herzlichen Glückwunsch für weiterer Blühen des angesehenen Hauses, und wir nehmen den Namen der Schenkgebers in das Verzeichnis unserer immerwährenden Mitglieder auf. Berlin, den 19. September 1916. Der Vorstand des tluterstiihungs-vereins Deutscher Buchhändler und Suchhaudluugs-Eehülstu. vr.Georg Paetel. Edmund Mangelsdors. Max Schotte. Reinhold Borstell. Max Paschke. Allgemeine Erhöhung des Verlegerrabatts? Von vr. Wilhelm Ruprecht, Göttingen. Mit einem Knöchelbruch und zwei geknickten Rippen für längere Zeit aus dem Felde in die Heimat geschickt, bin ich nach träglich aller der Goldkörner teilhaftig geworden, die das Bör senblatt nach der Ostermefse aus den Mündern der Herren Kol legen zusammengelesen hat. Wenn ich nun dennoch hinter die Worte der Überschrift ein Fragezeichen setze, so sehe ich an der Waterkant bei meinen lieben, aber streitbaren Freunden ein Gewitter Heraufziehen, das vielleicht bald das ganze Firma—, nein Sortiment bedeckt und den Schiffer im kleinen Schiffe arg bedroht. Gut, daß der Mut ungeknickt blieb, als ich unter meinem Pferde wieder herauskroch. Sei's drum. Im Ausgangspunkt bin. ich mit den Herren einig; d. h. in der Anerkennung der durch den langen Krieg noch verschärften schwierigen Lage des Sortiments. Ein Buchhändler, der sein Geschäft betreibt, wie er es soll, kann in vielen, vielleicht den meisten Fällen nicht bestehen, kann nicht die nötigen Reserven er übrigen, wenn er nur oder vorwiegend nur einen Verlegerrabatt von 25 7° genießt, und wird es nach dem Kriege noch weniger als vorher können. Die Beseitigung jeden Rabatts oder Skon tos an das Publikum, des Behördcn-Nabatts, Einführung von Verzugszinsen für säumige Zahler u. a. sind kleine Mittel, die ein wenig lindern. Nichtsdestoweniger ist ihre schleunigste und gründliche Durchführung von größter Bedeutung. Denn es macht einen peinlichen Eindruck, wenn die Sortimenter, ehe sie die Hilfsmittel, deren Anwendung sie bei einiger Tatkraft und Einig keit selbst erzwingen können, durchführen, vom Verlage (in stür mischer Weise) Hilfe und Opfer als etwas Selbstverständliches fordern. Dennoch sage ich: Die Hauptsache mutz der Verlag lun. Angesichts des von ihm festgesetzten Ladenpreises hat er das nobile nkkieium, an seinem Teile zu tun, daß der Sortimenter bestehen kann. Daß das auch in seinem wohlverstandenen Inter esse liegt, braucht man nicht mehr nachzuweiscn. Also, lautet nun die Forderung: Der Verleger soll, abge sehen von möglichst hoch anzusetzenden Partie- usw. Vorteilen, den Normalrabatt auch für wissenschaftliche Werke und Ver wandtes von 25 auf 30, ja 3311 7» erhöhen. Und das klingt auch so plausibel, wenn es richtig ist, daß die allgemeinen Ge schäftsunkosten auf 18—22 7», bei manchen Sortimentern noch >226 höher gestiegen sind. Ist nun diese Forderung, wonach der 25 7>- Rabatt zur Ausnahme werden soll, allgemein berechtig! und durchführbar, und zweitens: ist sie das große Mittel, und wird ihre Erfüllung dem Sortiment den erhofften Fortschritt sicher bringen? Im wesentlichen erfüllt ist die Forderung dieses höheren Normalrabatts für die schöne Literatur und überhaupt diejenige, die sich an weite, wie der Verleger in seinen Voranzeigen gern sagt, »unbeschränkte« Kreise richtet. Kein Wunder. Veranlasse ich durch höheren Rabatt 3000 Sortimenter, sich einen Roman oder eine »aktuelle« Schrift auf Lager zu legen, so gelingt es mir, den Absatz wirksamer als durch die teuersten Anzeigen zu steigern. Der erhöhte Verlegerrabatt macht sich also sofort be zahlt und ist eine Volks- und privatwirtschastlich richtige Maß nahme. lind das gilt auch noch für alle populärwissenschaftlichen Bücher, namentlich zahlreiche Sammlungen, ja auch für manche rein wissenschaftlichen Bücher, deren Verfasser es verstehen, einen weitere Kreise anziehenden Stoff gefällig und klar darzustellen. Nun aber kommt das schwere Geschütz der wissenschaftlichen Handbücher und Einzclschriften. Auch hier kann die Tätigkeit des gebildeten Sortimenters mehr oder weniger den Absatz för dern, Käufer finden, die sonst nie gewonnen worden wären, aber über einen ganz bestimmten, mehr oder weniger großen, oft ganz kleinen Kreis kann das wissenschaftliche Buch sich auch durch regste Sortimentcrtätigkei! nicht verbreiten. Und nun tritt der Fall ein: Der Verleger setzt von 100 Exemplaren vielleicht nur 5 oder 10 durch die besondere Tätigkeit des Sortiments ab, 95 oder 90 werden auf seine Anzeigen oder aus Empfehlung von Hochschullehrern verkauft, und zwar vielfach durch Versandbuch- handlungcn und solche, die wissenschaftliche Literatur nur ganz nebenbei führen. Ist es da rationell, alle Exemplare mit 30 oder 3311 7» zu rabattieren, namentlich wenn der Abnehmerkreis einer Monographie sicher verzweifelt eng, vielleicht unter 100 Exemplaren ist, oder das Handbuch bei hohen Herstellungskosten aus Gründen der Konkurrenz oder der Rücksicht ans den Käuser- kreis wohlfeil sein mutz? Welch himmelweiter Unterschied von da zu einem Werk, dessen Auflage mit Rücksicht auf den zu er wartenden Erfolg buchhändlerischer Werbearbeit auf viele Tau sende bemessen werden kann! Und noch etwas anderes kommt in Betracht. Ich bestreite ganz entschieden, daß der Verkauf eines Handbuches von 10 «K Ladenpreis und 900 g Gewicht, das ein Student auf Empfehlung seines Lehrers oder auf eine Anzeige hin bei dem Sortiment bestellt, in der Regel Ge schäftsunkosten der obenbeklagten Höhe verursacht. Selbstver ständlich soll auch der Verkauf dieses Buches außer den Spesen, die er nur in Gestalt von Porto, Bestellarbeit usw. unmittelbar verursacht, zu den allgemeinen Unkosten für Miete, Steuern usw. beitragen, aber ein erheblich größerer Prozentsatz dieser allge meinen Unkosten muß immer dem Absatz derjenigen Literatur zur Last geschrieben werden, die von dem Geschäft wirklich und regelmäßig »Vertrieben« wird. Das eigene Interesse kann nach dem Gesagken den Verleger schwerlich veranlassen, den Normalrabatt für die eigentliche wissenschaftliche Literatur zu erhöhen, zumal deren Preise bet den meist niedrigen Auflagen und hohen Herstellungskosten im Verhältnis zum Umfang sowieso schon hoch sein müssen. Bei den Schulbüchern würden es die scharfe Konkurrenz der Verleger und die Kontrolle der Preise durch die Schulbehörden unmöglich machen, über 25 7» hinauszugehen. Nicht scharf genug kann aller dings die Praxis einiger Verleger getadelt werden, die, um mit einzelnen Werken jede Konkurrenz durch Billigkeit auf Kosten des Sortiments zu schlagen, kiloschwere Schulbücher für weniger als 2 mit 15—20 7» Rabatt bar liefern. Solche Praxis bringt auch den Schulbücherverlag auf eine schiefe Ebene. Des weiteren muh vom Schulbücherverleger gefordert werden, daß er bei Einführung veränderter Auflagen alle irgend mögliche Rücksicht nimmt, nicht hartherzig bei der Rücknahme liegen gebliebener Vorräte ist. Und in einigen Städten wird ihm das ja auch durch vernünftige Organisation des Sortiments erleichtert. Also ist der langen Rede Sinn: Der Verleger wissenschaft licher Literatur soll alles beim alten lassen? Keineswegs, man soll nur nicht das verlangen, was für diesen Zweig der Lite-