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Ein Beiblatt zur sächsischen Dorfzeitung. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verleger Heinrich und Walther. 47. Donnerstag, den 19 November 1846. Was du thnn willst, das thue bald*). Mit wahrer Freude hat gewiß jeder Menschen freund die Nachricht vernommen, daß auch in un serem Dresden ein Verein zusammengetreten ist, um die Noth der ärmeren Volksklaffe mildern zu helfen. Wenn man aber meint, daß es jetzt noch nicht an der Zeit sei, helfend einzuschreiten, so dürste dieß wohl ein Jrrthum sein. Mit dem Eintreten der Kalte sind Hunderte arbeits- und somit brotlos geworden; die Noth klopft jetzt mit unerbittlicher Strenge an manche Thür, wo zeit- her zwar kein Ueberfluß, aber doch ein genügsa mes Auskommen zu finden war; mancher wackere Handwerksmann, welcher durch rüstige Arbeit die zahlreichen Seinen zeither nur mit Anstrengung mit dem Nothwendigsten zu versorgen vermochte, vermag die von Lag zu Tag steigenden Bedürf nisse nicht mehr zu decken, denn sein Kunde kann ihn vielleicht bei'm beßten Willen nicht bezahlen. Für diese Klasse unserer Miteinwohner ist die öffentliche Fürsorge am allernöthigsten. Diejenigen Armen, welche bereits Unterstützungen empfangen, dürfen wir getrost der Fürsorge unserer geregelten und wahrhaft musterhaften Armenpflege überlassen; die öffentliche Mildthätigkeit aber greife dem ar men redlichen Familienvater unter die Arme, wel cher selbst in der härtesten Noth zu stolz ist, um zu betteln, und sich lieber hungrig mit den Seinen zu Bette legt, als um ein Almosen anspricht. Diesen Leuten muß vor allen Dingen geholfen werden. Aber hier gilt es nicht zu säumen, jeder verlorene Lag ist zu beklagen, und eS bewahrheitet sich auch *) Nach dem Abschlusse des heutigen Blattes kommt uns die im Mittwochsftücke des Dresdener Anzeigers er lassene Bekanntmachung des zusammengetretenen Privat vereins zu Gesicht, welche sich in Bezug auf die zu ge währende Beihülfe ganz im Sinne des Verfasser» gegen wärtiger Zeilen ausspricht, und wodurch sich die vorstehen den Wünsche in der Hauptsache erledigen. D. Red. hier das alte Sprüchwort: bis äst, yui cito äst! wer schnell giebt, giebt doppelt! Die vorgeschlagene Maßregel, durch Einkäufe in der Ferne ein Steigen der Kornpreise zu hin dern, erscheint jetzt theils zu spät, weil die Schiff fahrt nicht mehr aushält, anderntheils wird sie dadurch aufgehoben, daß schlesische Getreidehänd- ler unsere Früchte hier aufkaufen und sie in ihre Heimath schaffen, wo die Preise noch höher stehen. Die Hauptaufgabe ist daher die Beschaffung ei nes gesunden Brotes, welches mindestens ein Vier theil größer ist, als das nach der Laxe gebackene und an die ärmeren Bewohner unserer Stadt ge gen Bezahlung abgegeben werden kann. Schon beginnt sich Brotmangel zu zeigen, und an den beiden letzten Markttagen war früh nach 8 Uhr kein Brot mehr auf dem Markte zu finden. Die ser Umstand, wenn auch nur vorübergehend, ist eine neue Aufforderung, das, was man thun will, schnell zu thun, und von den Männern, welche sich an die Spitze des guten Werkes gestellt ha ben, dürfen wir dieß wohl mit demselben Rechte hoffen, mit welchem wir der thatkrästigen Bethei ligung aller Derer entgegensehen, welche in der gegenwärtigen Bedrängniß eine Spende für den darbenden Bruder darzubringen vermögen. Gesammtmasse der Staatsschulden Europa'S. Sie beträgt, nach einer Uebersicht in den zu Stettin erscheinenden Börsen-Nachrichten, unge fähr 10,500 Millionen Lhaler. Von dieser Un geheuern Summe kommt etwas über die Hälfte allein auf England. Nimmt man aber an, daß Großbritannien 25 Millionen Einwohner hat, so zeigt sich, daß die Staatsschuld Hollands die von England noch übersteigt. In England würde, wenn man die Staatsschuld nach Köpfen vertheilte, auf jeden etwas mehr als 222 Lhlr. kommen, während jeder Holländer, sobald man dort die