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10436 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. »V 226, 28. September 1908. sehen worden. Dazu kommen aber die Versuchs- Untersuchungen, die junge Männer und Frauen von besonderer und geeigneter Vorbildung über einzelne wissen schaftliche Probleme im Laufe von ein bis zwei Jahren aus führen. Solcher ist eine beschränkte Anzahl von der In stitution unterstützt worden, in der Hoffnung, daß sie be sondere Geschicklichkeit für ihre Untersuchungen entwickeln werden. Bewerber für solche Unterstützungen müssen eine dem Doktorgrade entsprechende Vorbildung haben. Mit Ausnahme der Lmitbsonian Institution dürfte sich keine wissenschaftliche Stiftung der Vereinigten Staaten mit der Oarnsgis Institution messen können. P. E. Richter. Die Kunst auf der Ostermeß-Ausstellung im Deutschen Buchgewerbehause in Leipzig. (Vgl. Nr. 127, 152, 158, 162, 167, 171, 199 d. Bl.) VIII. In der Reihe der Michelangelo-Literatur, die sich vor wiegend mit dem größten und erhabensten Werke der Raum kunst, den Deckenmalereien der Sixtinischen Kapelle, beschäftigt, nimmt die in der G. Groteschen Verlagsbuchhandlung in Berlin erschienene Publikation: »Michelangelo und die Sixtinische Kapelle«, Eine psychologisch-historische Studie über die An fänge der abendländischen Religions- und Kulturspaltung, von Martin Spahn mit 37 Abbildungen und einer Beilage, neben den umfassenden Werken dieser Gruppe von Justi, Carl Frey und Steinmann, besonderes Interesse für sich in Anspruch. Die Schrift Spahns bietet zu den eingehenden Forschungen der Kunsthistoriker insofern eine interessante Er gänzung, als sie wertvolle Ausblicke auf die Kultur- und Geistesgeschichte der Renaissance bietet. Daneben hat es sich der Verfasser zur besonderen Aufgabe gemacht, den er schütternden Zusammenhang aufzudecken, der in dem Werde prozesse der Gemälde zwischen den zeitgeschichtlichen Vor gängen ihrer Entstehungszeit und dem inneren Erlebnis des Meisters sich geltend macht. Daher treten denn auch die Beziehungen Michelangelos zu dem bedeutsamsten Führer der damaligen geschichtlichen Entwicklung, zu Julius II. und dessen Kreise, äußerst lebendig in Erscheinung; nicht minder überzeugend wirkt die Schilderung des aus der Psyche des damaligen Kult- und Geisteslebens entsprungenen Vorwurfs zu den Deckenmalereien. Mit wachsender Teilnahme verfolgt der Leser die Entwicklung des gewaltigsten Werkes der Malerei, dessen Ausgestaltung zugleich die Tragik im Dasein des großen Künstlers in sich schließt. Umfangreiche Anmerkungen und Exkurse, die dem Buche angefllgt sind, geben wertvolle Ergänzungen zu den Darstellungen des künstlerischen Werde ganges der Decke, sowie zu der wissenschaftlichen Unter suchung des hierbei in Betracht kommenden Problems. Die dem Buche seitens des Verlegers gegebene Ausstattung ist eine ganz vortreffliche. Ein zweites, im gleichen Verlage erschienenes Werk ist betitelt: »Die Plastik Sienas im Quattrocento« von Paul Schubring mit 143 Abbildungen. Das inhaltvolle Buch ist als Folge der vor vier Jahren in Siena veranstalteten Aus stellung altsienestscher Kunst erschienen, da infolge dieser Ausstellung nicht nur die Forschung über die Malerei und das Kunstgewerbe dieser Stadt, sondern auch die Kenntnis der sienesischen Plastik bedeutend erweitert wurde. Ge langten doch viele Stücke, die bis dahin ein ver borgenes Dasein geführt hatten, hier erst znm Vor schein und boten der Allgemeinheit Anregung und Vorbild. Der Einfluß, den im Quattrocento Siena neben Florenz als Kunststadt ausgeübt hat, wird vom Verfasser in Helles Licht gerückt und die Fäden, die zu den Schöpfungen der großen Meister des Cinquecento hinüberführen, klar gelegt. Wenn der Verfasser die plastische Ausschmückung des Doms von Siena vornehmlich berücksichtigt, so ist dies nur natürlich; bildet doch dieses um 1509 vollendete Bauwerk die glänzendste Schöpfung, die die Sieneser Kunst aufzu weisen hat. Das trefflich ausgestattete und mit reichem Bildschmuck versehene Buch enthält viel wertvolles Studien material. Zum Schluß sei, außer auf eine Anzahl farbig illustrierter Publikationen aus dem Verlage von Albert Langen in München, noch auf äußerst beachtenswerte Aus gaben kunstwissenschaftlichen Inhalts hingewiesen, die aus der Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. in München her vorgegangen sind. Hierher gehören: »Denkmäler der Malerei des Altertums«, herausgegeben von Paul Her mann — »Denkmäler ägyptischer Skulptur«, herausgegeben und mit erläuterndem Text versehen von Fr. W. Frei herrn von Bissing — »Um 1800«, Architektur und Handwerk im letzten Jahrhundert ihrer traditionellen Entwicklung, herausgegeben von Paul Mebes — »Wohnung und Hausrat«, Beispiele neuzeitlicher Wohnräume und ihrer Ausstattung, mit erläuterndem Text von Hermann Warlich — »Landhaus und Garten«, Beispiele neuzeitlicher Land häuser nebst Grundrissen, Jnnenräumen und Gärten, mit erläuterndem Text herausgegeben von Hermann Muthesius — »Körperkultur des Weibes«, praktisch-hygienische und praktisch-ästhetische Winke von Frau vr. Beß M. Mensendieck. Ernst Kiesling. Die Facette bei Ätzungen. Gewöhnlich werden von den chemigraphischen Anstalten die Strichätzungen, bei denen innerhalb des Bildes Lichter zum Auf nageln vorhanden sind, ohne Facette geliefert. Die Ätzanstalt stellt also ihre Atzungen so her, wie sie cs für am praktischsten findet, ohne Rücksicht auf die Druckerei zu nehmen. Deshalb weiß die Druckerei oftmals nicht, was sie mit manchen Ätzungen an fangen soll. Sie behilft sich so gut wie möglich — den Schaden hat aber immer der Auftraggeber zu tragen. Der Verlagsbuchhändler, der Ätzungen in Auftrag gibt, ziehe bei der Bestellung in Berücksichtigung, ob der Satz stereotypiert wird oder nicht. Große Auflagen werden bekanntlich immer stereotypiert, und die Atzungen w erden in die Platte eingegossen. Es wird also vom Original gedruckt, damit der Druck ein klarer und sauberer wird. Würde nicht vom Original gedruckt werden, so wäre nach einigen tausend Exemplaren der Druck ein ver schmierter. Einfache Strichätzungen werden nicht eingegossen, Autotypien müssen stets eingegossen werden. Der Stereotypeur braucht beim Eingießen einen Facettenrand (Abbildung 1). Die innere Fläche a zeigt die Größe des Originals, während die äußere gewellte Linie den äußeren Rand der Facette Abbildung 1 Abbildung 2 (a, Bild, b Facette, an dem ohne Facette. Rande eingeschnitten). zeigt. Der Stereotypeur zackt sich diesen Rand nach dem Schlagen der Mater ein, damit beim Gießen der Platte das Blei sich in den Zacken fest setzt und die Ätzung im Blei einen festen Halt