Volltext Seite (XML)
Großenhayner 11. Stück. Wochenblatt. 29. Jahrg. Sonnabends, den 13. Marz 1841. Die theuern Holzpreise. (Aus der in Karlsruh erscheinenden Frauenzeitung.) Es ist doch wahrlich zu beklagen, Sprach Cyprian zu seiner Frau, Wie Holz und Kohlen aufgeschlagen, Mir wird's beim Zahlen grün und blau! Seit wir als Gatten sind verbunden, Zehn Jahre sind es nun seither. Sind ganze Wälder schon verschwunden, Und kälter wird es immer mehr. Die Sache will ich Dir bald erklären, Erwidert das Weibchen mit leichtem Groll, Die Deutung wird sich als richtig bewähren: Es ist in der Welt nicht mehr wie es soll! Die Erde nicht, die Menschen sind kälter, Und darum braucht man jetzt mehr Holz; Sind nur die Männer ein bischen älter, Verwandelt die Liebe sich in Stolz. Vor Zeiten war man wohl zufrieden, War nur von Liebe das Herz durchglühtz Nun hat man Betten und Zimmer geschieden, Und klagt über Kälte statt kaltes Gemüth. Der Mann wohnt auf dem rechten Flügel, Und zwischen ihm und der guten Frau Befinden sich Lhüren, Schlösser und Riegel, Drum scheint es ihm auch so kalt und so rauh; Die Frau sitzt verlassen auf dem linken - Und schüret den Ofen aus langer Weil, Indessen geht der Mann zum Trinken, Und will sie noch zurück ihn winken, So hat er nur um so größere Eil. Bis er sich trennet von'den Flaschen, Von Spiel nnd lockerer Compagnei, Derweil verbrennt das Holz zu Aschen, Und kommt er — ift's mit der Wärme vorbei. Ihr Männer seyd Schuld an dem hohen Preise; Leicht führt ibr die Billigkeit wieder zurück: Bewahrt nur das Herz vor dem ehelichen Eise, So wärmet Euch Liebe und häusliches Glück! Die Treibhauserziehung. Der weiland berühmte und geistreiche Göt tinger Professor Lichtenberg hat einst über die zu seiner Zeit herrschende Erziehungsmethode sehr erMe und gewichtige Worte gesprochen, die den Rettern und Pädagogen unserer Tage wie der in Erinnerung gebracht zu werden * verdie nen. Die größten Naturforscher, sagt er, zu mal die Chemiker, wollen bemerkt haben, daß der Mensch und Alles, was Athem hat und ihn fein behalten will, diesen Athem am besten aus einer Mischung schöpft aus einem Theile Lebens- und drei Theilen Tod es lüft. Das ist sehr merkwürdig. Denn steckt man den Menschen ganz in letztere, so kann man ihn nur wieder .gleich herausholen, es ist nichts mehr mit ihm anzufangen: er ist nicht mehr. Bringt man ihn dagegen ganz in erstere— o da flackert das Leben hoch auf mit sechsfacher Klarheit; die Jugend glüht auf seinen Wangen und verdaut in seinem Magen mit sechsfacher Kraft aber es geht schnell und man fürchtet, wenn's lange so fortginge, das — ewige Leben. Wie weislich hat daher nicht derHim» mel der Luft des ewigen Lebens in unserer Atmosphäre die dreifache Portion Todesluft zugesetzt! Ohne diesen Dämpfer möchten wohl die meisten Pflänzchen durch allzu geilen Wuchs am Tage der Aernte mehr in das Bund, als in den Scheffel geben. Ich glaube daher, daß ein gründliches Werk über die Dämpfer bei unserm jetzigen Treibhaussystem in der Erzieh ung von unendlichem Nutzen seyn würde. Jetzt ist zu viel Treibstoff darin. Wie erzieht uns denn der Himmel? Sonst und Jetzt. Es wird jetzt viel über die Vertilgung der Raupen und dgl. geschrieben und mancher gute Nath gegeben. Nur Schade, daß die angege benen Mittel meistens nur im Kleinen anwend bar sind. In früherer guter Zeit wußte man gegen dergl. Ungeziefer andere Mittel. Im An fänge des 16Len Jahrhunderts erließ eine Ge richtsperson in der Champagne folgende War nung: Da die Maulwürfe und Raupen sehr beträchtlichen Schaden auf den Feldern verur sachen, so fordert man besagte Uibelthäter auf, binnen 40 Tagen bei Strafe ewiger Verdam mung und Ercommunikation alle Plätze kn der Umgegend zu räumen. Etwas Aehnliches ge schah unter Franz I. von Frankreich. Der Erz bischof von Autun excommunicirte alle Ratten in der Provinz, erlaubte ihnen jedoch, sich zur Vertheidigung ihrer Rechte einen Anwalt zu wählen. Ein Advokat übernahm es, dieser Thierart Lossprechung von diesem Urtheile zu verschaffen. Er stellte vor, daß der Termins» tag, an welchem die Ratten erscheinen sollten,