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Großenhainer UnterhMmB- L AilzkigcblM. bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter 1 M., durch den Boten ins Haus t M. 25 Pf., durch die Post I M. 25 Pf., durch die Post ins Haus t M. 50 Pf. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwortl. Redacteur: Herrmann Starke seu. AnäMst ller Komut' Kmklmusttmmms'cknft, lieg Lmi^. LutsMiL uu>i lies Äaliimil'ls zu Kroßenkain. Inserate für die am Abend auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders Dienstag, den 16. September 1884. 72. Jahrgang. Nr. 110. Bekanntmachung. Die auf den Monat Juli d. I. im Haupimarktorte Großenhain fesigesiellten Durchschnittspreise für Marschfourage betragen: 8 M. 31 Pf. für 50 Kilo Hafer, I „ 48 „ „ 50 „ Heu, 2 „ 5 „ „ 50 „ Stroh. Großenhain, am 10. September 1884. Die Königliche Amtshauptmannschaft. von Weissenbach. Tn-— Zehnte öffentliche Sitzung -ev Sta-tveeoedneten Mittwoch, den 17. September 1884, Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung: 1) Erlaß von Schulgeld- und Abgabenresten. 2) Beschleußung der Katharinengasse. 3) Wasserleitung für die Gartenstraße. 4) Errichtung der —rts- kranlenkasse in Großenhain, Aufhebung der allgemeinen Krankenunterstützungskasse. Keyhelitz, Vorsitzender. Das Wanderfest des unterzeichneten Vereins wird Mittwoch den 1. Oktober in Riesa abgehalten werden. Der Gottesdienst in der Kirche wird Nachmittags 2 Uhr beginnen. Un mittelbar nach Schluß desselben wird die Herberge zur Heimath auf der Gartenstraße durch Herrn Sup. U. G. Harig geweiht werden. Eine freie Besprechung wird gegen 4^ Uhr stattfinden. Zur Theilnahme an dieser Feier werden alle Freunde des Reiches Gottes hierdurch eingeladen. Das Directorium des Großenhainer Krcisnereins für innere Mission. Pferdeversteigerung. Dienstag, den 23. September 1884, Vormittags von 10 Uhr ab sollen von dem unterzeichneten Regimeute ca. 4 V Stück ausrangirte DLenstpfrrde auf der Reitbahn hinter dem „Rothen Hause" allhier öffentlich meistbietend gegen Baar- zahlung versteigert werden. Großenhain, am 2. September 1884. Königliches 1. Hnsnrcn-Regimcnt Nr. 18. Bekanntmachung. Freitag, den IS. September cr., von Vormittags IO Uhr ab sollen auf hiesigem Casernenhof ea. 28 81iii«1r r»»Kir vuÄv INvnstpcSL«!« gegen sofortige Baarzahlung öffentlich meistbietend versteigert werden. Riesa, am 8. September 1884. Kommando der Königlichen Lil. Mlheilung 1. Feld-ÄrtiUerie-Regiments Kr. 12. Kratzsch, Oberftlieutenant. Brennholz-Auktion. Donnerstag, den 18. und Freitag, den 10. September 1884, von Vormittags 9 Uhr an sollen folgende im Weistiger Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: Donnerstag, den 18. September n. e., im Gasthofe zu Weihig a. R. 8 Raummeter harte Brennknüppel, 305 „ weiche „ einzeln auf Parzelle Raschütz, 131 „ „ Aeste, 374 „ „ Stöcke, auf dem Schlage in Abtheilung 9, Hirschlachenwiese, Freitag, den 10. September n. e., im Gasthofe zu Schönfeld 86 Raummeter harte Brennknüppel, s 128 „ weiche „ l einzeln auf den Parzellen Kienhaide und 6 „ harte Aeste, l Wüstlinge, 100 „ weiche „ 20 „ „ Stöcke, auf dem Schlage in Abtheilung 54, einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunter zeichneten Oberförster zu Weißig a. R. zu wenden oder auch ohne Weiteres in die ge nannten Walkorte zu begebe«. König!. Forstrentamt Moritzburg «nd König!. Revierverwaltung Weißig a. R., den 28. August 1884. Michael. von Hopffgarten. Brennholz-Auction. 2m Gasthofe zu Gohrisch sollen Donnerstag den 23. September 1884, von Vormittags 9 Uhr an folgende im Gohrischer Forstreviere ausbereitete Hölzer, als 516 Raummeter kieferne Scheite, 317 „ „ Nollen, 11 „ „ Aeste, 16 „ kiefernes Reisig, 693 „ kieferne Stöcke 8 Raummeter kieferne Stöcke, 93 „ harte Stöcke, am Gohrisch, Hirschlecken und Kiengehau, auf der Hoische, einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunter zeichneten Forstmeister zu Gohrisch zu wenden oder auch ohne Weiteres in die ge nannten Walvorte zu begebeu. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltung Gohrisch, den 8. September 1884. Michael. Roch. Politische wetWau. Die deutsche Colouialpolitik ist so volkSthümlich ge worden, daß selbst die deutsch-freisinnigen und demokratischen Führer eö für angezeigt halten, ihren früheren Widerspruch gegen dieselbe fallen zu lassen oder erheblich abzuschwächen, während der deutsche Reichskanzler dieselbe als einzige Losung für die Regierungsparteien in dem bevorstehenden Reichötagswahlkampfe gelten lassen will. Die Fortsetzung der social-politischen Gesetzgebung eignet sich dazu nicht sehr, weil die Verwirklichung der Krankenversicherung und der Unfallversicherung bereits die Thätigkeit der Behörden vollauf in Anspruch nimmt und man wohl auch erst ab warten will, wie die arbeitende Bevölkerung die ihr zu- gedachlen Wohlthaten aufnimmt. Auch die Erhöhung der Kornzölle scheint wieder völlig von der Tagesordnung ver schwunden zu sein, da selbst eine Verdoppelung derselben den betheiligten Grundbesitzern ungenügend erscheint, um angesichts der amerikanischen Riesenernte ein erhebliches Sinken der Getreidepreise zu verhindern, während der Plan einer Vervierfachung der Sätze den Gegnern der Negierungs politik die erwünschtesten Schlagworte liefern würde. Zu nächst klagen alle Parteien bei der gegenwärtigen Wahl bewegung über einen peinlichen Eandidatenmangel, der sich nicht nur durch die langen Sessionen und die Diätenlosig- keit des deutschen Reichstages, sondern auch durch die ge hässigen persönlichen Angriffe erklärt, denen sich Jeder anö- setzt, dem ein Mandat übertragen wird. Es bedarf keiner weiteren Ausführung, daß es wünschenswert!) ist, die j Mandate überall Männern anzuvertrauen, welche im Wahl- ! kreise ansässig und mit dessen Verhältnissen besser vertraut! sind, als es einem Auswärtigen auch beim besten Willen möglich ist. Die Uebernahme einer Eandidatur setzt jetzt einen patriotischen Opfcrmuth voraus, der den Betheiligten zu hoher Ehre gereicht und wenigstens bei den Bessergesinnten unter ihren Mitbürgern richtige Würdigung und dankbare Anerkennung finden wird. Die nationalen Gegensätze in dem österreichischen Nachbarstaate verschärfen sich täglich mehr und werden be sonders auf den wiedereröffneten Prcvinziallandtagen voraus sichtlich zum Ausdruck gelangen. Außerdem bereitet aber auch die wirthschaftliche Lage der österreichischen Regierung vielfache Sorgen. Nachdem erst vor Kurzem die öster reichischen Kleinkausleute, bez. Eolonialwaareuhändler :c., getagt und ihre Forderungen formulirt haben, welche sich im Wesentlichen gegen die Eonsumvereine richten, sind auch die österreichischen Handwerker zu einem Tage zusammen- getrelen und haben ihre Wünsche und Klagen in lauter und vernehmlicher Weise zur Geltung gebracht. Ihre Forderungen I ähneln natürlich denen ihrer deutschen GewerbSgenossen, § überflügeln dieselben aber noch weit in der vollständigen Negirung der neuerlichen Entwickelung der Industrie. Die Debatten, welche in den letzten Tagen in Wien auf dem österreichischen Gewerbetage gepflogen wurden, haben An- ! schauungen zu Tage gefördert, über welche die deutschen Handwerker in ihrer überwiegenden Mehrheit weit hinaus sind, da die Letzteren vernünftiger Weise niemals die Ab sicht hatten, mit allen Errungenschaften der letzten Jahre zu brechen. — Unter großem Beifall hat der ungarische Ministerpräsident Koloman Tisza zu Großwardeiu vor seinen i Wählern öffentlich erklärt, daß der europäische Frieden nach menschlicher Voraussicht dauernd gesichert sei. Gleichzeitig betonte der ungarische Staatsmann als hochwichtige Auf- ! gäbe die Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt. ! Seine ernste Mahnung, übertriebene nationale und con- fessionelle Agitationen zu unterlassen, entsprang vielleicht dem Wunsche, die ungarische Renten-Finanzoperation zu? unterstützen, denn die Unruhen in Ungarn haben bisher! das Mißtrauen gegen die ungarischen Staatspapiere wesent lich gesteigert. Die Zerwürfnisse in Belgien werden kaum aufhören, so lange das jetzige Ministerium Malou am Ruder ist. Dasselbe hat die Schwierigkeiten weit unterschätzt, den Schulunterricht wieder nach klerikaler Schablone umzuändern, , wobei es nothwendig mit den liberalen Gemeindevertretungen aller größeren Städte Belgiens in Conflict gerathen muß. Die von den Klerikalen am vergangenen Sonntage in Brüssel versuchte Volksdemonstration nahm ein klägliches Ende, da die Procession von den erbitterten Liberalen thät- lich angegriffen wurde, ohne daß die polizeilichen Organe im Stande gewesen wären, die erschreckten Freunde der Minister Malou und Iakobs vor Mißhandlungen zu schützen. Die Straflosigkeit, welche den Angreifern zu Theil wurde, ist sehr geeignet, aufs Neue ähnliche Ex- cesse hervorzurufen, denen die Minister kaum wagen werden, mit dem Einschreiten der Truppen zu begegnen. Dazu bedürfte es auch der Genehmigung des belgischen Monarchen, welchem ein abermaliger Cabinetswechsel er wünschter zu sein scheint, als ein Blutvergießen für die Sache der Klerikalen. König Leopold, der bereits seit Monaten in Ostende weilt, beschäftigt sich dort viel eifriger mit der internationalen Eongo - Gesellschaft, deren directer Leiter und Hauptactionär er ist. Die Erschließung des weiten Congogebietes für die Cultur, besonders für die europäische Volkswirthschaft, ist dem Könige besonders ans Herz gewachsen, und er widmet sich ihr aus innerem Be dürfnisse. Nach den neuesten Berichten ist nun auch in Italien eine Abnahme der Eholeraerkrankungen zu bemerken. Es ist das um so erfreulicher, als die schrecklichen Verhält nisse, welche die Epidemie in Neapel vor Kurzem auge- nommen hatte, auch anderwärts lebhafte Besorgnisse wach riefen. Dieselben waren aber unbegründet, da die Cholera niemals in Neapel eine solche Ausdehnung angenommen haben würde, wenn nicht die dortigen engen, unsauberen, licht- und luftlosen Wohnungen der ärmeren Bevölkerung und deren schlechte Ernährung der Krankheit so großen Vorschub geleistet hätte. Der König von Italien aber erntet jetzt für die Unerschrockenheit und die opferfreudige Menschenliebe, die er bei seinen Besuchen der überfüllten Hospitäler bewies, die lebhafteste Anerkennung der Bevölkerung.