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Nachträge zettel- und bogenweise bringen will, alle altern ungang baren Werke noch einmal wieder abzudrncken. Welche enorme Ersparniß aus die Dauer! Deswegen bin ich trotz des Widerspruchs einzelner ganz alter Firmen immer dafür eingetreten, ein Jeder möge im jetzigen Gesammtkatalog einmal Alles bringen. Der Kern meiner Idee liegt darin, daß bis jetzt der Verleger alle Unkosten sür Kataloge und sonstige Mittheilungen allein trug (und gewiß viel unnützes Geld hinauswars), während der Sorti- inentes diese zwar gratis empfing — (dabei einzelne Kataloge recht hübsch ausgestattct), aber in der Gesammtheit ein unvollständi ges, unbrauchbares und möglichst verschiedenartiges Sammelsurium, öit venia vcrbo. Jetzt soll der Sortimen ter für sein Handwerkszeug einige Groschen pro Band veraus gaben, es aber dafür möglichst praktisch und brauchbarerhal ten, um dafür an Zeit und Arbeit vielseitige Frucht zu ernten Der Novitätenkatalog ist also nicht ein Supplementband (ein anrüchiges Wort), sondern ein bedeutendes Vertriebsmittel sowohl dem Sortimenter als Publicum gegenüber, während die daraus hervorgehenden Sainmelbändc wieder den neuen Verlags katalog einer Firnia bringen. Der alle Jahre erscheinende Novitätenkatalog bringt sür den Verleger ja absolut keine in Betracht kommenden Ausgaben. Jede Novität beansprucht ein Budget für Inserate; ob der Verleger durchschnittlich (3 Zeile» pro Titel gerechnet) 30 Ps. mehr dafür ansetzt, ist ganz irrelevant, abgesehen davon, daß er auch diese 30 Ps. anderweitig erspart. Die Jahrcskataloge dienen ferner dazu, alle Veränderungen im Verlage, als Verkäufe, Preisändcrungen re. dem Sortimenter dauernd bekannt zu geben, ihn fortwährend an courant, zu halten, da ei» Jahrgang des Börsenblattes dafür viel zu umfangreich ist. Geht man überhaupt aus die Frage der jetzige» Praxis zurück, so betrachtet der Sortimenter einen Verlagskatalog, der 5 Jahre alt und nicht supplemenlirt ist, als nur halb mehr brauchbar. Würde nun jeder Verleger alle Jahre ein Supplement liefern — das wäre am Ende doch eigentlich nothwendig, wenn der Katalog nicht alle Jahre ganz neu gedruckt werden soll, so gäbe das in der Gesammt- hcit die gewiß fatale Summe von ca. 15—20,000 Supplementen — oder cs bliebe beim unvollkommenen Alten. Also auch der Jahreskatalog ist sehr wünschcnswerthü Dadurch aber, daß die Jahreskataloge in bestimmten längeren Zeitsristen wieder zu Gesammt- und Fachkatalogen vereinigt werden, ist, wie gesagt, alle Gefahr des Veraltens sür den Hauptkatalog vollständig beseitigt. Hierin liegt also eine dauernde Ersparniß für den Verleger. Ich weiß wohl, und säst möchte ich sagen, es ist dies unserm Natioualcharakter eigen, daß manche Verleger glauben, nur in ihrer spcciellen Wirksamkeit den Erfolg erreichen zu können, resp. nur durch die Individualität ihres Einzelkatalogs ihr Geschäft ge nügend aus der Concurrenz zu heben; allein das ist kein rich tiges Facit. Die Gilde hat das Handwerk höher gebracht als die Fabrik, und in gleicher Weise wird der in dem Gesammtkataloge zu Tage tretende Corporationsgedauke mehr Nutzen bringen, als jede Einzelarbeit, die nach Jahresfrist schon wieder Stückwerk ist und in ihrer bisherigen Zusammenstellung stets Stückwerk bleibt. Zum Schluß möchte ich an dies ExposL die freundliche Bitte knüpfen, da Interpellationen im Börsenblatt mir sehr viel Zeit rauben und zum Heile des festgefügten Unternehmens nicht dienen können, zunächst den directen Weg mir gegenüber beschreiten zu wollen. Ich werde prompt antworten. Münster, den 5. August 1880. Adolph Russell. Zu A. Russcll's Fachkatalogcn. Herr Russell will dem projectirten Gesammt-Berlagskatalog Fachkataloge folgen lassen, welche, wenn sie zweckmäßig eingerichtet sind, gewiß von größerem Nutzen für den Buchhandel sein werden, als der Gesammt-Berlagskatalog selbst, dessen „enorme" Vortheile ich, osten gestanden, noch nicht einzusehen vermag. Fachkataloge aber, wie sie Herr Russell geben will, können auch schwerlich den Bedürfnisten des Buchhandels genügen. Es sollen darin nämlich die Artikel eines jeden Verlegers in der be treffenden wissenschaftlichen Abtheilung beisammen bleibe», so daß also z. B. die gesammte medicinische Literatur nicht in einem Alphabet nach den Autoren-Namcn, sondern wieder nach den Ver legern geordnet wird. Ob die Verleger wie im Gcsammt- katalog nach Städten oder unter sich in einem Alphabet geordnet werden sollen, sagt Herr Russell nicht. Herr Russell ist nun zwar der Ansicht, daß die Fachkatalogc so wenig als der Gesammt-Berlagskatalog zum Nachschlagen dienen sollen. Ich bin aber der Meinung, daß Bücherkataloge über haupt nicht anders alszumNachschlagen benutztwerden, und kanndcs- halb den Fachkatalogen, wie sieHerr Russel einzurichten gedenkt, keinen großen Werth beimessen. Herrn Russell wird daher zu empfehlen sein, diesen Theil seines Unternehmens noch einer gründlichen Er wägung zu unterziehen. Die Fachkataloge werden übrigens, da sie die Titel voll (d. h. unverkürzt) wiedergeben sollen, mit dem Au toren- und Matcrienregister denselben Umfang haben müssen, wie der Gesammt-Berlagskatalog selbst, in der That eine angenehme Perspective sür die Verleger, welche doch auch die Kosten der Fach kataloge tragen müssen, nach der Versicherung des Herrn Russell aber bei dem Gesammt-Verlagskatalog viel billiger fahren sollen, als wenn sie ihren Katalog selbst drucken lassen. Die Kirchhofs- Hinrichs'schen 5jährigen Kataloge für 1851—1875 umfassen sür diesen nur 25jährigen Zeitraum 2240 Seiten — 140 Bogen in 8. L 16 Seiten, welche nach der Russell'schen Satzprobc mindestens 180 Bogen des Gesammtkatalogs füllen werden. Der Umsang des letzteren wird daher, wenn er vollständig wird, gering veranschlagt wenigstens 400 Druckbogen oder 10 Bände L 40 Bogen stark werden. Dazu die Fachkataloge von ungefähr gleichem Umsang — dann habe» wir eine stattliche, 20 Bände umsassende Bibliothek von nur Verlagskatalogen. Wenn sie nur erst fertig wären! Ich habe den ganzen Plan von vornherein sür nicht sehr praktisch gehalten und kann mich auch heute noch nicht von dieser Ansicht trennen trotz der vielen Anerkennungszeugnisse, welche Herrn Russell zutheil geworden sind. Pcrjoiialnachrichtcn. Die Verlagshandlung und artistische Anstalt von Theodor Fischer in Cassel hat auf der Weltausstellung in Sidney den ersten Preis erhalten sür „aus gezeichnete Darstellung von Figuren für beschreibende Naturwissenschaft und Naturkunde von sehr hohem Werthe". — Die von mehreren Blättern ge brachte irrthümliche Mittheilung, daß die genannte Auszeichnung Herrn Th. Fischer sür „Oelfarbendrucke" zuerkannt sei, wird hier durch berichtigt. Dem Verlagsbuchhändler Georg Joseph Manz in Regensburg wurde ans Anlaß seines fünszigjährigenGeschästsjubiläums von dem Könige von Spanien das Ritterkreuz des Ordens Karl'slll. und vom Papst Leo XIII. das Ritterkreuz des St. Gregorius-Ordens verliehen. Der Chef der Hosmusikalien-Handlung Falter L Sohn, Herr Ferdinand Neustätter in München, ist zum Ehren-Mitglied des Polytechnischen Vereins in Breslau ernannt worden.