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^ 9, 12. Januar 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 481 die in der Liste über rabattberechtigte Buchhändler (so heißt sie seitdem) Aufnahme gefunden hatten. Dadurch wurde nicht allein die Konkurrenz eingeschränkt, indem damit dem großen Andrange von Personen aus den verschiedensten Klassen ohne irgendwelche fachliche Ausbildung, dem der Buchhandel als freies Handelsgewerbe ausgesetzt war, ein Damm entgegen gesetzt wurde, sondern auch eine Hebung des Standes in sozialer Hinsicht angestrebt, wie sie tatsächlich auch im Lause der Jahre erfolgt ist. Allmählich wurden die Bestimmungen der Gründer des Vereins vom Jahre 1837 um verschiedene neue vermehrt, die seine Stellung im dänischen Buchhandel mehr und mehr gestärkt und befestigt haben. Trotz dieser verschiedenen Änderungen ist jedoch die Rabattberechtigung unverändert geblieben. Die Liste der rabattberechtigten Buchhändler ist zwar in den verflossenen Jahren stark angewachsen, ruht aber noch auf der ursprünglichen Grundlage und hat sich, wie man anerkennen muß, durchaus bewährt. Noch heutigentags legen die Satzungen des dänischen Buchhändlervereins folgende drei Punkte fest: Kein neuer Buchhändler wird in die Liste rabattberechtigter Buchhändler aus genommen, ehe derVerein in einer Sitzung beschlossen hat, ihn als r a b a t t b e r e ch t i g t anzuerkennen. Kein Mitglied des Vereins und kein r a b a t t b e r e ch t i g t e r Buchhändler darf sich weigern, den auf der Liste aufgesührten Firmen Rabatt einzuräumen. Kein Mitglied des Vereins und kein rabattberechtigter Buchhändler darf an andere Händler als an die in der Liste aufgeführten Firmen Rabatt gewähren. Kopenhagen, im Januar 1912. V. I. Die katholischen Organisationen für den Büchervertrieb. IFortsetzung zu Nr. 8 d Bl.) Aus derselben Grundlage, auf der der Borromäusoerein ruht, wurde der Katholische Bücherverein in Salzburg begründet, der seit 1899 unter der Firma Vereinsbuchhand lung ein Sortiment betreibt. Im Gegensatz zu seinem Vor bild ist diesem Verein das oben erwähnte Verbot des Börsen vereins, Bücher mit Rabatt zu liefern, verhängnisvoll ge worden. Er kann zurzeit nur mehr mit wenigen hundert Mitgliedern rechnen. Wenn die für dieses Jahr in größerem Maßstab geplante Agitation keinen Erfolg hat, wird sich die Vereinstätigkeit nicht mehr aufrecht erhalten lassen. Jetzt schon beschränkt sich diese Tätigkeit fast aus schließlich auf die kleine Salzburger Diözese, da die übrigen österreichischen Diözesen eigene Preßvereine, Bücherbruder schaften oder ähnliche Unternehmungen besitzen. Der Verein versendet halbjährlich ein zuletzt 1800 Nummern umfassendes Gabenverzeichnis zur Auswahl und bewilligt nach Möglich keit Gratisspenden an katholische Volksbibliotheken. Das Sortiment besorgt Bücher des In- und Auslandes. Die bedeutendste der eben erwähnten österreichischen Bücherbruderschaften ist die 1894 gegründete St. Josef- Bücherbruderschaft in Klagenfurt, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, das Volk in die katholische Lektüre einzuführen und katholische Familienbibliotheken zu begründen. Da ihre Begrün der glaubten, daß die Mitglieder bei freier Wahl unter den Büchern sich meistens nur belletristische kommen lassen würden, hat man vorgezogen, selbst die Gaben zu bestimmen. Die Autoren bekommen bestimmte Aufträge, und auf diese Weise hofft man, planmäßig und systematisch die verschie denen Wissensgebiete in volkstümlicher Form dem Volke zu er- Börsuiblatt sllr dm Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. schließen. Es erscheint daher alljährlich unter den aus fünf Büchern bestehenden Mitgliedcrgaben ein Buch religiösen oder asketischen, eines apologetischen oder kirchengeschichtlichen, ein drittes praktischen oder verschiedenen und ein viertes rein belletristischen Inhalts und ein Kalender. Der Verein hat seine Mitgliederzahl von 6600 im Jahre seines Entstehens auf 180 000 vergrößern können, die jährlich 2 Kronen oder 1 ^ 70 H zahlen, wofür sie die 5 Bücher erhalten. Gegen eine kleine Nachzahlung kann noch ein sechstes Buch, das belle tristischen Inhalt hat, bezogen werden. Wert wird auch auf eine reiche Illustrierung der Bücher gelegt. Jährlich werden auf diese Weise 600 bis 700 Bilder (Raffael, Murillo, Tizian, Rubens bis zu den neuesten Malern), für deren Reproduktion viele tausend Kronen aufgewendet werden, unters Volk gebracht. Von den Mitgliedern wohnen in Deutschland, meist Süddeutschland 40 000, in Niederösterreich 18 000, Oberösterreich 14000, Tirol und Steiermark je 12 000 und Kärnten 10 000. In Wien besteht seit 1895 das Komitee des St.-Bincenz-Vereins zur Verbreitung guter Bücher und Schriften für das Land Niederösterreich, das jährlich für ca. 1000 Kronen Bücher und Zeitschriften an kauft und an über 100 Institute verteilt. Im Börsenblatt wurde 1907 (Nr. 92 vom 22. April) das Bedenken laut, daß solche unbesteuerto Anstalten den katholischen Sortimenter schädigten. Hierauf erwiderte die Bruderschaft'), daß ihre Buchdruckerei außerordentlich stark besteuert sei und einer großen Anzahl von Gewerbetreibenden, wie Buchbindern, Buchdruckern, Arbeitern mit ihren Familien den Lebensunterhalt biete, ganz wie bei anderen Verlegern und Verlagsgefellschaften. Dann heißt es weiter, die Josef-Bücherbruderschaft mache dem katho lischen Buchhandel nicht nur keine nennenswerte Kon kurrenz, sondern schaffe ihm im Gegenteil einen neuen bedeutenden Kundenkreis. Wie aus den Mitgliederlisten hervorgehe, seien die Bücher zum allergrößten Teil in die untersten Volksschichten, in Bauern- und Arbeiterhäuser, zu Dienstboten usw. gedrungen, die früher kaum jemals ein Buch gekauft oder gekannt haben. Durch die Bruderschaft würden sie zum Lesen angeregt und in die katholische Lite ratur eingeführt. Allerdings seien auch tausende intelligente Leute und akademisch Gebildete Mitglieder der Bruderschaft, aber man wolle doch nicht behaupten, daß diese ihre literarischen Bedürfnisse durch die fünf Volksbücher der Bruderschaft ge deckt erhielten? Im Gegenteil würden sie durch sie auf viele Verlagswerke aufmerksam gemacht. In den ersten zehn Jahren hat die St. Josef-Bücher- bruderschaft je eine Million Kalender, Gebetbücher und Geschichtenbücher verbreitet. Das Unternehmen hat mehrere Nachahmungen in Österreich und Deutschland gefunden, die aber fast sämtlich nach kurzer Zeit eingegangen sind. Hier ist noch des 1908 nach der Klagenfurter Organi sation gegründeten »St. Josephs-Vereins zur Ver breitung guter Schriften« zu gedenken, dessen Zentrale sich jetzt in Köln befindet. Seinen Zweck sucht der Verein zu erreichen durch das seit 1909 erscheinende Vereinsorgan »Aufwärts«. »Dieses empfiehlt gute katholische Schriften, weckt das Interesse durch Proben aus gediegenen Werken«; es wendet sich besonders an die Frauen und Erziehungs anstalten. Der Zweck des Vereins ist aber weniger eine unmittelbare Einwirkung auf die Bücherverbreitung als eine mittelbare: die Unterstützung aller Bestrebungen zur Ver breitung katholischer Bücher und Schriften. Die Mitglieder »> Verschiedene Ansichten über St. Joses. Bruderschaft und Borromäus - Verein. Eine Antwort an Falkenberg und andere. Klagensurt, Buch- und Kunsthandlung des St. Josesvereins in Klagenfurt (1908). S. 20 u. ff. 64