Volltext Seite (XML)
G r o ß e n h a y n e r wöchentliches Unterhaltungs-und Heraus gegeben sZstes Jntelligenzblatt. fürs Jahr i8iZ. Stück. Sonnabends, den io. July. Arlotto. gebildeter und aufgeklärter die Menschen »erden, desto größer scheint die Masse von Angst und Noth zu werden, die sie von der Wiege bis zum Grabe umlagert. Lustige Leute werden im mer seltener, weil die Lustigkeit und Munterkeit mit der jetzigen Zeit in einem so schneidenden Kontraste steht. Sonst war dieses anders; da gab es Lustigmacher an den Höfen, wie bey den Gelagen der Bürger, aber auch Narren. Sonst harte« diese zwar ein Amt, aber nicht das, Las sie jetzt an vielen Orten verwalten; daher steht es so schlecht in der Welt, und «S giebt der fro hen Stunden für die Menschen so wenige. Einer der lustigsten Köpfe Italiens war Arlotto, der Pfarrer im Toskanischen war und 148; zu Florenz starb. Wegen seiner Schwänke und Einfälle ist er in ganz Italien berühmt. Einst fragte man Arlotto, in welchem Lande es sich am besten lebe? -,O, es ist aller Orten gut leben, nur da nicht, wo di« Ausgabe die Einnahme übersteigt, und wo die Menschen mehr gelten wollen aiö die Gesetze." Ein sehr wohlgekleideter Mensch schwatzte in einer Gesellschaft, in der sich auch Arlotto befand, sehr unanständig.? Dinge. „ Reden Sie doch, junger Herr, sagte Arlotto, wie es sich zu Ihren Kleidern schickt, oder tragen Sie Klei der, die zu Ihren Reden passen." Einst kam er an einem rauhen Winterabend« ganz durchnäßt in einem Wirthshaufe an, wo eine Menge Bauern das große Kaminfeuer schon so besetzt hatten, daß der arme Arlotto keinen Finger warmen konnte. Aergerlich hier über und vor Kälte zitternd, setzte er sich in eine Ecke, und als der Wirth ihn fragte, was ihm fehle? «rwiederte er: „Ich habe eine Halbe Stunde von hier auf dem Wege 40Gold» gülden verloren, und ich will dich daher bitten, morgen bey Tagesanbruch jemand mit mir zu schicken, um sie zu suchen." Kaum hörten dieß die Dauer», so schlich sich Einer nach dem An dern fort, um das Geld zu suchen, und Ar« lvtto hatte die Freude, sich nicht nur an« »8