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wöchentliche- Jntelligenzblatt. fürs Jahr i8iZ. UnterhaltMgs-und Herausgegeben zteS Trostschreiben des Servius Sulpicius an den Cicero, beym Ableben seiner ToHtcr Tullia.*) Frey übersetzt r»»d einem vornehmen Manne in W. in saß gleicher tage gewidmet von E—. D—. ie Nachricht von dem Ableben Ihrer Toch ter, Tullia, hat mich mit allem dem schmerzlichen Beyleid erfüllt, welches ein Freund für den an dern empfinden kann und soll. Cs war mir, als hätte ein gleicher Schlag mich selbst betrof fen. Wäre ich bey Ihnen gewesen, würde ich Sie zu beruhigen gesucht, und meinen eignen Schmerz mit dem Ihrigen persönlich getheilt haben. Zwar ist diese Art zn trösten an sich selbst sehr bitter und jammervoll, weil eben die- jenigen, welchen diese Pflicht obliegt, als Ver wandte und Freunde, gleiches Leid fühlen, und Thronen ihre Worte hemmen, so , daß sie für sich selbst mehr deS Trostes zu bedürfen schei nen , älS andern diesen Liebesdienst zu erweisen vermögend sind. Indessen wage ich es doch, dasjenige, was mir hierüber beygefallen ist, Ih nen kürzlich vorzulegen, nicht, als ob ich glaub te, Sie wüßten es nicht von selbst, sondern, weil Sie vielleicht, von Schmerz betäubt, itzt Sich nicht ganz sammlen können.« Sagen Sie: was ist's, daS so gewaltig Ihr Innerstes er schüttert? Bedenken Sie, wie das Schicksal bisher mit uns verfahren hat, wie alles uns entrissen ist, was dem Menschen so werth, alö leibliche Kinder seyn muß, Vaterland, Anseh», Würde, Ehrenstellen aller Art. Kann unser ') Diesen treflichrn Trostbrief, ein Meisterstück römischer Beredsamkeit, schrieb der Staatsmann und Rechtsgelehrte, Sulpicius, an feine» Freund, den Konsul Cicero, im Jahr der Re publik 70z. Man findet ihn in Cicero's Briefen sä kUlisrs, Läl>. IV. Lp. 5. aufbewahrt. Er wurde in dem Zeitpunkte geschrieben, da Cäsar in Hispanie» die Söhne deS PompejuS geschlagen hatte, und das Schicksal der rönuschen Unterjochung durch die Triumphe des Siegers' so gut als entschiedm war.