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»4 sterblichen Götter." — Um nun Kinder an Leib und Geist zu gesunden Menschen zu bilde», gebe man ihnen in de« ersten Jahren ihre- Le dens nicht stärkende, nervenreizende Kost, son dern einfache, leicht verdauliche Speisen. Fri sche Luft, Reinlichkeit, leichte und lockert Be kleidung , und Freyheit zu Gebrauch und Aus arbeitung der Glieder, wird unsere Kinder, ohne Säftchen und Zulp, ohne Wieg' und Gän gelband, gesund erhalten und stark machen. Kinder zu unterrichten und zu bilden, ist kei ne gemeine Kunst; und fast jedes Kind muß auf eine eigne Weise behandelt werden. So wie der junge Baum bricht, wenn man ihn zu hart ans Spalier zieht; oder gefährlich verwundet wird, wenn ei» schneidendes Band ihn fesselt»' eben so wird auch der Feuergeist im Knaben durch Stren ge und Harte verbildet. Und wie der junge, dem Wind und Wetter preisgegebene Baum oft verkrüppelt, wie die Pflanze, aller Luft entzogen, nie gedeihet, so wird auch der sich selbst über lassene Knabe und Jüngling nur selten der nütz liche Mann, der er durch seine Talente werden konnte, und das verhätschelte Mädchen wird ihrem Chcmanne Geißel und ihren Kinder» Stief- wenn nicht Rabenmutter. Jedes Kind des Landeinwohners gehört dem Staate; jeder Mensch ist «in Kapital, womit die StaatSregierung wuchern muß. Auch in der Hütte werden Menschen von Muth und Ta lenten gebohren. Der Weltumsegler Cook war der Sohn eines Tagelöhners. Der preußi sche General von Dörflinger war der Sohn eines armen Mannes in Brandenburg, als Schneidergeselle wurde er Soldat; Nelson, der größte Seeheld Englands, hatte «inen klein städtischen Schulrektor zum Vater. Imma nuel Kant, durch sein philosophisches System verewigt, war der Sohn eines Riemers. Wenn die Obrigkeit bey der Schnlpröfnng bi« Fähigkeiten und Neigungen der Schulkinder selbst erforscht, die Eltern darauf aufmerksam macht und ermahnt, ihren Sohn nicht nach ih. r«n Grillen, sondern seinen Kräften und Wün schen gemäß zu bilden; so werden die gegrün deten Klagen: daß mehrere Männer nicht auf ihren Posten stehen, daß so Mancher ein Opfer des Dorurtheils seiner Mutter, oder der Despo tie feines Vaters, ein Pfuscher in seinem Ge werbe, oder bey allen Kräften ein Bettler, wohl gar ein Verbrecher und Selbstmörder wurde, bald verstummen. Hätte Eulenspiegels Mutter nicht darauf bestanden, ihren Soh» einst von der Kanzel Herab sprechen zu hören, er würde durch seine Talente und durch richtige Ausbildung derselben, vielleicht Minister oder Feldherr geworden sey». Beyspiel« verderben gute Sitten, um so mehr machen sie rohe Kinder ungesittet. Kinder dür fen nicht an öffentlich« Oerter des Vergnügens, nicht in große Gesellschaften geführt werden. Selbst die gebildetste Gesellschaft bleibt nicht immer in den Schranken der Tugend, in wel chen Kinder ihre Eltern und jeden Erwachsene» stets sehn sollten. Auf die Gefühle unsrer Kinder müssen wir «in wachsames Auge haben, und sie auf Gegen stände hinleitt», wodurch das Herz unschuldig erhalte» und für di« Tugend empfänglich wird. Gerechtigkeit, des ManncS schönste Tugend, s» wie Muth und Tapferkeit, sein höchstes Ver dienst, sey !mm«r der Gegenstand, für welche«