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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 26.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188408263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18840826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18840826
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-08
- Tag 1884-08-26
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Monat
1884-08
-
Jahr
1884
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_ Nr. 101. Die Indianer in Amerika find eine wahrhaft be- " klagenswerthe Menschenrace. Trotzdem daß sie die größten Grundbesitzer der Welt sind, nagen sie doch oft geradezu am Hungertuch und nicht selten tritt der Hungertyphus in so furchtbarem Grade unter ihnen auf, daß sie zu Hunderten Hinsterben. Die Ursache dieses kläglichen Lebens liegt einzig und allein darin, daß das Land, welches jeder Jndianer- stamm als sein rechtmäßiges Eigenthum ansieht, nicht in einzelne Parcellen getheilt ist, sondern daß es der Gesammt- heit gehört. So will keiner pflügen noch säen, aber ernten will Jeder. Natürlich bleibt auf diese Weise das Feld un bebaut und trägt nur Unkraut, Dornen und Disteln. Was nützen daher den einzelnen Stämmen ihre weitausgedehnten Landstrecken, die so groß sind, daß auf jeden Kopf ein Areal von 1280 Acker Land kommt, wenn sie nicht aus genutzt werden. Würde jeder Indianer nur 5 Acker Land als sein wirkliches persönliches Eigenthum besitzen, dann würde in Kurzem die Grassteppe in fruchtbare und ertrag reiche Fluren verwandelt sein können und die „Rothen" würden bald die civilisirtesten Leute der Welt sein. So aber gehört das Land Allen zusammen und da mag Keiner für den Andern den kleinen Finger krumm machen. Die Leute kommen aus dem Schlendrian und Schmutz nicht heraus, und so lange nicht der Einzelne ein Stück Land fein Eigenthum nennen kann, auf dem er sichs wohl und behaglich macht, ist an eine Besserung der jämmerlichen Verhältnisse der Indianer gar nicht zu denken. — Be kanntlich wollen Most und Consorten die ganze Welt dahin verbessern und damit beglücken, daß Niemand mehr Privat eigenthum besitzen soll, sondern Alles soll der Gesammtheit gehören. Wer nun wissen will, was für Verhältnisse sich dann bilden würden, der braucht blos zu den Indianern Amerikas zu gehen, wo das Most'sche System seit alter Zeit besteht. Gerade so, wie es bei den Indianern auS- sieht, würde es dann in der ganzen Welt werden. Ob es nun Jedermanns Geschmack ist, a la Rothhaut zu leben, daran dürfte man dock einen gelinden Zweifel hegen. Tagesnachrichten. Sachsen. Se. Majestät der König und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg wohnten am Freitag auf dem Dresdner Cavallerie-Exercirplatze der Besichtigung der 1. Jnfanteriebrigade Nr. 45, Letzterer sodann auch noch auf dem Artillerie - Exercirplatze dem gefechtsmäßigen Ab- theilungsschießen des 3. Infanterieregiments Nr. 102 bei. Abends begab sich Se. königl. Hoheit der Prinz Georg, vom Prinzen Friedrich August begleitet, nach Chemnitz, um dort am nächsten Morgen der Besichtigung des 5. In fanterieregiments „Prinz Friedrich August" beizuwohnen. Auf dem alten Exercirplatze zu Leipzig ist am 23. August die unter dem Protectorate Ihrer Majestät der Königin stehende Gartenbau-Ausstellung eröffnet. Gegen Mittag widmeten Ihre königl. Majestäten der Ausstellung einen längeren Besuch und waren sichtlich erfreut über das lieb liche Bild, welches sich hier darbietet. Hervorzuheben sind namentlich die Gruppen der Warm- und Kalthauspflanzen, welche allein über 400 Aussteller mit Erzeugnissen versahen und die das Bewundernswertheste von Blumensortimenten und Specialitäten enthalten; ihnen reihen sich die Gruppen der Schau- und Decorationspflanzen, durch 27 Aussteller vertreten, würdig zur Seite. Die Ausstellung wird bis mit dem 2. September geöffnet sein. Bei der Prämiirung erhielten: Wagner in Gohlis bei Leipzig den Preis Sr. Ma jestät des Königs (silberne Fruchtschale), Haubold in Striesen bei Dresden den Preis Ihrer Majestät der Königin (De jeuner-Service aus Meißner Porzellan mit den Ansichten der königl. Schlösser), Riescher in Leipzig den Preis der Stadt Dresden, Moßdorf in Lindenau den Preis der ritter- schaftlichen Stände des Leipziger Kreises und Weltzien in Connewitz die goldene Medaille. Von Radeberg aus wurde am Freitag zum ersten Male die neue Secundärbahn nach Moritzburg von einem ciuusi Personenzug befahren. Derselbe bestand aus einem der Miniaturwaggons und mehreren mit Stühleu und Bänken ausmöblirten offenen Lowries. Dieselben waren bestimmt zur Aufnahme der von der königl. Generaldirection der sächs. Staatseisenbahnen entsendeten Commission behufs Re- vidirung der Strecke, welche demnächst vom Staate über nommen werden soll. Die Eröffnung wird voraussichtlich noch in diesem Monate stattfinden. Zugleich sei erwähnt, daß bezüglich des lästigen Umladens der Güter von Se cundärbahn-Waggons auf solche normalspuriger Bahnen in Radebeul verschiedene neue Vorkehrungen getroffen wor den sind, welche es ermöglichen, daß gar nicht umgeladen, sondern der betreffende Secundärbahnwagen gleich auf eine Lowry der normalspurigen Bahn geschoben und so an den Bestimmungsort der Waare befördert wird. Auch in Mügeln langte am 21. August Nachmittags die erste, längst ersehnte Locomotive an, welche zwei Hains- berger Lowries mit sich führte. Unter den in Großbauchlitz, Gadewitz und anderen Orten der Eisenbahnlinie Döbeln- Mügeln eingestiegenen Herren befand sich auch Landtags- Abgeordneter Uhlemann-Görlitz, welcher nach Ankunft des Zuges darauf hinwies, daß das seit 18 Jahren ersehnte Verkehrsmittel einer Eisenbahn endlich erreicht worden sei, und seine Rede mit einem Hoch auf Se. Majestät den König und die hohe Staatsregierung schloß. Zu einer aufregenden Affaire kam es am 21. August in Pirna in der Wohnung des Baumeisters Kluge, dessen Hund (eine gelbe Dogge) Plötzlich auf die Frau des Hauses zufuhr und derselben an einem Fuße und an der Schulter durch Bisse Fleischwuuden beibrachte. Das Thier wurde alsbald erschossen und auf behördliche Anordnung secirt; etwas Wuthverdächtiges ist dabei nicht entdeckt worden. Nachdem in Polenz in kurzer Zeit drei Kinder an der Diphtheritis gestorben sind und noch etwa 15 andere an dieser ansteckenden Krankheit daniederliegen, ist am Mitt- woch—aus Anordnung des königl. Bezirksarztes zu Pirna die Schule bis auf Weiteres geschlossen worden. Am vorletzten Sonntag wurde in Glauchau ein Bettler aufgegriffin, welcher sechs auf verschiedene Namen lautende Großenhainer Unterhalt««--- und Änzeigeblatt. Sekte L. Legitimationspapiere bei sich führte, in welchen derselbe als Brauer, Conditor, Gürtler, Goldarbeiter und Fleischer auf geführt. Der Bursche, welcher durch die Ausnutzung dieser Gewerbe sein reichliches Auskommen gefunden hatte, soll eingestanden haben, daß alle von ihm geführten Namen falsch seien, daß er Johann Friedrich Naumann heiße, aus Bitterfeld gebürtig und im Juni d. I. vom 5. bayerschen Infanterieregiment, in das er eingestellt gewesen, desertirt sei. Auf dem Bahnhofe zu Löbau gerieth in der Nacht zum 22. August der 33 Jahre alte Wagenschieber Schmidt aus Altlöbau zwischen die Puffer zweier Wagen und fand da durch seinen augenblicklichen Tod. Der Verunglückte hinter läßt eine Witwe und zwei unerzogene Kinder. Die Tödtung des Gutsbesitzer Meher in Reinsdorf bei Zwickau durch einen losgeriffenen Stier hat leider noch einen Unglücksfall im Gefolge gehabt. Der 69jährige Schuh macher Meyer wollte das Begräbniß des Ersteren mit an sehen und sprang zu diesem Behufe über den Bach; er kam aber zum Fallen und fiel so unglücklich auf einen Pfahl, daß der Tod nach etwa 10 Minuten eintrat. Infolge des mangelhaften Zustandes eines Blitzableiters fuhr bei dem am 20. August Mittags sich über Lichtenstein entladenden Gewitter ein Blitzstrahl in die Werkstatt des Schlossermeisters Martin, wo außer Letzterem noch der Geselle und ein Lehrling verweilten. Während die beiden Ersteren vom Blitz verschont blieben, wurde der ganz in ihrer Nähe stehende Lehrling auf der Stelle getödtet. In Langebach bei Hartenstein fielen am 18. August das vierjährige Töchterchen und das fünfjährige einzige Söhnchen des Gutsbesitzers Schauer in ein Jauchenloch und konnten nur todt herausgezogen werden. Deutsches Reich. Wie von anderen auswärtigen Mächten, hat jetzt auch eine italienische Marinedeputation in sehr eingehender Weise sämmtliche Einrichtungen zu Kiel und Wilhelmshaven in Augenschein genommen. Auf un mittelbaren Befehl des Kaisers wurde der Commission Alles bis in die kleinsten Einzelheiten gezeigt, und sind die Commissionsmitglieder, die bereits ihre Heimreise an getreten haben, vcll Anerkennung für das ihnen bewiesene Entgegenkommen. An das Reichskanzleramt ist von der Bauernschaft des hannöverschen Dorfes Diddersee bei Gifhorn eine Petition gerichtet worden, die gegen die umherstreifenden Zigeuner- banden gerichtet ist und sich der Zustimmung in ganz Deutschland erfreuen dürfte. In derselben heißt es u. A.: „Es darf nicht geduldet werden, daß das bettelnde und stehlende faule Zigeunergesindel dem fleißigen deutschen Ackerbauer das Leben sauer macht und ihn ausbeutet! So wie andere freie Völker dem nachtheiligen Treiben ein dringender ausländischer Völkerschaften durch Gesetze einen Riegel vorschieben, z. B. die Vereinigten Staaten von Nordamerika gegenüber der Chineseneinwanderung, gleicher weise könnte auch durch ein einfaches einparagraphiges Gesetz — Zigeunern ist aller Gewerbebetrieb im Umherzieheu, sowie bandenweises Umhertreiben innerhalb des deutschen Reiches bei Gefängnißstrafe bis zu 3 Monaten untersagt — nachhaltig Abhilfe geschafft werden." Oesterreich. Das Kronprinzenpaar schwebte am Donners tag in ernster Gefahr. Von Bruck in der Station Himberg angekommen und von dort nach Laxenburg fahrend, stürzte der Wagen um, weil die Stange eines Wiesenschrankens, um welche der Kutscher herumfahren'wollte, in eines der Hinteren Räder gerieth. Das Kronprinzenpaar fiel heraus und der Kutscher, sowie der Leibjäger wurden vom Bocke geschleudert. Der Kronprinz erlitt an der rechten Hand eine leichte Hautabschürfung und verspürte Schmerzen in der Hüftgegend; die Kronprinzessin kam mit dem Schrecken davon, während der Kutscher einige Hautabschürfungen, erlitt. Da die Pferde stehen blieben, trat kein weiterer Unfall ein. Das Kronprinzenpaar setzte dann seine Fahrt in einem anderen Wagen fort. Schweiz. Im Kloster Einsiedeln, dem berühmten Wall fahrtsort im Canton Schwyz, wird zum 24. d. M. eine große Pilgerschaar aus Belgien erwartet, die dem wunder- thätigen Gnadenbilde der heiligen Jungfrau für den glän zenden Wahlsieg und die Erhöhung des Ministeriums Malou-Jacobs-Woeste-Vandenpereboom den Dank der gläubigen Mehrzahl des belgischen Volkes darbringen will. Frankreich. Bezüglich des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen Frankreichs zu China veröffentlicht die „Agence Havas" folgende Note: Trotz des der chinesischen Regierung fortdauernd bewilligten Aufschubes und trotz der Mäßigung der französischen Unterhändler hat das Cabinet von Peking definitiv jede Genugthuung für den Verrath von Langson verweigert und seine Bevollmächtigten von Shanghai zurück gezogen. Die französische Regierung mußte deshalb China einen letzten Aufschub Vorschlägen. Der Gesandte Patenötre erhielt den Befehl, dem Tfung-li-Damen das Votum des französischen Parlaments zu notificiren und gleichzeitig zu erklären, daß di: Entschädigungssumme definitiv auf 80 Mill, festgesetzt, i.l 10 Jahren zahlbar sei und daß, wenn inner halb 48 Stunden der Tsung-li-Damen sich nicht endgiltig entschieden habe, der Admiral Courbet beauftragt werden würde, die erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, um Frankreich die ihm zukommende Entschädigung zu sichern. Der letzte Aufschub lies heute (am 21. August) um 1 Uhr- Nachmittags ab. Der Botschaftssekretär Semallö mußte deshalb sofort Peking verlassen, um sich Patenötre in Shanghai anzuschließen. Im Laufe des Tages suchte der chinesische Gesandte eine Audienz bei dem Ministerpräsidenten Ferry nach und erklärte, er habe von dem Tsung-li-Damen Befehl erhalten, auf seinen Posten nach Berlin zurück- zukehren. Li-Fong-Pao verabschiedete sich von Ferry, welcher ihm sofort seine Pässe zustellen ließ. Dänemark. Der König ist vom König Oskar von Schweden eingeladen worden, den in der Nähe von Lund stattfindenden Schlußmanövern in der Provinz Schonen beizuwohnen. Der König hat die Einladung acceptirt und wird den 5. und 6. September dort zubringen. Merkwür diger Weise wird sich das Hauptquartier auf dem Herrensitz Svenstorp, dem Baron Gyllenborg gehörend, befinden, auf dessen Grund und Boden Kar XI. von Schweden und Christian V von Dänemark im November 1676 den Kampf um den Besitz Schonens auskämpften. Neueste Nachrichten. Rom, 24. Anaust. Der Marineminister ist auf die Nach richten über das Auftreten der Cholera nach Spezzia abgereist, wo die Krankheit ganz plötzlich nach einem heftigen Gewitter sturme ausbrach. Bis jetzt find daselbst insgesammt 70 Er krankungen und 48 Todesfälle vorgekommen. Varis, 24. August. Ein Telegramm aus Shanghai vom 24. d. Vormittags 11'/, Uhr meldet, daß das Bombardement von Foutschou gestern Nachmittag um 2 Uhr beaanu und Abends 8 Uhr aufhörte. Das Arsenal ist zerstört. Sieben chinesische Kanonenboote wurden in den Grund gebohrt, zwei entkamen. Die Nachricht von dem Verluste zweier französischer Schisse be stätigt sich nicht. Das europäische Viertel Foutschous ist bei dem Bombardement in keiner Weise beunruhigt worden. Nachrichten aus 8tM und Amgegend. Großenhain. Immer näher rückt das von dem Vereine „Rath und That" projectirte Sommerfest. Der Vorstand und Ausschuß des Vereins ist eifrigst mit den umfassendsten Vor bereitungen beschäftigt, und diesen Vorbereitungen nach zu urtheileu, scheint das Fest alles bisher Dagewesene überbieten zu sollen. In dem herrlichen Garten werden dem Publikum allerlei Lustbarkeiten, Ueberraschungen und Genüsse geboten werden, so daß sich Jedermann köstlich amüsireu kann. Stadt orchester, Tromveterchor und Liedertafel werden unablässig be müht sein, musikalische Hochgenüsse zu bieten: 30 junge, liebens würdige Damen hiesiger Stadt werden als Verkäuferinnen und Gehilfinnen bei dem Feste sungiren; die Verloosung und das Glücksrad werden zahlreiche Gewinne darbieten, das Theater wird köstlichen Humor entfalten, Schießstände werden ihre Zug kraft entwickeln, u. s. w., u. s. w. Besondere Anziehungskraft dürste das Hippodrom ausüben, welches, wie wir hören, unter der tüchtigen und bewährten Leitung des Herrn Kaufmanns Kamprad stehen und mit seinen netten Ponys (wir hören, daß 10 Strick aus Dresden ankommen werden) Erwachsenen und Kindern viel Spaß und Vergnügen gewähren wird. Wer sich lebendigen Pferden nicht anzuvertrauen wagt, hat auf dem eben falls ausgestellten Carrousel Gelegenheit, die Reitkunst zu üben. Von Abends '/, 9 Uhr au wird auch der Tanzsalon geöffnet sein. Wie wir werter hören, werden auch die Gegen stände ausgestellt sein, für welche .Herrn Condrtor Fromm kürzlich auf der Ausstellung zu Berlin ein Diplom I. Klasse verliehen: es sind in Backwerk reizend dargestellte Märchen. — Sehr erfreulich ist es, daß sich der anerkannte Sinn für Wohlthätigkeit unter der hiesigen Ein wohnerschaft durch Stiftungen sehr hübscher und theilweise sehr werthvoller Geschenke für die Verloosuna abermals bewiesen hat. Noch täglich gehen Geschenke ein und werden solche noch sehr gern angenommen. Mochte nun das Fest recht zahlreiche Theiinchmer finden Idas Entree ist ja so billig gestellt!) und recht glücklich verlaufen! Gilt es ja nur, die Mittel zu that- kräftiger Unterstützung armer Witwen und Waisen und anderer hilfloser Personen zu beschaffen. — Tie Leser ersehen aus dem Jnseratentheil der vor liegenden Nummer, daß der Zauberkünstler Millini am 27. und 28. August Abends 8'/, Uhr im Gesellschaftshause hier zwei Vorstellungen zu geben beabsichtigt. Die Leistungen des genannten Herrn werden in den uns vorliegenden Zeitungs berichten als ebenso geschickt, wie unterhaltend anerkannt, und es wird daher wohl auch bei uns das Publikum recht zahlreich die Gelegenheit wahrnehmen, sich einen genußreichen Abend zu verscyasfen. —* Zu den Hilfesuchenden, welche die Kliniken sreguentiren oder in private ärztliche Behandlung gebracht werden, stellen erfahrungsmüßig die scrophulösen Kinder mit ihren fungösen Knochen- und Gelenkleiden das größte Eontingent. Wollte man den Eltern dieser Kinder jedesmal alle Naihschläge mündlich mit auf den Weg geben, welche zur Bekämpfung der Scrophulose zu ertheilen sind, fo würde es nicht möglich sein, den Strom der Kranken in absehbarer Zeit zu bewältigen. Und doch sind die Rathschläge ebenso wichtig, ja oftmals noch wichtiger als das Recept, welches den Leidenden verschrieben, oder die kleine Operation, die an ihnen vollzogen wird. Zudem ist es eine alte Erfahrung, daß das gesprochene Wort, wenn es nicht gar miß verstanden wird, leicht in Vergessenheit geräth. Uni diesem Uebelstande abzuhelsen und es zu ermöglichen, einerseits rasch zu handeln und zu ratben, andererseits gründlich zu belehren, hat Prof. I>r. Esmarch in Kiel ein fliegendes Blatt drucken lassen, das den Titel führt: „Rathschläge für die Eltern scrophuloser Kinder." Dasselbe gicbt in kurzen, bündigen, klaren Worten eine erschöpfende Belehrung für die Heilung der Scrophulose und ist demselben die weiteste Verbreitung zu wünschen, namentlich auch durch Vertheilung seitens der Aerzte an ihre Patienten. Der Preis ist nur 20 Psg. Verlegt und zu haben bei Lipsius L Fischer in Kiel. — t7. Ein entsetzliches Unglück hat sich an vergangener Mittwoch in Diesbar ereignet. Die Frau des Zimmermauns Sickert hatte, um eine Besorgung vorzunehmen, ihre beiden im Alter von zwei und vier Jahren stehenden Kinder in der Wohnung allein gelassen. Jedenfalls durch Streichhölzchen ist ein Brand entstanden-, als man denselben bemerkte, die Fenster einschlug, denn die Thür war verschlossen, und die Flammen löschte, war leider das zweijährige Kind im Bettchen schon so arg verbrannt, daß es bei Ankunft des Arztes verschied. Das vierjährige Kind soll leider auch hoffnungslos darniederliegen. Vermischtes. Am 22. August früh 9 Uhr lies; sich bei Herrn I>r. Rudolf Löwenstein in Berlin, dem Herausgeber des „Kladderadatsch", ein Fremder melden und erklärte, als er vorgelassen worden war: „Ich bin königlicher Beamter (!) nnd komme im Auftrage meines Schwagers, des Buchdruckers Hager in Chemnitz, welcher sich wegen einer ihn betreffenden Notiz im Briefkasten des „Kladde radatsch" beschweren und nach dem Verfasser erkundigen will." Herr Rudolf Löwenstein nahm hierauf die betreffende Nummer des „Kladderadatsch" zur Hand und überlas die folgende, im Briefkasteit derselben enthaltene Notiz: „Chemnitz. E. A. Hager, Buchdruckerei und Verlagsgeschäft: Die Aufsichtsbehörde schießt wohl über das Ziel hinaus, indem sie einige Ihrer Licder- sammlungen verbietet, weil manche in dieselben aufgenommcnen Volks- und Studentenlieder hier und dort eine Derbheit aus- weisen. Andere Artikel dagegen, die Sie uns als Probe über senden, wimmeln von widerwärtigen, kaum verhüllten Zoten, und diese Sachen Voit der Colportage auszuschließen, ist die Behörde nicht nur berechtigt, sondern entschieden verpflichtet. Wenn Sie sich nun in einem gedruckten Circular an die Re- dactivnen anständiger Blätter wenden mit der Bitte, Ihnen gegen die angebliche Vergewaltigung Ihres Schundverlags bei zustehen, so ist das eine Unverfrorenheit, die öffentlich gebrand- markt zu werden verdient." Und mit Bezug auf diese Notiz erklärte nun Rudolf Löwenstein kurz und bündig: „Ich habe diese Notiz zwar nicht selbst verfaßt, aber ich habe sic vor dem Abdruck gelesen und gebilligt und übernehme dafür die Ver antwortlichkeit" . . . Kaum hatte er dies gesprochen, als der zur Seite getretene Besucher ihm hinterrücks einen wuchtigen Schlag gegen den Hinterkopf versetzte und schleunigst die Flucht ergriff. Sein Entkommen wurde indeß durch die an der Corridorthür vorgclegte Sicherheitskette verhindert, die er nicht schnell genug freizulegen vermochte. Ali dieser Thür wurde der Fremde von den herbeigeeilten Familienmitgliedern, namentlich von dem
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