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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 28.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188406289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18840628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18840628
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-28
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Monat
1884-06
-
Jahr
1884
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Großenhainer Unterhaltung- - und Anzeigeblatt. Seite 2. Nr. ?6. Handelsfrau aus Sachsendorf gekauft hatte, Trichinen. — Auch in Annaberg wurden kürzlich von dem Trichinenschauer Schwager bei einem in einem dasigen Restaurant geschlach teten Schweine Trichinen vorgefunden. Der Schmiedemeister Huhn in Liebschütz bei Wurzen, Vater von sechs noch unerzogenen Kindern, ist am 22. Juni gestorben, nachdem er Tags vorher von einem Pferde, das ausgeschlagen, vor den Unterleib getroffen worden war. Am 24. Juni kam in der Schloßmühle zu Zwickau der 25 Jahre alte Müller Leonhardt aus Thurm beim Auflegen eines Riemens auf die Transmissionsscheibe in das Getriebe, wobei ihm der rechte Arm bis zum Ellbogen abgerissen wurde. — Auch in der Scharf'schen Appreturanstalt zu Meerane gerieth am 25. Juni ein junger Mann, der 16- jährige Appreturarbeiter Reisiger, beim Riemenauflegen ins Getriebe, doch nahm hier der Vorfall einen noch schlimmeren Ausgang. R. wurde vom Riemen erfaßt, mehrmals herum geschleudert und konnte erst mit zerschmetterten Gliedmaßen aus seiner schrecklichen Lage befreit werden. Der Tod des Unglücklichen erfolgte nach einigen Stunden. Im Chemnitzflusse sind am 24. Juni zwei Knaben aus Chemnitz kurz hinter einander ertrunken. Der Eine, ein Realschüler im Alter von 15 Jahren, rutschte am Ufer ab und fand in dem Wasser seinen Tod; der Andere, ein 12- jähriger Schulknabe, ist beim Baden ertrunken. Deutsches Reich. Die Ausführungen des Fürsten Bismarck in der Montagssitzung der Budgetcommission des Reichstages über die deutsche Colonialpolitik werden ver- muthlich noch längere Zeit das allgemeine Interesse be herrschen. Klar und deutlich hat der Kanzler erklärt, daß das deutsche Reich keine groß angelegte Colonialpolitik treiben dürfe, wie etwa Frankreich oder England; dazu fehlten uns die maritimen Mittel und die für ein solches Colonialsystem nöthigen geschulten Beamten. Dagegen betonte er, daß es geradezu Pflicht des Reiches sei, freie Ansiedelungen seiner Angehörigen in denjenigen transoceanischen Gebieten, die noch nicht unter der anerkannten Hoheit einer anderen Nation stehen, unter Reichsschutz zu stellen und ihnen die vollste Unterstützung des Reiches zu Theil werden zu lassen. Mit anderen Worten: Fürst Bismarck will keine politischen Co lonien, wohl aber Handelscolonien, und daß das deutsche Volk seiner übergroßen Mehrheit nach die Auffassung des leitenden Staatsmannes billigt, davon liegen schon heute zahlreiche Beweise vor. Vom Bundesrathe wurde am 24. Juni u. A. auf Antrag Sachsens die Erneuerung des sogen, kleinen Belagerungs zustandes für die Stadt und den amtshauptmannschaftlichen Bezirk Leipzig bis 29. Juni 1885 genehmigt. (Eine hierauf bezügliche Bekanntmachung des königl. sächsischen Gesammt- Ministeriums ist unterm 26. Juni bereits erfolgt.) Der Reichstag genehmigte am 25. Juni in dritter Be- rathung den Gesetzentwurf über die Beschaffung eines Dienst gebäudes für das Generalconsulat in Schanghai, ging be züglich einer Petition zur Tagesordnung über und trat dann in die dritte Lesung des Ackermann'schen Antrages auf Ab änderung der Gewerbeordnung ein, welcher bekanntlich be zweckt, Nicht-Jnnungsmeistern das Halten von Lehrlingen zu verbieten. Nach langer Debatte, in welcher die Abgg. vr. Bamberger, Blum, Bebel, Walter und Köhl gegen, die Abgg. Ackermann, Ur. Reichensperger (Crefeld), Günther und v. Kleist-Retzow für den Antrag sprachen, fand derselbe in namentlicher Abstimmung mit 154 gegen 150 Stimmen An nahme, worauf der Windthorst'sche Antrag auf Aufhebung des sogen. ExpatriirungSgsgesetzes ohne jede Debatte mit 246 gegen 34 Stimmen angenommen wurde. — Bei der am 26. Juni stattgehabten Berathung des koreanischen Handelsvertrages wurden die Dampfersubvention und die Colonialfrage eingehend berührt. Die Conservativen und die Nationalliberalen betonten den unmittelbaren Zusammen hang dieser Fragen und traten für das Zustandekommen einer Dampfersubvention ein, während das Centrum und die Freisinnigen angesichts der erheblichen finanziellen Auf wendungen eine vorherige sorgsame Prüfung, die in dieser Session nicht mehr möglich sei, forderten. Fürst Bismarck wies den Vorwurf zurück, als sei die Vorlage durch ihn verzögert, bedauerte, daß ein Theil des Hauses ihm nicht das dazu nöthige Vertrauen entgegenbringe, und wiederholte, auf seine jüngsten Erklärungen zurückkommend, daß es sich um Colonialpolitik durch Reichszuschuß und Reichsschutz, nicht aber um utopistische Ideen, nicht um Gründung neuer Provinzen handle. Wenn Deutsche im Auslande Reichö- schutz verlangten, könne er denselben nicht versagen; er könne nicht eine derartige Bankerotterklärung abgeben. Die späte Einbringung der Vorlage sei erklärlich durch die aus gedehnten Verhandlungen mit dem befreundeten England wegen Angra-Pequena. Der Reichskanzler bedauerte noch, daß es sein Gesundheitszustand nicht gestatte, seine Mit- theilungen so weit auszudehnen, als er gern wolle, und behielt sich vor, in nächster Session auf die Vorlage zurück zukommen. Die Korea-Vorlage wurde schließlich in zweiter Lesung debattelos genehmigt. — Nach dem Sessionsschluß sollte am Freitag Abend noch eine gesellige Zusammenkunft der Reichstagsmitglieder im Garten des Herrenhauses statt finden. Oesterreich. Der Ministerpräsident Graf Taaffe hat die Mitglieder des obersten SanitätörathS zu einer Sitzung einberufen, an welcher wahrscheinlich auch hervorragende Kliniker Wiens theilnehmen werden. Der „Presse" zufolge dürfte es sich um die Berathung von Maßregeln handeln, welche anläßlich der in Toulon vorgekommenen angeblichen Cholerafälle zu ergreifen sind. Italien. Die Deputirtenkammer nahm am 25. Juni die vom Deputirten Mordini beantragte Tagesordnung, in welcher die Kammer ihr Vertrauen zu der Regierung auS- spricht, mit 214 Stimmen an (28 Deputirte enthielten sich der Abstimmung) und fuhr sodann in der Berathung der einzelnen Artikel des Budgets für das Ministerium des Innern fort. Bei dem Strike der Schnitter in der Provinz Rovigo mußte das Militär einschreiten; einige Personen sind hier bei verwundet worden. Auch in den Provinzen Mantua und Padua sind Strikes von gegen 10,000 Schnittern eingetreten; 27 Verhaftungen wurde» vorgenommen. Frankreich. Präsident GrOvy hat mittelst Decrets den Beschluß des Municipalraths von Paris aufgehoben, durch welchen die Wohnung für den Seinepräfecten in dem Rathhause verweigert worden war. Spanien. Bei der Adreßdebatte in den Cortes sprach sich am 23. Juni der Minister Pidal mit großem Nachdruck gegen die Republikaner aus, die sich das Recht beilegten, die Monarchie angreifen zu dürfen; er bekämpfte in kate gorischer Weise die revolutionäre Propaganda und wies darauf hin, daß auch das gegenwärtige Cabinet in Frank reich durch seine Haltung in der Revisionsfrage den Beweis liefere, wie keine Regierung Absichten und Pläne dulden könne, welche gegen die Grundinstitutionen gerichtet seien. England. Die „Pall Mall Gazette" spricht ihre Freude über die von dem deutschen Reichskanzler in der Sitzung der Neichstagsbudgetcommifsion erwähnte Erwerbung von Colonialbesitz seitens Deutschlands aus und meint, die in Betreff Angra Pequenas hervorgetretene Schwierigkeit sei in einer Weise beigelegt, welche geeignet erscheine, die guten Beziehungen zwischen Deutschland und England zu befestigen, was um so wichtiger sei, als eine große Anzahl von Deutschen in englischen Colonien ansässig sei. Rußland. Bei den am 19. Juni Abends in Nischny- Nowgorod stattgehabten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung sind acht Personen ums Leben gekommen und neun, darunter fünf lebensgefährlich, verwundet worden. Weitere Ruhestörungen kamen nicht vor. Zur Untersuchung der Vorfälle ist ein Procurator des Appellationsgerichts hofes zu Moskau in Nischny-Nowgorod eingetroffen. Eine Publication des Gouverneurs im dortigen Tageblatt macht gegenüber den verbreiteten Gerüchten, daß in Kunawino wohnende Juden ein Christenmädchen geschlachtet hätten, bekannt, daß, wie die strenge Untersuchung der Vorgänge ergeben habe, diese Gerüchte lediglich auf Erfindung beruhten. Der in seiner Wohnung zu Odessa todt aufgefundene Adjutant der dortigen Gendarmerie-Verwaltung, Capitän Gidscheu, ist, wie die Untersuchung ergeben hat, von seinem Diener zum Zwecke der Beraubung ermordet worden. Man glaubte erst, daß ein Selbstmord oder ein nihilistisches Verbrechen vorliege. Serbien. Die Skupschtina nahm am 25. Juni die Regierungsvorlage über die Regelung des staatlich con- cessionirten Tabakverschleißes an, welche strenge Vorschriften und Strafandrohungen bezüglich des Tabakschmuggels ent hält. Das Budget pro 1883/84 wurde im Ganzen ge nehmigt, ebenso die Regierungsvorlage wegen des StaatS- Anlehens endgiltig angenommen. Türkei. Auf die Einladung Lord Dnfferin's, an der Conferenz in London theilzunehmen und dem englisch-fran zösischen Einvernehmen beizutreten, hat die Pforte nach längerer Berathung beschlossen, die Einladung anzunehmen unter dem Vorbehalt aller Rechte des Sultans in Egypten. Der türkische Botschafter in London, MusuruS Pascha, wurde von diesem Beschlusse in Kenntuiß gesetzt. Am 24. Juni ist ein Jradeh des Sultans erschienen, durch welches der Anschluß der türkischen Eisenbahnen an die serbischen Bahnen genehmigt wird. Neueste Nachrichten. Paris, 26. Juni. Deputirtenkammer. In Beantwortung der Interpellation des Deputirten Delafofie, betreffend die egnptische Angelegenheit, erklärte der Conseilprüsident Ferry, Frankreich habe alle nur möglichen Concessionen erhalten und das mit England getroffene Uebereinkommen sei einem Bruche vorzuziehen. Frankreich sei keineswegs lüstern nach Egypten, sondern wolle dort nur das internationale Recht zur Geltung bringen. Frankreich gehe vollkommen frei zur Conferenz. Was die Liauidationsfrage angehe, deren Regelung von der finanziellen Lage Egvptcns abhänge, so verspreche die Regierung, allen In teressen der französischen Bondholdcrs im weitesten Umfange Rechnung zu tragen. Ferry schloß mit der Erklärung, der von der Regierung venolgte Zweck sei die Neutralität Egyptens, um die Neutralität des Snezkanals zu sichern. Die Regierung habe von der englischen Regierung eine Erklärung in diesem Sinne erhalten und glaube, ihre patriotische Pflicht erfüllt zu haben. (Beifall., Soubevran nahm Act von den Ausführungen Ferry's nnd iprach die Hoffnung aus, daß sich die Negierung jeder Zinscnrednction widersetzen werde. Eine solche würde nur der englischen Regierung zu statten kommen, welche heute für die Verwaltung Egyptens verantwortlich sei. Wenn die eng lische Verwaltung dort noch drei Jahre dauere, würde es kem Egypten mehr geben. Es sei nothwendig, Egypten sofort zu Neutralismen. Charmes lind Ribot beantragen, die Kammer möge ihr Unheil bis nach der Conferenz verschieben, verlangen gleichzeitig, daß nichts ohne Zustimmung der Kammern be schlossen werde, und schlagen die Annahme der einfachen Tages ordnung vor. Der Conseilpräsident Ferry versprach, alle Ar rangements vor dem definitiven Abschluß der Sanktion der Kammern zu unterbreiten, weigerte sich aber, mit Rücksicht aus die Bemerkungen Charmes' nnd Ribot's, die einfache Tages ordnung anznnehmen. Die genannten Deputirten erklärten Hierans, daß die einfache Tagesordnung nichts Feindliches gegen die Regierung involvire, sondern ihr volle Freiheit zum Ver handeln lasse. Ferry aeceptirte in Folge dessen die einfache Tagesordnung, welche einstimmig angenommen wurde. — Nach hier eingegangener Meldung aus Hanoi vom 23. d. hat eine Verletzung des mit China am 11. Mai abgeschlossenen Vertrages stattgefunden. Obgleich von Seiten der chinesischen Regierung die Ränmnng von Langson angemeldet worden war, wurde die französische Garnison am 23. Juni auf dem Marsche von etwa llM regulären Truppen, tvelche verschanzt waren und Artillerie bei sich hakten, angegriffen. Die französischen Trup pen verloren 7 Todte nnd 12 Verwundete. Negrier ist mit Verstärkungen nach Langson abgegangen. — Der Ministerrath telegraphirte anläßlich des Gefechts von Langson an den Ad miral Millot, die Rücksendung der Truppen nach Frankreich einzustellen. Admiral Courbet, welcher sich gegenwärtig in der Bai von Atong befindet, erhielt gleichzeitig Befehl, sich milder Fwtteuabtheilung unter Admiral Lespes zu vereinigen. Ad miral Conrbet soll sich mit dem Gesandten Patenotre wegen der zu treffenden Maßnahmen verständigen. — Der „TempS" meldet, die hiesige chinesische Gesandtschaft habe die Versicherung abgegeben, daß die chinesische Negierung den Vorgängen bei Langwn vollkommen fernstehe. Die Gesandtschaft glaubt, daß die Angreifer nicht aus regiüären chinesischen Truppen bc standen, sondern aus Deserteuren nnd Irregulären, welche zn den Banden von Luhvinhphnoe gehörten und nicht auf chine siiches Gebiet zurückzukehren wagen, sondern das von ihnen in Besin genommene Terrain zu behalten versuchen. — Nach den letzten Berichten ans Toulon sind daselbst gestern Abend noch zwei Todesfälle an Cholera eingetreten, so daß sich die Gesammtzahl der gestrigen Todesfälle auf 7 beläuft. London, 26. Juni. Unterhaus. Unterstaatssecretär Fitz maurice erklärte, angesichts der ernsten Einwände der Mächte gegen den Congovertrag habe die englische Regierung der por tugiesischen angezemt, daß die Ratification des Vertrages nutz los sein werde. Sie hoffe jedoch, den Theil des Vertrages bezüglich der Flußcommission aufrecht zu erhalten und wolle dieser Commission, wie ursprünglich beabsichtigt, einen inter nationalen Charakter geben. Nachrichten aus 8tadt und Umgegend. —n — Großenhain, 27. Juni. In Lo m matzsch findet vom 29. Juni bis 13. Juli eine Gewerbe-Ausstellung statt, zu deren Besuch der hiesige Gewerbe-Verein Sonntag den 6. Juli eine Excursion nach dort ausführen wird. Ein Som mer-Vergnügen des Gewerbe-Vereins ist für Dienstag den 15. Juli in Aussicht genommen. In Dresden wird vom 15. September bis 20. October 1884 eine unter dem Protectorate Sr. Majestät des Königs Albert stehende Ausstellung für Handwerks-Technik stattfinden, über die wir demnächst weiter berichten werden und bezüglich welcher zunächst darauf aufmerksam gemacht wird, daß Anmeldungen zur Betheiligung spätestens am 20. Juni d. I. an das Ausstellungs-Comitö zu Dresden-A., „Prinz Max-Palais" Ostra-Atlee 24, einzusenden sind. Von einem bewährten Fachmann, Herrn Ur. W. Gallns, früheren Director der Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig, ist eine Anleitung zur Einrichtung nnd Führung der Krankenkassenbücher und Register nach den Erforder nissen des Reichsgesetzes vom 15. Jnni 1883 bearbeitet worden, die sich für Gemeindebehörden, Guts- und Fabrikbesitzer, sowie Krankenkassen Vorstände als fast nnentbchrlich darstellt und ein wichtiges Hilfsmittel zur Durchfühnmg gedachten Gesetzes bildet. Der Preis dieser Anleitung ist auf 3 Mark gestellt. Die An fertigung lind das alleinige Verlagsrecht der nach den Gallus- schen Tabellen eingerichteten Bücher und Register für Orts-, Fabrik- nnd Baukrankenkassen hat die Firma I. C- König L Eb hardt in Hannover übernommen. —r. Gröditz. Sonntag den 22. Juni fand, wie schon in einer der vor. Nummern augedentet, das Fest der Fahnen weihe des Militärvereins für Gröditz und Umgegend statt. Leider wnrde dasselbe nicht durch die gewünschte Witterung ausgezeichnet, so daß von den fremden Militärvereinen und der auswärtigen Zu- fchauermenge wohl kaum der vierte Theil erschienen war. Immer hin aber hatten sich gegen 20 Brudervereine eingefunden, um dem Feste eine schönere Weihe verleihen zn helfen, und auch dem anhaltenden Negenwetter wurde von höherer Seite aus auf eine Zeit lang Einhalt gethan, so daß der Weihact doch noch auf dem vorzüglich gewählten Festplatze (einer Wiese am hiesigen Wäldchen» stattfinden konnte. Erhöht wurde der Actus noch dadurch, daß auch ei» durch die Huld Sr. Majestät unseres viel geliebten Königs Albert uns verliehener Nagel eingeschlagen werden konnte, und zwar geschah dies durch die Hand des Herrn Obersttieutenants Haberland aus Riesa. Noch verschiedene Nägel fanden an dem Stabe des neuen Paniers ein Plätzchen, wtd wurden bei deren Befestigung manch' passende Worte gesprochen. Den Schluß des Festes bildete ein für Montag arrangwter Ball, der jedoch meist nur die Mitglieder des hiesigen Vereins nebst mehreren geladenen Gästen von hier vereinigte, da die aus wärtigen Vereine per Eisenbahn oder Geschirr bereits am Sonn tage wieder nach Hause gefahren waren. Vermischtes. Wie ans Kattowitz in Schlesien gemeldet wird, hat auf der Steinkohlengrube „Deutschland" bei Schwientvchlowitz in Folge des Regentvetters am 20. d. Abends 6 Uhr ein verheerender Einbruch von Schlamm- und Wassermassen stattgefunden. Wäh rend die eine Belegschaft beim Schichtwechsel aus- und die an dere einfuhr, wurden die mit Bergarbeitern angefüllten Gruben- streckcn plötzlich durch Angebrochene Tagewasser übersluthct, wobei etwa 40 Menschen umgekommen sind. Auf der „Ma- thildengrube" bei Lipine sollen durch Eindringen von Tage wassern in die Grubenbaue etwa 16 Bergleute den Tod ge funden haben. Aus Thorn bom 25 und Breslau vom 24. d. M. wird der „N. Pr. Zig." neues Hochwasser der Weichsel und Oder ge- meldet. Die Weichsel bei Thorn ist andauernd steigend: jetzt 5,75 gegen 4,42 -u am vorhergehenden Abend. Bei Ratibör steigt das Wasser wieder langsam. Von 3,90 m, welchen Stand oie Oder am 23. d. Abends 6 Uhr hatte, ist das Wasser bereits wieder auf 4,40 ui gestiegen. Ebenso gehen der „N. fr. Pr." telegraphisch nene beunruhigende Nachrichten aus Lemberg vom 23. d. zu; es heißt: Soeben einlangenden Meldungen znsolge hat sich die Situation in den innndirten Bezirken in Folge von neuerlichen Regengüssen verschlimmert. Der Wasserstand der Sau, des Dniester und der Weichsel beginnt wieder zu steigen. Bei Zaleszczyki ist der Verkehr unterbrochen. In allen Städten haben sich Hilsscomitös gebildet. Die letzten Depeschen ans Warschau lauten: Der Wasserstand der Weichsel bcträgtbereits 20 Fuß über dem normalen, der Verkehr in den Straßen Warschaus wird durch Kähne vermittelt; die Bewohner der Straßen Dobra, Karowa, Marienstadt und Tamki brachten die verflossene Nacht schlaflos zu. Dampfpumpen find fortwährend im Betriebe. Seit dem Jahre 1849 erinnert man sich nicht einer ähnlichen Katastrophe. Ans der Weichsel sind jeden Angen- blick Menschenleichen zu sehen. Die Browarnastraße ist ganz überschwemmt, die große Eisenbahnbrücke bei Warschau ge fährdet. Sämmtliche Warschauer Blätter veröffentlichen täglich mehrmals Extra-Ausgaben nnd eröffnen Snbseriptionen zu Gunsten der Ucberschwemmtcn. Der Schaden, den die Ueber- schwemmung bei Demblin anrichtete, wird aufA »FLA Rubel geschätzt. Die Eröffnung der neuen Eisenbahn Demblin-D-om- browa wird durch die Katastrophe auf drei Monate verfchoben. Wie auS Heilsberg in Ostpreußen berichtet wird, hat vor cinigcu^Tagen dort bei einem Unwetter eine Wasserhose erheb lichen Schaden an Land- und Nadelholz verursacht. Selbst die stärksten Bäume such von dem wüthenden Element wie Streich hölzer kheilS am Stamm, thcilS m der Mitte und oberhalb kurz abgebrochen und weit fortgeichlcudert. So lange die Naturerscheinung im Walde wütbete, hörte man auf weite Ent fernung von dem Walde nur Wasscrranschen und ein entietz- liches Krachen der berstenden Hölzer. AuS Augsburg wird geschrieben: In Gergweis in Nieder bayern wurde dieser Tage die alte Thurmkuppcl abgebrochen, wobei die Arbeiter die darin befindlichen Dvhlennester zerzausten und bcrunterrissen. Sie waren aber nicht wenig erstaunt, als sie mitten darin aus eine ganze Sammlung gestohlener Gegen stände stießen, welche die diebischen Schwarzröcke un Laufe der Jahre zusammengeschleppt hatten. Als Haupttrophäe brachten sie eine silberne Taschenuhr mit Kette zu Tage. Ob der einstige Besitzer derselben bei dem seinerzeitigen räthfelhatten Verschwin den nicht einen Unschuldigen in Verdacht, vielleicht auch ius Gerede gebracht bat'? ("Nene Art, Kunde» an sich zu locken.) Ein junger Kauf mann in Wien hat in das Schaufenster seines Verkaufsgewölbes folgenden schön geschriebenen Zettel gelegt: „Der Besitzer dieses Geschäfts, 28 Jahre alt, ohne LeibeRehler, römisch-katholisch, wünscht sich mit einem braven Mädchen oder einer jungen.
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