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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 13.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188403139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18840313
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18840313
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
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Jahr
1884
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Monat
1884-03
- Tag 1884-03-13
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Monat
1884-03
-
Jahr
1884
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— - Nr. 3L. erst in den Abendstunden die Gefahr beseitigt war. Von den im Retortenhause anwesenden drei Arbeitern ist einer schwer, die beiden anderen leicht verletzt worden; ebenso trug ein Feuerwehrmann Verletzungen davon. Eine „Herberge zur Heimath" wird demnächst auch in Werdau eröffnet werden. In der Hauptkirche zu Plauen i. V. sollte am 12. März ein aus verarmter Familie stammendes Kind, das bereits sechs Jahre alt ist, getauft werden. Der Vater desselben hat die Taufe des Kindes wiederholt verweigert; dieser Tage aber ist es gelungen, dessen Einwilligung zu erhalten. Am Sonntag Abend wurde der Oekonom Klötzer aus Marienthal nach dessen Aussage in Steinpleiß am Pfarr teiche von zwei unbekannten Männern mit verhüllten Köpfen angehalten, der Uhr und Baarschaft (18 Mark) beraubt, dann aber in den Teich gestoßen. Die Räuber flohen und der Beraubte rettete sich aus dem Wasser, liegt aber jetzt schwer krank danieder. Deutsches Reich. Ueber den Empfang des Reichstags- Präsidiums beim Kaiser wird noch berichtet, daß Se. Majestät sich über die Verhandlungen des preußischen Abgeordneten hauses und speciell darüber äußerte, daß die Berathung des CultuSetats viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Da der Reichstag in seiner bevorstehenden Session durch Fest stellung des Etats nicht in Anspruch genommen wäre, so würden die Verhandlungen voraussichtlich in nicht zu langer Zeit zu Ende geführt werden können. Erfreulich wäre es gewiß für Alle, wenn namentlich auch das Pensionsgesetz erledigt würde und nicht wieder an den Bundesrath zurück käme. Der Kaiser schloß mit dem Wunsche, daß die Ge schäfte des Hauses einen allseitig befriedigenden Ausgang nehmen möchten. Dem Bundesrathe ist der in Aussicht gestellte Antrag Preußens, betreffend die Fürsorge für die Witwen und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres und der kaiser lichen Marine, nebst Begründung nunmehr zugegangen. Die Corvette „Olga" mit dem Prinzen Heinrich von Preußen an Bord wird am Nachmittag des 13. März in Kiel erwartet. Oesterreich. Die am Sonnabend im österreichischen Abgeordnetenhause begonnene und am Montag fortgesetzte Generaldebatte über das Budget hat auch das nationale Gebiet wieder stark gestreift und überhaupt die inneren Verhältnisse der Monarchie berührt. Vom Hauptredner der Linken, Earneri, wurden bittere Klagen über die zer setzenden föderalistischen Tendenzen der Regierung laut, die ihre Spitze lediglich gegen das Deutschthum richteten. In klarer, präciser Weise kennzeichnete Earneri die Bestrebungen, welche die Einheitlichkeit und damit die Lebensfähigkeit des österreichischen Staates zerstörten, und den Eindruck, den Carneri'S Ausführungen in deutschliberalen Kreisen gemacht haben, wird die halb verlegene Antwort, welche der Justiz- Minister Prazak darauf gab, schwerlich paralysiren können. Frankreich. In der Deputirtenkammer bekämpfte am Montag der Minister des öffentlichen Unterrichts, Fälliges, den Antrag der Unterrichtscommission, die Erhöhung der Lehrergehalte im Principe zu votiren, und beantragte, die Erhöhung zu vertagen bis zur Berathung der correspon- direnden Credite in dem Budget für 1885. Der Finanz minister Tirard und der Ministerpräsident Ferry sprachen sich ebenfalls für Vertagung der Angelegenheit aus, welche dann auch mit 3l5 gegen 217 Stimmen beschlossen wurde. Prinz Jerome Napoleon äußerte am 10. d. bei dem Em pfange der Journalisten der bonapartistisch-revisionistischen Partei, es müsse Alles vor der Nothwendigkeit zurücktreten, dem Volke das Bestimmungsrecht wiederzugeben; dieses allein sei unser Herr und berechtigt, eine Entscheidung zu treffen. Der Prinz fügte hinzu: Ich besitze nicht Gold wie die Prinzen von Orleans, sondern bin arm und stolz hierauf; aber ich habe volle Achtung vor der Souveränetät des Volkes und hege den festen Entschluß, mit Entschiedenheit Alle zu bekämpfen, welche versuchen sollten, diese Rechte des Volkes an sich zu reißen. Egypten. Der britische Generalconsul in Kairo, Major- Baring, dementirt, daß der General Gordon die Rettung der Garnisonen im Sudan ohne starke Truppemacht für unmöglich erklärt habe. — Der Vormarsch der englischen Truppen von Suakim hat begonnen. Amerika. Die Nationalversammlung von Peru hat am 8. März den Friedensvertrag mit Chile bestätigt. Zlochrichlen aus 8iM und Amgegend. Großenhain, 8. März 1881. In der heutigen unter dem Vorsitze des Herrn Regierungs-Assessor Nitze abgehaltenen Be- zirksausschußsrtzung wurde zunächst auf ein anderweit gestelltes Gesuch um Darleihung eines Eapltals aus deni Bezirksvermögen Beschluß gefaßt und festgestellt, daß iu Rücksicht auf die iu dem Haushaltplaue eingestellte Summe uur zwei Personen zur Aus bildung als Baumwärter in der Gärtnerlehranstalt zu Rötha auf Kosten des Bezirksverbandes für das laufende Jahr berück sichtigt werden könnten, hiernächst auch diejenigen Personen be zeichnet, deren Ansuchen derzeit Berücksichtigung finden solle, wogegen die überdies noch eingegangenen Gesuche späterer Ent- schlletzuug Vorbehalten worden sind. — Von einem Beschlusse des Kömal. Ministeriums deS Junern, in welchem dem Danke für eine Beihilfe aus dem Bezirksvermögen für die sächsische Stiftung auf das Jahr 1883 Ausdruck gegeben worden, wurde Seiten des Bezirksausschusses Kenntuiß geuvmmen uud sodaun in die Berathuug zu einer iu Betreff der Gesindemükelei ex- gaugeuen Verorduuug desselben Kgl. Ministeriums emaettete«, wobei der Bezirksauschuß für den hiesigen Bezirk kein Bedürf- niß auzuerkenueu vermochte, die Gesindemükelei und die übrigen hier in Frage kommenden Gewerbe einer weitern besonder« landesgesetzlichen Regelung zu uuterwerfeu. — Die Beschlüsse des Gemeiuderaths von Pahrenz uud desjenigen von Prausitz über ortsstatutarische Festsetzung der nach 8 8 des Tanzreguta- tivs zu erhebendem Gebühr für ortspolizeckiche Beaufsichtigung der Tanzmusiken wurden genehmigt, ebenso ein Beschluß über Aenderuug des 8 2 der Localarmeuorduung des Armeuverbauds Glaubitz, Sageritz, Langenberg und Radewitz, wogegen wegen der gleichfalls beschlossenen Aenoerung des 8 14 gedachter Armen- ordnnng, beziehentlich wegen des Zusatzes zu derselben befunden wurde, zunächst weitere Erläuterung zu erfordern. — Auf das Ge such des Gastbossbesitzers Jentzsch zu Jahnishausen um Geneh migung zur Abhaltung eines zweiten Tanzsonntags in den Monaten Älpril bis Oktober soll befürwortender Bericht auf Dispensation Großenhainer UnterhaltungS- und Anzeigeblatt. Geile 2. von 8 1 Lub 1 des Tanzregulativs an die Königliche Kreishaupt mannschaft erstattet werden, wogegen im Mangel ausreichenden Bedürsnisses für Abhaltung von mehr als regulativmäßiger Tanzmusiken im Gasthose zu Grödel von befürwortender Be richterstattung auf das diesbezüglich von dem Gastwirth Schmidt in Grödel gestellte Gesuch abgesehen wurde. — Bezüglich des Ge suchs wegen Einrichtung eines sechsten Viehmarktes m Radeburg sprach der Bezirksausschuß sich beifällig aus, auch gingen dem selben gegen die Verlegung eines dasigen Krammarktes Bedenken nicht bei. Hiernächst wuroe auch die ortsstatutarische Festsetzung, daß der Lohn des Nachtwächters zu Cunnersdorf zu V, nach Steuereinheiten und zu 7s nach Haushaltungen aufgebracht werde, genehmigt: wogegen das Gesuch des Hallsbesitzers Emst Ackermann zu Pahrenz um Concessiou zum Betriebe des Klein handels mit Branntwein und anderen Spirituosen im Mangel ausreichenden Bedürfnisses adgelchnt wurde. Geuehmiguug, beziehentlich bedingungsweise, müden die Dispensationsgesuche des Gutsbesitzers Ferdinaud Paul ^L>ta> ke iu Weißig b. Sc. uud Christian Traugott Kauer's zu Wülknitz zu den Dismembrationen bei der Häuslernahruug Fol. 1 für Weißig b. Sc. und dem Gutsreste Fol. 25 für Wülknitz, wogegen beschlossen wurde, deu Gutsbesitzer Gottlieb Ernst Albrecht zu Kmehlen mit seinem Dispensationsgesuche zur Dismembration bei dem Gute Fol. 46 für Ponikau abzuweisen, ebeuso auch Albin Straßburger zu Reinersdorf, welcher wegen der Dismembration bei dem Hufen- gute Fol. 23 für Niederrödern anderweit mit einem Dispen- lationsgesuche eingekommen war, rücksichtlich dessen es lediglich bei der früher gefaßten abfälligen Entschließung bewenden ge lassen wurde. In der Differenz zwischen der Besitzerin des Ritterguts Gröba uud dem Gemeiudevorstande daselbst Wege« Fvrtgewährung des Fixums für die von dem letztem für besagtes Rittergut nach 8 87 der revidirten Landgemeiudeordnunq zu leisteudeu Arbeiten wurde der unterm 1. December 1883 gefasste Beschluß über Festsetzung des diesbezüglichen Vergütungsbetrags dahm erläutert, daß die iuhalts desselben festgesetzte Entschä digung erst vom Jahre 1884 ab zu gewähren sei, bis dahin aber bei den früheren Vereinbarungen zwischen der Rittergutsherr schaft und dem Gemeindevorstande es zu bewenden habe. -M- Großenhain, am 12. März. Der hiesige WolMätigkeits- vcrein „Sächsische Fechtschule" hielt zum erstenmale seit seinem Bestehen gestern ein Vereinsveranügen ab, welches in der gol denen Krone stattfand, in Instrumental-Konzert des Stadt musikchors, Gesaugsvorträgen vou Mitgliedern des Männer- gesangsvereins und humoristischen Vortrügen zweier Mitglieder und darauf folgcudem Balle bestand, und was iu seinem unter haltenden Theile den Theilnehmern reiche Genüsse bot. Der hiesige Verein ist eine Filiale des unter dem Namen „Sächsische Fechtschule" bestehenden Wohlihütigkeitsvereius, der am 1. Oc tober 1881 gegründet wurde, seiuen Sitz in Dresden hat und den Zweck verfolgt, wirtlich Hilfsbedürftige iu Sach se», welche ihr Eigenthum durch Wasser- oder Feuersgefahrverloren haben oder sonst durch Un glück schwer Heim gesuchte zu uuterstützeu. Mitglied kanu jeder Herr und lede Dame werden, wenn selbige einen Jahresbeitrag von 50 Pfg. zahlen. Außer den Jahresbeiträgen werden auch Extrabeitrüge iu Baarem, sowie Naturalien an genommen, wie z. B. Cigarrcuabschuitte, abgestempelte Brief marken, silpserne uud mesfinaene Patronenhülse«, außer Cours gesetzte Mü«ze«, abgelegte Metallkuöpfe, sowie überhaupt Ge- ge«stä«de, die sich einzeln nicht, oder doch schwer, in größeren Mengen aber besser Verwertheu lasseu. Alle den Filialen zu gehenden Gelder und Gegenstände gelangen au die Sächsische Ober-Fechtschule zu Dresden, vou der aus dauu die U«ter- stützuugeu an Bedürftige. Seit dem kurzen Bestehen der Säch sischen Fechtschule und dem erst späteren Jnslebentreten der hiesigen Filiale sind schon namhafte Beträge hiesigen Hilfs bedürftigen, zweimal nach Höhe von je 50 M. und zweimal nach Höhe von je 20 M. zugeflossen. Möge das Motto des Vereins: „Rein das Herz, edel der Sinn, rastlos das Streben, viele Wenig machen ein Viel, vereinte Kräfte führen zum Ziel" uoch iu recht Vieler Herzen Wiederklang finden. — * Für Mittwoch, den 19. d., steht unserer Stadt wieder einmal ein Kunstgenuß eigener Art bevor. Wie bereits im Juseratentheile der vorigen Nummer augeküudigt, werde» a» diesem Tage die beide» jugendliche» Pistott-Virtuose» Joh» u»d Frauz Schmidt m einem von Herrn Musikdirektor Kießig zu veranstaltende» Concerte auftreten. Den Künstlern stehen die glänzendsten Zeugnisse namhafter Capacitüten zur Seite und sümmtliche uns vorliegende Receusiouen spenden ihnen unaetheilten Beifall. Sv schreiben u. A. Budapester Blätter: „Wir möchten uns gern vor Uebertreibungen hüten und alle Ausdrücke der Ueberschweuglichkcit bei Seite lasseu. Die Lei- stuugeu der jugendlichen Piftonbläser John uud Frauz Schmidt haben uns jedoch eine solche Achtung uud eiueu derartigeu Re- wect abgeuöthigt, daß es uns schwer fallen wird, die beliebte Superlative zu vermeide». Geige»- oder Claviervirtuose» durch ziehe» i» Schaare» die Welt, das ist »ichts Neues oder Beson deres, aber wenn ein paar Jüngelchen daher komme» u»d behaupte», sie feie» Meister i» der Kamst des Pisto»hornblase»s, da»» ka»n der gewiegte Keimer eines gelinde» Mißtrauens sich nicht erwehre», den» zur Violine oder znm Piauino gehört uur die Kraft uud Beweglichkeit der Häude, die ja durch unaus gesetzte Uebuug schließlich zu erlaugeu, in Bettacht kommt, so ist es hier der Brustkasten, die Lunge, die Muskelkraft des Mundes und der Zunge, welche man doch immer erst im ge wissen Lebensalter voraussetzen darf. Aber bei den kleinen Schmidts sind alle Bedingungen aufs Beste erfüllt, und wenn die Kerlchen das Podium besteige«, aller Befangenheit baar und mit größtem Selbstbewußtseiu, dabei freundlich und be scheiden, dann überkommt den Concertbesuchern bereits die Ahnung, daß das etwas Außergewöhnliches, wir möchten sagen Phänomenales sein muß. Diete Erwartung wird in keiner Weise getäuscht: der Ausatz, der Tou, die Technik, Alles bekundet eine geniale Begabung, eine tüchtige Schule, eiu auffallend aus gebildetes Verstäuduiß, uichts Eingepauktes, sondern eine Folge freier Wahl und die Freude an der Kunst. Das Publikum war deun auch bald erwärmt uud warf seine» Beifall mit größ ter Freigebigkeit zu, so zwar, daß der Vater der Gefeierte« sich vercmlaßt sah, ferne Söh«e zu accompaauireu, mu damit dem Cvucert ei«e« besonderen Reiz zu verleiheu." — Wir weifen das geehrte Publikum noch an dieser Stelle darauf hiu und wünschen den beiden Künstlern auch iu unserer Stadt so reichen Besuch uud Beifall, wie er ihueu jetzt in den Mansfeldt'schen Coucerten iu Dresdeu zu Theil wird. Riesa, 7. März. In der letzten Sitzung des hiesigen Ge werbevereins wurde eiu Referat über das Herbergsweseu ge geben und zwar mit besonderer Beziehung aus die in unserer S-tadt in dieser Beziehung obwaltenden Verhältnisse. Der Vor tragende batte hierbei mancherlei Mängel zu cvustatiren und bezeichnete das Herbergswesen in feiner jetzigen Gestalt bei uns als der Besserung bedürftig und ersuchte den Verein, auf Ab- stelluug der Uebelstände hiuzuwirken. Ter Verein stimmte dem Referenten allseitig zu und bezeichnete es als wünschenswerth, daß in den Herbergen ei« regelmäßiger ArbeitSiwchweiS geführt würde ««d die durchreisende« fremde« HaudwerkSgchilfe« statt des bisher übliche« Stadtgeschenkcs i« Geld Naturalverpflegimg erhalte« möchte«. BcsouderS aber erscheine es auch bei uus nvthweudig, eiue Herberge zur Heimath zu begrüudeu, wie solche anderwärts schon vielfach bestehen und durchweg mit großem Segen wirken. Der Verein beauftragte eine Commission, mit dem Verein für innere Mission innerhalb der AmtShaupt- mannschaft Großenhain m Verbindung zu treten uud die nöthi- gen einleitenden Schritte zu thun. Hoffentlich läßt die Ver wirklichung dieses Projektes, das hier vielseitig mit großer Freude begrüßt werden wird, nicht allzulange auf sich warten. (L. Z.) U-r. Niederebersbach bei Radeburg, am 3. März?) Wohl kaum hat unser sonst so stiller Ort einen wichtigeren Tag zu erleben gehabt, als den heutigen. Galt derselbe doch der längst ersehnten Einweihung unserer, nach so mannigfachen Hindernissen nun endlich fertig gestellten, für zwei Lehrer prächtig eingerich teten Kirchschule, ohne Zweifel eine Zierde für unsere ganze Gemeinde. Nachdem Vormittag 10 Uhr durch Gesang des Ver ses „Unsern Ausgang segne Gott" vom interimistischen Schul lokale Abschied genommen, bewegte sich der festliche Zug, unter Borantritt des Musikchors, nach dem neuerbauten, stattlich ge schmückten Schulhanse, in welchem die Vertreter der Konigl. Bezirksschul- und Kircheninspection aus Großenhain, und zwar Herr Amtshauptmann Kammerherr Freiherr v. Weissenbach, Herr Bezirksschulinspector Wigand, Herr Superintendent Ur. Ha rig, Herr Kammer-Herr Baron von Palm auf Lauterbach, sowie «och mauche geladene Ehrengäste, nicht minder die Mitglieder des Schul- mw Kirchenvorstauds sich bereits emgefunden hatten. Die Weihrede hielt nach dem Gesänge des 545. Liedes „Wir haben dieses Haus gebaut" in überaus ansprechender, gediegener Weise Herr Bezirksschulinspector Wigand, worauf „Lobet den Herren, den mächtigen rc." durch die dichtgefüllten, Hellen Räume ertönte. Das sich anschließende, ebenso herzliche, als schwung volle Weihegebet sprach Herr Ortsschulinspektor Pastor Größe!. Der begeisterte Gesang der 5. Strophe aus letztgenanntem Liede und eiu vom Herrn Ortspfarrer gesprochenes Vaterunser bildete« sodanll den Schluß dieser erhebenden, für alle Theil- nchmer unvergeßlichen Feier. Nachdem nun im weiteren Ver laufe ein Rundgang durch das geweihte Gebäude unternommen, begab man sich zur Festtafel, welche durch verschiedene Musik- piöcen, besonders aber auch durch mauchen Toast angenehm ge würzt war. Die Reihe derselben eröffnete Herr Amtshaupt- mann Freiherr v. Weissenbach auf Se. Majestät den König von Sachsen, de« wahre« Freund und Förderer unseres vaterländi schen Schulwesens. Inzwischen versammelte sich die frohe Schul jugend zu eiuem Umzuge durch den Ort, wornach derselben noch einige Ergötzlichkeiten geboten wurden. Am Abend beschloß ein Lampionzug die gewiß Alle» denkwürdige Feier. Ein gemüth- liches Beisammensein hielt die Festtheilnehmer alsdann noch einige Stündchen traulich zusammen. Sie Alle aber trennten sich mit dem Bewußtsein, einen hochwichtigen Tag gefeiert zu haben. Möge Gottes reichster Segen bis in die fernsten Zeiten walten über dieser opferfreudigen Gemeinde und ihrer dem Herrn geweihten Schule! ') NnS erst am 1l. März zugegangen. D. R. „Zur Berichtigung" ist ein in Nr. 31 d. Bl. enthaltener Aufsatz überschrieben, den Herr Or. zur. Jvhannes Jacobi in Bremen gegen einen Versammlungs- Bericht in Nr. 28 d. Bl. gerichtet bat. Wenn ich keinen Anstand nehme, mich als Verfasser dieses Berichts zu bekennen, so erkläre ich zugleich, daß ich «ine Entgegnung des Herrn l>r Jacobi erwartet und gerade deshalb den Bericht mit solcher Vorsicht abgefaßt habe, um ihn auch vertreten zu können, und dies kann ich auch der ver suchten Berichtigung gegenüber. Den mir gemachten Vorwurf, mich nicht objektiv gebalten zu baden, weise ich entschieden zurück; ich habe mich einfach auf die Auslassungen des Herrn Referenten bezogen und Alles vermieden, was auf eine gegentheilige persönliche Anschauung schließen lassen könnte. Dem Satze: „Wenn der Herr Verfasser auf einem anderen Boden steht rc." habe ich entgegenzuhalren, daß ich allerdings insofern aus einem andern Boden stehe als auf demjenigen, auf welchem sich der Herr Verfasser bewegte, als ich es für sehr un recht halte, wenn Männer der Ordnungs-Parteien gerade so Unzu friedenheit säen, als man dies den Agitatoren der Umsturz-Parteien schuld giebt. Der ganze Bortrag des Herrn Referenten war doch etwas Anderes nicht, als eine principielle und geplante Bemängelung der ganzen wirthscbasts- und handelspolitischen deutschen Gesetzgebung vor dem Jahre 1878, und wenn sich seine Angriffe hierbei zunächst gegen das Manchesterthum richteten, so liegt es doch auf der Hand, daß, weil Gesetze nicht von einer im Reichstage vertretenen politischen Partei allein erlassen werden können, weil zu den gesetzgebenden Gewalten vielmehr noch ganz andere Glieder gehören, sein ganzer Tadel zugleich auch alle Theile dieser Gewalten mittreffen mußte. Hatte ich vorher für die bevorstehende Versammlung wiederholt durch die Presse Re klame zu machen versucht, so mußte es mich nichts weniger als an genehm berühren, in dem Herrn Referenten einen Apostel kennen zu lernen, durch dessen Lehren nur Unmutb gegen die gesetzgebenden Gewalten' erregt wurde, und insofern gebe ich ihm Reckt, daß ich nicht gleichen Boden mit ihm einnehme. Herr Or. Jacobi stellt einige von mir angezogene Auslassungen in Abrede, dem muß ich entgegen halten, daß ich nichts ausgenommen habe, was derselbe nicht berührt hätte, so z. B. sagte er ausdrücklich, daß die Zwangs-Innungen zwar 1879 vorläufig abgelehnt worden seien, daß es aber hoffentlich in einiger Zeit anders werden würde; bezüglich der Krankenversicherung hob er ausdrücklich bervor, daß die in Bezug auf die Handwerkslehr- linge getroffenen Bestimmungen die „Lehrlingszüchterei" lsein eigenes Wort) begünstigten; ebenso hat er es als einen in erster Linie fühl baren Mangel bezeichnet, daß cs an festen Grenzbestimmungen für Groß- und Kleinindustrie fehle. Wie er sich über die Bedeutung der gewerblichen Schulbildung ausließ, ist mir sehr genau erinnerlich; im Hauptvortrage sprach er sich bestimmt darüber aus, daß Lehrlings- und Mcisterschulen keinen großen Werth hätten und, nachdem die beiden Herren Correferenten gerade der Fortbildungs- rc. Schulen an- erkennend gedacht hatten, sagte er in seinem Schlußworte, daß die beste Schule die Wertstelle und der beste Lehrer der Lehrmeister sei; ich sollte denn doch meinen, daß diese Aeußerungen keiner weiteren Deutung bedürfien. Bezüglich der Wechselwirkungen zwischen der Ge werbeordnung und den korporativen Verbänden verweise ick den Herrn Referenten einfach auf die Bestimmungen über die bestehenden In nungen in den 81—96 und über neue Innungen in tzß 97—104 der ursprünglichen Gewerbeordnung vom 2l. Juli 1869. Wenn der Herr Referent meine Bemerkung, daß er mit keinerlei positiv praktischen Vorschlägen hervorgetreten sei, mit dem späten Beginn der Versamm- lung entschuldigt, so beklage ich ja mir ibm den bei uns bestehenden Uebelstand, daß die Versammlungen ost erst recht spät eröffnet werden können, muß ihm aber doch entgegenhalten, daß er es ja ganz in der Hand gehabt hätte, den ersten Theil seines Vortrages entsprechend abzukürzen und zeitiger auf Dasjenige einzugchen, was nicht blos ich, sondern die große Mehrzahl der Anwesenden zu hören erwartet hatte. Wenn der Herr Referent annimmt, daß ich ihn in einzelnen seiner Ausführungen mißverstanden habe, so bin ich weit entfernt, mich zu den Unfehlbaren zählen zu wollen, ick kann ihm aber die Versickerung geben, daß es nach 36 jähriger Tbätigkeit im Vereins- und Versammlungswesen, in der mir die ehrenvollsten Anerkennungen für sinngetreue Wiedergabe der Vorträge in Berichten und Protokollen zu Theil geworden sind, wirtlich der erste Fall sein würde, in dem es mir nicht gelungen wäre, den Vortrag über ein Thema, das mir zufällig nicht ganz fremd ist, richtig auszusassen. Zum Schluß kann ich nicht unerwähnt lassen, daß mir von einem großen Theile seiner Zuhörer, und gerade solcher, die seinen wirtbschaftlicken Anschauungen weil näher stehen als ich, die volle Uebereinstimmung mit meinem Berichte versichert worden ist. Großenhain, am 11. März 1884. Ferdinand Kunath, Stadt-Eecr. Hauptverhandlungen vor dem Kgl. Landgericht zu Dresden. U. Dresden, 12. März. Der Mühlenbesitzer und Gemeinde- Vorstand Georg Alfred Ehregott Hommel in Skassa war vom Schöffen- gericht zu Großenhain wegen Uebertretung von tz 370 Abs. 2 des R.-St -G.-B. mit einer Geldstrafe von 50 Mk. belegt worden und legte gegen dieses Erkenntniß das Rechtsmittel der Berufung ein, worauf der Proceß zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung vor die V. Strafkammer des Kgl. Landgerichts gelangte. Der Ange klagte ist Pächter des sogenannten SchulseldeS zu Skassa und ließ, behufs Melioration seines eigenen Felde» innerhalb der Zeit vom 12. bi- l6. Octbr. vorigen Jahres von ersterem Erde abgraben und
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