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19, 25. Januar 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 1037 die Angelegenheit nunmehr als Material zur Mitberatung mit dem Anträge Brodaus an die Gesetzgebungsdeputation verwiesen werde, und er stelle deshalb den Antrag, die Kammer wolle beschließen: die zur Beratung stehenden beiden Petitionen an die Gesetz gebungsdeputation zur Mitberatung mit dem Anträge Brodaus zu verweisen. (Bravo! rechts.) Es folgte zunächst eine Erklärung des Präsidenten über seine Auffassung der geschäftlichen Behandlung des vr. Spießschen An trages, der genügend unterstützt und besprochen wurde. Hierzu sprachen die Abgeordneten Sindermann (soz.), Hettner (natlib.), Opitz (kons.), vr. Spieß (kons.), Braun (natlib.), Günther (freis), vr. Hähnel (kons.), vr. Böhme (kons), vr Dietel (freis.),Lange (soz.). Der Antrag vr. Spieß wurde mit 39 gegen 18 Stimmen abgelehnt. Die Kammer beschloß sodann gegen 12 Stimmen: die Petition von Inhabern offener Ladengeschäfte in Zwickau um Aufhebung der Verordnung vom 10. September 1870, das Verhängen der Schaufenster an Sonn- und Festtagen betreffend, der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu über weisen, und gegen 11 Stimmen: die Petition des Sächsischen Verkehrsverbands in Leipzig wegen Aufhebung des § 3 Absatz 5 des Gesetzes, die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier betreffend, vom 10. September 1870 der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen. Kleine Mitteilungen. Teutsch-Ostasrika. Zollbehandlung der Postsendunnen. 1909 ist der § 25 Nr. 1 der Zollverordnung für das deutsch ostafrikanische Schutzgebiet vom 13. Juni 1903 dahin ergänzt worden, daß bei Postsendungen nach näherer Bestimmung des schlags Abstand genommen werden kann. Die Verordnung ist mit dem Zeitpunkt ihrer Verkündigung im Schutzgebiet in Kraft getreten. (Deutsches Kolonialblatt.) (Aus den im Reichsamt des Innern zusammen gestellten »Nachrichten für Handel und Industrie«.) * Verzögerte Briespost nach Westindieu. — Die deutsche Briefpost für St. Thomas, Porto Rico, Haiti-San Domingo und Jamaica, die am 13. Januar mit dem Dampfer »Mecklenburg« der Hamburg-Amerika-Linie von Antwerpen abgehen sollte, ist nach Deutschland zurückgelangt, weil der genannte Dampfer bei einem Zusammenstoß mit einem englischen Schiffe auf dem Humber so schwere Beschädigungen erlitten hatte, daß er feine Reise nach Westindien nicht fortsetzen konnte, sondern nach Ham burg zurückkehren mußte. Die Briefpost, die lediglich aus Sendungen bestand, für die vom Absender die Beförderung mit dem Dampfer der Hamburg- Amerika Linie vorgeschrieben war, wird mit den nächsten Ver bindungen weiterbefördert. Geforderte Beträge zur Förderung wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeiten durch daS Deutsche Reich. — Dem Reichstag ist auch in diesem Jahre eine Denkschrift über die wissenschaftlichen und künstlerischen Unternehmungen, die aus den Etats für das Auswärtige Amt und für das Reichs amt des Innern gefördert werden, zugegangen. Aus Titeln des Etats des Auswärtigen Amts erhalten zunächst das Archäologische Institut und dessen Sekretariate in Rom und Athen Zuwendungen. In den Etat für 1910 sind hierfür 210 800 ^ eingesetzt (1909: 187 000 ^). Das Institut hat wäh rend des verflossenen Jahres seine Tätigkeit ungestört fortgesetzt und seine zahlreichen Unternehmungen nach Kräften gefördert. Die Einrichtungen seiner beiden Zweiganstalten in Rom und Athen kommen nunmehr außer den Reichsstipendiaten einzelner deutscher Bundesstaaten auch Gymnasiallehrern zugute, die von der preußischen Unterrichtsverwaltung seit dem Herbst 1908 mit einem Reisestipendium nach Italien und Griechenland ausgesandt werden. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. An periodischen Veröffentlichungen sind wieder das Jahrbuch mit dem Archäologischen Anzeiger, die Römischen und die Athenischen Mitteilungen sowie die Antiken Denkmäler erschienen. Ferner hat das Institut folgende wissenschaftliche Arbeiten heraus gegeben: Die Skulpturen des Vatikanischen Museums, be schrieben von W. Amelung, Band 2; Griechische Grabreliefs aus Südrußland, herausgegeben von G. von Kieseritzky und C. Waitzinger, und Die antiken Vasen von der Akropolis zu Athen, veröffentlicht von B. Graef, Heft 1. Neu begonnen hat das Institut die Verzeichnung der altertümlichen Dachterrakotten aus Kampanien und die Herstellung einer topographischen Karte von Numantia in Spanien. Ausgrabungen wurden auch im ver flossenen Jahre in Pergamon fortgesetzt, auch konnten an be rühmten Stätten, wie Tiryns, Olympia, Pisa und in der Land schaft Triphylien bestimmte archäologische Probleme mit Hilfe des Spatens untersucht werden. — Zur Förderung der Römisch-Germanischen Altertums forschung in Deutschland, für die 33000 aus der für das Archäologische Institut geforderten Gesamtsumme in den Etat ein gesetzt sind, hat die römisch-germanische Kommission ihre Arbeiten fortgesetzt und weiter entwickelt. Die Stadt Frankfurt a. M. hat der Kommission große Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, die es jetzt gestatten, die wissenschaftlichen Hilfsmittel, namentlich die Hand bibliothek und die Photographiensammlung, weiteren Kreisen zu gänglich zu machen. Die Grabungen in Haltern und Oberalten sowie die Untersuchung des Kastells Cannstatt wurden fortgesetzt und die Ringwallforschung durch Untersuchungen der Altenburg bei Miedenstein in Hessen und die Aufnahme nassauischer Ring wälle gefördert. Ferner sei erwähnt, daß die Vorbereitung der archäologischen Karte der südlichen Wetterau gute Fortschritte gemacht hat und daß die Bearbeitung der römischen Ziegelstempel Niedergermaniens für das Oorpue inseriptionum vatinarum durch Herrn Steiner fertiggestellt wurde. Der Etat für das Auswärtige Amt enthält ferner eine For derung von 23 000 (1909: 19 600 zur Unterhaltung des Deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde in Kairo. Der Direktor des Instituts hat im verflossenen Jahre die Veröffentlichung der Ergebnisse der Grabungen der Deutschen Orientgesellschaft bei Abussir so weit gefördert, daß der Band »Das Grabdenkmal des Königs Nefer-ir-kel-rö« erscheinen und der erste, den Bau behandelnde Band des »Grabdenkmals des Königs Säl-hu-rS« in Druck gegeben werden konnte. Vom In stitut wurden ferner eine Reihe deutscher wissenschaftlicher Unter nehmungen unterstützt, so Ausgrabungen am Grabdenkmal des Königs Chefren bei Gise, Papyrusausgrabungen bei Abussir el-meleq, Darb Gerse und Dime sowie die Expedition der preußischen Akademie der Wissenschaften zur Aufnahme der durch die Erhöhung des Staudamms bei Assuan gefährdeten Inschriften Nordnubiens. Endlich hat das Institut eine Reihe von Er werbungen für deutsche Sammlungen vermittelt und wissen schaftliche Anfragen erledigt. 20 deutsche Gelehrte, die im letzten Jahre in Ägypten Studien oblagen, konnte das Institut in ihren Arbeiten unterstützen, wie auch das ihm unterstellte deutsche Haus in Theben von einer Anzahl deutscher Gelehrten benutzt wurde und auch einigen deutschen Künstlern zeitweilig Unterkunft ge währte. Die Bibliothek des Instituts ist auf 1556 Bände an gewachsen, seine Photographiensammlung überschritt das fünfte Tausend. Die vom Auswärtigen Amt wie im Vorjahre mit 20 000 ^ subventionierte Zoologische Station des inzwischen ver storbenen Professors vr. R. Dohrn in Neapel hat ihre Tätigkeit nach allen Richtungen in gesteigertem Maße fortgesetzt. Ihre Laboratorien wurden von mehr als 150 Gelehrten aufgesucht. Ihre Mehrzahl waren Deutsche und Italiener, daneben Ameri kaner, Engländer, Russen, Österreicher, Belgier, Schweizer, Holländer, Rumänen und Franzosen. Konserviertes Studien material wurde an Laboratorien und an einzelne Gelehrte im Gesamtwerte von 20 000 Lire abgegeben. Nach dem Tode des Begründers und bisherigen verdienstvollen Leiters am 26. Sep tember v. I. hat dessen Sohn vr. xbil. Reinhard Dohrn die Leitung der Anstalt übernommen Die gleiche Summe von 20 000 ist, wie in den Vorjahren, als Unterstützung für die Zoologische Station in Rovigno in Istrien gefordert, deren Arbeitsgebiet sich andauernd erweitert. 136