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Der Bote vom Gelting Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mittags Wöchentliche Beilage: »Neue Illustrierte" Monatsbeilage: »Rund uw den Geifingberg" MMtälWmg » Bezugspreis für den Monat 1,15 RM. einschließlich Zutragen » Anzeigen: Die 4 gespaltene 65 mm breite Millimeterzeile oder » deren Raum 6 Pf., die 3 gesp. Reklame-mm-Zcile oder deren » ' Raum 12 Pfg. — Nachlaß nach Tarif Nr. 1. — Nachlaßstaffcl » Boi Zahlungsverzug erlischt der Anspruch auf etw. Nachlaß. > Dezirksanzeiger für Attenberg, Geifins, Lauenstein, Bärenstein un- die umiiesen-en Ortschaften Dieses Blatt ist für die Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Stadtbehörden Altenberg, Geifing, Lauenstein und Bärenstein behördlicherseits bestimmt Druck und Verlag: F. A. Kuntzsch, Attenberg, Bossestraße 3 — Fernruf Lauenstein 427 — Postscheckkonto Dresden Nr. 11811 — Girokonto Altenberg Nr. 11 — Postschließfach Nr. 15 Rr. 108 Sonnabend, -en 15 September 1934 i»9. Jahrgang Wm kündigt den WnderWensKnb Entsetzen in Paris un- Gens Der polnische Außenminister Beck hat am Donnerstag in einer aufsehenerregenden Rede vor der Bollversammlung des Völkerbundes die praktische Mitwirkung Polens an der Durchführung seiner internationalen Minderheitenschutzver pflichtungen von sofort an gekündigt. Polen sehe sich veran laßt, jede Zusammenarbeit mit Kontrollinstanzen des inter nationalen Minderheitenschutzes abzulehnen, solange der pol nische Antrag auf Verallgemeinerung des Minderheitenschutzes nicht behandelt und angenommen werde. In Paris ist wegen dieser Erklärung eine außerordent liche Verstimmung gegen Polen eingetreten, umsomehr, als Polen sich auch nicht zum Beitritt zu dem von Frankreich gewünschten Ostpakt ködern läßt. Die Pariser Presse spricht von einer glatten Kündigung der von Polen eingegangenen Verpflichtungen. Dis Erklärungen des polnischen Außenministers Beck über die Beseitigung der praktischen Wirksamkeit der inter nationalen Minderheitenschutzverpflichtungen für Polen haben in Genfer Kreisen große Bewegung und zum Teil starke Erregung ausgelöst. In neutralen Kreisen weist man darauf hin, daß noch niemals vor dem Völkerbund in dieser Form ein internatio naler Vertrag offen als unwirksam erklärt wurde. Man glaubt, daß damit der ganzen Völkerbundsidee ein schwerer Schlag zugefügt worden ist. Polens Erklärung sei mik einer praktischen Revision der Friedensverträge gleichzusehen, weil der Minderheitenschuhverlrag ein wesentliches Ergän- zungsstüS zu den Bestimmungen des Versailler Vertrages über die territorialen Fragen im Osten sei, was nicht nur aus dem Vertrag selbst und der Präambel des Mlnderhei- tenschuhverirages sondern auch aus dex Vorgeschichte des letzteren, insbesondere der Nole Llemenceaus an den dama ligen polnischen Ministerpräsidenten Paderewski vom 24. Juni 1929 hervorgche. Sauüel SS-Gruppenführer Anläßlich des Reichsparleitages wurde Reichsstatthal- ter Sauckel vom Führer zum Ehrengruppenführer der SS ernannt. ' Die Europaflieger in Wien Sämtliche Teilnehmer des Europarundflugs sind im Laufe des Donnerstag bis 17,30 Uhr auf dem Flugplatz in Aspern eingetroffen und haben nach kurzem Aufenthalt den Weiterflug nach der Zwischenstation Brünn und zum Etappenendpunkt Prag angetreten. Die beiden deutschen Flieger Osterkamp und Seidemann setzten nach kurzer Pause, während der sie von den öster reichischen Behörden begrüßt und verpflegt wurden, den Weiterflug fort. Der deutsche Fliegeringenieur Kropf, der die Europaflieger auf dem Flug begleitete, traf, aus Agram kommend, auf dem Flugplatz von Aspern ein. Bald nach seiner Ankunft führte Kropf mit seinem DE-Flugzeug der Fokke-Wulf-Werke Bremen längere Zeit hindurch hervor- ragende Kunstfluge aus. Seine Flugleistungen fanden bei den zahlreichen Zuschauern begeisterte Ausnahme. Vize kanzler Fürst Starhemberg beglückwünschte den deutschen Flugingenieur lebhaft zu seinen außerordentlichen Leistun gen. . -- . . . Fünf Bergsteiger vermibt Fünf Münchner Touristen, die unter Führung von Berg steigern eine klettcrpartie in das Schüsfelkar >m Dreitor spitzgebiet unternommen hatten, werden seit einigen Tagen vermißt und konnten trotz aller Bemühungen nicht gefun den werden. Unter den Vermißten befinden sich drei Frauen. Der ganze Donnerstag wurde dazu verwendet, mit einem Aufgebot von über dreißig Bergsteigern die Nord seite der Schüsselkar-Spitze und die Umgebung zu durch suchen. Zum Absuchen der Wände wurde auch ein Flu g- zeug eingesetzt, dessen Führer die Nordhänge und Wände sehr eingehend beobachtete. Es haben sich aber nir gends Anhaltspunkte dafür ergeben, daß sich die Bergsteiger in dieser Gegend befinden. Man nimmt deshalb an, daß dis Vermißten, sofern sie sich noch am Leben befinden, wahr scheinlich in großer Erschöpfung in eine Felshöhle geflüch tet sind, oder sonst ein Unterkommen gesucht haben, wo ü« nachts vor der sehr kalten Witterung etwas Schutz finden, Zwei Todesurteile in Esten Den Mörder seiner Frau gedungen Das Essener Schwurgericht hatte sich in zweitägige» Verhandlung mit einer Mordtat zu befassen, die in ihre» Abscheulichkeit kaum zu überbieten ist. Angeklagt war det 24jährige südslawische Staatsangehörige Friedrich Islaka, aus Essen-Allendorf wegen Mordes und der 29jährige Aritz klischataus Lssen-Borbeck wegen Anstiftung zum Mord. Jstakar hatte in der Nacht zum 8. April ds. Js. auf Anstif tung des Klischat dessen Ehesrau in ihrer Wohnung ermor- Im japanischen Jnselgebiet ist infolge unterseeischer vul kanischer Tätigkeit eine neue Insel 100 Meter hoch aus dem Meere emporgetaucht. Sie hat den Namen Taketomi erhalten. 48 Todesopfer der Lungenpest Nach einer amtlichen Meldung ist in dem Gebiet an der Eisenbahnstrecke zwischen Sipingai und Taonan in der Mandschurei die Lungenpest ausgebrochen; bis jetzt werden 48 Tote gemeldet. det. Die zur Tat benutzte Pistole hatte Jstakar von Klischat erhalten, der ihm für seine Tat die Hälfte der für Frau Klischat abgeschlossenen Lebensversicherung von 3000 RM zuficherke. Das Gericht verurteilte Jstakar wegen Mord« und Klischat wegen Anstiftung zum Mord zum Tode. Verzweifelte Mütter 5 Opfer zweier Familientragödien I» Ptauen wurde die 35jährige Heimarbeiterin krna Luder» mit ihren drei Kindern im Alter von zwei üs elf Jahren in ihrer in der Lessingstraße gelegenen Wohnung besinnungslos aufgefunden. Die Wiederbele bungsversuche waren nur bei der Mutter und der elfjährl- >en Tochter erfolgreich. Die zweijährige Tochter und der »eunjährige Sohn konnten nicht mehr ins Lehen zurückge- wfen werden. Die Mutter, die seit längerer Zeit durch Krankheit behindert ist, soll die Tat in einem Schwermuls- infall begangen haben. In Gahma in der Nähe von Lobensteln ereignete sich !ine furchtbare Aamillentragödie. Vermutlich au, Schwer nut stürzte sich die 28jährige Ehefrau Roßner mit ihren ünf Monate bezw. drei Jahre alten Knaben in einen Vrun- »en, der sich im Keller ihre, Hauses befand. Line Ver- vandte, die am Abend einen Besuch machen wollte, fand die Leichen. Kinderlahmungsepidemie in Dänemark 700 Krankheitsfälle Infolge der Ausbreitung der spinalen Kinderlähmung tu verschiedenen Teilen Dänemarks hat der kriegsmlnister beschlossen, die Herb st Manöver abzufagen; ein Teil der Reservisten war bereits für Mittwoch einberufen. Nach Angaben der oberste» Gesundheitsbehörde betrug die Zahl der an spinaler Kinderlähmung Erkrankten In ganz Dänemark in den letzte» Tagen etwa 700, davon etwa die Hälfte in den erste» zehn Tagen des September. Spinale Kinderlähmung auch in Schleswig Im Einvernehmen mit dem zuständigen Kreisarzt sind am Mittwoch sämtliche Schleswiger Schulen bis auf weiteres geschlossen worden. Diese Maßnahme erfolgte als Vorbeu gung gegen die Ausbreitung der spinalen Kinderlähmung. Bisher sind in Schleswig und in den Nachbarorten einige Fälle dieser Krankheit zu verzeichnen. Bessere Ernteersebniffe Die Gesamternte ans 20,52 Millonen Tonnen geschätzt Auf Grund der Meldungen der amtlichen Be richterstatter wird die diesjährige Getreideernte nach Mitteilung des Statistischen Reichsamtes zu Anfang September 1934 auf 20,52 Millionen Tonnen ge schätzt, d. s. 873000 Tonnen mehr als nach der Angustschätzung und 1274000 Tonnen mehr als nach der Julischätzung. Das Ergebnis ist um so bemerkenswerter, als die Septembermeldungen weit gehend auf Druschproben beruhen. Für die einzelnen Fruchtarten ergeben sich fol gende Erntemengen (in Millionen Tonnen): Roggen 7,56 (nach der Augustschätzung 7,31), Weizen und Spelz 4,51 (4,23), Brotgetreide zusammen 12,07 (11,54), Gerste 3,12 (3,04) und Hafer 5,33 (5,06). Die Erntemengen entsprechen nachstehenden Hektar erträgen: Roggen 16,8 (im August 16,3) Doppel zentner, Weizen 19,9 (18,6) Doppelzentner, Winter gerste 22,0 (21,6) Doppelzentner, Sommergerste 18,5 (17,9) Doppelzentner und Hafer 16,9 (16,1) Doppelzentner. Die Ernteerträge sind also bei allen Getreidearten höher, als nach der Augustschätzung und vor allem nach der Julischätzung, bei der noch keine Druschproben vorlagen, zu erwarten war. Das gilt besonders für Weizen und Spelz, deren Ernte allein um mehr als 400000 Tonnen — 10 v. H. höher veranschlagt wird als im Juli ds. Js. Das Durchschnittsergebnis der letzten zehn Jahre (1924/33) wird von der diesjährigen Ernte fast bei allen Getreidearten übertroffen. Die Ernte an Brot getreide ist um rund 672000 Tonnen — 5,9 v. H. und an Gerste um rund 189000 Tonnen ---- 6,4 v. H. größer, Vie Haferernte bleibt allerdings um rund 1 Million Tonnen — 16,4 v. H. hinter dem zehnjährigen Durchschnitt zurück. Die Maßnahmen der Reichsregierung zur För derung des Anbaues von Olsaaten und Gespinst pflanzen haben sich dahin ausgewirkt, daß die Raps- und Rübsenernte (rund 41000 Tonnen — 15,3 Doppelzentner vom Hektar) gegenüber dem Vorjahr bei fünffacher Vergrößerung der Anbaufläche auf mehr als das Sechsfache gestiegen ist. Die Flachs ernte hat dagegen unter der Dürre gelitten, so daß vom Hektor 1934 schätzungsweise nur 29,4 Doppel zentner Rohstengel gegen 32,6 Doppelzentner im Jahre 1933 geerntet wurden. Infolge der starken Ausdehnung der Flachsanbaufläche (um 79 v. H. auf 8800 Hektar) ergab sich trotzdem ein Gesamt ertrag von rund 26000 Tonnen, das ist um 66 o. H. mehr als im Vorjahre. Die Frie-enslime unserer Außen politik Anläßlich der Jahreshauptversammlung des Deut schen Auslandsinstituts machte Reichsaußenminister Freiherr von Neuraths grundsätzliche Ausführungen über die Linie der deutschen Außenpolitik. Er sagte u. a.: Wir Deutschen im Reich haben es gegenüber pnseren Brüdern und Schwestern im Ausland sehr leicht, weil wir seit dem Umbruch des vorigen Jah res ein innerlich geschlossenes, festgefügtes Volk sind. Die Erhaltung und Förderung des deutschen Volks tums, wie sie der Nationalsozialismus will, hat nichts mit Imperialismus zu tun. Das deutsche Volk will nichts anderes als dies: Mit fremden Staaten in Frieden leben und mit fremden Völkern friedliche und freundnachbarliche Beziehungen unterhalten. Ge rade weil wir den Frieden wollen, können wir nicht komplizierten und bedenklichen Vertragssystemen zu stimmen, die, aus machtpolitischen Tendenzen gebo ren, nur den Krieg vorbereiten wollen und nicht zur Entspannung der Lage bettragen.