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Der Bote vom Ming MliglMalstitung Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mittags Wöchentliche Beilage: »Neue Illustrierte" Monatsbeilage: »Rund um den Geisingberg" »- Bezugspreis für den Monat 1,15 RM. einschließlich Zutragen ? Anzeigen: Die 4 gespaltene 65 mm breite Millimeterzeile oder - deren Raum 6 Pf., die 3 gesp. Reklame-mm-Zeile oder deren ' Raum !12 Pfg. — Nachlaß nach Tarif. — DA. XII. 1230. — » Bei Zahlungsverzug erlischt der Anspruch auf etw. Nachlaß. Vezirksaazeiser M Attenberg, GeMs, Lanenftem, Bsrenftein unö Sie «mlievenben Ortschaften Dieses Blatt ist für die Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Stadtbehörden Altenberg, Geifing, Lauenstein und Bürenstein behördlicherseits bestimmt Hauptschriftleiter: Werner Kuntzsch, Altenberg. Stellvertreter: Felix Iehne, Dippoldiswalde. Verantwortlich für den gesamten Textteil: Werner Kuntzsch, Altenberg. Verantwortlicher Anzeigen leiter: Werner^Kuntzsch, Altenberg. Druck und Verlag: F. N. Kuntzsch, Altenberg, Bossestraße 3. — Fernruf Lauenstein 427 — Postscheckkonto Dresden 11811 — Girokonto Altenberg 11 Rr. iv Donnerstag, öen 2Z. Farmar W34 CS.Fahegang Empörung in ZrankE GklmMe An der Kammer gibt es Krach... Die französische Kammer setzte am Dienstag die Aus sprache über den Gesetzentwurf fort, der jedem wegen Ver gehens gegen das Sparkapital Verurteilten die Vornahme von Finanzgeschäften verbietet. Der Abgeordnete Henryot unternahm einen neuen Vorstoß gegen die Regierung wegen des Stavisky-Skandals. Als Henryot die Rednertribüne betrat, bemächtigte sich des Hauses eine gewaltige Erregung. Es ertönten laute Rufe und Zischen. Henryot kündigte an, daß er neue belastende Schriftstücke bekanntgeben werde. Das war das Signal für ein Pfeifkonzert auf den Bänken der Rechten. Gleich zeitig stimmten die Kommunisten die Internationale an. Der Lärm wurde schließlich so groß, daß der stellvertretende Kammerpräsident die Sitzung aufhob. Nach Wiederaufnahme der Sitzung setzte Henryot seine Angriffe gegen die Regierung fort. Er beschuldigte Chau- temps, daß er Rechtsbeistand des Generals Barbier de Fou- ton gewesen sei, der dem Verwaltungsrat eines Stavisky- Unternehmens angehört habe. Henryot behauptete weiter, daß der Name des Justizministers Reynaldy in den Akten stücken einer Stavisky-Affäre stehe. Die Gerichtsverfahren stockten, weil Einflüsse aus dem Parlament oder aus den Regie rungskreisen den Gang der Rechtsprechung verfälschten. Diese Bemerkung veranlaßte den radikalsozialistischen Abge ordneten Bouesse zu dem Zwischenruf: „Wieviel bezahlt man Ihnen?" In dem Lärm, den dieser Zwischenruf auslöste, rief Veuesse dem Abgeordneten Henryot weiter zu: „Ich erwarte Ihre Kartellträger!" Nochmals Mehrheit für Chautemps Nach sehr erregter Aussprache über den Staviski-Sran- dal schritt die Kammer zur Abstimmung über die Rückver weisung eines Kapitels des zur Aussprache stehenden Justiz haushaltes, gegen die der Ministerpräsident die Vertrauens frage gestellt hatte, um sofort das Mehrheitsverhältnis in der Kammer zu klären. Mit 367 gegen 201 Stimmen trat die Kammer für den Antrag der Negierung gegen die Rück verweisung ein und sprach ihr somit das Vertrauen aus. ... UN- auf -er Straße nicht min-er Barrikadenkämpfe in Paris Nicht nur Paris, sondern ganz Frankreich steht jetzt im Zeichen des Stavisky-Skandals. Schwere Unruhen in Paris strahlen auch nach der Provinz aus, und der Unwille gegen ein Regierungssystem, unter dem ein Betrüger wie Stavisky sein Unwesen treiben konnte, nimmt Formen an, die den Pa riser Regierungsstellen sehr zu denken geben. Das sonst so vornehme Pariser Stadtviertel St. Germain bot am Montag und Dienstag ein direkt revolutionäres Bild. Die Bänke wurden ausgerissen und auf die Straße geworfen, die um die Bäume befindlichen eisernen Schutzgitter wurden in die Zu leitungsanlage der Straßenbahn geworfen und riefen zahl reiche Verkehrsstörungen hervor. Bäume wurden sogar !ent- wurzelt, öffentliche Verkehrsmittel vielfach vollständig zertrüm mert. Trotzdem die Polizei Hunderte von Attacken unternahm, vermochte sie die Demonstranten nicht aus dem Felde zu schlagen, da diese sich in den Seitenstraßen sammelten und immer wieder in Schmährufe auf die Regierung ausbrachen. Immer wieder ertönte der Ruf: „Nieder mit den Schwind lern im Parlament und in der Regierung!" Auf dem an deren Ufer der Seine kam es vor dem Pariser Rathaus zu ähnlichen turbulenten Szenen. An einer Stelle wurde sogar ein Lurusauto von der empörten Volksmenge umgeworfen. Die Ruhe wurde von der Polizei erst wieder hergestellt, als sie rücksichtslos in die Menge Hineinritt. ASersn-re was -EehrmMSrSLMUys Der neue Betrugsskandal, der zur Verhaftung des Leiters der Beamtenbank, George Alerandre, geführt hat, scheint dem Stavisky-Skandal nicht nachzustehen. Man behauptet, daß zahlreiche bekannte Per sönlichkeiten den Verwaltungsräten der von Alexandre gegrün deten elf Gesellschaften angehört haben. Ein inzwischen ver storbener ehemaliger Finanzminister, mehrere Abgeordnete und frühere Parlamentarier sollen m die Angelegenheit verwickelt jein. Die Bilanz der Opfer Alexandres ist erschreckend. Nicht weniger als drei Abgeordnete, achtzehn Präfekten, dreißig Hauptkassierer verschiedener Gesellschaften, zwölf Gerichtsvor sitzende, zwei Staatsanwälte, zwei Senatoren, fünfzig Richter, zwölf Polizeikommissare und eine noch nicht übersehbare Menge von Offizieren und mittleren und kleinen Beamten haben dem Eroßbeküger ihre Ersparnisse anvertraut. Alexandre scheint auch der Lehrmeister Staviskys gewesen zu sein, denn Stavi sky ist vor einem Jahre in einem Unternehmen Alexandres angcstellt gewesen. 15V Aktenstücke verschwunden In der Staviskyaffäre tauchen immer neue Enthüllungen auf. Am 20. Januar sollten die Aussichtsratsmitglieder einer Staviskygesellschaft, der Compagnie Foncisre et Generale d' Entreprise, die sich mit der Ausführung öffentlicher Bauten befaßte, vor Gericht erscheinen. Die Verhandlung hat aber nicht stattfinden können, da man jetzt festgestellt hat, daß nicht weniger als 150 Aktenstücke verschwunden sind, die trotz eif rigster Nachforschungen bisher noch nicht gefunden wurden. Ergebnislose Aussprache Der pariser Mnislerrak zur deutschen Antwort Die Prüfung der deutschen Antwort auf dis fron- zosische Denkschrift ist von den zuständigen Stellen des fran zösischen Auswärtigen Amtes und des Ministeriums für die nationale Verteidigung beendet worden. Das Ergebnis dieser Prüfung faßt das „Journal" dahin zusammen, daß die deutsche Antwort „nichts anderes dar- stelle, als einen Rechtfertigungsversuch der deutschen Ste - lunguahme". Die Antwort Frankreichs werde weder zwe»- felhaft sein, noch lange auf sich warten lassen. Wahrschein lich werde der nächste Ministerrat sie festlegen, so daß dem am 13. Februar in London zusammentretenden kleinen Büro der Abrüstungskonferenz, falls Englands Vermittlung ergebnislos sein sollte, nichts anderes übrig bleiben werde, als die Aufforderung an den Generalausschuß, „unverzüg lich die Schlußfolgerungen aus dem Scheitern der deutsch- französischen Aussprache zu ziehen". Beftechungsafföre in Prag Die Prager Behörden sind einer umfangreichen Befte- chungsaffäre auf die Spur gekommen. Line Prüfung der Bücher der Prager Bausirma pitte L Brausewetter führte zur Feststellung zahlreicher unbegründeter Ausgabeposten, die unter nichtssagenden Titeln verbucht waren. Da der per- dacht entstand, daß es sich hier um Bestechungsgelder für staatliche Beamte handeln könnte, die mit der Vergebung oder Führung öffentlicher Bauten betraut sind, wurde eine eingehende Untersuchung vorgenommen. Sie führte zur Verhaftung der beiden öffentlichen Gesellschafter der Firma, der Ingenieure Fehre und Machaczek, und zur Vernehmung zahlreicher Beamter. Einer von ihnen gab zu, daß die Firma im Bereich der Staatsbahndlrektion Brünn öffent lichen Beamten Gratifikationen habe zukommeu lasten, die in einzelnen Fällen die Höhe von 50 000 Kronen erreichten. Auf Grund der Aussagen wurden vier Beamte der Staals- bahne» in Haft genommen; sie haben bereits eiugeftanden, Schmiergelder angenommen zu haben. MotttMe AmfchM „Gesetz zur Ordnung der nationalen Ar beit" im Reichsgesetzblatt veröffentlicht. Im Reichsgesetzblast vom 23. Januar wird das Ge setz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20. Ja nuar 1934 veröffentlicht. Das Gesetz, dessen wesent lichster Inhalt bereits bekanntgegeben worden ist, ist vom Reichskanzler, dem Reichsarbeitsminister, dem Reichswirtschaftsminister, dem Reichsminister der Ju stiz, dem Reichsminister der Finanzen und dem Reichs minister des Innern unterzeichnet. Es gliedert sich in sieben Abschnitte mit 73 Paragraphen. Der erste Abschnitt ist überschrieben: „Führer des Betriebes und Vertrauensrat", der zweite Abschnitt: „Treuhänder der Arbeit", der dritte Abschnitt: „Betriebsordnung und Tarifordnung", der vierte Abschnitt: „Soziale Ehrengerichtsbarkeit", der fünfte Abschnitt: „Kündi gungsschutz", der sechste Abschnitt: „Arbeit im öffent lichen Dienst" und der siebente Abschnitt: „Schluß- und Qbergangsvorschriften." Die Zahl der Ver trauensmänner, die dem Führer des Betriebes aus der Gefolgschaft beratend zur Seite stehen und mit dem Führer und unter seiner Leitung den Vertrauens rat des Betriebes bilden, beträgt: in Betrieben mit 20 bis 49 Beschäftigten: 2, in Betrieben mit 50 bis 99 Beschäftigten: 3, in Betrieben mit 100 bis 199 Beschäftigten: 4, in Betrieben mit 200 bis 399 Be schäftigten: 5. Ihre Zahl erhöht sich für je 300 weitere Beschäftigte um einen Vertrauensmann und beträgt höchstens 10. In gleicher Zahl sind Stell vertreter vorzusehen. — 3m K 72 bestimmt das Ge setz, daß die am 1. Dezember 1933 geltenden oder nach diesem Tage in Kraft getretenen Tarifverträge bis zum 30. April 1934 in Kraft bleiben. Durch diesen Paragraphen des Gesetzes wird also der gegen wärtige Lohn als Minimum bis zum 3O.April 1934 garantiert. Ein kommunistisches Waffenlager aus gehoben. Dem tatkräftigen Zugreifen des SA.- Obersturmführers in Eutin in Verbindung mit der Ordnungspolizei und den zuständigen Gendarmerie standorten ist es gelungen, in der Nähe von Lübeck einen neuen Schlag gegen den Kommunismus zu führen. Zunächst wurden in Stockelsdorf zwei Ab ziehapparate, eine Schreibmaschine, Fahnen der KPD.- Ortsgruppe Stockelsdorf und der „Antifaschistischen Mion", ein Leninbild, sowie Literatur und Akten der KPD.-Ortsgruppe Stockelsdorf beschlagnahmt. Bei der gleichen Gelegenheit konnte festgestellt werden, daß noch im Dezember vorigen Jahres von der kommunistischen Ortsgruppe in Stockelsdorf Beiträge