Volltext Seite (XML)
Dienstags, Donnerstags und Sonnabends mittag Vierzehntägige Beilage: „Bilderbotc vom Geising- Monatsbetlage: »Rund um den Geisingberg- Müglitztal Zeitung Bezugspreis monatlich l,15 RM. einschl. Zutragen Anzeigen: Die 6gespalt.46 inm breite Millimeterzeile oder deren ? Raum 4 Vfg., die 3 gespalt. Tcxt-Millimeterzeile od. deren Raum » 12 Pfg. — Nachlaß nach Preisliste Nr. 4. Nachlaststaffel ' BeiKonkurs u. Zwangsvergleich erlischt Anspruch auf Nachlaß » Die Heimstzettuks mc Bttenbers, Geismv, Lavenftem, Därenslem unö die umlievente» Ortschaften Dieses Blatt ist für die Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Stadtbehörden Altenberg, Geising, Lauenstein und Bärenstein behördlicherseits bestimmt Druck und Verlag: F. A. Kuntzsch, Altenberg, Paul-Haucke-Stratze 3 / Fernruf Amt Lauenstein Nr. 427 / Postscheckkonto Dresden Nr. 11811 / Gem.-Girokonto Altenberg Nr. 897 / Postschließfach Nr. 15 Donnerstag, -en LS. Oktober LS3S Rümmer ir r 74. Aahrgang Kapitänleutnant Prien der Kommandant des deutschen U-Bootes, mit dem Ritter kreuz des Eisernen Kreuzes, das ihm vom Führer verliehen wurde. Der jetzt 3uayrige Kapitänleutnant Prien ist Thüringer. Am 16. Januar 1908 wurde er in Osterfeld i. Th. geboren. Zur See zu fahren, ist sein Wunsch und sein Berus. Bevor er am 23 Januar >933 als Fähnrich zur See in die Deutsche rcuwgsmarine cnnrm, vemyri er die Meere als Offizier der deutschen Handelsmarine. Als Leutnant zur See kommt er im Herbst l935 zur U-Boot-Waffe. Ani I. Januar 1937 wird er ObcrleuMani uud im Februar dieses Jahres Kapitänleutnant. Seine kühne Tat, in das Scapa Flow einzudringen und den Schlachtkreuzer „Rcpulse" und das Schlachtschiff „Royal Oak" zu torpedieren, reiht sich nicht nur würdig an die Taten eines Weddmeu an. sondern übertrifft ne sogar. Die Mutter des tapferen U-Bootkoinmcmdanten, Frau Prien, ist Beamtin in den Leipziger Stadtwerken und kam gestern auf Einladung ihres Sohnes Günther nach Berlin, wo es ein frohes Wiedersehen gab. „Wer Grundsatz: Ran!" KapitänleMvant Wen schildert den Angriff In der großen Condor-Maschine fliegen wir über die Norddeutsche Tiefebene. Wir sitzen inmitten der Besatzung des U-Bootes, das heute von seiner erfolgreichen Fahrt nach Scapa Flow in den Heimathafen zurückgckehrt ist. Die Männer des U-Bootes sind noch voll von dem Erlebnis der einzig artigen Fahrt. Kapitänleutnant Prien, der Komman- sant des siegreichen U-Bootes, versucht, uns in einem Gespräch den Verlaus der Fahrt und die Ereignisse im englischen Kriegs- Hafen Scapa Flow zn schildern. In seinen Worten liegt genau so wie in den Blicken seiner Männer, die rings um ihn Herumsitzen und stehen, die Fülle der Erlebnisse. Auf die Frage, wieso er gerade in den Hasen von Scapa Flow mit seinem Boot eindrang, sagte er mit schlichten Wor ten: „Sechs Wochen Krieg sind jetzt vorübergegangen. Ans den bisherigen Fahrten mit meinem U-Boot habe ich nicht ein einziges feindliches Kriegsschiff zu Gesicht bekommen. Um so dringender wurde der Wunsch unserer ganzen Be satzung, nnr einmal ein britisches Kriegsschisf vor die Torpedorohre zu bekommen. Dies dachte nicht nur ich, dies dachten der Wachoffizier, der Torpedooffizier, jeder andere Offizier und auch jeder Mann an Bord des Bootes. Da es aber anscheinend auf der freien See heute nicht möglich ist, ein englisches Kriegsschiff zu treffen, so bestand für mich nur die Möglichkeit, in einen englischen Kriegshafen einzudringen. Also stand der Entschluß fest, einen englischen Kriegshafen aufzusuchen. Und wenn es schon ein solcher sein mutzte, dann sollte es gerade jener sein, in dem die Engländer seinerzeit die deutsche Flotte internierten und in dem Ädmiral Reuter die Ehre der deutschen Flagge durch die Versenkung der deutschen Kriegsschiffe des Weltkrieges rettete. Nach genauester Beobachtung stellten wir die günstigsten Möglichkeiten fest, um in den Hafen, von Scapa Flow ein- Die A Bootmännee beim Führer Vas Mttrlreuz Mr KapitimleulvaM Arien Berlin, 18. Oktober. Der Führer empfing heute mittag in seinem Ar beitszimmer in der Neuen Reichskanzlei im Beisein des Oberbefehlshabers der .Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. c. Raeder, den Kommandanten Kapitänleutnant Prien und die Besatzung des erfolgreichen U-Bootes, das mitten in der Bucht von Scapa Flow den Schlacht kreuzer „Repulsc" und das Schlachtschiff „Royal Oal" torpediert hat. Kapitanleutnanl Prien meldete dem Führer die an- getrctene Besatzung des U-Bootes zur Stelle. Der Führer begrüßte jeden einzelnen der Offiziere uud Männer der Besatzung durch Handschlag. DM der gArzen Nation In einer Ansprache brachte der Führer sodann seinen uud den Dautder ganzen deutschen Na tion für diese Tat zum Ausdruck. Er erinnerte daran. > daß die Männer, die heute vor ihm stünden, diese einzig artige Leistung auf jenem Platz vollbrachten, auf dem einst die deutsche Flotte durch eine schwache Regierung aus geliefert wurde, in der trügerischen Hoffnung, sie vielleicht zurnckeryalten zu tonnen, und aus dem dann ein deutscher Admiral diese Flotte vor der letzten Schande bewahrt und gerettet habe. Die große und kühne Tat der Männer, die er glücklich sei, hcntc persönlich begrüßen zu können, habe das ganze deutsche Volk in seinem unerschütterlichen Vertrauen auf den Siea nur noch bestärkt. Der Führer gab in bewegten Worten seinem und des ganzen deutschen Volkes Stolz auf die Männer der deut schen U-Boot-Waffe Ausdruck. Was sie geleistet hätten, sei die st o l z este Tat. die überhaupt ein deutsches Unter seeboot unternehmen und vollbringen konnte. Sie habe nicht nur ganz Deutschland auf das tiefste bewegt, sondern ihr Ruhm sei in die ganze Welt hinausgegaugen. Der Führer überreichte sodann dem Kommandanten, Kapitänleutnant Prien, als höchste Auszeichnung, die es für einen deutschen Soldaten geben kann, das Ritter kreuz des Eisernen Kreuzes. Diese Auszeich nung ehrt zugleich auch die ganze Besatzung. Kapitänleutnant Prien erstattete sodann dem Führer ausführlichen Bericht über seine Erlebnisse in der Bucht von Scapa Flow. Anschließend waren der Kommandant und die Be satzung des U-Bootes Gäste des Führers zum Mittagessen in seiner Wobnuua zuonngcn Ler Pcrww gelang uns. Es war ein Mogem uns ein Versicckenspielcn, um durch die englische» Sperren hindnrchzukommeu. Den Willen hatten wir. uud so war es auch für uns nicht schwer, den Weg zu finden. Plötzlich", so sagte der Kommandant mit einem verschmitzten Lächeln, „waren wir drinnen. Der Abend war taghell erleuchtet durch ein Nordli ch 1, wie ich es bisher in meiner SeemcmnStätig- keit »och nicht erlebt habe. Es galt, nun vorsichtig zu seist, um den Erfolg zu erringen." Je näher der Kommandant des erfolgreichen U-Bootes mit seiner Schilderung den Ereignissen in der Bucht von Scapa Flow kam, um so lebendiger wurde seine Darstellung. „Nachdem wir in die Bucht eingedrungen waren, war meine erste Ausgabe, darauf zu scheu, daß wir nicht entdeckt werden, bevor wir das von mir gesteckte Ziel erreicht hatten. Im Norden, direkt vor mir, sah ich die Silhouetten von zwei Schlachtschiffen. Das sind Ziele, die sich jeder U-Boot-Mann wünscht, also darauf zu! Alle Torpedorohre fertig! Besatzung auf die Befehlsstände! Unser Grundsatz: Ran!" Während Kapitäulcutnant Pricu diese Worte spricht, glänzen die Gesichter der Männer seiner Besatzung, die rings um ihn stehen, vor Stolz und vor Erinnerung au das, was hinter ihnen liegt. Jeder will seinen Beitrag geben zur Schil derung der Stunden und Minuten, die sie ihr Leben lang nicht vergessen werden. Keiner spricht von sich selbst, jeder versucht, die Heldentaten seiner Kameraden zu würdigen. Vie TmMos verlassen Sie Rohre Der Kommandant des U-Bootes kann dann endlich in sei ner Schilderung der Ereignisse fortfahren: „Als wir die ge nügende Entfernung von den beiden Schlachtschiffen haben, werden die Rohre schntzfertig gemacht. Jetzt mntz die Technik beweisen, was sie kann. Und sie tut es. Der erste Torpedo trifft das Schlachtschiff mit zwei Schornsteinen, das die größere Entfernung von unserem Boot hat. Der zweite Torpedo dagegen trifft das uns näher liegende Schiff. Da das näher liegende Schlachtschiff das erste teilweise überdeckte, konnte der erste Torpedo naturgemäß nur auf dessen frei sichtbaren Teil abgeschossen werden. Er traf des halb nur das Vorderschiff, wodurch das Schiff — es handelte sich um die ,Nepulse' — zwar nicht versenkt, aber doch er heblich beschädigt wurde, so daß, wie wir einwandfrei fest stellen konnten, das Vorschiff sofort tief in das Wasser einsank. Die Wirkung des zweiten Torpedos war unheimlich. Mehrere Wassersäulen, weit über die Hohen des achternen Mastes herausragend, stiegen an den Bordwänden hoch. Feucr- säulen in allen Regenbogenfarben wurden sichtbar. Brocken flogen durch die Luft. Dies waren Schornsteinteile, Maststücke und Teile des Brückenaufbaucs." Kapitänleutnant Prien macht hier in seiner anschaulichen Schilderung der Ereignisse eine Panse, nnd noch einmal denkt er zurück an das Geschehen, ehe er mit seiner Schilderung fort- fährt. „Das Boot hatte unterdessen gedreht nnd lag auf Auslaufkurs, denn mein Ziel galt ja nicht nur der Ver senkung britischer Schiffe in einem englischen Kriegshafen, son dern auch der Erhaltung seiner Besatzung und meines Bootes für weitere Aufgabe» zur Durchführung und siegreichen Be endigung dieses Krieges. Auf dem gleichen Wege, auf dem wir hercingckommcn waren, sind wir auch wieder hcransgcsahren. Hinter uns setztcn S ch e i n w c r f e r sp i c l e und Morse- zeichcn in recht auffälliger Form ein. Das ist ja auch klar", so meinte Kapitänleutnant Prien verschmitzt lächelnd. „Denn wem fällt vor Staunen nicht der Unterkiefer herunter, wenn ihm im eigenen Hafen um Mitternacht Schlachtschiffe von solcher Größe torpediert nnd versenkt werden?!" Unvergänglicher öeuWer Seemannsgeist Nachdem Kapitänleutnant Prien diese eindrucksvolle Schil derung der Torpedierung der Schlachtschiffe „9t oh al Oac" und ..Revulse" aeacben batte, fragten wir Um. mit Weick.» cvmnyien er die yclinfayrl »acy vielem Erfolge anirat. Er sagte: „Der Eindruck der Vernichtung der ,Nohal Oall und der Beschädigung der,Repulse7 und der Gedanke an die uner meßlichen Opfer an Menschen wirkte so ungeheuerlich auf die jenigen, die dieses schaurige Schauspiel mit angesehen haben, daß es uns zunächst unmöglich war, nachdem wir wieder aus gelaufen waren, den im Boote befindlichen Kameraden eine klare Schilderung der Vorgänge zu geben. Erst nach etwa einer halben Stunde hatten wir uns von dem erschütternden Ein druck so weit gesammelt, daß wir den Hergang im einzelnen zu schildern in der Lage waren. Mir selbst", so sagte Kapitänleutnant Prien, „wird un vergeßlich bleiben der Eindruck, den meine Besatzung machte, als ich meinen Entschluß, nach Scapa Flow einznlanfcn, bekannt gab, >vie meine Männer da mit leuchtenden Augen und mit hartem Willen zum Siege hinter mir standen. Das Hurra, das die gleiche Besatzung ansbrachte, als ich nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Scapa Flow durch das Sprcchrohr an alle Stellen des Bootes dnrchgcbcn konnte: Wir haben ein Schlacht schiff versenkt, ein Schlachtschiff beschädigt und sind ungeschoren aus dcm Kriegshafcn hcranSgekommen, wird mir ebenfalls für mein ganzes Leben unvergeßlich bleiben." Zum Schluß erkundigten wir uns bei dem Kommandanten des erfolgreiche» U-Bootes nach dem Eindruck, den ihm und seiner Mannschaft der Empfang in der Heimat gemacht hat. Kapitänleutnant Prien sagte dazu: „Bei unserem Ein treffen in dem ersten deutschen Seehafen ist mir recht znm Be wußtsein gekommen, welche Anteilnahme das deutsche Volk an dieser für uns U-Boot-Leute so selbstverständlichen Fahrt genommen hat. Ich bin überzeugt davon, daß meine Be satzung auch weiterhin erfüllt ist von dem Wunsche, alles zu tuu, um diesen Krieg siegreich und ehrenvoll für Deutschland in Kürze zu beenden." Bei diesen Worten ihres Kapitäns äußerten sich die Män ner des siegreichen U-Bootes, die ans ihren grauen Seemanns- anzügen alle bereits das ihnen vom Führer verliehene Eiserne Kreuz trugen, in begeisterter Zustimmung. Der unvergängliche deutsche Seemannsgeist, der diese Heldenfahrt eines deutschen U-Bootes in den Mittelpunkt der britischen Heimatkriegshäsen geführt hatte, zeigte sich hier wieder mit aller Deutlichkeit. Da bei bekundete die gesamte Mannschaft ein so starkes Vertrauen zu ihrem Kapitän, daß seine Ueberzeugung, das siegreiche U-Boot werde auch weiterhin mit gleichen Erfolgen für Deutsch lands Ehre und Waffenruhm zur See- tätig sein, auf einer sesten, unzerstörbaren Grundlage beruht.