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190, 18. August 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtscbn Buchhandel. Hieraus ist unschwer zu erkennen, ob mit Gewinn oder Verlust ge arbeitet worden ist. Das Formular sieht eine Erneuerung nach zwei Jahren vor, was im Hinblick auf etwaige Änderungen praktisch sein wird, es kann durch Fortsetzung der letzten Rubrik aber beliebig erweitert werden. Man kamt sich danach ein handliches Verzeichnis anfertigen und dieses beim Besuch der Schulleitungen jeweils an Ort und Stelle ändern. Die Angabe der Bestellnummer erspart zeitraubendes Nachschlagen und manche Jrrtümer. Mit der Einführung des Nummernsystems ist unzweifelhaft ein wichtiger Schritt getan, der das so schwierige Schulbüchergeschäft riesig vereinfacht hat. Das Sortiment ist dem Verlag, der die Er leichterung in gleicher Weise verspüren dürfte, dafür aufrichtig zu Dank verpflichtet: doch möchte man sich mit dem Erreichten nicht be gnügen. Wenn auch die maßgebenden Firmen erfreulicherweise fast ausnahmslos Bestellnummern eingefllhrt haben, so wäre doch zu wünschen, daß die noch abseitsstehenden Verleger recht bald ihrem Beispiel folgten. Allgemein sollte das System noch schärfer gehand- habt werden, da selbst das Publikum überraschenderweise sich danach richtet und häufig schon nach Nummern verlangt. Das mutz natürlich zu Schwierigkeiten führen, wenn ältere Auflagen keine Nummern bezeichnung tragen. Die Kataloge der Schulbuchverleger sollten möglichst jedes Jahr neu erscheinen, die genauen Preise und das Er scheinungsjahr angeben. Eine Einteilung in Gruppen mag für den Schulgebrauch angebracht sein: der Sortimenter wird die alphabetische Anordnung ebenso begrüßen, wie wenn einheitlich nach Nummern fakturiert wird. Der Verkehr zwischen Sortimenter und Verleger hat sich in den letzten Jahren trotz zweifellos vorhandener Schwierigkeiten erfreu licher gestaltet; bei beiderseits gutem Willen sollte eine weitere An näherung möglich sein. Pünktliche Zahler dürfen beanspruchen, daß ihnen in Rechnung geliefert wird und sie nicht für die Sünden anderer büßen müssen. Die teuren Nachnahmesendungen nutzen in erster Linie der Post, sie dürfen aus Billigkeitsgründen jedenfalls nicht dem Empfänger belastet werden. Es tut die gleichen Dienste und ist dabei billiger, wenn der Rechnungsbetrag über Leipzig ein gezogen wird. Vielleicht ist es auch angängig, den beim Umtausch Mütchen Abzug vou 10 Prozent nur von Fall zu Fall eintreten zu lassen. Bei umgehender freier Rücksendung, namentlich nach einem Irrtum in der Bestellnummer, wäre meines Erachtens Gutschrift in voller Höhe angebracht. Zeitz. TheoNölte i. H. Reinhold Jubelt G. m. b. H. Handbuch der kibliotbelisn'issenscliafl. von b'ritr Nilkrru 66. 1: 8cbrikt und 6ueb. b-eipLi^: Otto Uarr3880vvit2 1931. XIX, 876 8. 4" In Ualblecker KIV1 80.—. (vis ^bnadme Dies von dem bedeutendsten deutschen Fachmann, dem früheren Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek, jetzigen Professor der Bibliothekswissenschaft und Direktor des Bibliothekswissenschaft lichen Instituts an der Universität in Berlin, geplante und heraus gegebene Handbuch nimmt den Begriff Bibliothekswissenschaft in dem Umfange, wie ihn zuletzt Georg Leidingcr auf dem Göttinger Bibliothekartage 1928 umschrieben hat: Geschichte und Kunde der Schrift und des Buches, Geschichte der Bibliotheken und Biblio theksverwaltungslehre. Arnim Gräsel gibt in seinem fleißigen, aber auch schwerfälligen, und langweiligen, dazu jetzt ganz veralteten Handbuche der Bibliothekslehre (1902) in der Hauptsache nur die Verwaltungslehre. Den Anlauf zu einem vollständigeren, modernen Handbuche versuchte dann Viktor Gardthausen 1920; dieser Versuch ist wenig geglückt und bewies, daß ein einzelner heutzutage die Aufgabe nicht mehr bewältigen rann und daß ein Sammelwerk meh rerer Fachleute das Gegebene ist. Das neue Handbuch will nach der Zielsetzung des Herausgebers »nicht allein, was sich von selbst versteht, der Tatsache Rechnung tragen, daß die deutschen Bibliotheken und nicht viel anders die ausländischen in den letzten vier bis fünf Jahrzehnten mit ihrem enormen Aufstiege zum Teil auch Ziele und Arbeitsmethoden ge ändert haben. Darüber hinaus will es einmal grundsätzlich jede Erscheinung bei der Wurzel fassen, um sie durch geschichtliche Be leuchtung ihrer Entwicklung verständlich zu machen, und weiter will es, was die Hauptsache ist und was es am stärksten von der älteren Literatur unterscheidet, alle die besonderen theoretischen Kenntnisse zur Darstellung bringen, deren ein richtig konstruierter Bibliothekar in seinem Berufe nicht entraten kann und deren Aneignung allein der dienstlichen Praxis zu überlassen die bisherigen Erfahrungen keineswegs empfehlen«. 748 Bei diesem ersten Bande versteht sich die historische Einstellung noch von selbst. Mehr Neues erwarten wir von ihr im zweiten. Denn die Bibliotheksgefchichte beschränkt sich bisher überwiegend auf die äußere Entwicklung. Die Geschichte der inneren Einrichtungen, der Verwaltung, der Kataloge usw. ist noch sehr wenig zu ihrem Recht gekommen. Der Einheitlichkeit des Ganzen wegen sind die Bearbeiter durch weg Bibliothekare, teils solche, die auf dem ihnen übertragenen Ge biete selbständige Forschungen getrieben haben, teils solche, die in jahrelanger Arbeit mit ihm vertraut geworden sind. So sind in sehr erfreulicher Weise die Absichten des Heraus gebers im großen und ganzen überall erreicht: Wiedergabe des gegenwärtigen Standes unseres Wissens, aber doch möglichst auch eigene Kritik und Herausarbeitung neuer Forschungsergebnisse, Be schränkung auf das Wesentliche und Notwendige, besonders auch in den Literaturangaben. Die Bibliothekare und Bibliotheksanwärter sollen finden, was sie wissen müssen oder was ihnen beim Nach schlagen den weiterführeuden Weg zeigt. Die Voraussetzungen des Buches sind Sprache und Schrift. Uber die Sprachen gibt einen Überblick H. Schnorr v. Ca ro ls seid (München): er erörtert anschließend die Transskrip tionsfragen, besonders die bibliothekarischen. Sehr eingehend und gründlich stellt A. Bömer (Münster) die Schrift und ihre Ent wicklung dar; auch die Schreiber, die Beschreibstoffe, die Schreibgeräte und die Buchform sind einbezogen. Es folgen Buchmalerei (A. Boeckler, Berlin), Allgemeine H a u d s ch r i'f t e n k u n d e (K. Löffler, Stuttgart), Zur Papyruskunde (K. Preisen- danz, Karlsruhe). Die Reihenfolge hatte ich eher umgekehrt erwartet. So klare und sachkundige Gesamtdarstellungen der Papyruskunde und der Buchmalerei (allerdings mit Ausnahme der orientalischen) er füllen wirkliche Bedürfnisse. Löffler, der früher (bei Hiersemaun) eine Einleitung in die Handschriftenkunde veröffentlicht hat, be schränkt sich im wesentlichen auf Beispiele für die Handschriften- wauöerungen, auf die heutigen Handschriftensammlungen und die Handschriftenkataloge sowie die Palimpseste. Die Betrachtung der einzelnen Handschrift scheint mir zu summarisch zu sein und nicht ganz auszureichen. Mit vorsichtiger Kritik und ruhiger Sachlichkeit behandelt E. v. Rath (Bonn> die Geschichte des Buchdrucks und der Buchillustration bis 1600. Der Blockdruck und der Typendruck der Ostasiaten und das Buch von Carter (1925) werden nicht erwähnt, obwohl doch wenigstens der Blockdruck westwärts ge wandert ist. Ob die Blockdrucke Vorläufer des Buchdrucks sind, läßt sich »mit Sicherheit nicht erweisen«. In den Kapiteln über Guten berg und die ersten Drucke wird der von Schorbach, Dziatzko, Schwenke, Zedler, Seymour de Ricci usw. begründete Stand der Forschung wiedergegeben. Im Gegensatz zu diesem heißt es von dem Uissale speeialo, es sei kein Zweifel, daß sehr vieles für seine frühe Entstehung in Mainz spreche. Das ist ein großer Erfolg von Otto Hupp. Aber Haebler ist für die Datierung »um die achtziger Jahre«, Ricci »um 1460«. Die Costerlegende und die neueste Ver mutung von Zedler, daß die 42zeilige Bibel das Werk Fusts und Schössers, nicht Gutenbergs sei,' werden zurückgewiesen. Der Ein wand Haeblers gegen die Datierung der ältesten Drucke lag noch nicht vor. In die Geschichte der einzelnen Druckerstätten ist auch die Ge schichte der Illustration einbezogen. Die kuustgeschichtliche Zusam menschau kommt dabei etwas zu kurz. Anderseits wird bei der Trennung in den folgenden Beiträgen einiges doppelt besprochen. Den Buchdruck von 1600 bis zur Gegenwart und die Buchillustration von 1800 bis heute behandelt der Fachmann der Deutschen Bücherei, I. Rodenberg, die Buchillu stration im 17. und 19. Jahrhundert H. Wegener (Berlin). Die Geschichte des Bucheinbandes von M. I. H u - s u n g, dem Bearbeller des großen Einbandwerkes der Preußischen Staatsbibliothek, überholt das bekannte Buch von Loubier durch manche Einzelergebnisse und durch die wissenschaftlichen Nachweisun gen. Die Einbandkunst unserer Zeit ist aber leider beiseite gelassen, weil »diese neueste Periode zu kanonischer Betrachtung noch nicht reif genug ist«. Es muß ja nicht alles erst kanonisiert sein. Eine sehr ausführliche Darstellung (über 100 Seiten) hat die Geschichte des Buchhandels vom alten Griechenland bis zur Neuordnung nach dem Weltkriege gesunden; ihr Bearbeiter ist E. Kuhnert (Berlin). Die Bibliographie ist aus eine kurze Darstellung ihrer Theorie und Geschichte durch G. Schneider (Berlin) beschränkt. Daß der Verfasser ein rühmlich bekanntes be sonderes Handbuch (bei Hiersemaun)' veröffentlicht hat, kann diese weitgehende Kürze doch wohl nicht ganz rechtfertigen. Auf die Nen nung vou fachwissenschaftlichen Bibliographien wird ganz verzichtet. »Auch die dürftigste Auswahl müßte Hunderte von Titeln bringen, weshalb von ihrer Aufführung hier abgesehen wirr.« Nach meiner