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63 1849 zweierlei Preise, für Norddeutschland und Oesterreich? Hätten sie dieses gethan, so würde dem österr. Sortimentshändler nicht zugemu- thet werden, daß er sein Hab und Gutzusetzen muß, wenn ec den Willen der Verleger erfüllen will. Um dieses zu bekräftigen, theile ich folgende Preise mit: bstcrr. Preis. norddeutsch. Preis. kloorelr, Oollo.x, 5 fl- 30 kr., 6 fl- — kr. Wolny, Mähren, per Heft . . — - 45 - 1 - — - Kreiskarten von Mähren, per Blatt — - 50 - 1 - — - Mähren unter Rudolph . . . — - 36 - - - 45 . Jurende's Pilger, per Jahrgg. 2 - 12 - gestempelt 3 - — - ungestempelt. Diese Werke sind nur aus meinem Verlage, und tausende Bei spiele könnte ich aus anderem Verlage auszählen. Noch weniger ist dadurch der österr. Sorlimentist im Stande die Bücherpreise nach dem Course der Banknoten zu erhöhen und die Cours-Differenzen zu tragen, da einige Handlungen, namentlich die Expedition der Jllustcirten Zeitung, in den Zeitungen ankündigten, daß sie Banknoten al pari annehmen. Wie kann der Sorlimentist nach diesen Ankündigungen sich ecdreisten, den Preis wegen Cours- Differenzen zu erhöhen? Wie ungerecht es daher ist, Handlungen, die stets ihren Verpflich tungen nachkamen, die Rechnung zu sperren, Fortsetzungen und Zeit schriften voczuenthalten, dieses überlasse ich der Begutachtung jedes einsichtsvollen Verlegers, und habe die feste Ueberzeugung, daß nach dieser der Wahrheit getreuen Darstellung, von den Verlegern Schritte gethan werden, den gestörten Geschäftsgang solider Handlungen nicht mehr zu hemmen. Brünn, den 12. Jan. 1849. Carl Winiker. Korrespondenz auö Wien. Januar 1849. Motto: ,,Die Preßfreiheir ist durch unsere Erklärung der Aufhebung der Cen- sur, in derselben Weise gewährt, wie in allen Scaalcn, wo sie besteht." Aus dem Manifeste Sr. Ma jestät Kaiser Ferdinand des Gütigen, dat. lä./III. 48. Es dürfte nicht uninteressant sein, zu erfahren, auf welche Weise obige Gewährung während des „Ausnahms-Zustandes" in dem freiheitsbegeisterlen Wien ausgeübt wird, und so will ich denn den deutschen Buchhändlern einige Facta erzählen, wie sich hier jetzt deren täglich ereignen. Man muß jedoch nicht glauben, daß solche Be schränkungen durch die Censur ausgeübt werden, Gott bewahre! diese ist ja für alle Zeiten „aufgehoben," dagegen ist aber die „Mili- tair-Commandanlur," welche zum Heil des dummen Volkes und zur Aufrechthalrung der Ruhe und Ordnung eingesetzt ist, in voller Tä tigkeit, und dieser muß denn auch „vorläufig" Alles, was gedruckt wer den soll (außer Speisezettel und Visitkarten) zur Genehmigung vorge- legl werden. Doch zur Sache. Einer hies. Handlung wurde eine Anzahl Pla kate von Westermann, zu Rotteck's Weltgeschichte eingesandt, auf demselben wird der aufwieglerische Verfasser „der edle Vorkämpfer für deutscheFreiheit" genannt. Besagtes Placat mußte jedoch vor dem Anschlägen der Censur, wollt ich sagen der Commandantur, vorgelegt werden und stehe da — diese strich in richtiger Erkenntniß des Bösen, das von dem revolutionären Herrn Westermann dem gro ßen Geschichtsschreiber ercheilte Prädicat und der „edle Vorkämpfer für deutsche Freiheit" mußte überkleistert werden. Heil Preßfreiheit! Heil! Eine andere Handlung hatte in ihrem Auslaqekasten das Por trait des unglücklichen Blum. Eines schonen Tages reißen zwei Officiere die Ladenthür auf, stellen sich mit bedecktem Kopf, beide Hände in den Taschen, aus deren einer die Reitpeitsche in drohender Haltung herausblickt, vor den Gehülfen und der eine schreit mit Stentorstimme: „Herr, wenn Sie nicht augenblicklich den Lumpen (Blum) hereinnehmen, so schlage ich Ihnen die Scheiben entzwei. Hören Sie augenblicklich, lhun Sie eö, sonst werde ich zum Ober kommando gehen, das Ihnen zeigen wird, wie man zu handeln hat. Das ist eine schöne Gesinnung! Nur um das Gesindel noch mehr aufzureizen, weiden solche Demonstrationen unternommen"*). Aehnliches widerfuhr dem Spamer'schen Bilde „Die beiden Jesuiten." Der hochwürdige Herr, welcher die Hereinnahme begehrte, meinte: Gott sei Dank, jetzt ist die Zeit wieder gekommen, wo wir sprechen dürfen. Die Schaufenster scheinen überhaupt einer strengen Revision unterworfen zu sein. Messenhauser's „Erzählungen des österreichischen Hausfreundes" waren am Tage des Erscheinens noch nicht eine Stunde in einer Handlung am Kohlmarkt ausgestellt, alS schon von einem Polizei-Commissäc die Hereinnahme beordert wurde. „Es wäre doch höchst unpassend," meinte der Herr, „solche Sachen jetzt auszustellen." — Revision der Postpackete und Ballen sind bereits an der Tagesordnung, freilich nicht von einer Censur, sondern vorläu fig von einem Mauthbeamten. Man sucht nach Zeitungen, deren eine erkleckliche Anzahl verboten ist, als da sind Leuchtkugeln, Leuchtthurm, Prager Schnellpost, neue rheinische Zeitung rc- rc. ic. Einem Buchhändler wurde vor dem Verbote der Leuchtkugeln bedeu tet „man hätte doch von loyalen Staatsbürgern erwartet, daß sie solche Zeitungen nicht ausgeben würden." Ja ja es giebt revolutio näre Köpfe unter den hiesigen Buchhändlern, was schon daraus zu er sehen ist, daß die berühmte Adresse an Windischgrätz von der „Mehr zahl," folglich nichtvon Allen, unterschrieben wardagegen suchen frei lich die „gutgesinnten" die „loyalen" dafür zu entschädigen, so z. B- hat der Commissionär des H. Ehrlich in Prag, dessen Verlagsartikel „Schütte'sOctober-Revolution"nicht sogleich nach Ankunft ausgegeben, sondern ein Exemplar devotest der Militär-Comman dantur vorge legt und erst nach Gutheißung derselben, die Bei schlüsse an die hiesigen Handlungen befördert. Sapionli «st! ein andermal mehr aus Wien. X. V. 2. *) Nach Erinnerung des betreffenden Commis, der die Tharsachc zu beschwören bereit ist, wörtlich. Beitrittserklärungen. Die Unterzeichneten treten dem in Nr. 111 des vor. Jahrgangs des Börsenblattes, unter der Aufschrift: „Aufforderung an den Vorstand des Börsenvereins" vom Collegen Kemps abgedrucklen Anträge hiermit bei. Cassel, den 8. Jan. 1849. I. I. Bohne. I. Luckhardt'sche Buchhdlg. Wilhelm Appel. Dem Antrag des Herrn C. Kempf in Cassel, betreffend die Stuttgarter Denkschrift, treten bei Passau, den 5. Jan. 1849. Elsässer L Waldbauer. (Ambrosi's Buchhandlg.) Todesfall. Herr M. F. Jasper in Wien ist am 13. Januar, Morgens 1 Uhr, im 43. Jahre seines Lebens an einem Brustleiden gestorben. 10*