Volltext Seite (XML)
534 Der Markt von Total«. Gränze von Tigre. Gora hinausgeflogen, weil er fürchtete, der Räuber könue ihn nock einmal zurückrufen. Unterwegs mußte er sich nach Sonne und Ster nen richten, denn den Kompaß hatte ja Adara Bille genommen. So zog er durch das herrliche Thal Totala, wo ein berühmter Markt gehalten wird, auf welchem Kaufleute aus allen Theilen Abes siniens sich versammeln. Sie handeln mit Pferden, Häuten, Klei dern, Tuch, Salzstücken und Sklaven; 30 Salzstücke gelten so viel wie ein Maria Theresiathaler. Durch das Thal fließt der Gerado; die Hügelseiten sind mit Wacholderbäumen bedeckt und man steht auf den Höhen Reihen von Wäldern und Dörfern. Als Krapf ste llen bleiben wollte, nm die herrliche Gegend zu betrachten, trieben ihn die Soldaten vorwärts und riefen: „Ihr feid unser Vieh, und wir können mit Euch machen, was wir wollen." Bei Totala war er über die Wasserscheide gekommen, denn der Berkvna, welchen er um Mittag erreichte, fließt nach Osten znm Hawasch. Unterwegs traf er einen Kaufmann, der ihm einen guten Rath gab. Adara Bille's Soldaten wollten ihn nämlich zu Ali Gongul briugeu, einem Statthalter Amade's, der Häuptling des Wollvstammes Tehuladere ist. Der Kaufmann rieth ihm, zu rechter Zeit die Bauern herbei zurufen, und darauf zu bestehen, daß man ihn zu Amade bringe. So geschah es auch, und dieser Häuptling, den es verdroß, daß Adara Bille Soldaten in sein Gebiet geschickt hatte, gab den Mis sionär sogleich frei. Bald nachher gelangte er in das erste christ liche Dorf. Aber die Beschwerden und Gefahren waren noch lange nicht zu Ende. Krapf reifete in nordöstlicher Richtung fort, denn zunächst wollte er nach der Stadt Antalo; dann ging er nach Nordwesten und erreichte nach siebenzehn Tagen Teknnda, das Gränzdorf von Tigre gegen das Land der Schoho; von dort geht dann der Weg weiter nach Massawa. Ans dieser ganzen Strecke gewährte die Gegend eine große Mannigfaltigkeit und Abwechselung. Der Weg führte bald durch fruchtbare Thäler, über Ebene» oder Hochgebirge, bald durch öde Wüsteneien, bald durch dichtbevölkerte Gegenden. Die Reisenden mußten sich durchbetteln. Manchmal fanden sie bei Mohammedanern und dann wieder bei Christen ein Unterkommen, welche sich insgemein nicht so gut benahmeu wie die Anhänger des Propheten von Mekka, und weit abergläubiger waren als selbst diese letzteren, welche insbesondere in Tigre sich sehr ungastlich zeigten. Endlich, am 29. April, langte Krapf in höchst abgerissenem, kläg-