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530 Krapf bei Adara Bille. heuchelte Adara Bille Freundschaft uud sandte Lebensmittel im Ueberfluß. Das Weitere mag Krapf selber erzählen. „Am 2. April brach endlich das Gewitter los, und die teuf lische Heuchelei des Häuptlings wurde offenbar. Vormittags kamen die Loten von Dair zurück, aber ohne bestimmte Antwort hinsicht lich meiner Rückkehr nach Schoa. Am meisten erstaunte ich darüber, daß mein Knecht an der Gränze von Adamie Dima gefangen ge halten wurde, und daß einer der Geheimräthe des Adara Bille sagte: „Dn hast keinen Freund ober Verwandten hier, als Gott." Dies erneuerte und verstärkte meinen Verdacht und trieb mich abermals zu dem Entschluß, bei Nacht zu entfliehe». Ich packte alle werth- vollen Sachen, Geld, Kleider, Kompaß, Höhenmesser, wichtige Schrif ten u. s. w. zusammen, und gedachte um Mitternacht in aller Stille das Haus zu verlassen, so daß ich gegen Tagesanbruch die Gränze vou Schoa hätte erreichen können. Den Tag über erforschte ich die Wege in der Umgegend von Gatira. Allein auch jetzt wieder brauchte Adara Bille seine vorige List, weil er wahrscheinlich von meinem treulosen Diener auf die beabsichtigte Flucht aufmerksam gemacht worden war. Adara Bille ließ mich rufen, und erklärte, der Statt halter von Dair habe nichts gegen meine Rückkehr nach Schoa, ich solle mich freuen, daß ich morgen gehen dürfe. Dies tagte der Treulose mit einer Vertraulichkeit und Freude, welche mich iu mei nem Entschluß zur nächtlichen Flucht wieder wankend machte, wobei ich freilich auch das in Betracht zog, baß der Knecht jetzt krank war, welcher an der Gränze gefangen gewesen war. Aber man sollte eben einem Barbaren kein Wort mehr glauben, wenn er einen einmal hintergangen hat. Ja, man sollte aus seinen Worten und seinem anscheinend freundlichen Betragen gerade auf das Gegentheil schlie ßen, und nur uach eigener Ueberzeugung handeln, ohne sich durch seiu Bezeugen irre führen zu lassen. In diesem Punkt werden alle Reisenden mit mir übereinstimmen. Kaum hatte ich die Wohnung des Häuptlings verlassen, so sandte der hinterlistige Mann einen frischen Vorrath von Lebensmitteln für meine Reise uach Schoa, um mich in meiner Meinung hinsichtlich der baldigen Abreise zu bestärken. Da ich hoffte, am nächsten Tag abreisen zu können, so hatte ich heute frische Kleider angezogen. Auch ging ich Abends bald zu Bette, um in aller Frühe am nächsten Morgen abzureisen. Ich war bereits eingeschlafen, als ich von einem Knecht des Häupt lings plötzlich aufgeweckt wurde mit dem Befehl, sogleich zu Adara