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529 Wadela, welcher einen Einfall in das Gebiet des Imam Liban ge macht hatte. Die Flüchtlinge eilten, um ihre Habe auf der Da- lantaebene in Sicherheit zu bringen. Krapf ließ sich anfangs nicht einschüchtern und setzte seinen Weg fort, aber bald nachher begeg nete ibm eine Verwandte des Imam, welche Alles eingebüßt hatte. Die Sachen standen sehr schlimm, ein Rückzug war unvermeidlich, alle Leute schafften ihr Bieh über den Baschilo. Auf die Frage, ob mau sich denn nicht für den Landesherrn Imam Liban wehren wolle, gab ein Mann zur Antwort: „Der Stärkste soll unser Herr sein: arme Leute suchen nur ihr Bieh, nicht ihren Herrn zu retten; er muß für sich selbst sorgen." Auch der Reisende ging über den Baschilo zurück, erklomm dann mit großer Anstrengung einen steilen Berg nnd erreichte das Dorf Gembargic, von wo er zum Imam Liban zurückkehren wollte. Allein die Verwirrung war überall so groß, daß vorläufig nichts Anderes übrig blieb, als wieder in das Gebiet des sreuudlichen Adara Bille zu gehen und dort das Wei tere abzuwarteu. In Gatira, wo Krapf am 28. März eintraf, äußerte Adara Bille große Tbeilnahme; führte jedoch viel Boses im Sinne. „Er hatte ja eine Wollo-Natur, deren Grundzug Höflichkeit und Freund lichkeit ist, verbunden mit Verschmitztheit und verrätherischcr Raub gier, gleich einer Hyäne, mit der die Wvllo sich selber vergleichen." Als der Reisende am 30. März Gatira verlassen wollte, besahl der Häuptling, er solle bleiben, bis er vom Statthalter in Dair Er- laubniß habe, ihn nach Schoa zurückzuschicken. Der Reisende sandte einen Boten mit einem erläuternden Briese nach Dair, aber man sperrte denselben ein. Wir erwähnten am Schlüsse des vorigen Abschnittes, daß bei den Wodadadscha, Zusammenkünsten der Galla, Offenbarungen Vorkommen. Eine solche wollte in Gatira der Priester Takir er halten haben. Sie sagte ihm, daß der Fremde viel Geld bei sich sühre und daß Adara Bille ihm dasselbe abnehmen solle. Von nun an ließ dieser den Missionär bewachen, nahm die Maulthiere weg, und ein Soldat begleitete ihn auf Schritt und Tritt. Als er etwas ein- kaufte, sagte der Wächter: „Wozu diese Verschwendung?" Ein Bett ler verlangte einen Thaler und sprach: „Du weißt nicht, ob Du glücklich wieder von hier sortkommst, oder als ein Bettler, wie ich bin." Krapf beschloß zu entfliehen, berieth darüber mit einigen seiner Diener, aber unter ihnen war ein Verräther. Noch immer Reisen in Arabien nnd Ostafrika. II. Z4