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ist ihnen mit Recht das Fasten zuwider. Die Christen sollen sich des Tabakrauchens und Kaffeetrinkens enthalten, und das widerstrebt den Galla eben so wohl, wie das Zahlen von Abgaben an die Priester, das Kirchenbauen, die Taufe, und die blaue seidene Hals schnur, an welcher man die Christen erkennt. Diese wollen ibr klägliches Treiben den Galla aufzwingen, weil sie ihr Christenthum für ein Hülfsmittel der Herrschaft betrachten. Manchmal gelingt die Bekehrung, und dann ist der Galla „gcchristlicht", in abessini scher Weise. Der Eidschwur wird gewöhnlich bei einer Grube geleistet; Hei- rathen schließt mau vor dem Kriegsvbersten; auf den Gräbern pflanzt man Alos. Der Verstorbene geht in den Garten zu Waka und er langt Glückseligkeit, wenn die Alos zu blühen beginnt. Für einen erschlagenen Stammgenossen zahlt mau hundert Ochsen Strafe, für eine Frau nur fünfzig. Die religiösen Vorstellungen der Ormanen, wie Krapf die Galla nennt, sind viel reiner und ausgedehnter, als die bei anderen ost- afrikanischen Völkern. Götzenbilder sind allen unbekannt. Sie hal ten die Vorstellung eines höchsten Wesens fest. Die Schlange ist Mutter des Menschengeschlechts; deshalb wird sie verehrt. Unter Wak, dem höchsten Wesen, stehen zwei Untergottheiten, eine männ liche, Oglie, und eine weibliche, Atetie; letztere ist Göttin der Fruchtbarkeit, und ihr empfehlen sich besonders die Frauen. Die Wollo Galla, welche aus sieben Stämmen bestehen und die Län der zwischen dem nördlichen und südlichen Abessinien im Besitze ha ben, sind fanatische Mohammedaner, und werden an Raubsucht und Treulosigkeit kaum vou einem andern Volke übertroffen, obwohl sie von Außen höflich und freundlich sind. Indessen berauben sie den Fremden nur, und tödten ihn nicht. Das letztere geschieht bei den heidnischen Galla Jedem, der nicht ein Mogasa ist, ein Günstling ihres Heiu, d. h. Häuptlings; dieser wechselt alle sieben Jahre, ist Friedensrichter und hat die Oberleitung im Kriege. Bei den Wolle Galla herrscht ein eigenthümlicher Brauch. Die Großen kommen am Mittwoch und Freitag Morgens früh zusam men, sagen ihre Gebete her, trinken Kat und rauchen Tabak. Die Priester dürfen nicht fehlen bei dieser Wodadscha, das heißt Vereinigung, Zusammenkunft. Die Männer glauben, daß sie wäh rend derselben göttliche Offenbarungen, namentlich über Kriegszüge,