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nach Norden. Krapf besuchte das Torf Likoni, wo er den Leuten etwas „von ewigen Gütern" anbieten wollte, allein sie schlichen bis ans einige Wenige fort. Im Dorfe Jumbo feierten die Wanika ihr Wagnaro, ein grausames „Spiel", der jungen Männer, welche eine gewisse Altersstufe erreicht haben. Sie bestreichen sich den ganzen Körper mit weißer und grauer Erde, bleiben in völlig nack tem Zustand so lange in den Wäldern, bis sie einen Menschen ge- tödtet haben, waschen sich dann und kommen nach Hause, um Zech gelage zu halten. Gewöhnlich lauern sie einsamen Reisenden auf. Rab bai Mpia (Neu- oder Klein-Rabbai), wo die Mission angelegt wurde, besuchte Krapf zum ersten Male am 25. März. Dieses Dorf war vor etwa einem Bierteljahrhnndert gegründet nnd zählt nur ungefähr 25 Hütten; man gelangt ans sehr steilem Pfade zu der Höhe, auf welcher es in einem Walde von Kokospalmen liegt. Es war ein günstiger Umstand, daß es gerade regnete, als der Eu ropäer zum ersten Male diese Stätte betrat, denn die Wanika mein ten, der Fuß des weißen Mannes bringe Regen. Nach Osten hin hatte dieser eine herrliche Anssicht auf das Meer, auf Mombas und das Niederland; gegen Norden hin lag das Flachland der Wanika und Wakamba, nach Süden war Wald, welcher den halbiuselartigen Hügel mit dem flachen Lande verbindet, nnd rechts und links eine tiefe Schlucht hat. Die Höhe über dem Meere beträgt 800 bis 1000 Fuß, und Krapf hatte gleich den Eindruck, daß hier der reckte Ort für ein Missionshaus sei. Auf dem Rückwege sah er zum ersten Male den Berg Kadiaro, der etwa 36 Stunden von Rabbai ent fernt liegt und 4000 Fuß hoch ist. Bis zum Juni 1846, also ehe Rebmann eintras, beschäftigte sich Krapf in Mombas mit dem Studium der Pokvmv- uud Galla- sprache uud machte von Zeit zu Zeit Ausflüge. Im August 1845 besuchte er das Wauikadorf Emberria, wo eine große Gallakara- wane angekommcn war. Die Galla leben dort einige Wochen lang friedlich mit anderen Stämmen zusammen, aber sobald sie wieder ans einander sind, beginnt die alte Feindschaft von Neuem. Die Führer der Gallakarawane müssen bei ihrer Ankunft vor Emberria, wo sie ihr Lager außerhalb des Dorfes aufschlagcn, eineu Schwur ablegen, daß sie Frieden halten wollen; trotzdem werden sie von den Wanika stets bewacht. Sie nehmen im Handel keine Thaler, sondern nnr Baumwollenzeug, Kupfer uud Glasperlen. Bon den Baniancn und Suaheli kaufen sie Sklaven, um denselben die Scham- 28*