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zurückgeworfen. Im Frühjahr 1858 erschlugen sie Ruhembe, Sultan von Usui, das nördlich von Unpanyembe auf der Straße nach Ka- ragwah liegt, drangen einige Monate später in Udschidschi ein, plün derten Guugu aus und wollten auch Kawelc angreifen. Hier aber stellten sich Araber, welche dort eben beträchtliche Waarenmengen liegen hatten, mit ihren musketentragenden Sklaven den Räubern entgegen und trieben sie fort. Das Land der Watuta wird nun be- gränzt im Norden von Utumbara, im Süden von Msene, nach Osten hin etwa von dem Meridian von Wiliankuru und im Westen von den Bergen Urundis. Sie werden von den Arabern als ein Hir tenvolk geschildert, das, wie die meisten Somal und die Wamasai, weder Häuser hat, noch das Feld bebaut; sie ziehen von einer Stelle zur andern, lagern unter Bäumen, an welchen sie ihre Matten aus- spanncn, und suchen sich die üppigsten Weidegründe aus. Höchstens tragen sie ein Mbugu, einen Mantel von Baumrinde, gewöhnlich gehen sie aber mehr als halbnackt. Auf ihren häusigen Raubzügen sind immer große Schaaren beisammen, die Weiber werden mitgenommen, Kinder und Habseligkeiten aus Ochsen geladen, auf deren Hörner man die hochgeschätzten Drahtringe hängt. Die Frauen sind Waffen träger und sollen auch an Gefechten theilnehmen. Der Watuta hält in jeder Hand einen kurzen Speer und einen großen Schild, ver achtet Bogen und Pfeil, sucht den Kampf Mann gegen Mann, und gebraucht den Speer niemals zum Werfen. Den Arabern zufolge „manövriren sie wie die Franken." Ihre Krieger, sagt man, zogen zu Tausenden (?) in vier oder fünf langen Reihen und sähen es darauf ab, den Gegner gleichsam zu umwickeln; Kriegsgeschrei haben sie nicht; Befehlszeichen geben sie mit eisernen Pfeifen. Des Sul tans Ehrenabzeichen besteht in einem Schemel von Messing; auf diesem sitzt er, von etwa einem halben Hundert Nettesten umringt, hinter der Schlachtlinie, aber seine Gewalt über diese unbändigen Menschen ist nur gering. Die Watuta weichen nur selten zurück und kümmern sich nicht um ihre Todten oder Verwundeten; eben so wenig nehmen sie erschlagenen Feinden einen Körpertheil, ein Glied, als Siegeszeichen ab, was bekanntlich die Abyssinier thun; ein solcher Brauch scheint südlich vom Aequator unbekannt zu sein. Diese wilden Nomaden haben jetzt noch eine heilsame Furcht vor Feuerwaffen und reißen allemal aus, sobald sie die rothe Fahne einer Karawane sehen. Sie sind nicht ungastlich und empfangen Gäste mit Ehrenbezeigungen. Die erste Frage an einen Fremden Reisen in Arabien und Ostafrika. II. jg