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Fähren in Thätigkeit. Die Dörfer oder richtiger bezeichnet arm seligen Weiler liegen in Klumpen auf der Ebene umher, umgeben von Sümpfen; die sogenannte Rhede von Ukaranga ist ungeschützt, wird aber manchmal von Kaufleuten, welche sparen wollen, jener von Kawele vorgezogen, und von Reisenden besucht, die nach Uguhha gehen. Aber das Volk ist so trag, daß es kaum genug Getreide für sich selber baut und sich nicht einmal bemüht, Netze zum Fisch fang ausznwerfen. Man verkauft Bambus nnd Bauholz nach Ka wele, aber die beim Fällen beschäftigten Arbeiter sind gewöhnlich aus Udschidschi. Die Landschaft Udschidschi gränzt im Norden an die Höhen von Urundi, hat im Süden Ukaranga, im Osten Ubuha, im Westen den See. Im Nordosten liegt das Land Uhha, welches durch die räuberischen Watnta in eine Wüstenei verwandelt worden ist. Der Hauptort war im Jahre 1858 Kawele; westlich von demselben ist, der Felseninsel Bangwe gegenüber, der Bezirk Gungn; nach Südosten hin ist der Distrikt Ugoyvge, welchen die Araber besuchen. Von Kawele ans überblickt man die Besitznngen von vielleicht sechs unabhängigen Stämmen. Karawanen lagern sich ge wöhnlich ans einige Tage' in den Dörfern am Ruche. Das geschieht einem alten Herkommen gemäß. In Ostafrika gilt jeder Fremde so lange für einen Feind, bis er freundliche Absichten kund gege ben hat, und manche Dörfer kann er, wie schon mehrfach bemerkt worden ist, ohne ausdrückliche Einladung gar nicht betreten. Anch heute noch mnß der Reisende bei den Somal und den Galla, den Wamasai und Waknasi sich unter einen Banm setzen, und dort ab warten, bis die Dorfältesten sich nach seinem Begehren erkundigen; dann erst wird er in den Ort geleitet. Dieser Brauch gilt sowohl an der Küste wie am See nnd hat jetzt einen commerciellen Grnnd. Die Karawane macht auf einem neutralen Platze Halt und die Sultane oder Häuptlinge der verschiedenen Dörfer senden dann be sondere Boten mit Geschenken, im Innern Elfenbein nnd Sklaven, in den Küstengegenden Zeug und Lebensmittel. Der Ausdruck dafür ist Magubiko, nnd die Geschenke dienen als Beweis, daß man den Handel eröffnen wolle. Man giebt gute Worte, macht Versprech ungen; der Mtvngo, das Oberhaupt der Karawane, hält vielleicht eine Woche lang ernsthafte Beratschlagungen mit allen Genossen, wählt dann seinen Gastfrennd, die übrigen Karawanenleute finden gleichfalls ein Unterkommen. Dafür entschädigen sich dann die