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und Giraffen weideten, und sahen bald nachher den Ziwa. Die Araber hatten mir in Jnenge viel von diesem Wasserbecken erzählt, und ich hätte demgemäß glauben können, daß ein Kriegsschiff dar auf schwimmen könne; allein Kidogo hatte ganz richtig ein Sprüch- wort der Suaheli hingeworfen: „Chabari ya mbhali," d. h. Nach richten, die weit Herkommen; zu Deutsch: wer ans weiter Ferne kommt, hat gut lügen. Der Ziwa war in der Wirklichkeit nnr ein seichter Teich. Er liegt 3100 Fuß über dem Meeresspiegel auf der niedrigsten westlichen Flächenebene der Marenga Mkhali und ist der tiefste von den vielen überschwemmten Gründen oder Ver tiefungen, die nördlich, nordöstlich und nordwestlich von ihm lie gen. Im September 1857 hielt er etwa 300 Pards im Durch messer und war nur in der Mitte so tief, daß man ihn nicht durch waten konnte; Boden und Ufer bestanden aus zähem Thon, man sah den Ring, von welchem das Wasser allmälig znrückgewichen war. Anfang Decembers 1858 war nichts übrig, als trockener, von tiefen Erdspalten durchzogener Schlamm, und der Ziwa schon lange aus getrocknet, weil es nur spärlich geregnet hatte. Wenn er Wasser hat, lagern dort die Karawanen; in der Umgegend ist großes Wild häufig, namentlich kommen Elephanten, Giraffen und Zebras bei Stacht, um zu trinken; auch manche Vögel stellen sich gegen Abend ein, insbesondere große Steppenhühner mit dunkelm Gefieder, Perl hühner, Kibitze, wilde Tauben rc. Ist der Ziwa trocken, so lagern die Karawanen eine halbe Stunde weiter in dichtem Gebüsch, wo sie bei einigen Wagogodörfern schlechtes Wasser in Brunnen finden, wer aber daraus schöpfen will, muß zuvor die Erlaubniß der Ei genthümer einholen. Darüber hat schon oft blutiger Streit sich erhoben. Vor einigen Jahren wurde eine große Wanyamwezikara- wane vernichtet, nachdem des Wassers wegen ein Zwist ausgebrochen war. Damit die Brunnen nicht erschöpft werden, werfen die Eigen thümer nach einer gewissen Stunde Euphorbien, Asclepias und Solanaceen hinein, und verdecken sie dann mit Strauchwerk, um die Verdunstung zu verhindern. Beim Ziwa beginnt das System der Kuhonga, der Zwangs abgaben und Erpressungen. Bis dahin waren alle Häuptlinge mit kleinen Geschenken zufrieden gewesen, aber in Ugogo wird erforder lichen Falles der Tribut mit Gewalt erhoben, und Niemand kann sich demselben entziehen. Ein Reisender darf ihn schon darum nicht Verweigern, weil sonst die Träger ohne Weiteres entlaufen würden;